Эротические рассказы

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      Und Maître Lemerle erging sich in den höchsten Betrachtungen über militärische Tugenden. Er gehöre zu jenen, sagte er, die nicht zuließen, daß man die Armee beleidige, denn auch er gehöre ihr an und sei stolz darauf.

      Der Präsident nickte billigend mit dem Kopfe.

      Maître Lemerle war in der Tat Reserveoffizier. Er fuhr fort:

      »Nein, sicherlich, ich verkenne nicht die bescheidenen und doch so unschätzbaren Dienste, die unsere Schutzmannschaft Tag für Tag unserem wackren Volke leistet. Und niemals hatte ich eingewilligt, die Verteidigung zu übernehmen, wenn ich in Crainquebille den Beleidiger eines alten Soldaten gesehen hätte.

      Man beschuldigt den Angeklagten, gesagt zu haben ›Verfluchter Polyp‹.

      Der Sinn dieser Worte unterliegt keinem Zweifel. Wenn Sie ein Jargon-Wörterbuch zur Hand nehmen, so finden Sie ›Verfluchter Polyp‹: Spitzname für Polizist.

      Wie wir alle wissen, ist der Polyp ein amphibisches Ungetüm, das gierig seine Fangarme nach allen Richtungen ausstreckt.

      Man gebraucht diesen Spitznamen in gewissen Kreisen.

      Aber die Frage ist die: – wie hat Crainquebille es gesagt und vielmehr – hat er es überhaupt gesagt? Meine Herren, erlauben Sie mir, das zu bezweifeln.

      Ich will den Schutzmann Matra durchaus nicht einer bösen Absicht bezichtigen, aber er verrichtet, wie wir bereits sagten, ein mühseliges Amt. Er ist zuweilen übermüdet, überbürdet, überanstrengt. Unter solchen Umständen ist es möglich, daß er das Opfer einer Gehörs-Halluzination gewesen ist. Und wenn er soeben behauptet hat, der Herr Doktor David Matthieu, ein Offizier der Ehrenlegion und Oberarzt im Hospital von Ambroise Paré, eine Leuchte der Wissenschaft und ein Weltmann, habe ebenfalls ›Verfluchter Polyp‹ geschrien, so sehen wir uns genötigt anzunehmen, daß Matra damals nicht ganz klar bei Sinnen war, ja ich möchte sagen, obgleich es etwas schroff erscheinen mag: der Mann leidet an Verfolgungswahn.

      Und selbst wenn Crainquebille ›Verfluchter Polyp‹ gesagt hatte, so ist es noch die Frage, ob dies Wort in seinem Munde eine Beleidigung, also ein Vergehen ist.

      Crainquebille ist das uneheliche Kind einer herumziehenden Händlerin, die eine notorische Trinkerin war, er ist also als Alkoholiker geboren. Sehen Sie sich den Mann an und urteilen Sie selbst, was sechzig Jahre des Elends aus ihm gemacht haben.

      Meine Herren, Sie müssen zugeben, daß man ihn nicht verantwortlich machen kann.«

      Maître Lemerle setzte sich, und der Präsident verlas nun zwischen den Zähnen das Urteil, wonach Crainquebille zu vierzehn Tagen Gefängnis und 50 Francs Geldstrafe verurteilt wurde.

      Das Gericht hatte seine Überzeugung auf die Aussage des Schutzmannes Matra gestützt.

      Als Crainquebille durch die langen, düsteren Gänge des Gerichtsgebäudes geführt wurde, fühlte er ein ungeheures Bedürfnis nach Mitgefühl. Er drehte sich nach dem Soldaten um und rief ihn an:

      »He, Sie – Sie!…« aber der beachtete ihn nicht, und Crainquebille seufzte.

      »Ach Gott, wer mir das vor vierzehn Tagen gesagt hätt, daß ich das erleben muß! Die Herren sprechen so schnell« klagte er. »Sie sprechen gewiß sehr schön – aber zu schnell, zu schnell. Ich kann sie nicht verstehen, und sie verstehen mich nicht … Finden Sie nicht auch, Soldat, die Herren sprechen zu schnell?«

      Aber der Soldat ging weiter, ohne zu antworten oder auch nur den Kopf zu wenden.

      Crainquebille fragte kummervoll:

      »Warum geben Sie mir keine Antwort?«

      Und als der Soldat immer noch schwieg, rief der alte Mann voll Bitterkeit:

      »Mit ‘nem Hund hat man Mitleid, und Sie wollen nicht mal mit ‘nem armen alten Mann sprechen. Sie machen wohl das Maul nie auf, sind Sie nicht bang, daß es stinken wird?«

      Die Apologie des Präsidenten Bourriche.

