Die amerikanischen Präsidenten. Barbara FriehsЧитать онлайн книгу.
denn alle seine Gegner schlossen sich zusammen und stärkten Andrew Jackson den Rücken. Als Folge davon gab es in der Administration große Spannungen und intensive Parteikämpfe. General Andrew Jackson war populärer als der Präsident und schien bereits als dessen Nachfolger auserkoren zu sein. Auch der Kongress war ganz auf die nächsten Präsidentenwahlen von 1828 ausgerichtet und erwies sich als Hemmschuh für viele Pläne der neuen Staatsverwaltung. John Quincy Adams war dennoch während seiner gesamten Amtszeit bestrebt, die sektorale und parteipolitische Zerrissenheit zu harmonisieren und die nationale Integration voranzutreiben.
Die amerikanische Wirtschaft war im Wachstum begriffen, und 1828 begann der Bau der ersten Passagiereisenbahnlinie, die zwanzig Jahre später fertig gestellt wurde. John Quincy Adams hatte zudem geplant, den Straßen- und Kanalbau voranzutreiben, die Häfen auszubauen und das Patentwesen zu verbessern. Weder Kongress, noch Öffentlichkeit waren allerdings bereit, diese Reformbestrebungen mitzutragen. Somit wurde von diesem ehrgeizigen Programm nur wenig umgesetzt. 1828 wurde ein Zolltarif eingeführt, der die heimische Industrie besonders in Neuengland schützen sollte. Zusätzliche Zollbelastungen für den Import von Rohmaterialien provozierten speziell im Süden entrüstete Ablehnung. South Carolina und später auch Georgia, Mississippi und Virginia erklärten den Tarif für verfassungswidrig und daher ungültig.
Außenpolitisch war John Quincy Adams bestrebt, günstige Handelsbedingungen mit anderen Nationen zu erzielen und die Neutralitätsrechte der USA zu sichern. Er schloss Abkommen mit England, Frankreich, Dänemark, Holland und Österreich ab und unterzeichnete ein Grenzabkommen mit Mexiko.
Bei den 1828 stattfindenden Präsidentschaftswahlen errang Andrew Jacksons einen eindeutigen Wahlsieg über John Quincy Adams, nicht zuletzt deshalb, weil während der Präsidentschaft von John Quincy Adams ein allmählicher Übergang zur Massendemokratie erfolgt war. Viele Bundesstaaten hatten nämlich inzwischen die Erfordernisse eines Mindestvermögens als Grundlage für das Recht zu wählen aufgegeben, weshalb sich im Jahr 1828 die Anzahl der männlichen Wähler – Frauen und freigelassene Sklaven hatten noch kein Wahlrecht – verdreifacht hatte. Diese stimmten zu großen Teilen für den populären Kriegshelden Andrew Jackson.
John Quincy Adams kehrte mit seiner in der Ehe unglücklichen und an Depressionen leidenden Frau enttäuscht nach Massachusetts zurück und widmete sich dem Lesen und Schreiben. So übersetzte er beispielsweise Gedichte der deutschen Romantik ins Englische. 1831 bewarb er sich noch ein weiteres Mal für ein politisches Amt und zog mit einem Abgeordnetenmandat als Vertreter der Nationalrepublikaner ins Repräsentantenhaus in Washington ein, wo er bis zu seinem Tod am 21. Februar 1848 als Kongressabgeordneter aktiv blieb. Er war zudem Vorsitzender eines Wirtschaftsausschusses, widmete sich der Indianerproblematik, trat entschieden für Bürgerrechte ein und verurteilte bis zu einem gewissen Grad auch die Sklaverei. Sein Versuch, 1834 zum Gouverneur von Massachusetts gewählt zu werden, scheiterte. Als Erfolg konnte er hingegen seine anwaltliche Vertretung von Sklaven in den Amistad-Prozessen verbuchen, denen es gelungen war, von spanischen Sklavenschiffen in die USA zu flüchten. Der Supreme Court entschied, dass sie nicht an Spanien ausgeliefert werden durften, sondern als freie Menschen in ihre Heimat zurückkehren konnten.
Am 23. Februar 1848 starb John Quincy Adams im Alter von achtzig Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls und wurde in seinem Heimatort in Massachusetts begraben. So erfolgreich er als Außenminister in der Administration James Monroes war, so wenig glanzlos verlief seine eigene Präsidentschaft. Als Politiker im Außenamt kamen ihm seine Intellektualität und Rationalität sehr gelegen, als Präsidenten machten ihn diese Eigenschaften allerdings wenig beliebt. Obwohl er sich bisweilen sogar von den eigenen Gefolgsleuten entfremdete, bewahrten ihm seine Unparteilichkeit und Prinzipientreue dennoch Respekt und Ansehen.
