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Berühmte deutsche Frauen des achtzehnten Jahrhunderts. Alexander von Ungern-SternbergЧитать онлайн книгу.

Berühmte deutsche Frauen des achtzehnten Jahrhunderts - Alexander von Ungern-Sternberg


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der Göttin dargestellt und Pan erklärt dieselben. Nach der Mahlzeit erschallt Hörnerruf und Jagdgetöse. Die Gesellschaft eilt an die Fenster und sieht einen Hirsch vorbeijagen, dem eine Koppel Hunde und ein Trupp schöngeputzter Jäger folgen. Sogleich entschließt man sich, der Jagd zu folgen. Es finden sich Pferde und offene Phaetons bereit, die beiden Göttinnen nehmen in einem Wagen Platz, und in fliegender Eile geht's nun der Jagd nach. Die erfinderische Grausamkeit hat Mittel gefunden, den armen Hirsch zu zwingen, sich von einer abschüssigen Höhe in einen Waldsee zu stürzen; mit entsetzlichem Plätschern und Brausen stürzen die Hunde ihm nach. Die Damen besteigen in der Eile Gondeln, und unter den Fanfaren der Hörner schließen die bunten Fahrzeuge eine Runde um den sterbenden Hirsch.

      Hierauf landet man an einer köstlich geschmückten kleinen Insel, auf der es wundersame dunkle Gebüsche und amaranthfarbene Zelte gibt. In einem dieser Zelte ist ein türkischer Haushalt eingerichtet; man liegt daselbst auf Ottomanen, und dieselben Kavaliere, die die Satyrn und Faunen dargestellt, rauschen jetzt in Turban und Kaftan herein und alle Wohlgerüche Arabiens erfüllen die weiche, warme Sommerluft. Da erscheint der Sultan selbst. Die Pracht, mit der dieser Herr auftritt, überrascht und blendet; er ist ganz mit Diamanten übersäet, und diese kostbare, blitzende Figur nähert sich langsam dem Zelte der Damen und wirft ihr Taschentuch der Schönsten, das heißt Auroren zu.

      Jetzt tritt einige Hofetikette ein. Aurora und der Kurfürst sitzen allein auf einem Divan, die anderen Kavaliere und Damen müssen auf Tabourets Platz nehmen. Tänzerinnen erscheinen und führen ein Ballet á la turque auf; dann besteigt man wieder die Gondeln und kehrt zum Schloß zurück. Hier angelangt, führt der Fürst seine Schöne in ein mit wundersamer Pracht ausgestattetes Gemach, das in rosenfarbener Seide mit Silber decorirt ist und dessen Hauptmöbel ein Bett ist, oder vielmehr ein Thron, dessen Draperien durch Liebesgötter emporgehalten werden. »Hier sind Sie Herrscherin!« sagt der Kurfürst, und die schöne Aurora antwortet naiv: »Wo ich auch immer sei, ich werde doch immer nur Ihnen angehören, Monseigneur!« Die Toiletten werden gewechselt und die Abendtafel beginnt. Auf ihrem Teller findet Aurora ein prachtvolles Bouquet von Blumen, aus Edelsteinen aller Farben und Arten gebildet, ein verschwenderisches Geschenk. Nach der Tafel Ball. Als Alle noch im Tanz begriffen sind, verschwindet der Herr des Schlosses mit seiner Dame; die Gäste wissen, was sie zu thun haben, sie tanzen eifrig fort und bemerken dieses Verschwinden nicht. So gut dressirt waren damals die Höfe. – Dies ist nur die Schilderung eines Tages; es folgen ihrer vierzehn nach einander; immer neue Feste, immer neue Geschenke, immer neue Triumphe für die Königin des Tages.

      Indessen haben sich in Dresden die beiden Kurfürstinnen schwer geärgert; sie überschütten den zurückkehrenden Fürsten mit Vorwürfen, und hier tritt nun gleich Aurora in ihrer edlen, hochherzigen Weise auf. Weit entfernt, den Geliebten von seiner Familie trennen zu wollen und darin ihr eigenes Heil zu suchen, ist sie es, die ihn auf die bitteren Kränkungen aufmerksam macht, die er durch ein wildes, rücksichtsloses Betragen seiner Mutter und seiner Gemahlin bereitet. Der Engel des Friedens hat ihre verführerische Gestalt geborgt um diese armen Frauen zu trösten, mit ihrem Schicksal auszusöhnen. Aurora ist zuletzt vielmehr die Freundin der Mutter und der Frau, als die Geliebte des Sohns und Gemahls. Der Kurfürst sieht das ein, er lobt dieses edle Betragen, aber es stimmt ihn kühl; eine gewöhnliche Buhlerin wäre ihm lieber gewesen. Er hat es ganz gerne, wenn die Frauen um ihn her sich zanken; er kennt und liebt das Geschlecht nur von seiner gemeinen Seite.

      Aurora's Illusionen, was die Liebe betrifft scheinen bald verflogen zu sein. Sie sah sich nun nach einem ehrenvollen Rückzuge um, nach einer Stellung im Leben, die ihr die Würde und den Adel des Charakters, zwei Schätze, die sie um keinen Preis der Welt verlieren wollte, sicherte. Ihr Auge fiel auf die alte Abtei zu Quedlinburg.

