Эротические рассказы

Falco. Andrea FehringerЧитать онлайн книгу.

Falco - Andrea Fehringer


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dachte er und goß sich den extrastarken Mokka ein, der eben fertig geworden war. Was zieh’ ich denn da an …?

      „Und dann hab’ ich noch g’sagt: Ich schiff’ net an die Hausmauern, ich bin das Missing link zwischen idealem Schwiegersohn und der Lautsprecher für alles, was sich die andern denken. Guat, oder? Was sagst du, Bob?“

      Bob sagte schon länger gar nichts mehr. Speziell zu den verschiedenen Aussagen in verschiedenen Interviews mit verschiedenen Reportern, die doch immer alle gleich abliefen. Falco hatte die Grundregeln des Spiels mit der Presse schnell gelernt. Die Journalisten brauchten eine Story, er brauchte die Journalisten. Das war die Basis. Simpel wie der Anfang seines ersten Hits „Ganz Wien“. Darauf aufbauend beherrschte er die Variationen wie ein Virtuose die Saiten. Je nachdem, welches Blatt man ihm vorgab, wählte er die Tonart. Und die Sager setzte er wie seine besten Textstellen.

      Hans ließ sich von Robert Pongers stummem Desinteresse an seiner gefinkelten Medienarbeit nicht aus dem Konzept bringen. „Und ein guter Sager is mir dann am Schluß no eing’fallen: Ich wäre der ideale Kaugummi aus James Dean und Lacoste. Na, da hat er mitg’schrieben plötzlich, der Herr Redakteur.“

      Bob nickte nur. Ich wollte, du wärst der ideale Partner aus Texter und Musiker, der du vor einem halben Jahr noch warst, dachte er. In den vergangenen Wochen hing er immer öfter und immer wehmütiger den Zeiten nach, in denen sie gemeinsam das erste Album „Einzelhaft“ produziert hatten. Das zweite sollte längst mehr als ein zunehmend drohender, rot angestrichener Termin auf dem Kalender sein. Deswegen war er heute hier.

      „Es gibt Wichtigeres als Interviews“, wagte er schließlich den ersten Vorstoß in Richtung Arbeit. Hans sah Bob an, als hätte der eben behauptet, die Erde könne ohne die Sonne existieren. „Du hast ja keine Ahnung“, legte er dann los, „du bist ein U-Boot, du kannst dich z’rückziehen, kannst di vor der Meute verstecken in dein’ Studio. Ich bin der, der sich immer hinstellen muß, auf die Bühne, vor die Kameras. Das is a Hacken, Oida, die genauso dazug’hört wie a Platten machen.“

      „Genau, Hans, jetzt bist am Punkt: Wir haben keine Platte im Moment.“

      Ein paar Minuten war es völlig ruhig im Raum. Umständlich zündete sich Hans eine neue Zigarette an. Dann stand er auf und stellte sich ans Küchenfenster. Eine Taube landete vor ihm draußen auf dem Sims und sah ihn mit schiefgelegtem Kopf an.

      Hans blies den Rauch gegen die Scheibe. Plötzlich drehte er sich um und sagte: „Weißt, Bob, es is net so leicht wie vorher. Ich hab’ immer das Gefühl, die warten alle nur auf einen Flop von mir.“

      „Kann uns doch wurscht sein, auf was die warten. Wir machen das, was wir für richtig halten, was uns Spaß macht“, versuchte Bob ihn mit der erfreulichen Seite der Sache aufzuheitern.

      „Spaß“, wiederholte Hans, dem das Wort durch die Lippen rutschte, als betrachte er etwas, das eine Katze von draußen hereingebracht hatte. „Is doch alles längst kein Spaß mehr.“

      Die Endgültigkeit der Aussage bestürzte Bob aufs heftigste. Natürlich war auch ihm Erfolg oder Nichterfolg der neuen Platte nicht gänzlich eins, aber wichtiger war ihm doch noch immer die Freude an dem Ding. Ohne die sah Bob nämlich auch kaum Chancen auf Erfolg. Eine Platte, die nicht entsteht, weil man sie machen will, sondern weil sie gemacht werden muß, landet ungefähr so leicht in den Charts wie ein Jumbo auf dem Stephansplatz. Bob hatte Hans aus einer Art Schreibblockade befreien wollen. Jetzt erkannte er, daß die Angelegenheit weit komplizierter war.

      „Hast’ dir meine Sachen angehört?“ fragte er, um Hans durch eine Grundsatzdiskussion nicht noch mehr zu verunsichern.

