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Friedrich Schiller: Literatur- und theatertheoretische Essays. Фридрих ШиллерЧитать онлайн книгу.

Friedrich Schiller: Literatur- und theatertheoretische Essays - Фридрих Шиллер


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und Christus Kirche suchen. Zwar weiß ich, wer mich tödlich haßt. Mein Name steht obenan auf Karlos Todenliste, doch fürcht ich nichts, denn – Gott ist mit verdammt.

      Lerma. Darf ich dem weisesten der Könige mich demuthsvoll zu widersezen wagen? Ich läugne, was der Herzog sprach. Zu tief verehr ich meines Königs Majestät, als seinen Sohn so übereilt zu richten. Ich fürchte viel von Karlos heißem Blut, doch nichts von seinem Herzen.

      Philipp. Graf von Lerma, ihr redet gut, den Vater zu bestechen, des Königs Stüze wird der Herzog seyn. Doch morgen mehr – Jezt eil ich nach Madrid. (er wendet sich gegen das Gefolge) Mich ruft mein königliches Amt. Die Pest der Kezerei steckt meine Völker an, der Aufruhr wächst in meinen Niederlanden. Es ist die höchste Zeit – ein schauerndes Exempel soll die Irrende bekehren. Den großen Eid, den alle Könige der Christenheit am Krönungstage schwören, ich will ihn morgen lösen – hundert Opfer sind reif zum Tod – der Rauch von ihren Flammen verkündige dem dreimalheilgen Gott, wie glorreich Philipp seine Schuld entrichtet. Diß Blutgericht soll ohne Beispiel seyn. Mein ganzer Hof ist feierlich geladen. (der Königin den Arm reichend) Und Sie begleiten mich.

      Königin. (aus einer Betäubung erwachend) Zum Scheiterhaufen? Auch mich Barbar? – – – O Gott! sind sie’s, mein König? Barmherzigkeit! Was wollen sie? Wohin? Ich bin ein Weib – ein weiches Weib – ein Mensch.

      Philipp. Auch eine Christin hoff ich. Kommen sie es zu beweisen.

      Königin. Schrecklich! Nimmermehr!

      Philipp. Was? Nimmermehr?

      Königin. Erbarmung, mein Gemahl. Ich kann es nicht – verschonen sie – mir schaudert – ich kann das traurige Gericht nicht sehn.

      Philipp. So lernen sie’s und folgen! (mit Ungeduld sie am Arm nehmend)

      Königin. (die sich mit Abscheu und Entschlossenheit von ihm losmacht) Eh zum Tode!

      Philipp. (bleibt erstaunt stehn, und ruft unter die Versammlung) Was hör ich? Was entdeck ich? – Spanier! Schimpf eurem Gott und der kathol’schen Lehre! Die Königin des Reichs – Dom Philipps Frau – des allerchristlichsten Monarchen Tochter, erklärt sich laut für eine Kezerin!

      Königin. (wirft sich dem König erschrocken in den Arm) Nein, so wahr Gott mir helfen soll! – Ich folge. (der König führt sie hinweg. Man hört Musik, und der ganze Hof folgt nach.)

       Inhaltsverzeichnis

      Karlos und der Marquis, (welche von der entgegengesezten Seite herauskommen)

       (Karlos hat die Briefe in der Hand, die die Königin ihm beim Abschied gegeben, und zeigt jezt die freudigste Entschlossenheit für das bedrängte Flandern zu handeln, ganz wieder Held zu seyn, sich ganz dem Wohl seiner Völker hinzugeben, und auf keine andre Belohnung Anspruch zu machen, als auf das Wohlgefallen der Königin. Die Gefahr ist die höchste. Der Herzog von Alba soll mit einer Armee in die Niederlande rücken, die Rebellen zu züchtigen. Dieses abzuwenden, beschließt der Prinz Audienz beim König zu suchen, und das Gouvernement dieser Staaten von ihm zu begehren. – Der Marquis sollte in Spanien bleiben, und zwischen der Königin und ihm eine geheime Verbindung fortsezen.)

       Inhaltsverzeichnis

       Graf Lerma. Die Vorigen.

       (Der Graf kommt und meldet dem Prinzen, daß der König mit dem ganzen Hof nach Madrid aufgebrochen sei, und den Befehl hinterlassen habe, daß der Prinz dahin folgen solle, dem Auto da Fe beizuwohnen. Karlos spricht mit Abscheu und Heftigkeit von diesem Gericht, verspricht aber zu erscheinen, und schickt den Grafen hinweg.)