      Dieses ehemalige Kloster und nunmehrige protestantische Stift hatte bisher immer nur Prinzessinnen zu Aebtissinnen gehabt. Aurora fand es ganz angenehm und passend, die Erste zu sein, die sich, ohne die Fürstenkrone zu tragen, dieser illustren Schaar anschloß. Es war dieses aber nicht leicht in's Werk zu setzen. Die Stiftsdamen schlugen die Hände über dem Kopf zusammen, als sie erfuhren, daß eine Maitresse darauf ausgehe, den Stuhl der heiligen Diemot einzunehmen. Die derzeitige Aebtissin, Anna Dorothea, eine Prinzessin von Sachsen - Weimar, eine alte respectable Dame, leistete Anfangs lebhaften Widerstand und ließ sich erst durch langes Schmeicheln Aurora's bewegen, sie in ihren Schutz zu nehmen. Es wurde ihr demnach die Würde einer Pröbstin zuerkannt, und beim Tode der Prinzessin die Nachfolge in deren Amt. Unterdessen wurde aber Quedlinburg, sammt der Aebtissin und allen Stiftsfrauen, von Friedrich August an Preußen verkauft. Aurora benutzte diesen Aufruhr im Stift, um sich dem neuen Herrscher verbindlich zu bezeigen, und es gelang ihr auch, am preußischen Hofe Freunde und Beschützer zu erwerben. Mit welcher Klugheit mußte aber die schöne Frau hin und her laviren, um zum Ziel zu gelangen! denn ihr bereits treuloser Geliebter – es war noch kein Jahr vergangen – unterstützte sie nur äußerst lau, sowol mit Geld, wie mit gutem Willen. Er hatte bald wieder eine gemeine Frau gefunden, der er sein Gold und seine Diamanten in den Schoos schüttete. So sehen wir denn Aurora jetzt ihr wanderndes Leben beginnen. Jetzt ist sie im Stift, jetzt in Berlin, dann in Dresden, um irgend ein albernes Hoffest arrangiren zu helfen, nebenbei aber die Thränen der Kurfürstin zu trocknen, bald in Hamburg, um das zerrüttete Familienvermögen zu sichern, bald in Stockholm, bald hier, bald dort. Dazu kamen Mutterpflichten, Muttersorgen. Sie war im October des Jahres 1696 Mutter eines Sohnes geworden, und an diesen band sie ihr ganzes Herz, ihre volle Seele. Als sie ihren Einzug in Quedlinburg hielt, konnte sie ihn natürlich nicht mitnehmen; er wurde im Haag erzogen, und die zärtliche Mutter führte eine anhaltende Correspondenz mit seinen Erziehern.

      Das Vermögen der Königsmark, Anfangs so bedeutend, war durch schlechte Verwaltung sehr herabgekommen. Sämmtliche Söhne waren arge Verschwender, besonders Philipp Christoph, der noch dazu auf das empörendste von seinen Dienern bestohlen wurde. Bei seinem Verschwinden verschwand auch ein großer Theil des Familienerbes. Graf Löwenhaupt, Aurora's Schwager, trug ebenfalls zum Ruin des Vermögens bei, indem er es durch seine Dienste in Sachsen dahin brachte, daß in Schweden seine Güter confiscirt wurden. Aurora scheint ebenfalls verschwendet zu haben, wenigstens führte sie thörichte Prozesse, die sie verlor. Man bestahl sie, ihr Sohn forderte fortwährend Geld, alte Gläubiger des Bruders meldeten sich, sie mußte nach allen Seiten mit vollen Händen Geld ausstreuen und gerieth zuletzt selbst in die drückendste Verlegenheit. Der Briefwechsel meldet, zu welchen Hülfsmitteln sie sowol als ihr Schwager greifen mußten. Silberzeug wurde versetzt, große Wucherzinsen für kleine Summen bezahlt, groben und rücksichtslosen Gläubigern schmeichelte man und Aurora's geistreiche Feder schrieb zierliche Briefe an Leute, die man unter anderen Verhältnissen durch den Diener aus der Antichambre hätte hinausweisen lassen. Es ist rührend zu lesen, wie sie in diesen Verlegenheiten sich zaghaft an ihren königlichen treulosen Freund wendet, wie sie heiter und scherzend das zertretene blutende Herz versteckt, den edlen Stolz demüthigt, um eine kleine Summe für den Sohn zu erbitten, die sie doch nicht erhält.

      Aber Friedrich August empfand damals auch hart die Mislaune des Glücks. Er war König geworden ohne Königreich; er wurde gezwungen, ein Scepter wieder herauszugeben, das er eben erst mit großer Freude empfangen hatte. Karl XII. von Schweden verfuhr mit ihm, wie man einen leichtfertigen Glücksjäger behandelt; seinen Stolz, seinen Uebermuth mußte August ertragen, denn er hatte kein Geld und keine Soldaten, um seinen Thron zu schützen. Karl verachtete ihn auch persönlich, und das war das Schlimmste; die öffentliche Meinung fing an, durch den Mund eines Königs sich auszusprechen; Augusts Glanz und Ruhm war dahin. Nun trat Aurora auf. Die Ehre des Geliebten zu retten, seinen Namen vor Schande zu bewahren, ihn so rein und groß wie nur immer möglich der Nachwelt zu überliefern, daran lag der großen Frau Alles. Sie kam nach Dresden und verließ ihn nicht in den Stunden der Prüfung. Sie bemühte sich, ihm das Gefühl der Ehre, den Muth zu großen Entschlüssen einzuflößen. Es fanden wieder einsame Tete-á-tete's statt, aber diesmal flüsterte nicht die scheue Liebe hinter den Vorhängen, ein edles, starkes Weib redete zu dem Manne, der der Ehre untreu zu werden Miene machte. Wie damals lag sie auch jetzt an seinem Busen, aber nicht um frivole Schwüre, die diese Stunde gibt und die nächste bricht, von ihm zu empfangen, sondern um dem Wankelmüthigen den Ruhm seiner Ahnen, die Größe seines Fürstenhauses, den Richterspruch künftiger Geschlechter in die Seele zu rufen. Eine Geliebte seltener Art! Hätte nur August in dieser Liebe ebenso


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