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Der Schimmelreiter und andere Novellen (103 Titel in einem Band). Theodor StormЧитать онлайн книгу.

Der Schimmelreiter und andere Novellen (103 Titel in einem Band) - Theodor Storm


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seinen Hexengeschichten herüberkommt – das hat kein Ende, wenn die beiden hinterm Ofen beisammensitzen.«

      Indem trat das Mädchen in die Stube und schüttete einen Haufen roter Glaskirschen aus ihrer Schürze auf den Tisch. »Die Drosseln sind wieder vom Walde herüber gewesen!« sagte sie.

      »Du mußt die Diebe einsperren«, erwiderte Gabriel, der einen leeren Käfig am Fensterkreuz gewahrte. Das Mädchen winkte ihm heimlich mit den Augen; der Alte aber drohte mit dem Messer nach ihr hin. »Das ist ein Schelm!« sagte er, »sie läßt sie immer wieder fliegen.« – Gabriel sah sie an. Sie lachte; das Blut war ihr in die Wangen gestiegen. Als er aber die Augen nicht wieder von ihr wandte, nahm sie den einen ihrer blonden Zöpfe zwischen die Zähne und lief zur Stube hinaus. Gabriel hörte, wie sie draußen die Haustür hinter sich zuschlug.

      »Sie ist eben wie ihr Vater selig«, sagte der alte Mann und lehnte sich still in den Stuhl zurück.

      Es war schon abendlich geworden, vom Garten dunkelten die Bäume stark herein. Gabriel erzählte nun, wie er schon morgen mit dem frühesten in der Stadt sein müsse, und fragte nach den Steigen und Richtwegen, die er etwa einzuschlagen habe.

      »Der Mond wird bald aufgehen«, sagte der Alte, »bei Nachtzeit ist jetzt das beste Wandern.«

      Sie sprachen noch eine Weile fort. Als es aber dunkler wurde, verstummte der Alte allgemach und sah mit gespannten Augen durch die trüben Scheiben in den Garten hinaus. Und wie Gabriel die friedliche Gestalt des Greises so sich gegenüber sah – aus der tiefen Dämmerung, die nach und nach die Kammer erfüllt hatte, noch kaum hervorsehend – da schwieg auch er. So wurde es immer stiller; die alte Wanduhr hatte allein das Wort behalten.

      Endlich, da Regine noch immer nicht zurückkehrte, und schon die Mondhelle von jenseits des Gartens heraufkam, stand er auf, um von dem Mädchen Abschied zu nehmen. Er ging in den Garten; aber er sah dort nichts von ihr. Da hörte er es zwischen den Erbsenbeeten rauschen; und hier fand er sie, ein Körbchen neben sich, das schon zur Hälfte mit den gepflückten Schoten angefüllt war.

      »Es ist spät, Regine«, sagte er, indem er zwischen die Ranken zu ihr hineintrat, »ich werde gehen müssen; ich möchte mit Sonnenaufgang in der Stadt sein.«

      Regine pflückte weiter, ohne aufzusehen. »Es ist nicht gar so weit«, sagte sie, und bückte sich und langte zwischen den Stangen durch nach den tiefst hängenden Schoten.

      »Kommst du denn auch nach drüben?« fragte Gabriel.

      »Ich? – – Ich nicht; ich komme nicht so weit. Nur einmal war ich fort; mein Vater hatte eine Schwester im Norden, wir fuhren fast den ganzen Tag. Aber mir gefiel’s nicht dort; ich verstand die Ausrede der Leute nicht, und wenn ich mit ihnen sprach, fragten sie mich allezeit, wo ich zu Haus sei.«

      »Aber du hast es einsam hier; so alle Tage mit dem alten Mann!«

      Sie nickte. »Im Dorfe drunten ist’s lustiger! Sie haben dem Alten auch öfters zugeredet, der Vogt und meine Mutter; aber er zieht nicht fort von hier; er sagt, er könne die Luft nicht vertragen zwischen den Häusern in der Dorfstraße.«

      Gabriel hatte sich zu ihr gesetzt und half ihr pflücken. Regine schüttelte mitunter das Körbchen, das schon den Vorrat nicht mehr fassen wollte. Die Dämmerung nahm immer zu; sie suchten mit den Händen nach den Schoten, die sie kaum noch sehen konnten und die endlich immer wieder über den Rand des vollgehäuften Korbes hinabglitten. Aber sie ließen nicht ab; sie pflückten langsam weiter, als sei es ihnen damit angetan. – Da hörte Gabriel einen Ton, dumpf, als käme er aus der Erde; und der Boden unter ihm schütterte kaum merklich. – Er neigte das Ohr gegen die Erde und horchte. Da war es wieder; und bald noch einmal. Was geschah drüben, daß jetzt zur Nachtzeit die Kanonen gingen? – Regine schien nichts davon gehört zu haben; denn sie hob den Kopf ein wenig und sagte: »Es schlägt zehn Uhr im Dorf.« Gabriel sprang auf; eine sehnsüchtige Ungeduld befiel ihn, es litt ihn nicht länger in der ahnungslosen Stille dieses Ortes. »Regine«, sagte er laut, »wenn ich nun wiederkäme!«

      Sie wandte rasch den Kopf zu ihm empor, und er sah bei der Dämmerung in ihre großen glänzenden Augen.

