Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
Hank wurden völlig überrascht. Sie blieben sofort stehen und gehorchten. Sie hatten keine Lust niedergeschossen zu werden. Sie wußten erst nach einigen Sekunden deutlich und einwandfrei, daß diese Stimme aus dem Zimmer kam, in dem sie sich befanden.
Jeff Halters gehorchte ebenfalls.
Er schaute sich zwar verzweifelt nach dem Sprecher um und konnte ihn nicht entdecken, hielt es aber für richtig, sich an die Weisung zu halten. Im Grunde seines Wesens war Halters ein Feigling, der nur selten ein Risiko einging.
„Waffen auspacken und zu Boden fallen lassen“, kommandierte die harte Stimme weiter. Sie klang nach einem ausgekochten Profi, was die drei Gangster sofort herausgehört hatten.
Mel und Hank zupften mit spitzen und vorsichtigen Fingern ihre Schußwaffen aus den Haltern und ließen sie zu Boden poltern. Jeff Halters beeilte sich, es seinen beiden Leuten nachzutun.
Mit der Spitze seines Universal-Regenschirms schob Parker die drei Schußwaffen unter den Wandtisch und nickte seinen Gästen kühl zu.
„Sie können gehen“, sagte er dann, „Sie werden inzwischen bemerkt haben, daß Ihre Anwesenheit nicht sonderlich erwünscht ist.“
Halters, Mel und Hank wandten sich zögernd um und schlichen zur Tür. Unterwegs hielten sie Ausschau nach dem Sprecher der Kommandos, ohne ihn aber entdecken zu können. Sie fühlten sich geleimt und hochgenommen, brachten jedoch nicht den Mut auf, es darauf ankommen zu lassen, das Blatt noch einmal zu wenden. Wie begossene Pudel verschwanden sie nach draußen.
Parker schloß die Tür und gestattete sich ein feines, andeutungsweises Lächeln. Dann stellte er das kleine Miniaturtonbandgerät ab, das sich im Vorraum auf der Garderobe befand. Er rollte die dünne Kabelschnur auf und löste den Klingelknopf unter der Tischplatte. Parker verstaute die Gerätschaften, die er vorsorglich auf gebaut hatte und ließ das Tonbandgerät in seinem Spezialkoffer verschwinden.
Nun beschäftigte er sich mit den drei Schußwaffen. Er entlud sie, leerte die Magazine und sah einen Moment lang nachdenklich auf die tödliche Munition. Er nahm sich vor, sie bei nächstbester Gelegenheit in den Atlantik zu werfen. Dann beeilte er sich, seinen jungen Herrn aufzusuchen, der gewiß schon ungeduldig auf ihn wartete.
Als er unten in der Halle war, sah er die drei Gangster. Sie standen in der Nähe der Rezeption und bezahlten gerade ihre Rechnungen. Sie schienen es eilig zu haben, das Hotel zu verlassen.
Mike Rander ging gerade nach draußen vor das Hotel. Wahrscheinlich wollte er dort auf diese drei Männer warten und sie verfolgen. Josuah Parker und Mike Rander waren schließlich ein erstklassig eingespieltes Team, das sich ohne große Konferenzen auf Anhieb verstand …
*
„Ich habe Angst“, sagte Helen Manners mit leiser Stimme und warf einen ängstlichen Blick hinüber zu den jetzt geschlossenen Türen, die hinaus zur Terrasse führten. Sie saß mit angezogenen Beinen in einer Couchecke und sah ihren Vater hilfesuchend an.
„Ob wir nicht zusätzlich noch die Polizei verständigen sollten?“ gab Herbert Manners zurück. Er war untersetzt, korpulent und etwa fünfundfünfzig Jahre. Sein eiförmiger Kopf wies nur noch schütteres, rötliches Haar auf. Herbert Manners stand vor der geöffneten Hausbar und ließ sich von einem etwa dreißigjährigen Mann ein gefülltes Glas reichen.
„Zusätzlich?“ fragte dieser Mann, der einfach zu gut aussah. Er war ein sportlich durchtrainierter Playboy, der an einen Leinwandhelden aus der Glanzzeit Hollywoods erinnerte. Auf seiner Oberlippe befand sich ein strichschmales Bärtchen à la Menjou.
„Nun ja, ich habe uns abgesichert“, gestand Herbert Manners etwas verlegen.
„Wieso abgesichert, Daddy?“ fragte Helen erstaunt und streckte ihre langen, schlanken Beine aus.
