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Das Dekameron. Giovanni BoccaccioЧитать онлайн книгу.

Das Dekameron - Giovanni  Boccaccio


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was meine Frau macht, aber das weiß ich wohl, dass ich, wenn mir ein hübsches Ding in den Weg kommt, die Liebe zu meinem Weibe beiseite setze und mich mit der anderen vergnüge, so gut ich kann.“

      Ein anderer antwortete: „Ich mache es ebenso, denn wenn ich glaube, dass meine Frau sich ihren Spaß ebenfalls nicht abgehen lässt, so tut sie es vermutlich, und wenn ich es nicht glaube, so geschieht es darum nicht weniger, also denk‘ ich: Wurst wider Wurst, und wie man in den Wald hineinruft, so schallt‘s wieder heraus.“

      Ein Dritter sprach fast aus dem nämlichen Tone, und kurz, es schien, dass sie alle hierin wenigstens einer Meinung wären, dass ihre Weiber zu Hause ihre Zeit nicht müßig zubrächten. Nur ein einziger, namens Bernabo Leomellin aus Genua, sagte das Gegenteil und behauptete, dass er durch Gottes Gnade eine Frau besäße, die mit allen Tugenden geschmückt sei, die man sonst nur einzeln bei Männern und Frauen anträfe, und dass sie vielleicht in ganz Italien nicht Ihresgleichen hätte. Denn sie wäre nicht nur schön von Gestalt und jung an Jahren, sondern es gäbe auch keine Handarbeit und Geschicklichkeit, die einer Frau anstände, als Seidenarbeit und dergleichen, in der sie es nicht weiter gebracht hätte als irgendeine andere. Überdies könnte kein Knappe oder Kammerdiener gefunden werden, der eine Tafel sorglicher und geschickter bedienen, besser zu Pferde sitzen oder einen Falken abrichten könne als sie, indem sie in allen Dingen gewandt, klug und wohlerzogen wäre und dabei lesen, schreiben und rechnen könne wie der gewiegteste Kaufmann. Nachdem er ihr über diese und andere Dinge manchen Lobspruch erteilt hatte, kam er auch auf den Gegenstand, von dem die Rede war, und bekräftigte mit einem Eide, dass keine ehrbarere und keuschere Matrone auf der Welt gefunden werden könne und dass er daher überzeugt wäre, wenn er auch zehn Jahre oder auf immer abwesend von zu Hause bliebe, so würde sie sich nimmermehr von anderen Mannspersonen von gewissen Dingen etwas vorreden lassen. Unter den Männern, die diese Gespräche miteinander führten, war ein junger Kaufmann namens Ambrogiuolo von Piacenza, der über dieses letzte Lob, das Bernabo seiner Frau erteilte, ein lautes Gelächter erhob und ihn spöttisch fragte, ob denn ihm der Kaiser dies Vorrecht vor allen anderen Ehemännern gegeben habe.

      Bernabo antwortete ihm etwas pikiert, der Kaiser habe ihm kein Vorrecht verliehen, aber Gott, der doch wohl etwas mehr vermöge als der Kaiser, habe ihm diese Gnade erzeigt.

      Darauf erwiderte Ambrogiuolo: „Bernabo, ich zweifle keinen Augenblick, dass du nicht glaubst, die Wahrheit zu sagen, allein wie mich deucht, so hast du wenig auf die Natur der Dinge Acht gegeben; denn hättest du das getan, so halte ich dich nicht für so einfältig, dass du bei einigem Nachdenken dazu gekommen wärst, über diesen Gegenstand mit mehr Einschränkung zu reden. Und damit du nicht glaubst, das wir anderen, die wir so geradeheraus über unsere Weiber gesprochen haben, uns einbilden, sie wären anderen Sinnes und anderer Beschaffenheit als deine Frau, so will ich mich ein wenig ausführlicher über diesen Gegenstand erklären. Ich habe immer gehört, der Mann sei das edelste Geschöpf unter allen sterblichen Wesen, die Gott erschuf, und nächst ihm das Weib. Allein der Mann ist, wie man allgemein annimmt, und wie man auch in der Tat sieht, viel vollkommener, und da er mehr Vollkommenheit besitzt, so muss er auch unfehlbar mehr Kraft und Standhaftigkeit haben und hat sie auch wirklich. Deswegen sind insgesamt die Weiber viel flatterhafter, und man könnte die Ursache davon mit mancherlei Gründen aus der Natur erklären, die ich aber jetzt übergehen will. Wenn also der Mann mehr Standhaftigkeit besitzt und sich dennoch nicht enthalten kann, ich will nicht bloß sagen, der willigen Schönen entgegenzukommen, sondern die zu begehren, die seinen Sinnen gefällt, und nicht nur sie zu begehren, sondern auch alles anzuwenden, sie zu besitzen, und wenn ihm dieses nicht nur etwa einmal in einem Monat, sondern tausendmal an einem Tage widerfährt, wie erwartest du denn, dass das von Natur leicht bewegliche Weib den Bitten, den Schmeicheleien, den Geschenken und tausend anderen Künsten widerstehen soll, die ein schlauer Liebhaber bei ihr anwendet? Glaubst du, sie könnte standhaft bleiben? Wahrlich, du magst das behaupten, solange du willst, ich glaube nicht, dass du es glaubst, denn du sagst ja selbst, dass deine Gattin ein Weib ist und Fleisch und Bein hat wie andere Weiber. Wenn dieses der Fall ist, so muss sie auch mit ihnen einerlei Begierden gemein haben und weder mehr noch weniger Kräfte als die anderen, um diesen natürlichen Trieben zu widerstehen. Deswegen bleibt es möglich, sie mag so keusch sein, wie sie wolle, dass sie eben dasselbe tun wird, was die anderen tun, und was möglich ist, das sollte man nicht so unbedingt leugnen, oder das Gegenteil davon behaupten, wie du tust.“ Bernabo gab ihm zur Antwort: „Ich bin ein Kaufmann und kein Philosoph und will dir als ein Kaufmann antworten. Ich weiß wohl, dass den törichten Weibern dergleichen, wovon du sprichst, begegnen kann, allein diejenigen, die weise sind, halten so strenge auf ihre Zucht, dass sie stärker werden als die Männer, welche sich nicht so genau daran binden, und von solcher Art ist die meinige.“