      Dann hörten sie die Schritte des alten Mannes auf dem Gartensteige, und Gabriel trat ihm entgegen, um ihm zu danken und zu sagen, daß er gehen wolle. Als aber dieser ihm noch einmal den nun einzuschlagenden Richtweg bedeuten wollte, stand Regine auf und sagte ruhig: »Laßt nur, Großvater; ich gehe mit zur Fähre.«

      Der Großvater nickte und reichte Gabriel die Hand; dann aber, ihn noch einmal an der Kugelbüchse zurückhaltend, auf die er schon in der Kammer unterweilen einen scharfen Blick geworfen hatte, sagte er mit schlauem Lächeln: »Wir sehen uns noch wieder, junger Herr; Sie kommen schon zurück – – – morgen oder übermorgen.« – Darauf trat er unter die Haustür, und Gabriel folgte Reginen durch den Garten. Als sie auf die Wiese hinausgekommen waren, schien ihnen der Mond ins Angesicht. Am Immenhofe führte der Pfad vorüber; aber es war still geworden darinnen; nur ein Nachtschmetterling flog surrend über das schlafende Königreich der Bienen. Kaum einige tausend Schritte vor ihnen lag der Wald mit seiner schwarzen geheimnisvollen Masse. Als sie die feuchten Schatten erreicht hatten, welche weithin über die Wiesen fielen, konnte Gabriel eine kurze Leiter aus Fichtenstämmen erkennen, welche zwischen dichten Gebüschen in das höhergelegene Gehege hinaufführte. Sie bogen das Gezweig beiseite und traten von der Leiter in das Innere des Waldes. Ein Fußpfad, jetzt kaum erkennbar in der Dämmerung, führte sie seitwärts hart am Waldessaum entlang, so daß sie zwischen den einzelnen Bäumen und Gebüschen auf die draußen im Mondschein liegenden Wiesen hinaussehen konnten. Regine ging voran. Das Mondlicht spielte zwischen den Zweigen herein und hing sich wie Tropfen an den dunklen Blättern; mitunter streifte ein voller Strahl den blonden Mädchenkopf, der dann auf einen Augenblick klar aus dem Dunkel hervortrat, um sogleich wieder darin zu verschwinden. Gabriel ging schweigend hinter ihr her; er hörte nichts als das Rauschen ihrer Füße in dem überjährigen Laube und das Arbeiten der Käfer in den Baumrinden; kein Luftzug; nur das feine elektrische Knistern in den Blättern rührte sich kaum hörbar. Nach einer Weile kam aus dem Dunkel des Waldes etwas angerannt und trabte ihnen zur Seite. Gabriel sah zwei Augen in seiner Nähe blitzen. »Was ist das?« fragte er.

      Ein Rehkalb sprang in den Weg. »Das ist mein Kamerad!« rief das Mädchen; dann lief sie pfeilschnell auf dem Steige fort; das Tier hinter ihr drein.

      Gabriel blieb zurück und lehnte sich an einen Baum; er hörte es zwischen den Büschen rauschen, er hörte das Mädchen in die Hände klatschen, dann alles in der Ferne verschwinden. Es wurde still um ihn her; nur die geheimnisvolle Musik der Sommernacht wurde wieder seinem Ohre vernehmbarer. Er hielt den Atem an, er lauschte, er horchte den tausend feinen Stimmen, wie sie auftauchten und wieder hinschwanden; bald in unbegreiflicher Ferne, dann zum Erschrecken nahe; unbegreifbar leise, verhallend und immer wieder erwachend; er wußte nicht, waren es die Quellen, die durch den Wald zu den Wiesen hinabliefen, oder war es die Nacht selbst, die so melodisch rann. Der Morgen, an dem er das Haus verlassen hatte, der Abschied von seiner Mutter lag hinter ihm wie eine längst vergangene Zeit.

      Endlich kam das Mädchen zurück. Sie legte die Hand auf seine Büchse. »Es ist so zahm«, sagte sie, »wir rennen oft zusammen!«

      Das Klirren des Gehenkes weckte ihn. »Komm nur«, sagte er, »und weise mir den Weg!« Sie schwieg einen Augenblick; dann, dem Gaste gehorsam, bog sie von dem Steige, auf dem sie bisher gewandert waren, quer in den Wald hinein. Jeder betretene Pfad hörte hier auf; Baumwurzeln krochen am Boden hin und fingen den Fuß des Wanderers; niederhängende Zweige schlugen ihm ins Gesicht oder zupften ihn an der Büchse; es wurde so finster, daß er die Gestalt des Mädchens, welche waldkundig und unversehrt durch die Zweige schlüpfte, nicht mehr erkennen konnte. Nur manchmal, wenn er plötzlich von unsichtbaren Dornen geritzt, einen ungeduldigen Aufruf nicht zu unterdrücken vermochte, hörte er vor sich ihr schadenfrohes Gelächter. Endlich aber harrte sie seiner und reichte ihm schweigend die Hand zurück. So gingen sie weiter. Ein Plätschern scholl aus der Ferne; Gabriel lauschte. »Es ist das Fährboot«, sagte sie, »dort unten liegt die Bucht.« Bald konnte er deutlich das Geräusch von Ruderschlägen unterscheiden; dann traten die Bäume plötzlich auseinander und


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