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Liebesbriefe großer Männer. ОтсутствуетЧитать онлайн книгу.

Liebesbriefe großer Männer - Отсутствует


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mündlich davon mehr. Wie viel werden wir diesen Herbst noch miteinander zu berichtigen haben. Ich will alles tun, um ihn zu beschleunigen.

      Wolzogens Brief folgt hier zurück. Er machte mir sehr viel Freude. Seine Anhänglichkeit ist so innig, und nichts Fremdes hat sich noch in sein Wesen gemischt. Er ist ein gar guter Mensch, ich wünschte, dass er um uns leben könnte.

      Lebe wohl, teure, liebe Lotte und denke, dass für mich keine Freude ist, als bis ich wieder Briefe von Euch sehe. Adieu. Meine Lieben.

      S.

      [Jena, 8. Januar 1790] Freitagabends

      Die Zweifel, die Du Dir aufwirfst, meine Liebe, ob Du mir auch wirklich das seist, was Du wünschest, enthalten einen stillen Vorwurf gegen mich, ob ich gleich weiß, dass Du mir keinen machen wolltest. Diese Zweifel hättest Du nicht, wenn meine Liebe für Dich einen lebhaften Ausdruck gehabt hätte, wenn ich mehr Worte dafür gehabt hätte, was Du meinem Herzen bist. Aber diese Zweifel werden bei Dir aufhören, wenn Du mich ganz kennst, wenn Du mit meinem Wesen vertraut genug geworden bist, um zu wissen, in welche Sprache sich meine Empfindungen kleiden. Auch meine Liebe ist still, wie mein ganzes übriges Wesen – nicht aus einzelnen raschen Aufwallungen, aus dem ganzen Zusammenklang meines Lebens wirst Du sie kennenlernen. Es wird noch ein schönes Studium für uns beide geben, bis wir einander abgelernt haben, welche Saite am willigsten und wohlklingendsten tönt, bis jedes von uns die zarten Stellen im Herzen oder in der Laune des andern kennt, durch die man sich am gefälligsten berührt und am wenigsten fehlgeht. Ich sehe voraus, meine Liebe, dass wir noch allerlei Erfahrungen über einander machen werden, die eine schöne Beschäftigung für uns versprechen. Schon allein dieses, dass jedes von uns da seine Wünsche anknüpft, wo das andre reich ist, dieses zu lernen, ist keine so leichte Kunst, aber sie belohnt augenblicklich und unaussprechlich. Ich könnte Dich auf allerlei Eigenheiten in mir vorbereiten, aber lieber will ich sie von Dir selbst finden lassen. Deine Blicke in meine Seele müssen Dein eigen sein, was Du selbst entdeckst, wirst Du desto glücklicher und desto feiner anwenden. Irre Dich nicht an den seltsamen Gestalten meiner Seele, die oft in schnellen Übergängen wechseln. Sie haben mit unserer Liebe nichts zu tun. Diese schnelle Beweglichkeit meiner Seele ist eine Eigenheit in mir, daran Du Dich nach und nach gewöhnen musst. Wie freue ich mich der Zukunft, die uns alles dieses mit einem sanften Lichte unvermerkt aufhellen wird.

      Heute ist Dein Brief an meine Mutter fortgegangen. Es wird ein glücklicher Augenblick für sie sein, wenn sie ihn erhält. Ich schreibe morgen an die ch[ère] M[ère] und will sie pressieren. Ihr müsst es aber auch, oder vielmehr Caroline.

      Carolinen kann ich heute nicht mehr schreiben. Den Augenblick muss dieser Brief fort, sonst wird die Post geschlossen und Ihr erhaltet morgen gar nichts.

      Ich schließe Euch an meine Seele. Ach, Ihr seid mir immer zur Seite – Lebt wohl, meine Liebe. Morgen erhalte ich Briefe von Euch. Ich erwarte sie mit Sehnsucht. Tausendmal umarme ich Dich. Adieu.

      S.

      Wilhelm von Humboldt

       (1767-1835)

      an seine Braut / Frau Caroline und

       an Johanna Motherby

      Der eng mit den Dichtern der deutschen Klassik verbundene Humanist Humboldt heiratete 1791 die ausgesprochen gebildete Caroline von Dacheröden, eine Jugendfreundin von Charlotte von Lengefeld, Schillers späterer Frau. Ihr eheliches Verhältnis, wie es sich in ihrem Briefwechsel manifestierte, wurde zu einem Vorbild für die bürgerliche Ehe der Zeit, doch später führten sie eine Art offene Beziehung, im Zuge derer Humboldt ein Verhältnis mit Johanna Motherby unterhielt und Caroline mit Wilhelm von Burgsdorff.

