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Alexander von Ungern-Sternberg: Historische Romane, Seesagen, Märchen & Biografien. Alexander von Ungern-SternbergЧитать онлайн книгу.

Alexander von Ungern-Sternberg: Historische Romane, Seesagen, Märchen & Biografien - Alexander von Ungern-Sternberg


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jeder glücklichen geschwundenen Stunde es umhangen, und geht nun mit der kleinen Leiche hinaus. Auf dem Grabe, das diese Schätze in sich aufnimmt, sitzt nun der arme, alte Mensch und legt den kalten, versteinerten, von Jugend und Liebe verlassenen Körper als Leichenstein auf den Hügel.« Der junge Eduard sah den großen, schönen Mann schweigend und betrübt an; er wollte eben einige Worte des Trostes vorbringen, als jener mit einer leidenschaftlichen Bewegung seine Rechte auf die Schulter des Jünglings stützte und mit einem Tone des tiefsten Jammers ausrief: »Schenke mir Deine Jugend, fülle diesen Busen mit Wärme, und Du sollst über mich gebieten!« Eduard schmiegte sich an die edle Gestalt, ein geheimnisvolles Bangen erfaßte sein ganzes Wesen, es herrschte eine minutenlange Pause, und langsam fielen die Flocken auf die beiden finstern Gestalten herab. »Lassen Sie uns gehen,« rief der Herzog, »die Nacht wird kalt.« – Sie gingen um die Ecke und verschwanden bald in der Finsternis. –

      In die Malerstube des alten Hofmalers Gotthold hatte seine Tochter Emilie ihren Verlobten hinbeschieden, weil der junge Eduard ihr zu wissen gegeben, es drücke seine Brust ein Geheimnis, und zwar ein freudiges, welches sein Mädchen erfahren müsse. Dem aufhorchenden, schönen Kinde berichtete jetzt der, durch die Eile noch fast atemlose Jüngling sein sich immer fester knüpfendes Verhältnis mit dem Herzog und dessen Freunden, die Ereignisse des gestrigen Abends; er beschrieb das freundliche Wesen der fürstlichen Geliebten, und ihre zarte Beachtung jedes Fremden, der sich ihrem Zirkel nähere; zuletzt fragte er das zu Boden sehende Mädchen um ihre Meinung. »Was soll ich zu dem allen sagen,« entgegnete sie mit sanfter Stimme, »Du hast es ja gewollt, Dein Bestreben ging ja immer dahin, mit diesen höhern Ständen in Berührung zu treten; jetzt hast Du es.« – »Freilich hab' ich, was ich wollte,« rief der begeisterte Jüngling, »doch, freue Dich mit mir: das fehlt mir noch.« – »Freuen?« entgegnete das besorgte Mädchen, »die Zeit wird lehren, ob ich dazu Ursache habe. Ich bin nur zufrieden, Dich deinen dicken Folianten und der pressenden Kante deines Schreibpults entzogen zu haben. Mir kam es öfters vor, als stählen jene kleinen schwarzen Zeichen, deren Du so viele täglich auf das blendende Papier maltest, allmählich das schöne leuchtende Roth auf deinen Lippen und Wangen.« – »Wie poetisch!« rief der Jüngling. »Nicht das,« entgegnete unwillig das Mädchen, »ich will nichts Poetisches sagen; etwas Wahres, meine Empfindung habe ich Dir ausdrücken wollen.« – »Nun ja – und ist es nicht hübsch, daß deine Empfindungen poetisch sind?« – Emilie sah ihn mit einem langen, fragenden Blick in die Augen, dann sagte sie etwas leiser und stockend: »Ich habe eine Furcht vor der heutigen Poesie; ich glaube, daß deswegen die Leute so bleich und hohläugig – und wieder auf der andern Seite so elend und jämmerlich herumlaufen, weil sie so poetisch sind. Der Vater wird Dir meine eigentliche Meinung besser erklären, ich muß immer fürchten, ausgelacht zu werden, wenn meine ungelenke und unwissende Zunge dergleichen Dinge berührt.« – Eduard küßte seine errötende und schmerzlich lächelnde Geliebte. Indem trat der Vater herein, und packte einige mitgebrachte Bilder aus; er wurde sogleich ins Interesse gezogen, und um seine Meinung, rücksichtlich des Fürsten und seiner Freunde, befragt. Gotthold schob seine Brille auf die Stirne hinauf, die von einem Rest des silberhellen Greisenhaares spärlich bekleidet wurde, und sagte zu dem am Fenster lehnenden Jüngling: »Ich denke, Du kennst meine Ansicht rücksichtlich dieser Herren; es sind Zeitbilder, elegante Herren. Der eine schreibt bittersüße Verse, der andere bringt ganz unerhörte Noten zusammen; aus dem dritten, dem Dicken, bin ich noch nicht recht klug geworden; der berühmte Mann scheint in ihm noch nicht reif geworden zu sein, gleichsam noch n der Hülse zu stecken. Sie sind alle aber sehr unzufrieden, nicht allein über ihren übel zugeschnittenen schwarzen Frack, sondern auch sogar über das Leben. Vielleicht haben sie auch Recht; prüfe selbst, mein Sohn. Du hast zu deinem Wissen einen tüchtigen Grund gelegt; die Meinungen der alten Weisen und Dichter haben deinen Geist bilden helfen, nun richte den Blick ins Leben, besuche die weltverbesserlichen Tees, die Diners, wo die vornehme Zerknirschung, der zahme Egoismus und die kalte Resignation samt der Sinnlichkeit Tafel halten und sich bei den Gerüchen der Schüsseln aus fremden Zonen betäuben. Mir ist nach vielem Streit unerwartet und wider mein Verdienst ein schöner Friede geschenkt worden.«