       Inhaltsverzeichnis

       Karlos. Der Marquis.

      (Der Prinz hat bemerkt, daß sich Dom Rodrigo in Gegenwart des Grafen fremd und zurückhaltend gegen ihn betragen, und alle Steifigkeiten des spanischen Zeremoniels gegen ihn beobachtet hatte. Er dankt ihm für diese Delikatesse, lobt seine List, bittet ihn aber, sobald sie allein beieinander wären, jeden Unterschied des Stands zu vergessen.)

      Karlos. – – – Aus unserm Bunde sei diß weinerliche Possenspiel verwiesen. Berede dich, wir beide hätten uns auf einem Ball mit Masken eingefunden. In Sklavenkleider Du – und ich aus Laune in einen Purpur eingemummt. So lange der Fasching währt, verehren wir die Lüge, der Rolle treu, mit lächerlichem Ernst, den süßen Rausch des Haufens nicht zu stören. Doch durch die Larve winkt dein Karl dir zu, du drückst mir im Vorübergehn die Hände, und wir verstehen uns.

      Marquis. Der Traum ist göttlich. Doch wird er nie verfliegen? Ist mein Karl auch seines eignen Selbsts gewiß genug mit eines Trons allmächtiger Verführung die unerhörte Wette einzugehn? O Ueberlegung theurer Prinz. Wir wagen, was seit Erschaffung dieser Welt noch nie zu Stande kam – sie ein Monarchenkind, ich ihr Vasall, und wollen Freunde werden? (der Prinz wird nachdenkend. Der Marquis bemerkt es, und fährt ernsthafter fort) Noch ist ein großer Tag zurück – ein Tag, wo dieser Heldensinn – ich will sie mahnen – auf einer schweren Probe sinken wird. Dom Philipp stirbt. Karl erbt das gröste Reich der Christenheit – ein ungeheurer Spalt reißt vom Geschlecht der Sterblichen ihn los, und Gott ist heut, wer gestern Mensch noch war. Jezt hat er keine Schwächen mehr. Die Pflichten der Ewigkeit verstummen ihm – Die Menschheit (noch heut ein großes Wort in seinem Ohr) verkauft sich selbst, und kriecht um seine Launen. Sein Mitgefühl löscht mit dem Leiden aus, und Wollüste verklagen seine Tugend, für seine Thorheit schickt ihm Peru Gold, für seine Laster zieht sein Hof ihm Teufel. Er schläft berauscht in diesem Himmel ein, den seine Sklaven staatsklug um ihn pflanzen, lang wie sein Traum währt seine Herrlichkeit, und wehe dem, der ihn barmherzig weckte! Was aber würde Rodrigo? O würde mein Anblick nicht – Befragen sie sich selbst – an dieser Wonne lügenhaften Spiegel den trüben Athem der Vernichtung hauchen? Wir wollen zeitig scheiden, Prinz. Die Freundschaft ist wahr und kühn – Die sieche Majestät hält ihren fürchterlichen Stral nicht aus. Den Stolz des Bürgers könnten sie nicht dulden, ich nicht den Troz des Fürsten.

      Karlos. (nachdem er etlichemal stark auf und nieder gegangen) Wahr und schrecklich ist dein Gemählde von Monarchen. Ja, ich glaube dir – doch nur die Wollust schloß dem Laster ihre Herzen auf – – Ich bin ein drei und zwanzigjähr’ger Jüngling – Prinz – und Spanier, und feurig kocht mein Blut und feuriger begehren unsre Weiber. Doch Rodrigo – sieh, unaussprechlich groß ist die Empfindung – unter dem Bekänntniß hebt sich mein Busen königlich empor – rein bin ich noch, rein wie aus Mutterleibe. Was vor mir Tausende gewissenlos in schwelgenden Umarmungen verpraßten, des Geistes beste Hälfte, Männerkraft, hab ich dem künft’gen Herrscher aufgehoben. Der Wollust Pfeil zerbrach an dieser Brust, lang, ehe noch Elisabeth hier herrschte – ob ich ihn jezt noch fürchte? – Rodrigo? Was könnte dich aus meinem Herzen drängen, wenn es nicht schöne Weiber thun?

      Marquis. Ich selbst. Könnt ich so rein und innig sie noch


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