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Im Schatten der Schwarzen Sonne. Nicholas Goodrick-ClarkeЧитать онлайн книгу.

Im Schatten der Schwarzen Sonne - Nicholas Goodrick-Clarke


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Verschwörer tonnenweise Schießeisen und üben sich schon einmal eifrig in deren Gebrauch. Die Regierung erlässt weitere Maßnahmen, die eine vollständige Rassenintegration ermöglichen sollen – immer stärker auf Kosten der Weißen. Dies treibt Turner und seine Kameraden zur Militanz. Erbittert verfolgt von der verhassten »Rassengleichheitspolizei«, schlagen sie mit zahlreichen Sabotageakten und Attentaten zurück. Die Revolte eskaliert; ein beispielloses Blutvergießen erschüttert die USA.

      Die Fehde zwischen der Turner-Guerilla und dem »System« steigert sich zum Bürgerkrieg. Immer wieder meutern lokale Einheiten des Militärs und laufen garnisonenweise zu den Rebellen über. Als ein militärischer Angriff auf Los Angeles gelingt, gibt es kein Halten mehr. Im »befreiten« Terrain vollzieht man drakonische Rassentrennung; alle Farbigen und Latinos werden in Lagern gesammelt und dann umgesiedelt. So entsteht in Südkalifornien eine weiße Enklave, die man als Aktionsbasis für die Eroberung des gesamten Landes nutzt. Der Roman schwelgt in der Beschreibung der Zerstörungsorgien und des Massenmetzeleien, die den Feldzug der weißen Revolutionäre begleiten. Täglich strömen ihnen neue Kräfte zu; weitere Städte fallen. Die »Organisation« führt einen gnadenlosen Zermürbungskrieg gegen das jüdisch dominierte multikulturelle Establishment, deren Vertreter sich in Washington und New York verschanzen. Inzwischen haben die Insurgenten ihr Waffenarsenal beträchtlich erweitert. Atombomben verwüsten Miami, Charleston, Detroit und New York. Nuklearraketen treffen Ziele in Israel und der Sowjetunion. Allein in den USA sterben bei den Kämpfen über 60 Millionen Menschen. Vorzivilisatorische Zustände brechen in den Staaten aus; fünf »dunkle Jahre« währt die barbarische Periode des Übergangs, bis die Helden endlich, Anfang 1999, die endgültige Befreiung Nordamerikas verkünden können.

      Der Traum von einer weißen Welt? Ja, die weiße Revolution hat laut den letzten Seiten des Turner’schen Tagebuchs durchaus globale Perspektiven. Nach einer Atomraketenattacke der »Organisation« auf Israel überrennen die Araber den Judenstaat, und überall in Europa und der Sowjetunion kommt es zu antisemitischen Ausschreitungen. Der Triumph der Arier bleibt nicht auf Amerika beschränkt. Längst hat sich die »Organisation« auch in Europa formiert, das unter einer schweren Wirtschaftskrise leidet; sie treibt den Revolutionären scharenweise Sympathisanten zu. Binnen kurzer Frist übernehmen sie auch in Europa die Macht.

      Bald leistet nur noch China Widerstand. Auch kein wirkliches Problem: Greift man eben auf die alte Taktik der »verbrannten Erde« zurück. Das Reich der Mitte wird in einem desaströsen Feldzug vernichtet, bei dem chemische, biologische und radiologische Waffen zum Einsatz kommen. So entsteht in Asien die »Große Ostwüste«, sie sich über mehr als 40 Millionen Quadratkilometer vom Ural bis zum Pazifik und von der Arktis bis zum Indischen Ozean erstreckt.

      Die wie von einer prophetisch-religiösen Aura umstrahlt daherkommende Vision einer nationalsozialistischen Weltherrschaft brachte den Turner Diaries international eine breite Leserschaft im rechten Untergrund. Bei amerikanischen und europäischen Neonazis zirkuliert das Machwerk unaufhaltsam, gilt sogar schon als eine Art modernes Mein Kampf. In den 80er-Jahren bot die britische National Front den Roman an ihren Büchertischen feil; und er hat einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die jüngste Entwicklung des rechtsradikalen Terrorismus in Großbritannien (vgl. Kapitel 2).


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