Эротические рассказы

Gesammelte Werke: Romane + Erzählungen + Essays + Memoiren + Tagebücher. СтендальЧитать онлайн книгу.

Gesammelte Werke: Romane + Erzählungen + Essays + Memoiren + Tagebücher - Стендаль


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ging Herr von Rênal.

      Sie bat Julian, ihr noch einmal sein Leben im Seminar zu schildern. »Gestern habe ich dir gar nicht recht zugehört. Während du erzähltest, habe ich nur daran gedacht, mich zu zwingen, dich fortzuschicken.«

      Sie ließ jede Vorsicht außer acht. Beide unterhielten sich ziemlich laut. Es mochte nachts zwei Uhr sein, als es zu ihrem Schreck plötzlich gegen die Türe donnerte. Wiederum war es Herr von Rênal.

      »Mach schnell auf!« rief er. »Es sind Einbrecher im Hause. Ich habe Stimmen gehört. Johann hat heute früh eine fremde Leiter gefunden.«

      »Jetzt ist alles aus!« flüsterte Frau von Rênal und fiel in Julians Arme. »Er wird uns alle beide töten. Das mit den Einbrechern, das sagte er bloß so. Ich will in deinen Armen sterben, glücklicher im Tode, als ich im Leben war!«

      Ihrem Manne gab sie keine Antwort. Er schimpfte draußen, während sie Julian innig an sich drückte.

      »Erhalte deinem Stanislaus die Mutter!« gebot ihr Julian in herrischem Tone. »Ich werde durch das Fenster im Kabinett nebenan in den Hof springen und mich durch den Garten retten. Die Hunde tun mir nichts. Sie haben mich wiedererkannt. Binde meine Kleider zu einem Bündel und wirf sie, sobald du kannst, in den Garten! Laß ihn nur die Türe eintreten. Und vor allem nichts eingestehen! Das verbiete ich dir! Verdacht ist immer besser als Gewißheit.«

      »Du wirst beim Hinabspringen das Genick brechen!«

      Das war ihre einzige Antwort und ihre einzige Sorge. Sie geleitete ihn an das Fenster des Kabinetts, dann versteckte sie bedächtig seine Kleider, und schließlich öffnete sie ihrem wutschnaubenden Manne.

      Ohne ein Wort zu sagen, blickte er sich im Zimmer um, ebenso im Kabinett. Dann verschwand er wieder.

      Julian bekam seine Sachen nachgeworfen. Er fing sie auf und eilte durch den Garten, abwärts dem Doubs zu. Im Laufen hörte er eine Kugel pfeifen und gleichzeitig den Knall eines Flintenschusses. »Das ist Rênal nicht!« dachte er. »So gut schießt der nicht!« Die Hunde liefen mit ihm, ohne zu bellen. Ein zweiter Schuß knallte. Offenbar war einer der Hunde in die Pfote getroffen, denn er begann kläglich zu heulen.

      Julian sprang eine Terrassenmauer hinunter und lief etwa fünfzig Schritte in der Deckung hin. Dann lief er wieder abwärts. Er vernahm Stimmen, die sich gegenseitig zuriefen, und deutlich erkannte er den Diener, seinen alten Feind, wie er einen Schuß auf ihn abgab. Aber schon hatte Julian den Fluß erreicht. Dort zog er sich an. Eine Stunde später war er bereits ein beträchtliches Stück von Verrières fort, auf der Landstraße nach Genf.

      »Wenn man mich verfolgt, so sucht man mich auf der Straße nach Paris!« sagte er sich.

      31. Kapitel

      »Der Herr wartet gewiß auf die Eilpost nach Paris?« fragte die Wirtin des Gasthofes, in dem Julian einkehrte, um zu frühstücken.

      »Es eilt nicht«, erwiderte Julian. »Heute oder morgen.«

      Während er so den Gleichgültigen spielte, traf die Post gerade ein. Zwei Plätze waren frei.

      »Was sehe ich? Meinen lieben alten Falcoz!« rief einer der Insassen, der von Genf her kam, dem zugleich mit Julian Einsteigenden zu.

      »Ich glaubte, du hättest dich in der Gegend von Lyon angesiedelt«, erwiderte der Angesprochene, »in einem der lieblichen Seitentäler der Rhone.«

      »Schön angesiedelt. Ich mache, daß ich hier fortkomme.«

      »Du, Saint-Giraud, der du kein Wässerchen trübst, was hast du denn Schlimmes verbrochen?« lachte der andre.