      „Freilich“, versetzte Ambrogiuolo, „wenn ihnen jedes Mal, da sie solchen Anträgen Gehör geben, ein Horn vor der Stirne wüchse, das von ihren Handlungen zeugte, so würden, glaub‘ ich, wenige sein, die sich darauf einließen. Aber da wächst nicht allein kein Horn, sondern es bleibt auch weder Spur noch Zeichen übrig bei denen, die sich mit Klugheit benehmen, und die Schande und der Verlust der Ehre trifft nur solche Handlungen, die bekannt werden, was aber heimlich geschehen kann, das tun sie alle, oder wenn sie Närrinnen sind, so lassen sie es bleiben. Du kannst also versichert sein, dass nur die keusch bleibt, die entweder niemals in Versuchung geführt, oder die wohl gar abgewiesen ward, indem sie selbst die Rolle der Versucherin übernahm. Und wiewohl mir dieses alles aus natürlichen und unbezweifelten Gründen klar ist, so würde ich doch nicht bestimmt davon sprechen, wenn ich nicht oft und bei vielen die Erfahrung selbst gemacht hätte. Ja, ich sage dir dabei, dass ich glaube, wenn ich bei deiner eigenen Frau wäre, die eine solche Heilige sein soll, so würde ich sie in kurzer Zeit so kirre machen, wie ich schon so viele andere kirre gemacht habe.“

      Bernabo gab ihm peinlich berührt zur Antwort: „Mit Worten können wir lange streiten, du würdest dies behaupten und ich jenes, und am Ende kommt doch nichts dabei heraus. Aber weil du doch sagst, dass sie alle so leichtfertig sind und dass deine Kunst so weit geht, so bin ich bereit, um die Keuschheit meiner Frau zu beweisen, mir den Kopf abschneiden zu lassen, wenn du sie jemals bewegen kannst, sich dir auf eine unziemliche Art gefällig zu erweisen, und wenn du es nicht kannst, so soll es dich nicht mehr als tausend Goldgulden kosten.“

      Ambrogiuolo, der über das Ding schon in Wärme geriet, versetzte: „Bernabo, ich bin nicht so gesinnt, dass mir nach deinem Blut gelüsten sollte, wenn ich gewinne. Hast du aber Lust, es auf den Beweis dessen, was ich gesagt habe, ankommen zu lassen, so setze fünftausend Goldgulden, die dir doch wohl nicht so teuer sein werden wie dein Leben, gegen meine tausend, und wiewohl du mir keinen Zeitraum bestimmt hast, so will ich mich doch anheischig machen, nach Genua zu gehen und innerhalb drei Monaten, von dem Tage meiner Abreise an gerechnet, deine Frau zu bewegen, mir zu Willen zu sein, und zum Beweise dessen dir einige von ihren liebsten Sachen, mit einem Worte solche Merkmale mitzubringen oder anzuzeigen, dass du selbst dich für überzeugt erklären sollst. Du musst mir nur auf deine Ehre versprechen, dass du deiner Frau nichts von der Sache schreiben willst.“

      Bernabo sagte, er sei es völlig zufrieden, und obwohl die übrigen Kaufleute sich alle Mühe gaben, den Handel zu hintertreiben, weil sie sahen, dass großes Unheil daraus entstehen könne, so waren doch die beiden so erpicht darauf, dass sie ungeachtet aller Einreden der anderen ihre Wette einander schriftlich bekräftigten. Nachdem dieses geschehen war, blieb Bernabo in Paris und Ambrogiuolo ging nach Genua, wo er sich einige Tage aufhielt und sich genau nach der Wohnung und nach dem Lebenswandel der Dame erkundigte. Als er eben dasselbe von ihr hörte, was Bernabo von ihr behauptet hatte, und noch mehr dazu, so schien es ihm, dass er ein tolles Wagestück unternommen hätte, doch gelang es ihm, Bekanntschaft mit einer armen Frau zu machen, die viel in dem Hause der Dame aus- und einging und der sie sehr gewogen war. Da er diese Frau sonst zu nichts bewegen konnte, bestach er sie durch Geld, dass sie ihn in einem Kasten, den er sehr künstlich nach seiner eigenen Erfindung verfertigen ließ, nach dem Hause der Dame und in ihre eigene Kammer schaffte, indem sie die Dame bat (unter dem Vorwande, dass sie verreisen müsste), ihr die Kiste ein paar Tage aufzuheben.

      Die Kiste blieb demnach in der Kammer stehen, und als es Nacht ward und die Stunde kam, da Ambrogiuolo vermutete, dass die Dame im ersten Schlaf läge, öffnete er den Deckel und schlich ganz leise heraus. Bei dem Lichte


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