DAS GOLD DER INKA (Drake Ramsey). Russell BlakeЧитать онлайн книгу.
zu suchen.«
Drake ärgerte sich über ihren Tonfall. »Ich habe keine Angst.«
»Nee, is’ klar.«
»Wenn du was zu sagen hast, sag es ruhig!«
»Was weiß ich denn schon? Ich bin doch hier nur Zaungast. Die Küchenhilfe. Mehr nicht. Also, wenn du mich entschuldigst, ich muss jetzt den Boden wischen. Dann die Kühe melken und ein bisschen was nähen. Frauensachen halt.«
»Ich sage ja gar nicht, dass du komplett unrecht hast.«
»Wie bitte? Du möchtest noch etwas zu essen? Oder soll ich deine Klamotten waschen?«
Drake hielt die Handflächen hoch. »Waffenstillstand? Ich weiß wirklich nicht, warum du wütend bist, aber was auch immer ich gesagt oder getan habe, es tut mir leid!«
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und Drake musste sich wirklich Mühe geben, sich von der daraus resultierenden Betonung ihrer Kurven nicht ablenken zu lassen. »Mir tut es auch leid«, sagte sie mit strengem Blick. »Es ist nur so, dass mir so etwas nie passiert, und dir fällt es einfach in den Schoß, obwohl du keinerlei Training oder Ausbildung in dem Bereich hast. Dann zögerst du auch noch … also ich an deiner Stelle hätte schon im Morgengrauen meine Koffer gepackt und mich auf den Weg gemacht. Aber hey, es ist deine Entscheidung. Das akzeptiere ich.«
»Danke.« Er versuchte es mit einem Lächeln.
»Gern geschehen.« Sie drehte sich weg und öffnete einen Schrank, wobei sie kaum hörbar murmelte: »Auch wenn du dich anstellst wie eine Pussy.«
Drake beschloss, es nicht auf die Spitze zu treiben. Es war deutlich zu spüren, dass für Allie hier mehr mitschwang als die Frage, was er mit dem Notizbuch machen würde. Da sollte er sich besser heraushalten. Also entschied er sich für einen eleganten Rückzug ins Wohnzimmer und tat so, als hätte er nichts gehört.
Im Hinblick auf Jacks Sorgen schnappte er sich dann sein Telefon und wählte Harrys Nummer. Betty nahm beim zweiten Klingeln ab.
»New Start Kautionsabwicklung«, zwitscherte sie.
»Betty, hier ist Drake. Ist Harry zu sprechen?«
»Natürlich, Süßer. Eine Sekunde!«
Harrys Stimme donnerte aus dem klitzekleinen Lautsprecher des Telefons. »Da ist er ja wieder, der verlorene Sohn! Wie geht's, mein Junge?«
»Läuft gut soweit! Mein zweiter Tag im Land der Legenden! Und bei dir?«
»Hier brauchen gerade noch mehr schwere Jungs eine zweite Chance – natürlich sind sie alle unschuldig – was für ein Glück für mich!«
»Freut mich, dass das Geschäft gut läuft. Sag mal, hat irgendjemand nach mir gefragt?«
»Hä, fühlst du dich einsam? Wer sollte denn nach dir fragen?«
»Keine Ahnung. Gab es irgendwelche Anrufer, die mich sprechen wollten? Oder nach irgendwelchen Infos gefragt haben?«
»Nö, gar nicht.« Harry wurde ernst. »Hat das irgendwas damit zu tun, dass du die Stadt verlassen hast?«
»Nein, überhaupt nicht.«
Harry machte eine Pause. »Bist du sicher, Junge? Kannst es mir ruhig sagen.«
»Nee, ich wollte nur wissen, ob jemand herumschnüffelt. Ich kann dir im Moment nicht sagen wieso, aber es ist nichts Illegales, versprochen!«
»Das sagt jeder, der in mein Büro kommt!«
»Harry, bitte …«
»Ich mach doch nur Spaß. Hier ist alles super. Niemand hat nach dir gefragt. Vergiss nicht, du bist hier nicht angestellt, also kann dich kaum jemand mit mir in Verbindung bringen.«
»Ich weiß. Trotzdem, wenn irgendwas Komisches mit den Computern passiert, oder irgendjemand fragen stellt, könntest du dann versuchen, so viel wie möglich herauszufinden und mich dann anrufen?«
Nun schwieg Harry ungewöhnlich lange. »Okay, jetzt mache ich mir wirklich Sorgen. Was hast du ausgefressen, Drake?«
»Gar nichts, ich schwöre es!«
»Das ist deine Version …«
»… und bei der bleibe ich!«, beendete Drake den Satz.
