Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
in deren Lederschlaufe ein handlicher Kieselstein lag. Parker strammte die beiden Gummis, visierte seinen Gegner an und schickte durch jähes Loslassen der Lederschlaufe den Stein auf die Luftreise.
Lautlos brach Fielding im sich zusammen. Er hatte wohl überhaupt nicht mitbekommen, was ihn da von den Beinen gebracht hatte.
Parker ging gemessen, fast würdevoll zu Fielding hinüber und kümmerte sich um den Verlobten der „Schönen Helena“. Er untersuchte die Beule, die sich bereits seitlich am Hinterkopf des Mannes bildete, lud sich anschließend den Mann auf die Schulter und trug ihn über den Laufsteg an Bord des Kabinenkreuzers. Nachdem er Fielding Handschellen angepaßt hatte, ließ Parker sich in einem Deckstuhl nieder und wartete auf das Erwachen seines zweiten Bordgastes.
Fielding stöhnte, als er soweit war. Dann kam er ohne jeden Übergang zu sich und starrte den Butler völlig verdutzt an. Er wollte jäh aufspringen, doch er rutschte auf schwachen Knien wieder in sich zusammen und entdeckte bei dieser Gelegenheit die Handschellen an seinen Gelenken.
„Ich hoffe, daß ich Sie nicht zu sehr inkommodiert habe“, begann Parker in seiner unnachahmlich höflichen Art, „ich sah mich leider gezwungen, Sie außer Gefecht zu setzen, Mister Fielding.“
„Was … was sollen die Handschellen?“ Fielding sprach leise, als habe er Kopfschmerzen, was nur zu verständlich gewesen wäre.
„Mir ging es darum, einen weiteren Mordversuch zu verhindern. Übrigens möchte ich Ihnen mein Kompliment aussprechen, Mister Fielding … Sie haben meinen Doppelgänger erstaunlich gut getroffen, wenn man das an sich bereits schwache Büchsenlicht berücksichtigt.“
„Ich … ich soll auf Sie geschossen haben?“ Fielding war wach geworden und sah den Butler konsterniert an. „Wie kommen Sie denn darauf? Sie müssen sich irren, Parker.“
„Es gibt einige Infrafotos, die ich im entscheidenden Moment anfertigte, Mister Fielding“, erwiderte der Butler, „aber halten wir uns nicht mit diesen Kleinigkeiten und Feinheiten auf … Mir scheint, daß Sie Ihr Spiel verloren haben!“
„Wovon reden Sie eigentlich?“
„Von Ihrem Entführungsversuch an Miss Manners. Damit dürften gewisse 100 000 Dollar für Sie in weite Ferne gerückt sein.“
„Ich … ich habe niemals versucht, meine Verlobte zu entführen. Warum sollte ich auch?“
„Schulden, würde ich mir erlauben zu sagen! Gier nach Geld! Ungeduld! Meiner bescheidenen Person reichen diese Motive, der Polizei werden Sie allerdings detaillierter berichten müssen.“
„Sie … Sie wollen mich der Polizei übergeben, Parker? Das würde ich mir an Ihrer Stelle aber sehr gründlich überlegen. Sie arbeiten immerhin für die Manners!“
„In der Tat, Mister Fielding.“
„Dann sollten Sie diese Familie auch schützen. Wenn Sie mich der Polizei übergeben, wird die Familie Manners ihr blaues Wunder erleben!“
„Ah, ich glaube zu verstehen. Mister Rander informierte mich bereits per Telefon. Mein junger Herr unterhielt sich ausgiebig und rückhaltslos mit Mister Manners.“
„Hoffentlich hat Manners’ Ihrem Chef nichts verschwiegen.“
„Keineswegs, Mister Fielding. Mister Rander und meiner bescheidenen Wenigkeit ist inzwischen bekannt, daß Miss Manners einen Todesfall verschuldete, begangen an einem Sportfischer. Sie benutzten diese Tatsache zu einer gewissen Erpressung!“
„Das hat Manners alles erzählt? Er muß verrückt geworden sein!“
„Die Darstellung Mister Manners entspricht also den Tatsachen?“
„Und ob, Parker. Wenn ich auspacke, wandert Helen ins Gefängnis.“
„Wenn Sie hingegen weiter geschwiegen hätten, wären Sie zumindest der unwillkommene Ehemann von Miss Manners geworden, nicht wahr?“
„Immer noch besser als Bau, oder?“ Fielding grinste zynisch.
