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Die Gotengeschichte. JordanesЧитать онлайн книгу.

Die Gotengeschichte - Jordanes


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erfolgten im Laufe ihrer Geschichte wohl Teilungen des Stammes, wobei jeweils ein Teil aus dem bisherigen Siedlungsgebiet abwanderte, während ein anderer zurückblieb. Die Auswanderer siedelten in neuen Gebieten, wo sie sich mit den bisherigen Bewohnern nicht nur bekriegten, sondern allmählich auch verbanden. Etwa fünf Jahrzehnte später wanderte ein großer Teil der Gutonen aus Ostpommern ab und drang allmählich bis zur Donaumündung vor. Dort ist er in der Tscherniachov-Kultur nachweisbar. Die Goten erschienen erstmals 208 am Schwarzen Meer und gewannen mit der Zeit die Vorherrschaft über die schon zuvor hierher gewanderten Bastarnen, ebenfalls ein germanischer Stamm, sowie über die Karpen und Sarmaten.

      Als die Goten unter König Kniva 238 das Südufer der Donau überfielen, kamen sie erstmals mit den Römern in Kontakt. Es folgten abwechselnd Abwehrkämpfe der Römer gegen die Goten, Friedensschlüsse, gotische Kontingente bei römischen Feldzügen – so mit Kaiser Gordianus gegen die Perser 242 – und wieder Einfälle in römisches Hoheitsgebiet. 249 setzte König Kniva mit den Goten über die Donau, dann zog sein Heer in einem dreifachen Vorstoß (die beiden anderen Abteilungen unter den Heerführern Argaith und Guntherich) nach Dakien, Moesien und Thrakien und drangen bis nach Philippopel (Plovdiv) vor. Einen Rückeroberungsversuch der Römer unter Kaiser Decius wehrten sie in der Schlacht bei Abrittus-Hisarlak in der Nähe von Razgrad (Bulgarien) im Jahr 251 erfolgreich ab, in der Decius selbst und sein Sohn fielen. Decius’ Nachfolger Trebonianus Gallus schloss Frieden zu den Bedingungen der Goten. Doch schon 254 überfielen diese die Stadt Thessaloniki, weitere drei Jahre später zu Schiff überfielen sie vom Kimmerischen Bosporus ausgehend, vereint mit einem Landheer, die Südwestküste des Schwarzen Meeres und drangen zum Bosporus und nach Bithynien vor. Dabei wurde vermutlich aus dem Dorf Sadogolthina bei Parnassos in Kappadokien die Familie verschleppt, aus der später Bischof Wulfila hervorgehen würde. 268 fielen sie gemeinsam mit dem germanischen Stamm der Heruler von See her ins Römische Reich ein, wurden aber erfolgreich abgewehrt; dennoch gelang ihnen das Vordringen bis zur Ägäis, sie wurden von Milizen und zunächst von Kaiser Gallienus aufgehalten – der aber fiel – und dann bei Nisch (jetzt in Serbien) von Kaiser Claudius II. besiegt, der sich als erster römischer Herrscher Gothicus nannte (269). Ein Rachefeldzug überlebender gotischer Einheiten im folgenden Jahr wurde von römischen Bürgerwehren zurückgeschlagen. 271 erkämpften die Römer zwar einen Sieg, bei dem 5000 Goten mitsamt ihrem König Kannabaudes fielen, mussten aber in der Folge die Provinz Dakien aufgeben. Unter Kaiser Probus nahmen die Römer 280–295 die die von den Goten verdrängten germanischen Bastarnen ins Römische Reich auf und siedelten diese in Thrakien an.

      In dieser Zeit teilten sich die am Schwarzen Meer wohnenden Goten allmählich in zwei Gruppen: die Ostrogoten (von *austra – glänzend), die auch Greutungen hießen, und die Visigoten (von *uesu – gut), die auch Terwingen hießen. Da die Ostrogoten östlich des Flusses Olt siedelten und die Visigoten westlich davon, setzten sich durch die zufällige Ähnlichkeit der Eigennamen mit den relativen Himmelsrichtungen die Bezeichnungen Ost- und Westgoten durch. Die weitere Geschichte dieser beiden Großgruppen ist wegen der Teilung und der getrennten Schicksale von hier an parallel in einer Tabelle dargestellt. So gut wie nie traten die beiden Gruppen alleine auf, weder gegenüber den Römern noch gegenüber anderen Außenstehenden. Meist waren sie bei Raubzügen und in Kriegen mit verwandten oder fremden Völkern in wechselnder Kombination verbündet.

