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Harald Harst Krimis: Über 70 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Buch. Walther KabelЧитать онлайн книгу.

Harald Harst Krimis: Über 70 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Buch - Walther Kabel


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ich ganz einverstanden bin, auf die Mohalla geschleppt zu werden, mein Alter –“

      Ich holte die Clementpistole hervor, drückte zweimal ab.

      Die Kiste wurde schon angehoben. Man rannte im Trab mit uns davon. Mit einem Male ein harter Stoß, noch einer. Wir flogen mit den Köpfen gegeneinander.

      Dann stand unser Gefängnis still. Und eine Stimme sagt sehr laut in tadellosem Englisch:

      „Wenn Sie nochmals schießen, haben Sie auf Schonung nicht zu rechnen!“

      „Sie auch nicht,“ erwiderte Harst. „Ich möchte Ihnen nur erklären, daß die Mohalla sofort von der Hafenpolizei durchsucht werden wird.“

      Ein helles Lachen folgte. Es war fast, als ob eine Frau lachte.

      „Die Polizei kommt zu spät. Die Mohalla geht in See,“ sagte eine andere Stimme, die sehr rauh und sehr verstellt klang. „Wir wissen, wer Sie beide sind. Mit Leuten Ihres Schlages werden wir noch jederzeit fertig. Werfen Sie die Pistolen aus der Kiste. Ich werde den Deckel etwas lüften lassen. Gehorchen Sie nicht, dann gießen wir Chloroform in den Kasten.“

      Harald drückte mir den Arm.

      „Ein Weib!“ hauchte er. „Sollte das Bessie sein?!“

      Er rief dann ganz laut:

      „Gut, wir gehorchen –“

      Als wir unsere Waffen auf dieser Weise losgeworden waren, hob sich der eine Deckel vollends, und dieselbe unnatürlich rauhe Stimme befahl:

      „Kommen Sie heraus!“

      Wir krochen hervor, richteten uns auf. Wir befanden uns in einem Salon, wie er eleganter kaum eingerichtet sein konnte. Uns gegenüber saß in einem Lederklubsessel ein älterer Herr in blauem Jackenanzug. Sein grauer Spitzbart und das graue, gescheitelte Haar paßten nicht recht zu dem schmalen, tiefgebräunten, aber faltenlosen Gesicht.

      Der Herr hielt in der Rechten eine unserer Pistolen, winkte uns zu und deutete auf die Kiste.

      „Setzen Sie sich dort hinauf. Ich schieße sofort, wenn einer von Ihnen sich mir nähert,“ sagte er drohend.

      Wir taten wie befohlen. Wir waren mit diesem etwas merkwürdigen Herrn ganz allein im Salon.

      „Master Harst,“ begann er dann, „Sie hätten besser getan, sich nicht in diese Sache einzumischen. Sie werden es bereuen.“

      Wir merkten, daß die Jacht bereits auf der offenen Reede sein mußte. Sie schwankte immer stärker. Wir hörten auf Deck mehrere Leute hin und her laufen.

      Harst musterte den Unbekannten eine Weile.

      „Miß Bessie Flepp,“ sagte er dann lächelnd, „Sie werden doch einen Harald Harst nicht über Ihr wahres Geschlecht täuschen wollen?!“

      Die Verkleidete stampfte sehr temperamentvoll mit dem Fuße auf.

      „Ich bin nicht Bessie Flepp!“ rief sie, immer noch die Stimme verstellend. „Ich bin der Besitzer der Mohalla, bin James Goorb!“

      „Angenehm!“ meinte Harst mit ironischer Verbeugung. „Also James Goorb! Ganz interessant, die Geschichte wird immer verzwickter. Daß noch eine zweite Frau hier mit im Spiel ist, macht die Sache weit komplizierter. Auf den Vornamen James haben Sie jedenfalls keinen Anspruch, Miß oder Mistreß Goorb. James müßte ein Mann sein, und Sie sind kein Mann.“

      Die Verkleidete sprang auf und legte auf Harst an.

      „Sie sind verrückt! Noch niemand hat –“ – Sie schwieg plötzlich.

      Eine der vier Türen des Salons war aufgerissen worden. Der Matrose Brigham steckte den Kopf herein.

      „Master Goorb – einen Augenblick!“

      Die maskierte Frau winkte ihm. Sie behielt uns scharf im Auge, während sie mit Brigham nun erregt flüsterte. Dann gab sie Brigham die Pistole und ging eilends hinaus. Der Matrose setzte sich in denselben Sessel. Sein pockennarbiges Gesicht suchte zuerst eine höhnisch-triumphierende Miene anzunehmen. Aber unter Harsts dringendem Blick wurde Brigham immer unruhiger.