      »Gerade genug. Ich fliehe das schauderhafte Provinzleben. Ich liebe ländliche Ruhe und Waldeskühle. Das weißt du ja. Du hast mir oft vorgeworfen, ich sei Romantiker. Ich habe mein Lebtag nichts von Politik wissen wollen. Und gerade die Politik vertreibt mich.«

      »Zu welcher Partei gehörst du denn?«

      »Zu keiner. Das ist eben mein Unglück. Meine ganze Politik ist die: Ich bin ein Liebhaber von Musik und Malerei. Ein gutes Buch ist mir ein Erlebnis. Nächstens werde ich vierundvierzig Jahre alt. Wie lange habe ich noch zu leben? Fünfzehn, zwanzig, höchstens dreißig Jahre. Ich will einmal annehmen, die Minister seien in dreißig Jahren ein bißchen gescheitere Kerle als heutzutage. Englands Geschichte flößt mir für unsre Zukunft einige Hoffnung ein. Aber immer wird es Monarchen geben, die ihre Vorrechte vermehren wollen, immer Streber, die Abgeordnete zu werden trachten. Mirabeaus Ruhm und die Hunderttausende von Franken, die er verdient hat, lassen die reichen Provinzler nicht schlafen. Das nennen sie Liberalismus und Liebe zum Volke. Und was die Konservativen anbelangt: Zum Kammerherrn ernannt oder ins Herrenhaus berufen zu werden wird immerdar ihr Ideal bleiben. Jedermann will auf dem Staatsschiffe zu tun haben, denn das wird vorzüglich bezahlt. Für einen schlichten Passagier bleibt nirgends ein armseliges Plätzchen.«

      »Man sollte meinen, einem so ruhigen Manne sollte das ein leichtes sein! Was vertreibt dich insbesondre? Die letzten Wahlen?«

      »Mein Unglück liegt tiefer. Ich hatte Paris und die ewige Komödie satt, zu der einen die sogenannte Kultur des neunzehnten Jahrhunderts zwingt. Ich hatte wahren Durst nach schlichtem gemütlichem Leben. Und so kaufte ich mir das Gut Montfleury in den Bergen an der Rhone. Einen schöneren Sitz gibt es nicht unter der Sonne.

      Ein halbes Jahr lang machten mir der Pfarrer und die Krautjunker der Nachbarschaft den Hof. Ich gab ihnen zu essen und zu trinken. Ich erklärte ihnen: Ich habe Paris verlassen, um den Rest meines Daseins nichts mehr von Politik zu hören und zu reden. Ich halte mir nicht einmal eine Tageszeitung. Je weniger Briefe mir der Briefträger bringt, um so glücklicher bin ich.

      Der Pfarrer war andrer Meinung. Sehr bald war ich das Ziel von tausend aufdringlichen Bittgesuchen und Scherereien. Ich hatte die Absicht, jährlich zweihundert bis dreihundert Franken für die Armen zu geben. Man ging mich darüber hinaus für allerlei fromme Gesellschaften an: für die Heiligen-Josephs-Brüder, für die Marien-Schwestern usw. Ich schlug es ab, und von Stund an war ich hundert Unverschämtheiten ausgesetzt. In meiner Dummheit ärgere ich mich darüber. Ich kann morgens nicht mehr Spazierengehen, ohne irgendeinen Verdruß zu erleben, der mich aus meinen Träumereien aufscheucht und mich unsanft an die Alltagswelt und ihre Gemeinheit gemahnt. Bei den Prozessionen zum Beispiel, deren Gesang ich gern höre – wahrscheinlich haben sich in seiner Melodie altgriechische Motive erhalten –, werden meine Felder nicht mehr gesegnet, weil sie einem Gottlosen gehören, wie der Pfarrer zu sagen beliebt. Oder einer alten bigotten Bäuerin stirbt die Kuh. Das kommt natürlich daher, weil das Tier einmal im Teiche des Gutes getränkt worden ist, das dem aus Paris hergezogenen Erzheiden gehört. Acht Tage darauf schwimmen meine Karpfen auf dem Rücken. Man hat sie mir mit Kalk vergiftet. Solche Schikanen umringen mich in jeglicher Gestalt. Der Ortsrichter ist sonst ein ganz anständiger Mensch, aber er hat Angst, abgesetzt zu werden. Er gibt mir immerzu unrecht. So wird mir der ländliche Friede zur Hölle. Sobald es ruchbar ward, daß mich der Pfarrer, das Oberhaupt der Kongregation des Ortes, fallengelassen, und daß mir der Hauptmann a. D., die Seele der Liberalen, wegen meiner politischen Nonchalance nicht mehr die Stange hielt, fiel man allgemein über mich her, selbst der Maurer, dem ich ein Jahr lang das Brot gegeben, und der Stellmacher, der mich unbestraft beim Ausbessern meines Ackergeräts hat beschwindeln dürfen.

      Um wenigstens einen Rückhalt zu haben und nicht ganz rechtlos dazustehen, hielt ich zu den Liberalen. Aber, wie du richtig sagst, die Wahlen kamen, und man bat mich um meine Stimme …«

      »Für einen dir Unbekannten?«

      »Nein, nein! Für einen, den ich nur zu gut kannte. Ich lehnte ab. Welch große Torheit! Nun habe ich auch die Liberalen auf dem Halse.

      Meine Stellung ist unerträglich. Wenn es dem Pfarrer in den Sinn gekommen wäre, mich zu bezichtigen, ich hätte meine Wirtschafterin ermordet, ich glaube, es hätten sich unter den Klerikalen wie unter den Liberalen je ein Dutzend Zeugen gefunden, die vor Gericht beschworen hätten, die verbrecherische Tat mit angesehen zu haben.«

      »Du wolltest auf dem Lande leben«, meinte der andre, »ohne am Leben und Treiben deiner Nachbarn Interesse zu zeigen, ja ohne ihr Geschwätz anzuhören, das war ein Riesenfehler!«

      »Er


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