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Urlaubsküsse - Liebesroman. Thomas TippnerЧитать онлайн книгу.

Urlaubsküsse - Liebesroman - Thomas Tippner


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reichte sie ihm das Glas zurück und bewegte sich weiter zu dem lauten und kreischenden roten Gummiboot.

      „Ich bin Roland!“, stellte er sich mit weit aufgerissenen Augen vor – beinahe so, als erwartete er nun einen bewundernden Jubelchor und eine La-Olà von ihr.

      Katrin nickte ihm jedoch nur zu. Langeweile fühlte sie in sich aufsteigen.

      Seltsam aber war daran, realisierte sie verwundert, sie schaffte es spielend, diese zu ignorieren.

      Vielleicht hab ich von Roland doch noch was zu erwarten. Eine Information, die mich weiterbringt. Die mir vermittelt, dass er jemanden aus der Schauspielbranche kennt ... Dass er weiß, wie man sich bei einer Agentur bewirbt …

      So irrational dieser Gedanke auch war, sie ließ ihn zu und lächelte Roland gewinnend an, während sie darauf wartete, dass er das Gespräch fortsetzte.

      „Seid ihr noch lange hier?“, wollte er wissen, während er sich ungelenk zur Musik bewegte, weil er lieber an seinem Glas nippte, als wirklich zu tanzen.

      „Noch fünf Tage.“

      „Cool.“

      Mehr kam von ihm nicht.

      Katrin merkte schon jetzt, da sie noch keine Minute miteinander gesprochen hatten, keine gemeinsame Ebene finden würden – finden konnten, um genau zu sein. Oder besser gesagt: dass Roland nicht imstande war, ein neues Thema zu anzusprechen, über das es sich lohnte, zu sprechen. Deswegen fragte sie eher pflichtbewusst als ehrlich interessiert: „Und du?“

      „Drei!“ Dazu hob er die Hand, um Daumen, Zeige- und Mittelfinger in die Höhe zu halten, damit sie es visualisiert bekam.

      „Und dann?“

      „Wie und dann?“

      „Wie geht es dann für dich weiter?“, wollte sie wissen.

      „Ach so. Arbeiten.“

      „Und als was?“

      „Maschinenbau. In der Firma meines Vaters.“

      In dem Moment, da Katrin nach einer weiteren, irgendwie sinnigeren Frage suchte, bemerkte sie, dass sich Roland noch gar nicht nach ihren Träumen und Zielen erkundigt hatte. Weswegen es aus ihr herausplatzte: „Ich werde Schauspielerin.“

      „Wow“, machte Roland, ohne irgendetwas mit dem anfangen zu können, was sie gerade gesagt hatte. Er nickte zwar pflichtbewusst, ging auf das Thema aber nicht weiter ein. Er sagte nur: „Du bist hübsch!“

      „Danke.“

      „Hier, dein Sex on the Beach!“ Conny kam ihr gerade gelegen, um sich von dem doch alles andere als unterhaltsamen Roland abwenden zu können.

      „Danke“, sagte sie erleichtert, nahm Conny das kühle Glas ab und steckte sich sofort den Strohhalm in den Mund, um den süßen, lieblichen Cocktail zu trinken und Roland damit deutlich zu signalisieren, dass sie froh war, nicht noch mehr von ihm zu hören.

      „Schenk‘ ich dir“, meinte Conny und nickte Katrin in einer Weise zu, als habe er gerade eine große Geste vollbracht.

      „Ich hatte auch nicht vor, den Drink zu bezahlen“, sagte sie ehrlich und war verwirrt darüber, dass Conny das so sehr betont hatte.

      Nur um sich dann über gar nichts mehr zu wundern oder zu ärgern. Sie hatte einen anderen, einen noch interessanteren Mann entdeckt, der sie seit einigen Minuten auffallend offen musterte.

      Wollen wir doch mal sehen, was er mir heute so bringt, dachte sie und tanzte dann in dessen Richtung.

      *

      Warum waren Tom und Louisa rausgegangen?

      Sie hatten doch alle hier drin feiern wollen!

      Nicht nur, dass Oliver schon den ganzen Abend an Chantal herumbaggerte und sich wieder einmal benahm wie der letzte Vollpfosten, nun hatte selbst die Konstante Tom damit begonnen, gegen die Verabredungen zu arbeiten.

      Das hatte er nie zuvor getan.

      Oder zumindest nicht so, dass es Konrad gestört hätte.