      [Göttingen] den 1. [September] 1788

      Ach! Lina, heute sind’s 8 Tage, seit ich Dich nicht sah! Warum konnt’ ich sie nicht zu der Länge eines Lebens ausdehnen, die Augenblicke, da ich in wonnevoller Entzückung in Deinen Armen lag! Auch Du warst ja glücklich. Ich las es aus Deinen Blicken. Und sagtest Du mir nicht selbst:

      »Ich bin immer glücklich, Wilhelm, wenn ich andere glücklich mache!« Und, machtest Du mich nicht glücklich? Was ich empfand, als ich beim Wegreisen wieder durch Burgörner, als ich vor der Laube vorbeikam, wo ich jene namenlosen Freuden genossen hatte, als ich Dein Haupt sah, als ich, wo ich hinblickte, eine Stelle sah, wo ich mit Dir gestanden, mit Dir gegangen, wo ich so unendlich glücklich gewesen war! Und die Nacht darauf, ich ritt die Nacht durch – verzeih, Du wolltest es nicht, aber ich war schon länger geblieben, ich musste eilen –, wie war mir da so weh, so bang und doch dabei wie wohl, denn ich war so allein, die ganze Natur – und das habe ich so gern – sympathisierte mit meinem Gefühl. Es war so finster um mich her, lauter düstere Regengewölke, nur hie und da ein fernes Wetterleuchten. Ich kam durch ein Dorf durch, wo ich Musik und Tanz fand. Den Eindruck kann ich Dir nicht beschreiben. Diese lärmende Freude in dem Augenblick, da mein Herz so wehmütig gestimmt, da es nur für die sanfteren, stilleren Gefühle, zu welchen die Wehmut selbst gehört, empfänglich war – ich ritt, so schnell ich konnte, fort. Und nun, seitdem ich hier bin, leb’ ich und bin ich noch immer bei Dir. Der Gedanke der Trennung hat meine Seele noch keinen Augenblick verlassen, ich kann selbst meinen vertrauteren Freunden, deren ich doch auch einige hier habe, noch nicht das wieder sein, was ich ihnen sonst war. Ich bin zu voll von dem Gefühl, Dich besessen und Dich wieder verloren zu haben. Ach, verzeih mir, Lina, Dein Wilhelm ist schwach, den Gedanken der Trennung kann sein Herz oft nicht tragen. Aber es wird austoben, dieses dumpfe Gefühl, und dann wird übrigbleiben, was allein unser und unsrer heiligen Verbindung ganz würdig ist, jene erhabene, genügsame Liebe, die die Seelen verschwistert, wenngleich weite Räume die Körper trennen.

      Und was machst Du denn, meine traute, liebe, süße Lina?

      Ach, auch in Deinen Augen las ich tiefes Gefühl des Schmerzes bei der ersten Trennung nach kurzem Genuss. Du batest mich noch so, zu bleiben; es hätte Dich glücklicher gemacht. Wie es mir durch die Seele ging, Dir, Dir Einziggeliebten, das abzuschlagen! Und doch musste ich es. Ach, hätte ich bleiben können, nie trennte ich mich von Deiner Seite. – Aber nicht wahr, Lina, wir sind doch jetzt weit, weit glücklicher, als wir ehemals waren? Wir haben uns nun gesehen, Du hast mich Bruder, ich Dich Schwester gegrüßt, wir haben die Frucht der Liebe unsres Karls, die seligen Freuden der Verbindung genossen. Unsre Seelen sind jetzt einander näher. O Lina, wie soll ich Dir danken für das, was Du mir gabst in jenen Stunden, da ich an Deinem Busen lag, ungestört und ohne Zeugen? Ach, ich wagte es nicht, diese Liebe zu hoffen. Furchtsam harrte ich Dein in der Laube. Wird sie mich auch lieben? fragte ich mich oft. Oh, ich glaube so selten, geliebt zu werden. Das macht mich oft sehr unglücklich. Sage mir, meine Lina, woher das kommt? …

      Ich habe Dir ein zeigbares Briefchen geschrieben. Sage mir’s, ob’s so gut war. Ich kann gar nichts schreiben, wenn mein Herz kein Teil nehmen darf …

      Lebe nun wohl, Freundin meiner Seele, Geliebte, Schwester! Lebe wohl, sei glücklich! O Lina, Du wirst geliebt, und wer geliebt wird, ist nie ganz unglücklich. Lebe wohl und liebe ewig

      Deinen Wilhelm

      Erfurt, Freitagabend [6. Mai 1791]

      Ach, Wilhelm, wem könnte sich Deine Seele entfalten, wer diese Zartheit der Gefühle, diese anspruchslose Größe, diesen Zauberglanz der Schönheit in Dir bewundern und nicht, entflammt von heißer Begierde, tiefer in Dich sich zu versenken, neue Kräfte in sich fühlen und erhöhten Mut? Und in wessen Seele kann all das tiefer glühen als in der meinigen? – Wer hat Dich gesehen, wer wird Dich noch sehen, wie ich Dich sah? Oh, nur einmal im menschlichen Leben und nur dem Blick unendlicher Liebe erschließt sich so die Seele – einem Wesen und keinem vor ihm und keinem mehr durch die Dauer der Ewigkeit. Ihm blüht es, vor ihm lebt und webt es und fühlt sich in seinem ursprünglichsten Sein, je wahrer es das andere aufnimmt, je inniger es in ihn überfließt, je unaussprechlicher es eins mit ihm wird.


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