Die großen Western Staffel 5. Diverse AutorenЧитать онлайн книгу.
geht die Sonne unter, der letzte Schein füllt nun in ihr Gesicht. Penny lächelt ihm mitten in die Augen. Und er wünscht sich in diesem Moment, der Tag wäre schon zu Ende.
Die Pferde grasten zwischen den Yuccastauden und dem Felsrand jenseits des kleinen Weihers, und es bestand kaum die Gefahr, daß sie sich eigenmächtig entfernen würden. In den beiden letzten Tagen hatten sie über siebzig Meilen zurückgelegt – bei mörderischer Hitze und ohne einen Tropfen Wasser.
Seit fast einer Stunde waren sie nun bei den Tina Springs. Es handelte sich um vierundachtzig Tiere, die drei Reitpferde nicht eingerechnet. Sie befanden sich trotz der Strapazen in ausgezeichneter Verfassung.
Schon geraume Zeit hatte Zachary sich nicht mehr aus dem Becken der Quelle gerührt. Das Bild entbehrte nicht einer gewissen Komik. Bis zu den Schultern kauerte der zähe Bursche im Wasser, so daß gerade noch ein Stück seiner behaarten Brust sichtbar blieb. Seinen speckigen Hut trug er dabei auf dem Kopf, und einer seiner dünnen Cubanos klemmte zwischen den Zähnen. Er vermied, die Zigarre mit seinen nassen Händen anzufassen. Nur durch eine akrobatische Verrenkung der Kinnlade beförderte er sie von Zeit zu Zeit von einem Mundwinkel in den anderen. So paffte er stillvergnügt vor sich hin und genoß es, Jethro bei der Arbeit zuzusehen.
Unterhalb des Felsvorsprunges hatte der hünenhafte Neger das kleine, fast rauchlose Campfeuer angelegt und wohlweislich darauf verzichtet, die in nächster Nähe reichlich vorhandenen Yuccastengel zu verwenden. Sie brannten viel zu rasch, und ihre Knoten platzten manchmal mit so lauten Knall, daß man sich an einen Pistolenschuß erinnert fühlte. Solcher Lärm jedoch war selbst in dieser felsigen Einöde des Sonora-Plateaus denkbar unangebracht.
Jethro benutzte Mesquitewurzeln für sein Feuer, die über lange Zeit eine gleichmäßige Hitze entwickeln und ihm das umständliche Nachlegen ersparten. So konnte er sich ganz auf die Specktortillas konzentrieren, von denen schon ein ganzer Stapel auf einem der Blechteller lag. Eben wendete Jethro die letzte Tortilla mit geschicktem Schwung der Pfanne auf und nahm die rußgeschwärzte Kaffeekanne aus der glimmenden Asche. Dann drehte er den Kopf und sagte sarkastisch: »Du wirst dich jetzt entscheiden müssen, wie du’s haben willst, Mister. Ich will dir gern eine Tortilla hinüberwerfen und deinen Kaffee gleich in den Weiher schütten. Du willst ihn ja ohnehin nicht so stark.«
»Untersteh dich, du schwarze Sklavenseele!« krächzte Zachary erbittert. »Wenn es nach dir ginge, dann...«
»Hört auf!« ertönte von oben eine Stimme. »Wenn mich nicht alles täuscht, dann bekommen wir Besuch.«
John Gallagher hatte oben auf dem Felsvorsprung Posten bezogen, so daß er nicht nur die Senke der Tina Springs, sondern auch die Buschflächen und das ganze Gelände bis hinüber zu einer zerklüfteten Mesa im Auge behalten konnte. Er war ein großer, knochiger Mann mit einem kantigen, verschlossenen Gesicht. Ein Zug von Härte, aber auch von Starrsinn und berechnender Schläue zeigte sich um John Gallaghers dünnlippigen Mund.
Fast eine Minute lang spähte er aus verkniffenen Augen unverwandt auf das Buschgelände im Südwesten, dann griff er nach seinem Springfield-Gewehr und machte sich eilig an den Abstieg.
»Zwei Greaser«, sagte er rauh, als er neben dem Feuer anlangte. Und während er sich den Schweiß vom Hals wischte, setzte er hinzu: »Das kann natürlich ein Zufall sein, aber ich glaube es nicht.«
Gelassen schnallte Jethro seine Deckenrolle vom Sattel los, legte sie neben sich und versteckte dahinter die ein wenig verkürzte Greener-Flinte, die bisher offen im Sattel gelehnt hatte.
