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Die Kreuzritter. Henryk SienkiewiczЧитать онлайн книгу.

Die Kreuzritter - Henryk Sienkiewicz


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Flecken auf seinen gebräunten Wangen legten Zeugnis für seine Erregung ab. Immer deutlicher trat es zu Tage, wie er mit sich selbst kämpfte, um nicht mit den Zähnen zu knirschen, um nicht rückhaltlos vorzugehen.

       Powala beobachtete all dies. Von seinem guten Herzen getrieben, beschloß er, ihm zu Hilfe zu kommen. Auch er hatte in jungen Jahren an den ungarischen, österreichischen, burgundischen und böhmischen Höfen gar manches Abenteuer bestanden, das seinen Namen weit und breit berühmt gemacht hatte, und so wandte er sich denn nun auch in deutscher Sprache in versöhnlichem Tone und mit vorsätzlicher Heiterkeit zu Macko und sprach: »Ihr seht, o Herr, daß der edle Komtur die ganze Sache auch nicht eines Wortes wert erachtet. Nicht nur in unserem Königreiche, sondern allenthalben pflegen die Kriegerlein mit Unverstand Streitigkeiten herbeizuführen. Doch solch ein Ritter greift Kindern gegenüber weder zu dem Schwerte, noch droht er ihnen mit dem Gesetze.«

       Allein auch auf diese Ansprache erteilte Lichtenstein keine Antwort. Seinen fahlgelben Schnurrbart drehend, trieb er sein Pferd au, ohne Macko und Zbyszko weiter zu beachten.

       In wahnsinnigem Zorne knirschten diese geradezu mit den Zähnen, während ihre Hände unwillkürlich an die Schwerter griffen.

       »Sieh Dich vor, Hund von einem Kreuzritter,« murmelte der alte Edelmann aus Bogdaniec, »ein feierliches Gelübde will ich jetzt ablegen, und ich werde Dich zu finden wissen, wenn Du kein Gesandter mehr bist.«

       »Laßt es gut sein,« warf nun Powala ein, trotzdem auch ihm alles Blut heiß zum Herzen schoß, »die Fürstin muß sich jetzt für den jungen Burschen verwenden, sonst steht es schlecht um ihn.«

       Nach diesen Worten ritt er dem Kreuzritter nach, erreichte ihn und redete während einiger Zeit lebhaft auf ihn ein. Doch sowohl Macko, wie Zbyszko bemerkte, daß der deutsche Ritter eben so hochmütig auf Powala blickte, wie er dies zuvor bei ihnen gethan hatte, und ihr Grimm steigerte sich immer mehr. Schon nach wenigen Minuten kehrte übrigens Powala wieder zu ihnen zurück, allein erst, nachdem sich der Kreuzritter weit genug entfernt hatte, um völlig außer Hörweite zu sein, begann er: »Ich bat für Euch, allein dies ist ein unzugänglicher Mensch. Er erklärte, er werde sich nur dann nicht beschweren, wenn Ihr das erfüllt, was er verlangen wird.«

       »Was will er?«

       »Er sprach folgendermaßen: ›Ich halte mich noch kurze Zeit auf zur Begrüßung der masovischen Fürstin, und ich verlange, daß jene beiden absteigen, die Helme abnehmen und auf der Erde, mit entblößtem Haupte, mich um Verzeihung bitten.‹ Schwer ist dies für Männer aus edlem Geschlechte, das begreife ich sehr wohl,« fügte Powala hinzu, indem er prüfend auf Zbyszko blickte, »aber ich rate Euch, die gestellte Bedingung zu erfüllen. Wer weiß, was sonst des jungen Burschen harret: wohl gar das Schwert des Henkers.«

       Ein peinvolles Schweigen trat ein. Die Gesichter von Macko und Zbyszko sahen mit einem Male wie versteinert aus.

       »Nun, was gedenkt Ihr zu thun?« fragte Powala.

       Da antwortete Zbyszko so ruhig und mit solcher Würde, als ob er in einem einzigen Augenblick um zwanzig Jahre gealtert wäre: »Wie dem nun auch sein mag, der Wille des Menschen ist auch eine Macht.«

       »Was soll das heißen?«

       »Selbst wenn ich zwei Köpfe hätte, könnte man sie nur von dem Henker abschlagen lassen – meine Ehre kann mir aber ohne meinen Willen niemand beschimpfen.«

       »Nun, und was sagt Ihr?« wandte sich daraufhin Powala fragend an Macko.

