Lektion in Sachen Liebe. Barbara CartlandЧитать онлайн книгу.
sind voller Spannung und Geheimnisse«, erklärte Marisa dem Kind. »Es gibt auch welche über Feen und Elfen, und wenn wir uns große Mühe geben, finden wir vielleicht sogar Abbildungen davon.«
»Wirklich?« fragte Aline mit großen Augen. »Das hat mir noch niemand erzählt.«
»Vielleicht solltest du’s nicht wissen«, entgegnete Marisa achselzuckend und erreichte damit genau das, was sie erreichen wollte: Aline war entschlossen, sich nichts mehr vorenthalten zu lassen, was sie interessierte.
»Sollen wir gleich nachsehen?« schlug das Kind vor.
Marisa hatte auf dem Mitteltisch der Bibliothek einen roten Lederband entdeckt und schlug ihn auf. Ihre Vermutung bestätigte sich; es handelte sich um einen Katalog.
»Damit können wir uns behelfen«, sagte sie. »Erinnerst du dich, Aline, als ich dir im Salon die Geschichte des wunderhübschen kleinen Tisches erzählte, der Königin Marie Antoinette gehörte? Oder von den Damen bei Hofe, die so alberne, hohe Perücken trugen, bis eine der Damen eines Tages feststellte, daß sich Mäuse in ihrer Haarpracht eingenistet hatten.«
Aline kicherte vergnügt.
»Sie muß sehr dumm gewesen sein! Sie hätte sie doch piepsen hören müssen!«
»Wollen wir nachschauen, ob wir in einem der Bücher hier vielleicht eine Abbildung einer solchen Perücke finden?« schlug Marisa vor.
»Wo fangen wir an?« Aline war Feuer und Flamme.
Sie stiegen die zierliche Wendeltreppe hoch, die zu einer kleinen Galerie führte, die unter anderem die französische Abteilung beherbergte. Zu Alines Entzücken entdeckte Marisa einen Bildband über Kostüme und Frisuren aus der Zeit Ludwigs XV.
Sie amüsierten sich über die turmhohen Perücken und die weiten Reifröcke, dann stellte Marisa das Buch ins Regal zurück.
»Wir müssen es genau an seinen Platz zurückstellen«, belehrte sie Aline, »sonst verbietet man uns womöglich, die Bibliothek zu benutzen, weil wir alles durcheinandergebracht haben.«
»Das kann man uns nicht verbieten«, erklärte Aline heftig.
»Sicher nicht, wenn wir sehr sorgfältig mit den Büchern umgehen«, erwiderte Marisa. »Doch jetzt sollten wir schleunigst nach oben gehen, um unseren Tee zu trinken.«
»Ich mag keinen Tee«, murrte Aline.
»Aber ich«, erklärte Marisa. »Wenn ich keinen Tee und etwas Gebäck bekomme, werde ich bestimmt zu schwach sein, dir weitere Geschichten zu erzählen.«
»Kennen Sie noch mehr solche spannende Geschichten?« fragte Aline interessiert.
»Unzählige«, erwiderte Marisa. »Und wenn ich keine mehr weiß, suchen wir in eurer herrlichen Bibliothek neue heraus und lesen sie gemeinsam.«
»Stehen in den Büchern wirklich so spannende Geschichten drin?« fragte Aline mißtrauisch. »Nanny sagt, sie wären nichts als alte Staubfänger.«
Es war offensichtlich, daß Nanny viel Schuld an Alines mangelndem Lerneifer und ihrem störrischen Benehmen hatte.
Im Kinderzimmer war der Teetisch bereits gedeckt, und Marisa schlug vor, die Hände zu waschen, bevor sie sich an den Tisch setzten.
»Ich mag meine Hände nicht waschen«, sagte Aline trotzig.
»Aber ich«, erwiderte Marisa. »Im Zug wird man immer scheußlich schmutzig, und ich mag keinen Staub und Ruß essen.«
Sie begab sich in ihr Zimmer. Als sie zurückkehrte, sah sie, daß Aline sich ebenfalls die Hände gewaschen hatte, ging aber mit keinem Wort darauf ein.
Bei Tisch meinte Marisa im Plauderton: »Wir sollten in diesem Zimmer einiges verändern.«
»Eine meiner Gouvernanten hat mal die Möbel umgestellt, aber Nanny hat dann alles wieder an den alten Platz gerückt, weil sie keine Veränderungen mag.«
»Ich finde, es macht Spaß«, beharrte Marisa. »Als erstes sollten wir dieses Zimmer nicht mehr Kinderstube nennen, sondern Unterrichtsraum. In deinem Alter braucht man kein Kinderzimmer mehr.«
»Wirklich?« fragte Aline.
»Allerdings«, erwiderte Marisa. »Das gilt auch für die Spielsachen.«
Alines Blick wanderte zu den Sachen in der Ecke.
»Sie meinen, wir sollten sie einfach wegräumen?«
»Warum nicht? Wir räumen sie beiseite und schenken sie irgendwann einmal einem armen kleinen Mädchen, das sich darüber bestimmt sehr freuen wird. Du könntest die Sachen dann selbst hinbringen.«
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