„Das möchte ich auch wissen, Mister Manners!“ Der Playboy war sich seiner Wirkung vollkommen bewußt. Seine Bewegungen und seine nachlässige Sprechweise wirkten einstudiert. Er hieß übrigens Larry Fielding und war mit Helen Manners verlobt. In Kürze sollte sogar geheiratet werden.
„Geschäftsfreunde haben mir da eine Adresse gegeben“, antwortete Herbert Manners, „es handelt sich um zwei erstklassige Männer, die sich mit Verbrechen befassen.“
„Privatdetektive also“, stellte Larry Fielding lest. Seine Oberlippe kräuselte sich angewidert.
„Eigentlich nicht“, korrigierte Herb Manners, „Rander und Parker, wie sie heißen, sind keine Privatdetektive im eigentlichen Sinn …“
„Und im uneigentlichen?“ wollte Helen Manners ironisch wissen. Ihre eben erst noch gezeigte Angst schien sie inzwischen vergessen zu haben.
„Mike Rander ist Strafverteidiger in Chikago“, redete Herbert Manners weiter, „er hat einen Butler, der sich Parker nennt. Diese beiden Leute sind reine Amateure, die sich nur für interessante Fälle engagieren.“
„Sind diese Burschen etwa schon im Land?“ wollte Larry Fielding lässig wissen.
„Ich erwarte sie in einer Stunde.
„Und was versprichst du dir davon, Daddy?“ fragte Helen Manners verärgert. „Du weißt doch ganz genau, daß die Anrufer uns vor Nachschnüffelei gewarnt haben!“
„Aber wir können doch nicht warten, bis etwas passiert“, gab Herbert Manners verzweifelt zurück. „Denk doch an den Überfall eben! Diesmal hast du noch Glück gehabt, Helen …“
„Das stimmt“, räumte sie nachdenklich ein, „Der Kerl war widerlich. Mir wird jetzt noch ganz schlecht, wenn ich nur an ihn denke!“
„Ich werde dich in Zukunft keinen Moment aus den Augen lassen“, erklärte Larry Fielding nachdrücklich, „hilf mir aber dabei, Helen! Du darfst nicht wie bisher allein herumfahren oder ausgehen. Die Gefahr ist einfach zu groß.“ „Ich lasse mich doch nicht an die Kette legen“, erwiderte Helen Manners gereizt. „Ich kann schon auf mich aufpassen, Larry. Das würde dir so passen, den ganzen Tag bei mir zu sein. Du weißt genau, wie ich darüber denke.“
Sie stand auf und ging mit bewußt schaukelnden Hüften aus dem großen Raum. Sie wußte, daß Larry Fielding ihr verlangend nachsah, und sie genoß es mit fast sadistischer Freude.
*
Der Mann in Helen Manners Zimmer hörte Schritte auf dem Korridor und verbarg sich schnell im angrenzenden Badezimmer. Er ließ die Tür spaltbreit geöffnet, um das Zimmer besser übersehen zu können.
Die Tür öffnete sich.
Helen trat ein und ließ den kurzen Frotteemantel von den Schultern gleiten. Sie ging über den tiefen, weichen Teppich hinüber zum Toilettentisch und zündet sich dort eine Zigarette an. Sie setzte sich und starrte nachdenklich in den Spiegel.
Der Mann im Badezimmer stieß die Tür vorsichtig weiter auf und betrat das Zimmer. Er räusperte sich diskret und sagte schnell und eindringlich: „Nicht schreien, Miss Manners!“
Helen Manners fuhr überrascht herum und sah den Eindringling an.
„Ich bin bestellt“, sagte der Mann. Er mochte fünfundzwanzig Jahre alt sein, war mittelgroß, schlank und sah durchschnittlich aus. Er hatte ein nichtssagendes Dutzendgesicht. Nur Mund und Augen verrieten andeutungsweise, daß er hart und brutal sein konnte.
„Sie können wieder gehen“, sagte Helen und stand auf, „Ihr Besuch hat sich erledigt.“
„Aber wir …“
„Sie können verschwinden“, sagte sie leise und scharf, „Ihr Besuch hat sich erledigt, haben Sie nicht verstanden? Ich werde mich wieder melden.“
„Wie Sie wollen“, antwortete der Mann mit dem Dutzendgesicht und hob die Schultern, „dann werde ich mich jetzt wieder absetzen … Bis dahin!“
Er nickte Helen Manners zu und wollte zum Fenster hinübergehen, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde.
Larry Fielding stürmte herein und blieb