      Als Eduard am Abend sich entfernte, um am andern Morgen zum Herzog zu gehn, winkte ihm das blaue Auge seines Mädchens in die tiefe Fensternische hinein. Sie sprach nicht, sie zwang sich zum Lächeln, doch eine Träne fiel über dies falsche Lachen hinweg. Jetzt hatte sie Eduarden geschwind etwas umgehängt und in den Rock gesteckt. »Nicht jetzt gesehen,« rief sie, »nicht jetzt – erst auf der Treppe, wenn Du fort bist; es ist ein kleines Geschenk, und Du mußt nicht über mich lachen.« Sie wandte sich weg, ergriff das Licht und leuchtete ihm herab. Als er unten war, trat er an eine Laterne, zog die Gabe aus dem Busen, und erkannte ein kleines, goldnes Kruzifix. »Wie sie heimlich und beschämt ihren Gott wegschenkt,« dachte er mit Lächeln bei sich; »damit er mir folge, wohin ihr Auge nicht folgen kann, gibt sie ihn.« –

      Zu der bevorstehenden Vermählung des Prinzen war, nebst andern Gästen, auch der Graf Eberhard angelangt, ein Mann, den man fürchtete, weil er im Rufe stand, geheime Verbindungen zu leiten. Eduard sah ihn beim Herzog, und den nächsten Tag erfuhr auch seine Emilie die neue Bekanntschaft. »Er hat die ganze Welt umreist,« erzählte der Jüngling, »alles gesehen. Auf den Trümmern von Athen hat er melancholische Nächte einsam durchwacht; vor den Königsgräbern zu Memphis hat er fragend gestanden; an die Katheder unsrer größten Philosophen hat er zerschmetternde Theses angeschlagen; in Schottlands Gebirgen hat er mit Ossians Schatten verkehrt, und, ein zweiter Manfred, hat er die Gipfel himmelstürmender Alpen bestiegen, um in gräßlicher Einsamkeit dem nahen Himmel Fragen vorzulegen, die das Blut eines Geschaffenen starren machen.« – »Halt ein,« rief das erschrockene Mädchen, »was will der wahnsinnige Mensch bei uns? was bei Dir?« – Eduard mußte lächeln, aber Emilie sah ihn bittend an: »Sprich von etwas anderm,« sagte sie rasch; »wie erscheint Dir diese Jokonde, wie benimmt sie sich, wenn so viele Herren sie umkreisen? Man sagt mir, sie soll schön und freundlich sein?« – »Das ist sie,« erwiderte der Gefragte, »sie kann, wie ein Kind, scherzen und mutwillig lachen; wie ein Kind schuldlos, unbefangen die frischen Lippen öffnet und die leuchtenden weißen Zähnchen enthüllt. Ihre Kleidung ist, glaub' ich, immer nach der neuesten Mode, und ein vielfach gewundener Schal läuft ihr manchmal durch beide Arme durch.« – »Das ist nicht möglich,« rief Emilie, »von einer so sonderbaren Mode steht nichts im Journal.« – Eduard entzog sich geschickt einem Examen, dem er so wenig gewachsen war. –

      Wieder schimmerten die zauberhaft erleuchteten Fenster des stillen Fischerhäuschens in den Hof hinein, wieder trieb Massiello, gleich einem bunten, abenteuerlichen Kobold die Gruppen der Gäste durch einander mit der geschwungenen Geißel seiner Laune. Vor dem leuchtenden Teetisch aber saß die Graziengestalt in den faltigen, breiten Ärmeln, mit dem Köpfchen, dessen Goldgeringel diesesmal, auf modische Weise in einen Apolloknoten geschürzt, in zwei Psycheflügel sich spaltete gegenüber stand der Graf Eberhard in einer eckig halbzusammengebrochenen Stellung und redete in unheimlicher Tiefe mit dem schönen Kinde über die Kerzen herüber. Eduard konnte sein Auge nicht von der Gestalt fortbewegen, seine Seele war in der größten Spannung, denn der Graf hatte versprochen, heute ein kleines Manuskript vorzulesen. Als er jetzt die Worte: Italien, Schweiz hörte, riß er sich fast gewaltsam vom sprechenden Abt los und trat an den Teetisch, eben als der Erzähler langsam und mit zuckenden Lippen die Worte sprach: »Es geht mir nichts über die pikante Fäulnis Roms, dieses ewigen Juden unter den Städten, diese Stadt, die nicht sterben kann, so tief sie auch von der Last des menschlichen Elends gebeugt worden. Die Geschichte dieser armen Roma ist die Geschichte eines Menschen, der an einen Gott geglaubt hat, und dem nun jede Stunde spottend zuruft: du hast geirrt, es gibt keinen!« Diese Worte fielen brennend in Eduards Seele, er fuhr lebhaft auf, um etwas zu erwidern, als Jokonde ihm eine Tasse Tee hinreichte, und zum Grafen sagte: »Hier ist ein junger Mann, der auch in Rom gewesen ist, und dem, so wie mir, die Makkaroni vortrefflich geschmeckt haben.« Der Graf warf einen kurzen, matten Blick auf den Jüngling, und dieser hätte vor Verdruß weinen mögen, daß das dienstwillige Fräulein ihm so täppisch die Makkaroni in den Mund schob. Der Herzog trug jetzt Stühle herbei, und der Graf, indem er ein paar Blätter aus dem Busen zog, sagte zu diesem:

      »Eure Durchlaucht haben es Ihrer großen Gnade, mit der Sie mich beehren, zuzuschreiben, wenn diese Mitteilungen Sie etwa belästigen sollten. Es sind Bekenntnisse eines Freundes, von dem ich nicht entscheiden will,


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