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Dzieci północy. Салман РушдиЧитать онлайн книгу.

Dzieci północy - Салман Рушди


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Daraufhin verschwand die Imagination Adors.

      Scheint so, als ob ich diese Runde gewonnen habe, folgerte Eryn. Er klappte das Buch zu und machte sich auf den Weg nach unten, denn es war wieder einmal an der Zeit, sich um den Garten zu kümmern.

      Der Gedanke an eine Schatzsuche ließ ihn jedoch nicht mehr los. In seiner Vorstellung reiste er direkt durch die Wege in eine geheime Kammer voller Schätze, aber sein logischer Verstand tadelte ihn sofort für solch unrealistische Träumereien. In der Tat konnte man sich in den Wegen zu genauer bezeichneten Orten treiben lassen. Doch kostbare Schätze waren durch Verschleierung und weitere Schutzzauber gesichert, weswegen man sie auf diese Art und Weise weder aufspüren noch erreichen konnte. Ganz ähnlich wie die gut geschützten Türme der Turmherren. Um zu ihren Kollegen zu reisen, mussten sich selbst die hohen Magier eine entsprechende Genehmigung einholen.

      Daraus schloss Eryn: Wenn es so einfach wäre, dann hätten es schon viele andere vor mir versucht. Außerdem, von den Türmen weiß man wenigstens, wo genau sie sich befinden – was man von verborgenen Schätzen nicht sagen kann.

      Dieses Problem beschäftigte ihn eine Weile vergeblich. Dann, am Abend, entschied er, die Grübelei für heute sein zu lassen und briet sich ein Huhn über dem Feuer. Von Zeit zu Zeit drehte er den Spieß, damit das Fleisch nicht verbrannte. Dabei sah er dem Spiel der Flammen zu, wie die orangegelben Drachenzungen nach oben schossen und an dem Fleisch leckten. Ein köstlicher Geruch breitete sich im Raum aus, der Eryn das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Die tänzelnden Flammen waren ähnlich schön wie der Anblick fließender Magie und da hatte Eryn plötzlich eine Eingebung.

      „Das ist es!“, rief er laut aus und klatschte in die Hände. Ich darf nicht nach dem Hühnchen suchen, sondern ich muss nach den Flammen suchen. Die Wege sind ein Ort der Muster und auch eine Verschleierung hinterlässt ein magisches Muster. In der realen Welt kann eine gute Verschleierung alles verbergen, sodass auch ein versierter Magier nichts zu finden vermag. Aber wenn ich recht habe, dann verhält sich dies in den Wegen anders. Und sein Gefühl sagte ihm, dass er mit seiner Vermutung richtig lag. Er war so aufgeregt, dass er sofort Gewissheit haben wollte und darüber sogar das köstliche Hühnchen vergaß.

      Er eilte nach draußen und reiste zu seinem Tor-Experimentierfeld. Das waren seine selbst auferlegten Sicherheitsvorkehrungen, denn auf der Sichel-Insel wurden keine Torzauber durchgeführt und er reiste dorthin stets nur durch ein Tor im Wasser.

      Als er zu später Stunde wieder zurückkehrte, hatte er gleich zwei Erkenntnisse gewonnen: Hühnchen, die zu lange über dem Feuer hängen, verbrennen. Und die Muster der Verschleierung konnte man tatsächlich aufspüren.

      Doch von dieser Erkenntnis bis hin zum Erfolg war es noch ein langer Weg. Aber schon am nächsten Tag machte sich Eryn voller Eifer an die Arbeit. Lediglich nach einer Verschleierung zu suchen, funktionierte nicht. Das scheint zu unbestimmt zu sein. Erst als er die Adresse des Ortes mit angab und sich schon nahe am Austrittspunkt befand, konnte er das magische Muster als Lichtpunkte im grauen Nebel entdecken. Aber darin liegt mein Problem. Denn den genauen Ort eines Schatzes kenne ich nicht. Ich brauche mehr Variablen, um letztendlich an die richtige Position zu gelangen. Ich muss mich in die Lage des Versteckers hineinversetzen. Welche Zauber würde ich wirken, um etwas zu verbergen? Und wenn es mir gelingt, eine dieser Hüllen nachzubauen, dann müsste ich den Ort finden. Natürlich ist dabei auch noch eine gehörige Portion Glück vonnöten, da ich auch nicht weiß, wie diese Hülle im Detail aussieht.

      Allerdings gab es gewisse Regelmäßigkeiten, wie Magier üblicherweise vorgingen, wenn sie etwas verbergen wollten. Diese Regeln hatte Eryn bei seiner Ausbildung in Naganor frühzeitig gelernt und später auch oftmals selbst angewendet. Natürlich gab es einen gewissen Spielraum, doch die meisten Magier waren Gewohnheitsmenschen mit einem deutlichen Hang zur Faulheit. Kurzum, man erledigte die Aufgabe der Sicherheit mit einem minimalen Aufwand.

