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Ich schenke dir mein Herz. Barbara CartlandЧитать онлайн книгу.

Ich schenke dir mein Herz - Barbara Cartland


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verließen jetzt mit diesen das Schiff.

      Ängstlich beobachtete Melita einen großen, dicken Franzosen mit einer sehr lauten Stimme, der mit einem Matrosen sprach. Er hatte einen winzig kleinen Schnurrbart und sah wie ein aufgeblasener Ballon aus. Sie hoffte inbrünstig, daß dies nicht ihr zukünftiger Chef sein möge. Aber er war nur gekommen, um ein großes Paket abzuholen, das er dann schwitzend die Gangway hinuntertrug.

      Die Luft war heiß und etwas feucht, aber nicht unangenehm. Eine kühle Brise kam vom Meer, und Melita sah, wie sich die Palmen graziös im Wind bewegten. Daneben standen blühende Bäume, die ihr besonders gefielen.

      Mit wachsender Nervosität wartete sie darauf, abgeholt zu werden. Vielleicht war ein Irrtum unterlaufen, und es kommt niemand, der mich abholt, dachte sie angstvoll. Oder die Familie des Grafen hatte sich anders besonnen und wünschte sie nicht mehr? Immer unruhiger blickte sie um sich.

      Dann sah sie einen hochgewachsenen Mann mit einem der Schiffsoffiziere sprechen. Sie hatte ihn noch nie an Bord gesehen, und ihr erschien er als der bemerkenswerteste Mann, den sie je gesehen hatte.

      Seine engen Hosen waren nach der neuesten Mode geschnitten, und die bestickte zweireihige Jacke ähnelte sehr den Jacken, die ihr Vater getragen hatte. Bisher hatte sie den Mann nur im Profil gesehen. Nun drehte er sich um und sah sie an.

      Das kann doch nicht der Mann sein, den ich erwarte, dachte Melita. Er ist doch viel zu jung und viel zu gut aussehend.

      Aber er kam ohne zu zögern auf sie zu, und wieder stellte sie fest, daß er der bestaussehende Mann war, den sie bisher gesehen hatte. Er hatte schwarzes Haar und dunkle Augen. Sein sonnengebräuntes Gesicht hob sich ab von dem weißen Kragen. Er war die personifizierte Eleganz, als er über das Deck ging.

      Erst als er sie erreicht hatte, bemerkte sie, daß auch er sie äußerst überrascht betrachtete.

      „Pardon, Mademoiselle”, begann er und nahm seinen Hut ab, „aber mir wurde gesagt, daß Ihr Name Miss Cranleigh sei.”

      „Das stimmt”, bestätigte Melita, „und Sie ...?”

      „Ich bin Comte de Vesonne.”

      Melita machte einen Knicks, aber der Graf starrte sie noch immer an.

      „Sie sind tatsächlich Miss Cranleigh, die ich hier erwarte, die Dame, die als Gouvernante für meine Tochter nach Martinique gekommen ist?”

      „Ich bin Melita Cranleigh, Monsieur, und meine Stiefmutter schrieb Ihnen über mich.”

      „Nom de Dieu!” Dieser Ausruf schien ihm entwischt zu sein. Dann sagte er in verändertem Ton: „Entschuldigen Sie, aber ich habe keinesfalls wissen können, daß Sie so jung sind. Ich habe jemanden in mittleren Jahren erwartet.”

      „Hat Ihnen denn meine Stiefmutter, Lady Cranleigh, denn nicht geschrieben ...?”

      „Sie schrieb mir, daß sie mir eine passende Gouvernante für mein kleines Mädchen schicken würde. Eine intelligente und erfahrene Person, die sie unbesorgt empfehlen könnte. Aber sie schrieb nichts davon, daß Sie die Tochter Lord Cranleighs sind.”

      Melita preßte die Lippen zusammen, sie wußte nur zu genau, was passiert war. In ihrem Bedürfnis, ihre Stieftochter loszuwerden, hatte Lady Cranleigh es für besser gehalten, darüber, wer Melita war und daß sie noch keine neunzehn Jahre alt war, Stillschweigen zu bewahren.

      „Es tut mir sehr leid, wenn ich eine Enttäuschung für Sie bin”, sagte Melita unbehaglich.

      Die Augen des Grafen blickten in die ihren.

      „Ich bin überhaupt nicht enttäuscht”, antwortete er. „Ich bin nur erstaunt, und vielleicht sollte ich hinzufügen, auch erfreut. Kommen Sie, ich bringe Sie an Land. Wir können auch noch später darüber sprechen.”