      Das konnte aber auch daran liegen, dass er bisher immer das Gefühl gehabt hatte, bei Tom ein wenig freier, ein wenig unkonntrollierbarer sein zu dürfen als bei den anderen. Was ihn zusätzlich störte, war, dass er ihre Absprache deswegen missachtete, weil er mit Louisa zusammen sein wollte.

      Auch das war bisher nicht der Fall gewesen …

      Natürlich, der Urlaub auf Mallorca war ganz anders verlaufen als ursprünglich geplant. Da hatten Oliver, der Stürmer, Tom, der Torwart, und Konrad „Conny“ Talver, der Abwehrhüne, sich vorgenommen, allein in den Urlaub zu fliegen. ALLEIN. Ohne Mädchen.

      Und noch dazu jetzt mit einem Mädchen, das Konrad ausgesprochen interessant gefunden hatte – bis zu jenem Augenblick, da er missmutig zum Flughafen gekommen war und dort sehen musste, dass Tom und Louisa in ein freundschaftliches Gespräch vertieft waren. Sie verstanden sich offenbar so gut, dass es schon beinahe Zärtlichkeit glich, wie sie miteinander umgingen.

      Und jetzt verließen sie ihn auch noch.

      Obwohl er das gar nicht wollte.

      Wie sollte er dann sehen, was sie taten oder wie sie miteinander umgingen?

      Er schnaufte böse, als er sich an Tanzenden vorbeizwängte und dann in der Ferne Oliver entdeckte, Chantal im Arm, die Zunge immer wieder in ihrem Mund und danach auf seinen Lippen ein zufriedenes, selbstgefälliges Lächeln.

      Ein Grinsen, wie Conny feststellte, das er auch gern einmal gehabt hätte. Ein Grinsen, das, wenn er es aufsetzte, aussah wie eine Grimasse.

      Alle anderen schienen viel glücklicher als er zu sein.

      Sie alle hatten das, was er so gern hätte.

      Tom hatte Louisa, Oliver das schnell abgeschleppte Abenteuer, Katrin das Selbstvertrauen, aller Welt zu erzählen, dass sie einmal Schauspielerin wurde. DIE Schauspielerin.

      Und er?

      Was konnte er vorweisen?

      Nur ein lupenreines, einfaches Abitur, das ihn dazu befähigen würde, Medizin, Jura oder auf Lehramt zu studieren. Mehr nicht.

      Bis heute hatte Conny nicht gefunden, was er gesucht hatte.

      Weder in der Schule noch beim Fußball oder in seinem Schachclub. Irgendwie gab es immer etwas, das ihn an der momentanen Situation störte und ihn dazu brachte, unzufrieden zu sein.

      So wie jetzt.

      Am liebsten hätte er seine ganze Wut herausgeschrien und der Welt damit gezeigt, dass sie nicht alles mit ihm machen konnte, was sie glaubte. Und das war der nächste Punkt in seiner inneren Auffassung.

      Das Gefühl, nicht derjenige sein zu können, der er gern gewesen wäre.

      Er spielte Fußball, klar. Und er war ein rustikaler, niemals zu höheren Aufgaben berufener Abwehrspieler, der nur deshalb bei jedem Match dabei war, weil keiner seiner Mannschaftskollegen Lust hatte, in der Innenverteidigung zu stehen. Spielerisch, das wusste er, war er lange nicht so gut wie die anderen. Eher ein limitierter Holzfuß, der die auf ihn zustürmenden Angreifer mit Respekt erfüllte, wenn er schnaubend vor ihnen stand.

      Conny wusste um sein Erscheinungsbild.

      Hochgewachsen, breit in den Schultern und den Hüften, die Beine kurz und stämmig. Dazu von dichten, dunklen Brauen umgebene Augen, die ebenfalls düster wie die Nacht waren. Durch die vorgewölbte Stirn erschien das Gesicht klein. Es war rund und von einem dichten Bart bewachsen, sodass er mit seinen achtzehn Jahren eher aussah wie ein Fünfundzwanzigjähriger, der in einem Sondereinsatzkommando arbeitete, das sich auf das Ausschalten von Terroristen spezialisiert hatte.

      Er gab zu, solch ein Job würde ihm gefallen.

      Ein Job, wo die Menschen zu ihm aufblickten und er ohne Weiteres sagen konnte: „Ich rette euch, damit ihr feiern könnt.“

      So


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