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Jeremias: Eine dramatische Dichtung in neun Bildern. Стефан ЦвейгЧитать онлайн книгу.

Jeremias: Eine dramatische Dichtung in neun Bildern - Стефан Цвейг


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inwendig, denn ein Jauchzen war es zum Kriege. Meine Brüder, da ward bitter wie Galle meine Seele, und das Wort sprang mir zum Munde wider meinen Willen, denn saget wahrhaft, ihr Brüder: ist Krieg ein so kostbar Ding, daß ihr ihn lobpreiset? Ist er so gütig, daß ihr ihn ersehnet, ist er so wohltätig, daß ihr ihn grüßet mit der Brunst eures Herzens? Ich aber sage dir, Volk von Jerusalem, ein bös und bissig Tier ist der Krieg, er frißt das Fleisch von den Starken und saugt das Mark von den Mächtigen, die Städte zermalmt er in seinen Kinnladen, und mit den Hufen zerstampft er das Land. Nicht schläfert ihn ein mehr, der ihn weckte, und wer das Schwert zücket, mag leicht selber darein fallen. Weh darum über den Fürwitz, der Streit anhebt ohne Not, denn auf einem Wege wird er ausziehn, und auf sieben wird er rückfliehen, weh denen, die Mord tun am Frieden mit dem Wort! Hüte dich vor ihnen, hüte dich, Volk von Jerusalem!

      BARUCH:

      Vor den Feiglingen hüte dich, Volk von Jerusalem, vor den Gekauften und Verrätern!

      HANANJA:

      Wo ist seine Verheißung? Wo Gottes Wort? Für Babel spricht er und Bel.

      STIMMEN:

      Nein ... er redet recht ... viel Wahres ist an seinem Wort ... lasset ihn ausreden ... die Träume ... was für Verheißung ... lasset ihn ... auch ihn wollen wir hören ...

      JEREMIAS:

      Was wecket ihr auf das reißende Tier mit eurem Gejauchze, was locket ihr in die Stadt den König von Mitternacht, was rufet ihr zum Kriege, Männer Jerusalems? Habet ihr dem Mord eure Söhne gezeuget, und der Schande eure Töchter? Ward dem Feuer eure Hausung gebaut und dem Prellbock die Mauer? Besinne dich, Israel, halt ein, eh du rennest ins Dunkel, Jerusalem! Ist denn so hart deine Knechtschaft, ist so brennend dein Leiden? Siehe, siehe um dich: es ist Gottes Sonne über dem Lande, und eure Weinstöcke blühen in Frieden, es schreiten beseligt die Bräute mit ihren Erwählten, es spielen einfältig die Kinder, und sanft glänzet der Mond in Jerusalems Schlaf. Das Feuer hat seinen Ort und das Wasser seine Stätte, die Speicher ihre Fülle und Gott sein geräumiges Haus. Sage, Israel, sage, ist es nicht schön in Zions Mauern, ist es nicht lind in Sarons Talen, nicht selig an des Jordans blauem Gefäll? Oh, laß es dir genug sein, friedsam zu wohnen unter Gottes beruhigtem Blick, und halte den Frieden, halte ihn fest in deinen Mauern, Volk von Jerusalem, halte den Frieden!

      SEBULON:

      Recht redet er! Heil ihm! Wie Gold ist seine Rede!

      PASHUR:

      Wie chaldäisch Gold!

      STIMMEN:

      Ja ... er ist verkauft ... nein, recht redet er ... Friede ... wir wollen den Frieden ... ein Verräter ist er ... ein Söldling von Assur ... lasset ihn reden ... nein, Hananja redet wahr ... nur Hananja ...

      HANANJA:

      Fort mit dir, fort! In Samaria rede, wo Knechte sitzen; zu Moab sprich also oder zu den Unbeschnittenen, doch zu Israel nicht, das Gottes Erstling ist unter den Völkern.

      BARUCH (auf Jeremias eindringend):

      Sprich, stehe Rede, hier vor dem Volke sprich es aus, daß sie es hören: soll dauern unsere Knechtschaft, sollen wir länger Gold zahlen an Chaldäa? Sprich Antwort, du Verräter!

      STIMMEN:

      Ja ... ja ... antworte ... rede ... sollen wir weiter zahlen ... antworte.

      JEREMIAS:

      Laut spreche ich vor dem Volke: Besser den Zins des Goldes zahlen dem Feinde, denn den Zins des Blutes dem Kriege! Besser der Weise sein, denn der Starke, besser Gottes Knecht, denn der Menschen Herr!