       »Ich sage,« erwiderte Macko finster, »daß ich diesen Burschen von klein an aufzog ... Auf ihm beruht unser Geschlecht, denn ich bin alt – aber das vermag er nicht zu thun, wenngleich er unrecht hatte.«

       Und die Liebe zu seinem Bruderssohn brach nun bei ihm mit solcher Kraft hervor, daß er ihn mit seinen starken Armen umfing, während er mit bebenden Lippen fortwährend rief: »Zbyszko, Zbyszko!«

       Staunen überkam den jungen Ritter bei dieser unerwarteten Liebesbezeugung, und sich der Umarmung des Ohms überlassend, meinte er: »Ei, fürwahr, ich wußte gar nicht, daß Ihr mich so sehr liebt!«

       »Immer mehr sehe ich, daß Ihr echte Edelleute seid,« warf hier Powala bewegt ein, »und da mir der junge Bursche gelobt hat, sich selbst dem Gerichte zu stellen, werde ich ihn nicht gefangen nehmen. Solchen Rittern wie Euch kann man vertrauen. Seid übrigens guten Mutes. Der Deutsche beabsichtigt kurze Zeit in Tyniec zu verweilen, ich werde daher den König vor ihm sehen, und ich gedenke, diesem den Vorfall in einer Weise darzustellen, daß er nicht gar zu ausgebracht darüber sein wird. Ein Glück ist es indessen, daß es mir gelang, den Spieß zu zerbrechen – ein großes Glück ist es!«

       »Ei, wenn ich schließlich doch den Kopf lassen muß,« bemerkte hier Zbyszko, »so wünschte ich wenigstens, ich hätte dem Kreuzritter die Knochen zerschlagen.«

       »Wenn Du auch wohl im stande bist, Deine Ehre zu schützen,« warf hier Powala ungeduldig ein, »so verstehst Du doch nicht, Dich selbst und Deinen Mund im Zaume zu halten.«

       »Einen Ausspruch zu thun, maße ich mir wohl an!« rief Zbyszko erregt, »die Knochen hätte ich ihm zerschlagen sollen.«

       Und ohne ihn weiter zu beachten, richtete jetzt Powala wieder das Wort an Macko und sagte: »Glaubt mir, o Herr, Euch bleibt nichts anderes übrig, so sich dieses Menschlein aus der Schlinge herauszuziehen versteht, als ihm eine Haube über den Kopf zu stülpen, wie man es bei den Falken zu thun pflegt. Sonst endigt Euer Bruderssohn keines gewöhnlichen Todes.«

       »Er könnte gerettet werden, wenn Ihr, o Herr, vor dem Könige verschweigen wollt, was sich ereignet hat.«

       »Doch, was fangen wir mit dem Deutschen an? Die Zunge kann ich ihm doch nicht festbinden.«

       »Das ist wahr, das ist wahr!«

       Düsteren Blickes, fast zögernd, machten sich nun Macko und Zbyszko auf den Rückweg zu der Fürstin. Powala schloß sich ihnen an, und ihm folgten seine Leute, die bis jetzt mit den Mannen des Deutschen geritten waren. Deutlich war in der Ferne zwischen den masovischen Kopfbedeckungen des Kreuzritters glänzender Helm zu sehen, dessen Pfauenbusch vom Winde hin und her bewegt ward.

       »Welch merkwürdige Natur doch ein solcher Kreuzritter besitzt!« begann schließlich nachdenklich der Ritter von Taczew. »Sobald es ihm schlecht geht, ist er so sanft wie ein Franziskaner. Demütig wie ein Lamm, süß wie Honig, zeigt er sich einem jeden gegenüber, als der nachsichtigste, beste Mensch erscheint er. Kaum ist er sich jedoch seiner Macht bewußt, tritt er aufs hochmütigste auf, erweist er sich erbarmungslos, so daß man glauben könnte, der Herr Jesus habe ihm einen Kieselstein, statt eines Herzens verliehen. Unter den verschiedensten Völkern habe ich doch schon Umschau gehalten, und stets überzeugte ich mich, daß der echte Ritter dessen schonte, welcher der Schwächere war, indem er sich sagte, es könne ihm nicht zur Ehre gereichen, den vor ihm Liegenden völlig darnieder zu treten. Starr und unbeugsam sind die Kreuzritter. Haltet Euere Faust über sie, sonst ergeht es Euch schlimm! Nicht nur Abbitte forderte der Gesandte von Euch, nein, Schimpf wollte er Euch anthun. Gar froh bin ich darüber, daß ihm dies nicht gelang.«

       »Das wird ihm niemals gelingen!« rief Zbyszko.

       »Laßt es ihn auch nicht merken, so Euch Sorge bedrückt, denn sonst würde er Euch rücksichtslos verlachen.«

       Nunmehr waren die Drei wieder zu dem Hofstaate der Fürstin gestoßen. Kaum nahm jedoch der Kreuzritter die beiden Edelleute aus Bogdaniec wahr, so verfolgte er sie mit seinem hochmütigen, verächtlichen Blicke, sie aber thaten, als ob sie ihn nicht beachteten. Zbyszko hielt sich an der Seite Danusias, mit der er fröhlich über Krakau zu plaudern begann, das von der Höhe aus bereits zu sehen war, während Macko einem der fahrenden Schüler erzählte, daß der Herr von Taczew mit einer Hand Zbyszkos Spieß wie dürres


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