      Auf Schatzsuche

      Die Arbeit brachte es mit sich, dass sich auf dem Schreibtisch bald ein Haufen Papier angesammelt hatte. Aber nicht nur dort, sondern die Notizen waren auch auf jede andere Ablagefläche in dem Raum gewandert. Kritisch sah sich Eryn um.

      Hier sieht es so unordentlich aus wie in Prinz Raidens Wirkungsbereich. Höchste Zeit, etwas Ordnung zu schaffen. Eines Tages habe ich vielleicht auch einen Eryn, der für mich aufräumt. Aber so wie es gerade aussieht, bin ich hier der einzige Eryn. Er seufzte und machte sich an die Arbeit.

      Wenigstens ist die Plackerei nicht für jemand anderen und obendrein kann ich meine eigenen Systeme aufbauen.

      Nur zu gut erinnerte sich Eryn daran, wie oft ihn Meister Raiden angekeift hatte, dass der eine oder andere Zettel absolut nicht hierhin oder dorthin gehöre. Dabei hatte besagter Zettel zuvor noch auf dem Boden gelegen, wo er sicherlich auch nicht hingehört hatte. Der Abdruck einer Stiefelsohle war der eindeutige Beweis dafür, doch Eryn hatte sich gehütet, seinen Meister darauf hinzuweisen.

      Er war unglaublich schlampig, was der ordentliche und organisierte Eryn nicht ist.

      Im Handumdrehen verschwanden die Notizen in sauber beschrifteten Mappen und dann legte Eryn eine Aufstellung an. ‚Eryns direkte magische Adressen‘ schrieb er auf das Deckblatt. Kurz zögerte er und fügte schließlich noch den Titel Meister vor seinem Namen ein.

      Alles muss seine Richtigkeit haben, den Titel habe ich mir redlich verdient.

      Dann begann er seine Notizen durchzusehen. Dort hatte er jede Adresse akribisch notiert, wann immer er in letzter Zeit eine Stadt bereist hatte. Und nun übertrug er die magischen Formeln in das neue Buch. Eine große Stadt in den Wegen zu finden, war einfach, denn nirgendwo sonst in der Natur gab es so unglaublich viele viereckige Steine, die sich auch noch ein Stück weit in den Himmel erhoben. In welcher Stadt er letztendlich gelandet war, fand er aber meistens erst heraus, wenn er aus den Wegen ins Freie trat.

      Es dauerte nicht lange, da waren drei Seiten in Meister Eryns Adressbuch eng beschrieben, während die Notizen entweder ins Feuer wanderten oder auf den Stapel ‚Da steht noch was anderes Wichtiges drauf‘. Als der Ordnung Genüge getan war, nahm sich Eryn seine Aufzeichnungen zur Schatzsuche zur Hand und kam zu dem Schluss:

      Ich kann die Muster der Zauber in den Wegen tatsächlich finden, allerdings tauchen sie erst auf, wenn ich mich in der näheren Umgebung befinde. Eryn hatte die Distanz mehrfach gemessen und kam so an die 30-Meter-Marke heran. Das war nicht das Ergebnis, welches er sich erhofft hatte, denn es zwang ihn, sich schon sehr nahe an einem Schatz zu befinden, bevor er die Magie sehen konnte. Womit ich kaum weiter wäre als zuvor.

      „Habe ich dir nicht gleich gesagt, dass das nichts wird?“ Diesmal war der große Zweifler nicht Ador, sondern Vedi, der dann auch noch leise hinzufügte: „Das Forschungsobjekt Nummer eins hat doch nicht allen Ernstes gedacht, es könne es dem Forscherdrachen gleichtun und große Schätze finden.“ Dabei bewegte Vedi seine Lippen, als würde er die Worte formen.

      „Seit wann kann ein Drache wie ein Mensch reden? So ganz ohne Golem?“, tat Eryn den Einwand ab, da er sich durch die Illusion im Augenblick gestört fühlte. Die Trugbilder ad absurdum zu führen, ließ sie schneller wieder verschwinden, doch wer, wann und wie auftauchte, konnte Eryn nicht kontrollieren.

      Ob das jemals wieder aufhört? Zumindest kamen diese ungebetenen Besuche inzwischen seltener, was er durchaus als hoffnungsvolles Zeichen deutete.

      Eryn richtete seine Gedanken wieder auf die Schatzsuche. Vielleicht muss ich dieses Unterfangen anders angehen. Wo findet man üblicherweise Schätze? In Gräbern, in Höhlen, auf versunkenen Schiffen und in alten Ruinen. Nach dem Prinzip des Städtesuchens waren versunkene Schiffe am einfachsten zu finden, denn Holz und Eisen kamen auf dem Meeresboden üblicherweise nicht vor.

      Das könnte klappen. Und Eryn machte sich auf den Weg zu seinem Experimentierfeld. Dort begann er seine Suche. Weil Schiffe meistens im Bereich der Küste auf Grund liefen, bezog er diesen Umstand in seine Überlegung mit ein. Als Erstes fand er ein altes Fischerboot, welches keine 100 Meter entfernt an den Klippen zerschellt war. Eryn tauchte nicht einmal in die reale Welt


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