»Wo in diesem verdammten Land Wasser ist, da muß man auch auf Begegnungen gefaßt sein«, gab er lakonisch zurück. »Ob uns der Don ein Empfangskomitee entgegenschickt?«
»Traue nie einem Dago, und erst recht keinem von diesen adligen Halunken, die auf rätselhafte Weise die Revolution überlebt haben«, verkündete Zachary und wartete mit seinen dünnen, abenteuerlich gekrümmten Beinen aus dem Wasser. »Ich habe von Anfang an gesagt, daß an dieser Sache etwas faul ist. Unsere Gäule sind nicht schlecht, aber auch wiederum nicht so gut, daß jemand ohne ganz besonderen Grund zehn Dollar mehr bietet, als der gegenwärtige Marktpreis beträgt.«
»Rede nicht, steig lieber in deine Hose«, knurrte John Gallagher. »Im übrigen ist es mir ziemlich egal, warum dieser Don Ramon Mendoza y Salazar sich so großzügig zeigt. Mir bringen die Gäule auf diese Weise über viertausend Dollar. Eine solche Summe hätte ich in den Staaten nie erzielt. Nur ein Narr würde unter diesen Umständen unbequeme Fragen stellen und sich selbst das Geschäft verderben.«
Vom Ende der langgezogenen Senke her war schon der Hufschlag zu hören. Fluchend zerrte Zachary an seinem weinroten Unterzeug, das ihm hartnäckigen Widerstand entgegensetzte, weil er sich zuvor kaum abgetrocknet hatte. Mit Mühe und Not gelangte er noch in die Hose, als auch schon die beiden Reiter sichtbar wurden. Da griff Zachary entschlossen nach seinem Gurt und schnallte ihn mit wütenden Bewegungen zu.
Die Männer waren tatsächlich Mexikaner, und sie folgten den kaum erkennbaren Windungen des Weges, der sich durch das Buschgelände zu dem Weiher von Tina Springs hinzog. In etwa hundert Yards Entfernung hielten sie einen Moment an und ließen die Pferde dann im Schritt weitertrotten. Beide trugen Sombreros und hatten olivenhäutige Gesichter. Nichts deutete darauf hin, daß sie überrascht waren, eine so große Pferdeherde hier vorzufinden. Schon das schien Jethros Vermutung zu bestätigen, daß es sich um eine Art Empfangskomitee handelte. Besonders vertrauenswürdig sahen die Burschen allerdings nicht aus. Sie wirkten ziemlich abgerissen, um nicht zu sagen heruntergekommen, und ihre Bewaffnung beseitigte auch den letzten Zweifel, daß es sich bei ihnen nicht einfach um Vaqueros handelte.
»Buenas tardes, Señores«, grüßte der Bursche in dem verschwitzten Hemd, der zu seinem Gurt noch ein Bandelier trug, eine Art Schulterriemen, der mit Patronen gespickt war und schräg über seine Brust verlief. »Ich bin Pablo Robles.«
»Hallo«, sagte John Gallagher und hakte die Daumen hinter seinen Gürtel. »Haben Sie zufällig etwas mit der Hazienda San Ysidro zu tun, Amigo?«
»Sie sind Gallagher, Señor?« Der Mexikaner grinste und stützte gemächlich seinen Ellbogen auf das Sattelhorn. »Don Ramon hat mich Ihnen entgegengeschickt, damit Sie sich unnötige Arbeit ersparen. Die Pferde sollen nicht zur Hazienda gebracht werden, sondern nach Campo Penasco. Dort werden sie gebraucht, und in San Ysidro soll niemand davon erfahren.«
»Und wo liegt dies Campo Penasco?« fragte John Gallagher verschlossen.
»Oh, nicht weit, Señor«, erwiderte Pablo Robles mit einer unbestimmten Handbewegung. »Nur ein Stück drüben in den Bergen. Vielleicht ist man von hier aus schneller dort als auf der Hazienda.«
Argwöhnisch musterte John Gallagher nun auch den Begleiter von Robles, einen Mann mit weit auseinanderstehenden Augen, starken Backenknochen und einem spitzen Kinn, dem die fettigen Haare unter dem Sombrero hervor in die Stirn hingen. Auch er hatte ein stereotypes Grinsen aufgesetzt und hockte ein wenig verkrümmt im Sattel, wobei er seine Hand auf den Schenkel stemmte, so daß sie sich in unmittelbarer Nähe seines Schlingenhalfters befand.
»Das ist Majadero«, sagte Robles, der den Blick bemerkt hatte.
»Tatsächlich?« murmelte John Gallagher, der genug Spanisch verstand, um dieses Wort zu übersetzen, das soviel wie ›Tölpel‹ bedeutete. »Er sieht aber gar nicht töpelhaft aus.«
»Trotzdem ist er nicht ganz richtig im Kopf«, sagte Pablo Robles in hartem Akzent. »Habe ich recht, Majadero?« Er wartete das beifällige, groteske Nicken des anderen ab und fuhr dann fort: »Er war dumm genug, einer Bande von Geronimos-Apachen in den Weg zu reiten. Da haben sie ihm die Zunge herausgeschnitten und auch sonst noch allerlei Unerfreuliches mit ihm angestellt. Seitdem kann Majadero nicht mehr reden. Das ist vielleicht gut so, denn er wüßte gar nicht, was er erzählen sollte. Ist es nicht so, Compadre?«
Majadero stieß ein dünnes, hohes Kichern