      „Brigham, das kostet verschiedene Jahre Zuchthaus,“ sagte Harald dann sehr langsam. „Sorgen Sie dafür, daß wir nachher in eine Kabine gebracht werden, in der man uns nur so bewacht, wie es Gentlemen zukommt. Ich werde dann später für Sie ein gutes Wort einlegen.“

      Der alte Matrose probierte ein ironisches Auflachen. Aber es geriet ihm nicht. Sein Gesicht wurde zur Fratze, aus der man als stärkste Seelenempfindung Angst herauslesen konnte. Er schaute zu Boden.

      Es wäre ein leichtes gewesen, ihn zu überrumpeln. Aber Harst verfolgte offenbar andere Absichten.

      Gleich darauf trat James Goorb wieder ein. Abermals flüsterte diese verkleidete Frau, die unmöglich alt sein konnte, mit Brigham ebenso leise wie vertraulich. Der Matrose schien ihr einen Vorschlag zu machen. Sie sträubte sich erst. Dann nickte sie widerwillig, gab Brigham die andere Clementpistole, die sie in der Jackentasche hatte, und rief uns mit derselben rauhen Stimme zu: „Wir werden Sie beide in einer Kabine unterbringen. Gehen Sie voraus durch jene Tür. Sie deutete auf dieselbe Tür, durch die Brigham vorhin erschienen war.

      Hinter dieser Tür lag ein Gang, der ebenfalls durch elektrische Deckenlampen erleuchtet war. An der Seite befanden sich drei Kabinentüren. Wir mußten in die letzte rechter Hand hinein.

      Die Tür schlug hinter uns zu. Ein Schlüssel wurde umgedreht. Der Knall der zufallenden Tür hatte einen ganz besonderen Klang. – Wir standen im Dunkeln. Harald fand dann den Lichtschalter. Die Deckenlampe flammte auf.

      Rechts und links an der Wand je ein Kojenbett. Geradeaus an der Schiffswand ein Schrank und ein einfacher Schreibtisch. Neben der Tür ein Waschtisch und ein kleinerer Schrank. Dazu drei kleine, weißlackierte Rohrsessel. In der Schiffswand zwei runde Fenster, sogenannte Bullaugen. – Das war unser Kerker auf der Mohalla.

      Harald untersuchte die Tür. „Eisen!“ sagte er kurz. Dann setzte er sich an den Schreibtisch, holte sein Zigarettenetui hervor und hielt es mir hin.

      „Bediene Dich. Wir müssen uns darüber schlüssig werden, wie wir uns zu diesem merkwürdigen James stellen wollen.“

      Ich nahm neben ihm Platz. Er rauchte eine Weile und starrte vor sich hin. Inzwischen hatte ich mir über Lord Robert Albemarle bereits mein Urteil gebildet.

      „Albemarle hat uns hineingelegt!“ platzte ich jetzt heraus. „Er hat Bessie doch entführen lassen. Er schickte uns zu dem Stapel Kisten, damit man uns dort festnehmen konnte. Vielleicht gibt es gar keinen Detektiv Britton.“

      „Hm – ich glaube doch, mein Alter. Wenn Du genau hingesehen hättest, wäre Dir aufgefallen, daß von den sechs Türen des Kabinenganges draußen zwei einen besonderen, frischeren Anstrich hatten und daß nur in diesen Türen die Schlüssel von außen steckten. Die eine dieser Türen ist die unsrige, und die zweite die der Nachbarkabine. – Gib mal acht –“

      Er pochte leise an die Verbindungswand. Diese bestand aus dunkelgebeiztem Mahagoniholz, das durch Leisten und Rillen in Felder geteilt und verziert war. – Er pochte in ganz bestimmten Zwischenräumen. Dann erfolgte Antwort – drei Klopftöne. Nun dauerte es nicht lange, bis Harst mit dem Mann drüben sich durch diese Klopfzeichen verständigen konnte. Als er den Namen Britton hinübertelegraphierte, erfolgte als Antwort ein „Ja“. Dann depeschierte Harst unsere Namen:

      „Schraut und Harst.“

      „Erfreut. Mohalla Piratenschoner,“ war die Antwort.

      „James Goorb Weib,“ fragte Harald an.

      „Ja. Im übrigen keine Ahnung.“

      „Wir nicht viel mehr. Schluß vorläufig.“ –

      „Na,“ meinte Harst, „nun wirst Du wohl einsehen, daß Lord Albemarle harmlos ist. Ich wußte es gleich. Ich habe


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