      Einige Neugierige und zwei oder drei Rechtsanwälte verließen den Saal, nachdem das Urteil gefällt war, und der Gerichtsdiener kündete schon eine neue Sache an.

      Die Fortgehenden dachten nicht weiter über den Fall Crainquebille nach, der sie kaum interessiert hatte. Nur Herr Jean Lermite, ein Kupferstecher, den der Zufall in die Sitzung geführt hatte, stellte seine eigenen Betrachtungen über das eben Gehörte an.

      Er klopfte den Maître Joseph Aubaret auf die Schulter und meinte:

      »Es ist bewunderungswürdig, wie der Präsident Bourriche es versieht, sich aller eitlen Neugier zu enthalten und sich vor persönlichem Hochmut, der alles wissen will, zu bewahren.

      Wenn der Richter die widersprechenden Aussagen von dem Doktor Matthieu und dem Schutzmann Matra gegenüber gestellt hätte, so wäre er auf einen Weg des Zweifels und der Ungewißheit geraten.

      Die Methode, welche darin besteht, einen Fall nach allen Regeln der Kritik zu beleuchten, ist unvereinbar mit einer guten Verwaltung der Justiz.

      Wenn das Tribunal so unvorsichtig sein würde, eine derartige Methode zu verfolgen, so müßte ja sein Urteil von seinem eigenen Scharfsinn abhängen, der des öfteren gering ist – oder von der menschlichen Fehlbarkeit, die nie aufhört. Wo bliebe da die Autorität!

      Auch kann man nicht leugnen, daß die historische Methode ebenfalls unzulänglich ist, um dem Richter jene Gewißheit zu verschaffen, deren er bedarf.

      Man erinnere sich nur an Sir Walter Raleighs Abenteuer. Als Sir Walter Raleigh im Tower of London gefangen saß und eines Tages an dem zweiten Teil seiner » History of the world« arbeitete, entspann sich unter seinen Fenstern ein Streit. Er sah eine Weile zu und ging dann wieder an seine Arbeit mit der Überzeugung, die Streitenden sehr gut beobachtet zu haben.

      Als er aber tags darauf mit einem seiner Freunde über die Angelegenheit sprach, der bei dem Vorfall zugegen gewesen war und sich sogar an dem Streite beteiligt hatte, widersprach dieser ihm in allen Punkten.

      Da erkannte Raleigh die ungeheure Schwierigkeit, fern liegende Ereignisse in ihrer Richtigkeit zu erfassen, wenn es möglich war, daß er sich über das, was vor seinen Augen geschah, getäuscht hatte, und entmutigt warf er sein Manuskript ins Feuer.

      Wenn die Richter ebensolche Bedenken trügen wie Raleigh, so müßten sie wohl ihre ganze Gelehrsamkeit ins Feuer werfen. Aber dazu haben sie kein Recht. Sie würden damit die Justiz verleugnen und ein Verbrechen begehen.

      Man kann wohl darauf verzichten, – zu wissen, aber man darf nicht darauf verzichten, – zu richten.

      Diejenigen Leute, welche wollen, daß die Gerichtsbeschlüsse auf methodische Nachforschungen gegründet sind, müssen als gefährliche Sophisten und hinterlistige Feinde des Zivil-und Militärgerichtes betrachtet werden.

      Der Präsident Bourriche hat einen viel zu juristischen Sinn, als daß er sein Urteil von dem Verstand oder von der Wissenschaft beeinflussen ließe, deren Schlüsse ewigen Streit und Zweifel hervorrufen. Er gründet es auf bestimmte Dogmen und Traditionen, so daß seine Urteile an Autorität den Geboten der Kirche gleichen, sie sind sozusagen kanonisch.

      Sie sehen z. B., daß er die Zeugenaussagen nicht nach einer unbestimmten trügerischen Wahrscheinlichkeit ordnet, sondern nach innerlichen, permanenten, handgreiflichen Tatsachen.

      Er wägt sie nach dem Gewicht der Waffen. Gibt es ein einfacheres und weiseres Mittel?

      Das Zeugnis eines Schutzmannes erscheint ihm als unwiderlegbar. Der Mensch als solcher kommt hier gar nicht in Betracht, nur die Kategorie, der er angehört – die hochwohlöbliche Polizei – die heilige Hermandad.

      Bastien Matra, gebürtig aus Cinto-Monte (Korsika), erscheint ihm durchaus nicht als unfehlbar. Er weiß, daß der Mann weder eine besonders scharfe Beobachtungsgabe besitzt, noch daß er bei der Prüfung der Sachlage sehr genau und methodisch


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