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Ekkehard. Joseph Victor von ScheffelЧитать онлайн книгу.

Ekkehard - Joseph Victor von Scheffel


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      Bruder Marcellus? lachte der Gefragte und strich mit der Hand über die Stirn, fuimus Troes, willkommen in Moengals Revier!

      Er stieg aus seinem hohlen Baum in Ekkehards Schiff hinüber. Der heilige Gallus soll leben! sprach er und küßte ihn auf Wange und Stirn, lasset uns ans Land fahren, Ihr seid mein Gast, wenn auch ohne Wildenten.

      Euch hab' ich mir anders vorgestellt, sprach Ekkehard. Das war kein Wunder.

      Nichts gibt ein falscher Bild von Menschen, als nach ihnen an denselben Ort kommen, wo sie einstens gewirkt, vereinzelte Reste ihrer Tätigkeit sehen und aus dem Gerede der Zurückgebliebenen sich eine Vorstellung des Weggegangenen schaffen. Tiefstes und Eigenstes bleibt dritten meist unbeachtet, auch wenn's offen zu Tag liegt, in der Überlieferung schwindet's ganz. Als Ekkehard ins Kloster trat, war der Bruder Marcellus schon nach der verlassenen Zelle Radolfs als Pfarrherr abgegangen. Etliche zierlich geschriebene Urkunden, Ciceros Buch von den Pflichten, und ein lateinischer Priscianus mit irischer Schrift zwischen den Zeilen erhielten sein Andenken. Viel verehrt lebte sein Name noch an der inneren Klosterschule, er war der tüchtigsten Lehrer einer gewesen, tadellos sein Wandel. Seither war er in Sankt Gallen verschollen. Darum hatte sich Ekkehard statt des Weidmanns im See einen ernsten hagern blassen Gelehrten erwartet.

      Sie traten in eine holzgetäfelte Halle. Hirschgeweih und Auerochsenhörner hingen über dem Eingang, Jagdspieße, Leimruten, Fischgarne lehnten in malerischer Unordnung an den Wänden, an das umgestürzte Fäßlein im Winkel schmiegte sich der Würfelbecher: wäre es nicht des Leutpriesters Behausung gewesen, so hätte füglich auch der Förster des kaiserlichen Bannwaldes hier wohnen können.

      Glieder derselben Genossenschaft sind schnell befreundet. Ein lebhaft Gespräch erhob sich beim Imbiß. Aber der Alte hatte mehr zu fragen, als Ekkehard beantworten konnte; von so manchem seiner alten Brüder war nichts mehr zu berichten, als daß sein Sarg eingemauert stand bei dem der andern und ein Kreuz an der Wand und ein Eintrag im Totenbuch die einzige Spur, daß er gelebt; – die Geschichten und Späßlein und Klosterfehden, wie sie sich vor dreißig Jahren erzählt wurden, waren durch neue ersetzt, und was seit damals geschehen, ließ ihn gleichgültig. Nur wie Ekkehard von dem Zweck und Ziel seiner Fahrt sprach, rief er: Hoiho, Confrater, was habt Ihr wider die Jagd gesprochen und ziehet ja selber auf Edelwild aus!

      Aber Ekkehard lenkte ab. Habt Ihr noch nie Heimweh nach des Klosters Stille und Wissenschaft verspürt? frug er.

      Da flammte des Leutpriesters Aug': Ward Catilina von Heimweh nach den Holzbänken des römischen Senats geplagt, nachdem von ihm gesagt war: excessit, evasit, erupit? Junges Blut versteht das nicht. Fleischtöpfe Ägyptens?! ille terrarum mihi praeter omnes... sprach der Hund zum Stall, in dem er sieben Jahre gelegen.

      Ich versteh' Euch allerdings nicht, sprach Ekkehard. Was schuf Euch solche Änderung der Sinnesart? Er warf einen Seitenblick auf das Jagdgerät.

      1 .. aegre exspectatus.

      2 .. Fortunate, ait, qui tam pulchram discipulam docere habes grammaticam! Ad quod ille, quasi caro assensu subridens, talia in aurem adversario reddit amico: Sicut et tu, Sancte Domini, Kotelindam monialem pulchram discipulam caram docuisti quidem dialecticam. Dictoque citius, cum ille nescio quid resibilare vellet, abeo divertens, equo ascenso indignanter abivit. Ekkeh. IV. casus S. Galli c. 10. Pertz II. 124.

      3 Die Ausübung des Weidwerks war eigentlich wider die geistliche Disziplin. Eine Augsburger Synode von 952 (Pertz, Monum. IV. 27) verbietet den Bischöfen und der Geistlichkeit überhaupt das Würfelspiel, die Jagdbelustigungen und das Hunde- und Habichthalten zu diesem Behufe bei Strafe der Absetzung.

      4 Stigmata: pictura in corpore, quales Scotti pingunt. Glosse einer sanktgall. Handschrift bei Hattemer, Denkmale usw. I. 227 u. 233. Die Sitte des Bemalens der Augenlider und des Tätowierens der Arme scheint den Scoten und Iren damals gefallen zu haben. Die also eingeätzten Bilder mögen von roher, schier unverständlicher Häßlichkeit gewesen sein, wie dies noch aus den noch vorhandenen Miniaturen irischer Herkunft in den Handschriften geschlossen werden darf. Dieselben sind durch fremdartigen und – wenn das Wort noch erlaubt ist – keltisch unschönen Ausdruck, sowie durch gänzlich barbarische Art der Darstellung sehr unvorteilhaft von den gleichaltrigen, von germanischer Hand gefertigten, verschieden. Der Christus am Kreuze mit seinem hufeisenförmigen arabeskenartigen Bart und verzwickten Munde, und die als Tiergestalten gezeichneten Evangelisten haben etwas Fetischartiges.

      5 Das


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