      „Ja, Bob, super“, ging Hans darauf ein. Allerdings klang er eher wie einer, der sich für Marzipan bedankt, das er aus lauter Abscheu vor dem süßen Zeug eben seinem Hund gefüttert hat. Die Ignoranz in der Stimme mußte ihm dabei selber aufgefallen sein, denn gleich darauf fügte er einlenkend hinzu: „Da fallt mir scho’ was ein dazu, Bob, mach dir keine Sorgen.“

      Doch Bob machte sich mehr als nur Sorgen. Die Stimmung, in die Hans sich in den vergangenen Monaten mehr und mehr verstrickte, war alles andere als beruhigend. Die Sinuskurve seines Gemütszustandes glich einer Achterbahn mit immer mehr Loopings. Und die Art, in der Hans das Auf und Ab künstlich unterstützte, wäre für Studienzwecke eines Mediziners ebenso von Interesse gewesen wie sie es für die Finanzlage einiger Dealer war. Doch so unverständlich wie nervenaufreibend Hans’ Exzessivität gerade für einen Gesundheitsfanatiker wie Robert Ponger auch war, schlimmer noch war diese geistige Lethargie, diese Antriebslosigkeit, in die es Hans immer öfter wie in einen Strudel hineinzuziehen schien. All die Kraft, die er aus einer Art natürlicher Aggressivität bezogen hatte, all die Spontaneität, die ihn künstlerisch so genial unberechenbar gemacht hatte, war wie weggeblasen, aufgeschnupft, ertränkt.

      Die Konversation tröpfelte noch einige Zeit vor sich hin. Dann verabschiedete sich Bob. „Nächste Woche in Mannhardtsbrunn“, versprach Hans, als er ihn zur Tür brachte. Bob hätte gern daran geglaubt.

      Umso erstaunter war Robert Ponger, als Hans ihn tatsächlich eine Woche später anrief und fragte, ob er tags darauf vorbeikommen könne. Seine Stimme verriet die alte Power, er klang nüchtern und zuversichtlich. Er habe ein paar Ideen und würde sie gerne mit Bob besprechen. Großartig, dachte der, vielleicht hatte ihn das Gespräch in der Schottenfeldgasse doch aufgerüttelt.

      Bereits um neun Uhr am darauffolgenden Morgen kam Hans in Mannhardtsbrunn an. Bob, der eben mit seinem Müsli beschäftigt war, schwappte die Milch aus der Hand, als er ihn mit einem riesigen Rucksack am Rücken aufs Studio zugehen sah. Rucksäcke paßten nicht zu Falco. Eine flaue Skepsis machte sich in Ponger breit. Als er das Studio betrat, saß Hans bereits am Mischpult. Irgendwie wirkt er deplaciert, ging es Bob durch den Kopf, und ein ungutes Gefühl im Magen begann sanft zu kreisen.

      „Servas“, sagte Bob betont unbekümmert und klopfte dem Besucher auf die Schulter. „Gehn wir’s an, was hast denn mitgebracht?“

      „I bin da“, entgegnete Hans in leicht schleppendem Tonfall, „is do das, was du wolltest, oder?“

      Bobs Magen begann, das Müsli zu melken. Mein Gott, dachte er, er hat schon so früh was getrunken. Wortlos sah er Hans an, unschlüssig, ob er so tun sollte, als hätte er nichts bemerkt, oder … Ja, oder was? Er hatte es schon so oft mit Worten versucht. Langsam blieb nichts mehr zu sagen übrig.

      Jetzt weiß er nimmer, was er sagen soll, dachte Hans hinter seiner Maske des trotzigen Buben, der etwas Verbotenes tut und den unvermeidlichen Rüffel mit möglichst viel Frechheit parieren will. Ich wüßt’s auch nicht an seiner Stelle, ich weiß es ja nicht einmal an meiner. Er hat die Musik längst fertig und wartet auf meine Texte. Und ich tu so, als würd’ ich ihm was zufleiß tun, wenn ich nix schreib’. Es is mei’ Platten, und ich benutz’ ihn als Prellbock, weil mir nix einfallt.

       Und mir fallt nix ein, das is die Wahrheit. Mir fallt net nur keine Zeile ein, mir fallt net amal ein Thema ein. I waß einfach net, über was i no singen soll. Früher hab’ ich da net nachdenken müssen drüber. Na und jetzt hab’ ich a schlechtes Gewissen deswegen. Und weiß net, wie ich das unter einen Hut bringen soll: immer no der innovativen Szene, dem Underground g’fallen und trotzdem mit’n Falco Geld machen. Wie soll i des dem Bob nur sagen? Wie soll i des überhaupt irgendwem sagen? Ich Trottel, warum hab’ ich nur so an klan Schluck von dem Whiskey g’macht? Ohne das Zeug halt ich mich net aus und mit kann ich net arbeiten. Gibt’s da nix mehr dazwischen?

      Bob wußte nicht, was er mit der Stille anfangen sollte. Hans’ aufmüpfige Miene verriet nichts von der Unsicherheit, die er in sich versteckte. Ratlos setzte sich Bob auf die schmale Couch, mit der Rechten fuhr er sich durch seine wuschelige Mähne, die Linke ließ er über die Lehne baumeln. Als seine Finger ein steifes Stück Leinen streiften, erinnerte er sich an den Rucksack.

      „Hast wieder deinen Schlafsack mitgebracht?“ fragte er, erleichtert über ein neutrales Thema.

      „Na, des is mein Proviant“, erklärte Hans.

      Jetzt kenn’ ich ihn schon mehr als ein halbes


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