ZeitWestgotenOstgoten
um 311Der spätere Bibelübersetzer und Bischof Wulfila wird geboren.
323Die Terwingen unter Rausimod greifen die ungeschützte Grenze der weströmischen Reichshälfte unter Augustus Licinius an.
324Unter Fürst Alica kämpfen sie an der Seite Ostroms gegen Westrom und verhelfen Constantin d. Gr. zum Sieg. Licinius wird hingerichtet.
328Constantin erobert Dakien für das Imperium Romanum zurück.
332In den Krieg der Westgoten mit den Theis-Sarmaten greift Constantin ein und führt so die Niederlage der Goten herbei. Deren Rückzugsgefechte leitet Ariarich, der ein Bündnis mit Constantin zu römischen Bedingungen eingehen muss; vielleicht werden dabei auch nur ältere Verträge erneuert.
334Die Westgoten überfallen das Gebiet der Vandalen.
340er-JahreDie Westgoten unternehmen Raubzüge über die gefrorene Donau nach Moesien.
341Wulfila wird Bischof.
347/48In der Ersten Gotischen Christenverfolgung wird Wulfilas Familie aus dem Gebiet der Westgoten vertrieben und im heutigen Bulgarien angesiedelt, Wulfila erhält den Titel »Bekenner«. In Bulgarien entsteht seine Bibelübersetzung, von der weite Teile des Neuen Testamentes erhalten sind, das erste große Denkmal einer germanischen Sprache in einer Mischschrift aus römischen und griechischen Buchstaben und einzelnen Runen.
Mitte 4. Jh.Im östlichen Gotenreich regiert König Ermanarich, der seine direkte und indirekte Macht weit ausdehnt und – wohl vor allem wegen seines tragischen Endes – in der Sagenliteratur reiche Spuren hinterlässt.
363Die Westgoten ziehen mit einem römischen Heer unter Kaiser Julian gegen Persien.
365Der Richter Athanarich tritt sein Amt im Stamm der Westgoten an und zieht mit 3000 Mann zur Unterstützung des römischen Gegenkaisers Procopius nach Konstantinopel, kann jedoch weder diesem noch dessen Nachfolger Marcellus auf den Thron verhelfen.
367–369Unter Kaiser Valens greift das Imperium Romanum die Goten an, die sich unter Athanarich in die Karpaten zurückziehen, während die Römer ihr bisheriges Siedlungsgebiet verwüsten.
368Donauüberschwemmungen zwingen die Römer, ihren Vormarsch gegen die Goten anzuhalten, verursachen den Goten allerdings massive Ernteausfälle und schwächten sie so erheblich.
369Mit dem wieder einsetzenden römischen Vormarsch steigt der Widerstand der Westgoten, und es kommt zu einem Friedensschluss an der Donau.
369–372Die Zweite Gotische Christenverfolgung bewirkt eine Spaltung der terwingischen Bevölkerung. Unter den katholischen Märtyrern dieser Verfolgung befindet sich der hl. Saba.
375/376Der Westgotenherrscher Fritigem will mithilfe des Kaisers Valens die Herrschaft über die Westgoten an sich reißen.Der Überfall der hunnischen Reiternomaden vernichtet das Reich Ermanarichs, der sich das Leben genommen haben soll (Ammianus Marcellinus 31,3,2). Ihm folgt Vidimer, der selbst in einer späteren Hunnenschlacht fällt.
Der Überfall der Hunnen erreicht auch die westliche Gruppe der Goten. Ein Teil von ihnen zieht sich unter der Führung Athanarichs von Bessarabien erneut in die Karpaten zurück, wo er die ursprünglich verbündeten Taifalen und Sarmaten vertreibt; der größere Teil der Westgoten wandert, veranlasst durch die im Imperium Romanum bereits lebenden gotischen Christen, in das Römerreich ein, um dort Schutz zu finden. Sie werden angeführt von Fritigem und Alaviv. Die ins Römische Reich eingewanderten Goten verfügen zunächst über keine funktionsfähige Landwirtschaft, und der Umzug wird logistisch nicht gut organisiert. Die römischen Beamten erhöhen die Getreidepreise, um aus der Versorgungsnot der Goten Profit zu schlagen.Sein Sohn wandert ins Römische Reich ein. Eine Gruppe von Goten bleibt auf der Krim zurück und wird später als Krim-Goten bezeichnet. Spuren von ihr sind noch im 16. Jh. feststellbar.Unter hunnischer Herrschaft formiert sich der ostgotische Stamm neu.
378Als der römische Befehlshaber Lupicinus Gotenkönig Fritigem bei einem Gastmahl hinterlistig töten lassen will, greifen die Goten an, siegen und verwüsten die Gegend von Marcianopel. Bei Adrianopel, dem heutigen Edirne, werden sie durch gotische Hilfstruppen der römischen Armee verstärkt. Die Kaiser Valens und Gratian wollen die Goten hier gemeinsam angreifen. Gratian allerdings kehrt mit seinem Heer um nach Westen, da er einen Alemanneneinfall abwehren muss. Valens wagt, nachdem er ein Friedensangebot Fritigerns abgelehnt hat, am 9. August den Angriff auf die gotische Wagenburg alleine, kassiert die schlimmste römische Niederlage nach Cannae (216 v.Chr.) und dem Teutoburger Wald (9 n.Chr.) und kommt selbst unter ungeklärten Umständen ums Leben, außer ihm auch zwei Drittel seines Heeres. Die Goten jedoch nutzen ihren Sieg nicht zu langfristigen Vorteilen, die Greutungen, die die Westgoten unterstützt haben, trennen sich wieder von ihnen. Sie werden von Gratian mit ihren Herrschern Alatheus und Saphrax besiegt.
380Athanarich wird von Verwandten aus dem Richteramt vertrieben, vielleicht von Fritigem veranlasst, …
381… und wird in Konstantinopel als Flüchtling von Kaiser Theodosius empfangen und stirbt zwei Wochen später.
382Kaiser
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