»Dann ist es okay für mich. Ich melde mich bei dir, wenn irgendwas passiert. Und in der Zwischenzeit solltest du die texanische Gastfreundschaft genießen. Austin ist eine Universitätsstadt, also schnapp’ dir ein paar College-Mädchen!« Die aufblitzende Geilheit in Harrys Stimme war ungespielt. Er war zwar seit fünfzehn Jahren glücklich verheiratet, aber in Gedanken projizierte er seine Fantasien immer auf Drake.
»Ich schau mal, was sich da machen lässt.«
»Mach’s gut, Junge!«
»Du auch Harry, und vielen Dank.«
Drake war erleichtert und fragte sich, ob Jack nicht vielleicht eine Schießerei zu viel miterlebt hatte und Gefahr hinter jeder Ecke vermutete. Schließlich saß er hier mitten in einem Wohnzimmer, meilenweit von der Zivilisation entfernt, und die größte Gefahr, die hier lauerte, säuberte gerade demonstrativ laut die Küche.
Natürlich warf Patricias Unfall gewisse Fragen auf, aber da würden sich schon ganz alltägliche Antworten finden lassen. Er hatte die Frau nie kennengelernt, was konnte er schon sagen, mit welchen Dämonen sie sich herumschlug? Vielleicht war sie es einfach leid gewesen, jeden Morgen aufzustehen und zur Arbeit zu fahren. Das passierte vielen doch ständig, auch wenn die meisten dann doch einen Grund finden, weiter zu machen, war Patricia vielleicht zu dem Schluss gekommen, dass es das alles nicht wert war. Vielleicht war für sie die Zukunft furchteinflößender als die Aussicht auf ein ewigwährendes Nichts.
Zu dem Zeitpunkt, als Jack schließlich zurückkam, hatte Drake sich schon komplett an den Gedanken gewöhnt, dass es einfach überhaupt kein Problem gab. Doch er musste seinem Gegenüber nur ins Gesicht schauen, um zu ahnen, dass er sich ganz schrecklich geirrt hatte. Jack warf ein Blatt Papier auf den Tisch.
»Ist das der Kerl?«, fragte er vorwurfsvoll.
Drake schnappte sich die Seite und begann, den Artikel zu lesen, den Jack ausgedruckt hatte. Mit jedem Satz, den er las, wich mehr Farbe aus seinem Gesicht, und schließlich hatte er das Gefühl, sich übergeben zu müssen.
Kapitel 12
Nachdem er den Artikel fertig gelesen hatte, legte Drake das Blatt wieder auf den Tisch und atmete mehrmals tief durch. Jack hob eine Augenbraue, schwieg aber, bis Drake sich wieder gefangen hatte.
»Ja, das ist er«, seufzte er schließlich.
»Das hatte ich befürchtet. Denn es ist genau der Stil der Russen: Brutal und völlig unverhohlen, sie haben keinerlei Respekt vor dem Gesetz. Es sei denn, du denkst immer noch, dass so ein ›Folter-Mord‹, wie sie es in dem Artikel nennen, nichts mit unserem Fall zu tun hat.«
»Ich … ich weiß nicht, was ich denken soll.«
»Tja, ich weiß es aber. Ich muss gar nicht mehr darauf warten, dass sich mein Kumpel vom Geheimdienst meldet. Es ist egal, ob es die gleichen Typen sind oder ihre Zwillinge, sie sind definitiv hinter dem Notizbuch her. Das bedeutet, wir sind alle in großer Gefahr!«
Drake biss die Zähne zusammen. »Dann verlasse ich euch sofort.«
»Das bringt nichts. Diese Kerle werden trotzdem hier aufkreuzen. Du warst schließlich auch nicht in der Kanzlei, und trotzdem haben sie den Anwalt aufgeschlitzt wie eine Weihnachtsgans. Meinst du etwa, die kommen hierher, fragen Allie und mich ein paar höfliche Fragen und entschuldigen sich dann, dass sie uns gestört haben?«
»Ich habe gerade mit meinem Chef telefoniert. Es hat niemand nach mir gefragt.«
»Das ist zumindest eine gute Nachricht. Vielleicht endet die Spur bei dem Anwalt. Hatte er deine