„An Miss Helenes Stelle würde ich Bau vorziehen, um in Ihrer Terminologie zu sprechen. Aber das dürfte wohl Geschmackssache sein.“
„Sie können mich nicht beleidigen. Ich wiederhole noch einmal, falls Sie mich der Polizei übergeben, packe ich aus! Das ist keine leere Drohung!“
„Davon bin ich inzwischen fest überzeugt. Warum, wenn ich fragen darf, wollen Sie dieses zusätzliche Erpressergeschäft mit der Entführung Ihrer Verlobten aufziehen?“
„Warum wohl?“ Fielding grinste und räkelte sich jetzt im Deckstuhl bequem zurecht, „weil ich Geld brauchte. Viel Geld. Schließlich hat man so seine Verpflichtungen. Bis zur Hochzeit konnte ich nicht mehr warten. Und Helen spuckte keinen Cent mehr aus.“
„Sie sind also zwischenzeitlich mit kleineren Geldbeträgen bedient worden?“
„Darf man von seiner Verlobten und von seinem zukünftigen Schwiegervater kein Geld nehmen, he?“ Fielding lachte. Er fühlte sich als Herr der Situation, glaubte sich völlig sicher. „Natürlich habe ich so zwischendurch kleinere Darlehen und Vorschüsse auf die Mitgift bekommen, aber das reichte doch nicht vorn und hinten. Ich brauchte eine richtige Menge, mit der sich etwas anfangen ließ.“
„Und diese Quellen flössen nicht mehr?“
„Genau, Parker. Helen bekam von ihrem Vater nur noch ein Taschengeld. Für meine Zwecke viel zu wenig. Daher diese Kidnappergeschichte.“
„In die sich doch, wenn ich recht vermute, eine Konkurrenzgruppe einschaltete, nicht wahr?“
„Stimmt!“
„Es handelt sich um den Mann mit der Hüftverletzung, die auf Ihr Konto ging!“
„Ja, erstaunlich, daß noch andere Leute diese goldene Gans rupfen wollen, wie?“ Fielding lachte wieder zynisch auf und schien sich zu amüsieren.
„Sie ahnen nicht, um welche Konkurrenzgruppe es sich handeln könnte?“
„Keine Ahnung, ist aber auch nicht mehr so wichtig. Dieser Bursche läßt sich bestimmt nicht mehr sehen.“
„Unterschätzen Sie diesen Burschen vielleicht doch? Sie gestatten, daß ich zu diesem Ausdruck greife, der mir im Grund meines Wesens zuwider ist.“
„Soll ich ihn etwa überschätzen?“
„Er hat immerhin Mister Halters Mitarbeiter Lovell ermordet, wenn Sie sich recht erinnern. Falls Sie es nicht gewesen sind! Wie im Falle Halters, den Sie ja lebensgefährlich verletzten!“
„Den Schuß auf Halters müssen Sie mir erst nachweisen! Ich habe aber ganz sicher nicht auf Lovell geschossen! Bestimmt nicht!“
Während Fielding redete, wurde seine Stimme leiser und nahm einen nebulösen Unterton an. Er schien plötzlich über diesen Mord nachzudenken, was er wohl bisher noch nicht getan hatte.
Bevor Josuah Parker weitere Fragen zu stellen vermochte, beendeten zwei schallgedämpfte Schüsse die Konversation. Fielding stöhnte, faßte nach seiner Brust und blieb dann röchelnd im Deckstuhl liegen.
Parker verspürte einen ungemein harten Schlag gegen die linken Rippen. Ihm wurde schwarz vor Augen. Er kämpfte einen kurzen Moment gegen eine Ohnmacht an, verlor dabei auf der ganzen Linie und streckte sich ebenfalls in seinem bequemen Stuhl aus.
*
Als Parker wieder zu sich kam, hatte die Lage sich grundlegend verändert. Er blinzelte in ein grelles Licht, merkte, daß man ihm Hände und Füße zusammengeschnürt, hatte und wußte, daß er sich in der Gewalt eines gefährlichen Gegners befand.
„Arbeiten Sie immer mit einer Schußweste?“ fragte eine ironische Stimme, die einem Mann gehörte, „Sie sind noch raffinierter, als ich dachte, Parker.“
„Man soll nichts verschmähen, was der Verlängerung des, Lebens dient“, erwiderte Parker, „ich darf annehmen, daß