      HANANJA:

      Oh, du Gehorcher und Diener, du Knecht Chaldäas, willst du leugnen Gottes Wort, das heischet den Krieg wider die Bedrücker, willst du leugnen die Schrift?

      JEREMIAS:

      Doch es stehet auch geschrieben daselbst: „Wenn ihr stille bleibet, würde euch geholfen, durch Stillesein und Hoffen werdet ihr stark sein.“

      STIMMEN:

      Ja, so ist es geschrieben ... er redet wahr ... ja, so ist es geschrieben ... weise ist sein Wort ... nein, er drehet es zu seinem Sinne.

      HANANJA:

      Unheiligem Krieg ist es gesagt, Zwist der Geschlechter Israels! Doch dies ist ein heiliger Krieg, ein Gotteskrieg ist es, Jerusalem, um deines ewigen Namens willen, ein Gotteskrieg, ein Gotteskrieg!

      JEREMIAS:

      Abtut Gottes Namen vom Kriege, denn nicht Gott führet Krieg, sondern die Menschen! Heilig ist kein Krieg, heilig ist kein Tod, heilig ist nur das Leben.

      BARUCH:

      Du lügst! Du lügst! Das Leben ist uns einzig gegeben, daß wir es hinopfern für Gott und seinen Geist. Ich will mich opfern auf seinem Altare, ich will sinken vor seinen Feinden, ich will sterben für Israel und seine Herrschaft auf Erden. Nie wird Israel besiegt sein, wenn alle meines Sinnes sind!

      HANANJA:

      Nie wird es besiegt sein, solang die Sterne vor Gott leuchten, doch in dreien Monden wird Babel in unsere Hand gegeben sein, so wir ausziehen mit Ägypten.

      STIMMEN (jauchzend):

      In drei Monden ... Heil Hananja ... höret ihn ... in drei Monden ...

      HANANJA:

      Israel wird siegen, gegen tausend und tausend.

      BARUCH:

      Angst streut er aus, wie sie ihm Gold streuten.

      STIMMEN:

      Israel über den Völkern ... auf wider Assur ... Krieg ... Krieg ... nein, Friede ... Friede über Israel ... Krieg ... Krieg ... für Assur spricht er ... ein Verräter ... sind die nur wahrhaft, die Krieg schreien?... gekauft ist er ... übereilet nicht ...

      BARUCH:

      Ins Weiberhaus mit dem Feigling! Ins Weiberhaus!

      EIN WEIB (Jeremias anspeiend):

      Schmach wär er für uns! Da dem Manne, der sich verkriecht und uns schändet! Krieg ... Krieg wider Assur!

      JEREMIAS (in Zorn ausbrechend):

      Wer bist du, die du so brünstig bist nach dem Blute? Hast du deine Lenden aufgetan für das Grab und deine Kinder gesäugt für die Grube? Fluch über den Mann, der nach Blut schreit, aber siebenmal Fluch über die Frauen, die brünstig sind nach dem Kriege, denn die Frucht ihres Leibes wird er fressen, und die Knechte Assurs werden worfeln um sie und um ihr Gewand. Klageweiber werdet ihr sein und mit den Nägeln zerren an euren Wangen, schrill Heulen wird aus euren Zähnen brechen, die gespien wider mich und wider den Frieden ...

      STIMMEN (Weiber):

      Wehe ... wehe ... höret den Fluch ... unsere Söhne ... wehe ... wehe ... der Furchtbare ... wehe ...

      BARUCH:

      Die Frauen schreckst du, du Zagherziger, doch die Männer nicht. Hinunter mit dir!

      EINIGE KRIEGER:

      Hinunter! Jagt ihn in die Gasse!

      HANANJA:

      Sperrt ihm den Mund!

      STIMMEN:

      Fort ... er verstört die Frauen ... fort ... genug Unheil gekündet ... kalt ward mein Gebein, da er sprach ... er schweige ... schweige ...

      JEREMIAS:

      Ich schweige nicht, ich schweige nicht, denn in mir schreit Jerusalem! Jerusalems Mauern stehen in meinem Herzen, und sie wollen nicht sinken, Israels Lande blühen in meiner Seele, und ich will sie behüten! Dein eigen Blut schreiet aus mir, Jerusalem, daß es nicht vergossen werde, dein Same, daß er nicht versprengt werde, deine Steine, daß sie nicht stürzen, und dein Name, daß er nicht vergehe! Halte dich fest, du Schwankende, und birg


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