ANDREW JACKSON
* 15. März 1767 in der Waxhaw Region in South Carolina
† 8. Juni 1845 in Nashville, Tennessee
7. Präsident der USA (1829–1837) – Demokrat
»Es gibt keine notwendigen Übel in einer Regierung. Ihre Übel existieren nur durch ihren Missbrauch.«
(ANDREW JACKSON IM ZUGE SEINES VETOS GEGEN DIE
»SECOND NATIONAL BANK« AM 10. JULI 1832)
Andrew Jackson, der erste Präsident der USA, der nicht den einflussreichen, wohlhabenden Kreisen der Ostküste entstammte, sondern in sehr einfachen familiären Verhältnissen aufwuchs, wurde am 15. März 1767 in South Carolina geboren. Seine Eltern waren Immigranten aus dem heutigen Nordirland. Die früh verwitwete Mutter musste ihre drei Söhne alleine aufziehen. Auch sie starb schon in jungen Jahren an Cholera und ließ Andrew Jackson noch im Teenageralter als Vollwaisen zurück. Er genoss nur eine geringe Schulbildung, da er beschloss, gegen die britischen Truppen zu kämpfen, die in South Carolina einmarschiert waren. Kurzfristig geriet er sogar in britische Gefangenschaft, kam dann aber im Rahmen eines Gefangenenaustausches frei.
Anschließend hielt er sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser und begann, Rechtswissenschaften zu studieren. 1787 erhielt er die Befugnis, als Anwalt in Nashville, Tennessee, zu praktizieren. Wenig später nahm er seine Tätigkeit als Staatsanwalt für den West District von North Carolina auf.
Tennessee wurde 1796 als neuer Staat in die Union aufgenommen und war geprägt von seiner Lage im westlichen Grenzgebiet. Andrew Jackson war ein typischer Mann dieser Region und in jungen Jahren ungehobelt, mit rauen Manieren und zweifelhaftem Ruf als Raufbold und Spieler. 1791 heiratete er Rachel Donelson Robards, deren Scheidung von ihrem ersten Mann zu diesem Zeitpunkt noch nicht rechtskräftig war. Aus diesem Grund wiederholten sie drei Jahre später ihre Eheschließung. Der Vorwurf der Bigamie konnte nie ganz beseitigt werden und war 1828 auch ein Hauptthema der Presse beim Wahlkampf für das Präsidentenamt. Andrew Jackson und seine Frau hatten keine eigenen Kinder, adoptierten aber 1809 einen ihrer Neffen und nannten ihn nach dem Adoptivvater. Andrew Jackson betätigte sich eine Zeit lang als Unternehmer und Spekulant und kaufte 1795 ein Landgut in Tennessee, das er auch selbst bewirtschaftete. Er widmete sich vornehmlich dem Baumwollanbau und der Pferdezucht.
Seine politische Karriere begann 1796 als Mitglied der verfassungsgebenden Versammlung des neuen US-Staates Tennessee. Anschließend wurde er Kongressabgeordneter und ging später für einige Monate als Senator nach Washington. Er stand zwar grundsätzlich in seiner politischen Überzeugung Thomas Jefferson und dessen Demokraten-Republikanern nahe, einige Differenzen mit dem amtierenden Präsidenten veranlassten ihn aber, sich vorübergehend dem politischen Leben zu entziehen. Zurück in Tennessee bekleidete er dann bis 1804 das Amt eines Richters am Obersten Gerichtshof dieses Bundesstaates. Sein aufbrausender Charakter verleitete ihn am 30. Mai 1806 dazu, in einem Duell den Anwalt Charles Dickinson, von dem er sich beleidigt fühlte, zu töten. Andrew Jackson selbst wurde ebenfalls verletzt und musste seitdem mit einer Kugel im Brustkorb leben. Es sollte nicht die einzige Auseinandersetzung bleiben. Eine Schussverletzung, die er sich bei einer weiteren Querele zugezogen hatte, trug dazu bei, dass Andrew Jackson von ständigen Schmerzen im Unterleib gequält wurde.
Der britisch-amerikanische Krieg von 1812 war für ihn der Beginn einer beeindruckenden militärischen Laufbahn, die ihm im ganzen Land Ruhm einbrachte und den Beinamen »Old Hickory« verlieh. Er erhielt den Oberbefehl über alle Milizen von Tennessee und fügte den Creek-Indianern im heutigen Alabama eine vernichtende Niederlage zu. In den Friedensverträgen nahm er ihnen große Teile ihres Landes weg. Daraufhin wurde er 1814 zum Generalmajor der offiziellen Armee der Vereinigten Staaten im Krieg gegen die Briten ernannt. Er rückte nach Florida vor und nahm Pensacola ein. Auch bei der Verteidigung von New Orleans war er erfolgreich. Obwohl der Krieg außer großen Verlusten wenig bewirkt oder gar geklärt hatte, wurde der Sieg fanatisch gefeiert, und Andrew Jackson stieg zum Nationalhelden auf.
Im Dezember 1817 übertrug Präsident James Monroe Andrew Jackson die Aufgabe, militärisch gegen die Seminolen-Indianer, die im Grenzbereich zwischen Georgia und Spanisch-Florida lebten, vorzugehen. Wie die meisten Siedler Tennessees war auch Andrew Jackson bestimmt von Hassgefühlen gegen Indianer und Spanier. Er war überzeugt davon, dass weiße Siedler und