      „Ja, natürlich”, antwortete Melita und schaute auf ihr Gepäck, das neben ihr stand. Aber der Graf hatte schon mit dem Finger geschnippt, und wie aus dem Boden gestampft stand ein Träger vor ihnen.

      Der Comte nahm ihr die Reisetasche ab, und dann folgte sie ihm zur Gangway. Kurz davor traf sie einen der Schiffsoffiziere, der sich besonders um sie gekümmert hatte.

      „Auf Wiedersehen, Mr. Jarvis”, verabschiedete sie sich. „Ich möchte mich bedanken für die schöne Überfahrt. Und bitte richten Sie dem Kapitän meine Grüße aus.”

      „Das werde ich gerne tun, Miss Cranleigh. Und ich wünsche Ihnen alles Gute auf dieser wunderbaren Insel.”

      „Danke”, antwortete Melita und ging die Gangway hinunter. Als sie den Hafendamm erreicht hatte, sah sie sich um nach dem Grafen, der ihr folgte.

      Dann warteten sie, bis ihr Gepäck, fünf große Truhen, vom Schiff zum Kai gebracht worden war.

      „Ich hoffe, daß dies nicht zuviel für Ihre Kutsche ist?” fragte sie.

      „Ich habe eine Kutsche mitgebracht, die das ohne Schwierigkeiten schafft”, antwortete der Graf. „Ich finde, da es jetzt 1 Uhr ist, sollten wir die Kutsche mit dem Gepäck nach Vesonne schicken, während Sie und ich essen gehen. Später können wir mit meiner kleinen Kutsche folgen. Das heißt, wenn Sie nichts gegen offene Wagen haben?”

      „Im Gegenteil, das wäre wundervoll, dann kann ich etwas von der Landschaft sehen. Sie scheint sehr schön zu sein.”

      Der Blick des Comte lag auf ihrem Gesicht, und in ihm war ein Ausdruck, der sie etwas einschüchterte. Sie hatte den Eindruck, als wollte er sagen, daß auch sie sehr schön sei. Dann aber rief sie sich zur Vernunft und sagte sich, daß er wohl lediglich noch immer erstaunt über ihre Jugend war.

      Die große Kutsche war sehr geräumig und wurde von zwei Pferden gezogen. Zwei Kutscher kümmerten sich um das Gepäck. Sie verstauten es hinten in der Kutsche und auf dem Dach. Das Handgepäck wurde auf die Polster gelegt.

      Der Comte achtete auf sorgfältige Arbeit, und als alles fertig war, führte er Melita zu der offenen Kutsche. Sie war sehr sportlich und sah den Kutschen, die sie in Paris in den Parks hatte fahren sehen, sehr ähnlich.

      Der Graf half Melita in die Kutsche und nahm die Zügel, so daß der Kutscher, der die Pferde gehalten hatte, auf den Hintersitz sprang.

      Melita bemerkte, daß er eine Livree mit Wappenknöpfen und eine Kokarde am Hut trug, ganz wie die Diener in England.

      Sie fuhren durch die Straßen, und Melita konnte einen Blick auf die großen Gebäude werfen, auch auf das mit den zwei Türmchen, das sie vom Schiff aus gesehen hatte. Und sie erkannte, daß es tatsächlich die Kathedrale war. Auch das Rathaus war ein eindrucksvoller Bau mit einer großen Uhr über dem Haupteingang.

      Die Wohnhäuser hatten rote Ziegeldächer, und die Fenster waren ohne Glas, wie allgemein üblich im tropischen Klima. Viele der Straßen, durch die sie kamen, waren sehr eng, aber die große Hauptstraße, die am Meer entlangführte, war breit und schattig von den Bäumen, die dort standen und herrliche Blüten trugen.

      Überall wuchsen Blumen, der rote Hibiskus und die purpurroten bis rosa oder orangefarbenen Blüten des Bougainvillea.

      „Nun, wie gefällt es Ihnen?” fragte der Comte, nachdem sie eine Weile gefahren waren.

      „Es ist... wunderschön, viel schöner, als ich es erwartet hatte”, sagte Melita.

      „Kommen Sie aus London?”

      „Ja.”

      „Und Sie glauben, man könnte es mit so einer ehrfurchterbietenden Stadt vergleichen?”

      „Ich habe es eher mit Paris verglichen”, antwortete Melita. „Es ist doch das Paris der Karibik.”

      „Es ist eine gute Imitation, aber eben eine Imitation”, sagte der Comte.

      „Wären Sie lieber in Paris?”

      „Manchmal schon”, antwortete er lächelnd. „Aber weitaus öfter bin ich sehr glücklich hier in dem Sonnenschein und der Fröhlichkeit Martiniques.”


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