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Harald Harst Krimis: Über 70 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Buch. Walther KabelЧитать онлайн книгу.

Harald Harst Krimis: Über 70 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Buch - Walther Kabel


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ließ noch zwei Flaschen Sekt bringen und jagte die anderen Dämchen davon, zog die Vorhänge zu und war nun mit seinem „Opfer“ allein.

      Was die beiden dann flüsterten, verstand ich nicht. Ich tat jetzt, als wäre ich auf meinem Diwan eingeschlafen, hatte die Augen geschlossen und gab trotzdem auf alles genau acht – sehr genau.

      Mit einem Male hörte ich draußen eine energische, ziemlich helle Stimme, die nach Tokaru rief. So hieß der patente braune „Oberkellner“. Das Englisch dieses Mannes verriet den Nichtbriten.

      Ich wurde neugierig, richtete mich auf und lugte durch die Vorhänge hindurch. Inmitten dieses Raumes standen ein paar Korbsessel um ein Tischchen gruppiert. In dem einen Sessel saß ein magerer, blonder Europäer mit tiefgebräuntem Gesicht und einer scharfen, leicht gekrümmten Nase. Drei der Chinesinnen schauten ihn aus einiger Entfernung fast ängstlich an. Dann erschien Tokaru, dienerte vielmals und fragte nach den Befehlen des Sahib.

      Der Fremde deutete mit einer kurzen Handbewegung auf die schlitzäugigen Püppchen. Tokaru schickte sie weg. Sie trippelten in den Nebenraum.

      Tokaru beugte sich tief zu dem mageren, bartlosen Herrn herab. Sie flüsterten miteinander. Dann bemerkte ich, wie beider Augen gleichzeitig erst über Haralds und darauf über meine Kabine mit besonderem Ausdruck hinwegglitten.

      Mir war sofort klar, daß Tokaru und der blonde Fremde, dessen Kinnpartie geradezu brutal in ihrer Breite und mit ihren tiefen Falten wirkte, etwas besprachen, das uns beide irgendwie anging. Von dieser Überzeugung bis zu dem Verdacht, der magere Blonde könnte wissen, wer wir in Wirklichkeit waren, gehörte nur ein kurzer Gedankensprung.

      Sie flüsterten jetzt abermals miteinander.

      Drüben bei Harst war es ganz still geworden.

      Dann sagte der Fremde laut:

      „Also eine Pfeife und die doppelte Portion Gift.“

      Er stand auf und schritt auf die Kabine rechts von mir zu.

      Ich legte mich schnell auf den Diwan.

      Eine halbe stunde verging. Der Fremde hatte seine Opiumpfeife erhalten und regte sich nicht mehr.

      Allmählich wurde mir das Warten doch langweilig. Der Opiumdunst, der den ganzen Raum durchzog, machte müde. Um nicht einzuschlafen, strengte ich mein Hirn durch scharfes Nachdenken an. Harald hatte mir zwar für den Besuch in Tschodris Opiumhöhle genaue Verhaltungsmaßregeln gegeben, mir aber nicht gesagt, weshalb er diesen Besuch für zweckdienlich halte. Er folgte eben wieder seiner alten Gewohnheit, mich nur halb einzuweihen. Er hatte lediglich erklärt: „Vielleicht finden wir den Schlüssel dieses Geheimnisses bei Tschodri.“

      Ich gab mir die größte Mühe, alles das, was wir über des Lords Tod wußten, logisch zu verneinen und das zu konstruieren, was man eine „Theorie“ nennt. Es wollte mir nicht glücken. Immerhin – ich blieb munter dabei.

      Wieder war eine Stunde vergangen.

      Da – aus Harsts Kabine eine matte, schlaftrunkene Stimme:

      „Kaffee! Kaffee! Mio-Ka, – Kaffee!“

      Mio-Ka war das hübsche Püppchen.

      Ein anderes Püppchen betrat Harsts Kabine.

      „Kaffee!“ stöhnte Harst, indem er den vom Opiumkater gepeinigten spielte.

      Dann Tokarus Stimme:

      „Sahib, es sind heute so sehr viel Gäste hier. Würdest Du den Kaffee nicht drüben in einem anderen Zimmer einnehmen?“

      „Meinetwegen – nur Kaffee!“ stöhnte Harald wieder.

      Ich hörte, wie Tokaru ihm auf die Beine half, wie beide hinausgingen.

      Ich wartete noch eine Viertelstunde. Dann rief auch ich nach Kaffee, spielte ebenfalls den durch den Opiumkater schwer Leidenden.

      Es wiederholte sich genau dasselbe wie bei Harst. Tokaru bat mich, im Zimmer drüben den Kaffee zu trinken. Ich nickte nur, stützte mich auf den Inder und ließ mich über den Flur in ein kleines Gemach bringen, wo Harald bereits in einem Korbsessel saß und – schlief, – das heißt, scheinbar schlief.

      Er wurde durch unseren Eintritt munter. Wir saßen uns gegenüber. Tokaru versprach, den Kaffee sofort zu holen.

      Als wir allein waren, sagte Harald gähnend: „Das verdammte Gift! Wie lange sind Sie ihm schon verfallen, Master?“

      „Drei Jahre,“ erwiderte ich.

      „Wie – erst drei Jahren!“ Und Harst beugte sich über den kleinen Tisch, der uns trennte. „Erst drei Jahre?! Master, dann beneide ich Sie!“

      Und wie ein Hauch folgten die Worte: „Trinke den Kaffee nicht! Halte Dich bereit!“

      Ich verstand: Tokaru war zu fürchten!

      Da öffnete sich auch schon die Tür dieses bescheiden möblierten Zimmers und an Tokarus Arm schwankte der blonde, magere Fremde herein, ließ sich schwer in den dritten Korbsessel fallen und murmelte:

      „Kaffee, – nur Kaffee! Schnell!“

      Er starrte uns blöde an und lallte weiter: „Man sollte alle Opiumhöhlen polizeilich schließen. Es ist ein Elend, wie schlapp man sich nach dem Gift fühlt!“

      Tokaru war wieder gegangen, kam sofort mit einem Tablett und drei Kännchen und drei Tassen zurück.

      „Bitte!“ dienerte er unterwürfig. „Echter Mokka, ganz stark!“

      Er stellte die Kännchen und Tassen vor jeden von uns hin und verschwand wieder.

      Der Magere, dessen Gesicht von vielen Falten durchfurcht war, griff nach seinem Kännchen und wollte sich einschenken.

      „Halt!“ sagte Harald da und legte dem Fremden die Hand auf den Arm. „Halt, Master, das ist mein Mokkakännchen. Dies ist das Ihrige –“

      Er nahm das vor ihm stehende Kännchen und tauschte es gegen das des Fremden aus.

      „He – was soll das? meinte dieser ärgerlich. „Ich verbitte mir diese Eigenmächtigkeit, Master! Her mit meinem Kännchen!“

      Harald hatte die Hand schützend über den Deckel gebreitet.

      „Master – es ist mein Kännchen!“ rief er wütend. „Verstehen Sie – mein Kännchen! Das da war für Sie bestimmt.“

      Der Magere lehnte sich zurück und lachte.

      „Master, nun gut! Fragen wir den Inder, der die Kännchen brachte –“

      Auch Harald hatte sich zurückgelehnt und lachte ebenfalls.

      „Master, Kännchen ist Kännchen und Mokka ist Mokka! Trinken wir!“

      Er füllte sich die Tasse.

      Der Blonde wollte aufstehen.

      „Halt – wohin, Master?“ sagte Harst.

      „Ihre Gesellschaft paßt mir nicht!“

      Mit einem Male fuhr Haralds Rechte aus der Jackentasche. Die Clementpistole richtete sich auf den Mageren.

      „Behalten Sie Platz!“ befahl Harst kurz. „Ich schieße – darauf können Sie Kobragift nehmen!“

      Der Magere stierte Harald mit plötzlich sehr klaren Augen an.

      „Ihre Scherze sind etwas eigentümlich,“ sagte er unsicher.

      „Meine Scherze sind der Sachlage angepaßt, Master. Nochmals, setzen sich, oder ich drücke ab!“

      Der Fremde ließ sich wieder in den Sessel gleiten.

      „So,“ meinte Harst, „nun schenken Sie sich die Tasse voll und trinken Sie!“

      Der Magere lachte recht gezwungen.

      „Der


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