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Glaube Liebe Hoffnung. Ein kleiner Totentanz. Ödön von HorváthЧитать онлайн книгу.

Glaube Liebe Hoffnung. Ein kleiner Totentanz - Ödön von Horváth


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Nummer 6

      STIMME. Kriminalpolizei!

      ELISABETH. Jesus Maria!

      SCHUPO. Polizei? Und ich lieg da. Ausgerechnet Bananen! (Er [43]packt rasch seine Kleidungsstücke und versteckt sich im Schrank.)

      Szene Nummer 7

       Es klopft nun noch entschiedener an die Türe. Elisabeth öffnet und ein Herr betritt ihr möbliertes Zimmer. Es ist ein Oberinspektor der Sittenpolizei .

      Szene Nummer 8

      OBERINSPEKTOR. Geduld bringt Rosen. (Er sieht sich um und deutet auf das unordentliche Bett.) Ich habe Sie wohl im Schlaf gestört?

      ELISABETH. Warum?

      OBERINSPEKTOR. Sie wissen genau warum.

      ELISABETH. Ich bin heut nicht ganz auf dem Damm.

      OBERINSPEKTOR. Es gibt allerdings Leute, die haben Nachtdienst und sind deshalb untertags ruhebedürftig.

      ELISABETH. Wie meinen Sie das?

      OBERINSPEKTOR (hält einen Sockenhalter hoch, den er auf dem Stuhle gefunden hat). Fräulein pflegen wohl Sockenhalter zu tragen?

       (Stille.)

      ELISABETH. Was will man denn von mir?

      OBERINSPEKTOR. Sie haben von der Polizei einen Unterkommensauftrag gekriegt, darauf steht, dass Sie sich innerhalb dreier Wochen um ein einwandfreies Unterkommen umsehen sollen. Aber Sie haben weder Arbeit, noch haben Sie nachgewiesen, dass Sie sich um eine solche bemüht haben.

      ELISABETH. Kümmern Sie sich doch um die Leut, die kein Unterkommen haben!

      [44]OBERINSPEKTOR. Keine Hetzreden bitte! Polizeiwidrig ist nicht, wer kein Unterkommen hat, polizeiwidrig ist nur, wer dadurch die öffentliche Ordnung gefährdet.

      ELISABETH. Aber ich gefährde doch nicht die öffentliche Ordnung!

      OBERINSPEKTOR. Solange Sie sich nicht über Ihre Einkünfte ausweisen können, ist dies fraglich.

      ELISABETH. Für mich wird schon gesorgt.

      OBERINSPEKTOR. Eben diese freundliche Fürsorge interessiert uns.

      ELISABETH. Das habe ich doch schon früher angegeben. Ich erhalte von meinem Bräutigam zwanzig Mark in der Woche. Davon lebe ich.

      OBERINSPEKTOR. Wer ist denn dieser Bräutigam?

       (Stille.)

      OBERINSPEKTOR. Sie nennen also den Namen nicht?

      ELISABETH. Nein.

      OBERINSPEKTOR. Und warum nicht?

      ELISABETH. Weil ich meinem Bräutigam kraft seiner Position eventuell schaden täte.

      OBERINSPEKTOR (grinst). Hübsch! Sehr hübsch -- Eventuell sind bei diesen zwanzig Mark mehrere Bräutigams beteiligt.

      ELISABETH. Das ist eine Unverschämtheit --

      OBERINSPEKTOR (unterbricht sie). Immer nur schön ruhig, Fräulein! Sie entschuldigen, wenn ich indiskret werde - (er öffnet plötzlich den Kleiderschrank und ist nicht überrascht, einen Mann darin zu finden, aber dass dieser Mann ein Schupo in Unterhosen ist, der von seiner Uniform nur den Rock und die Mütze anhat, scheint ihn etwas peinlich zu berühren).

      [45]Szene Nummer 9

      SCHUPO (steht stramm im Kleiderschrank).

      OBERINSPEKTOR. Sie hier?

      SCHUPO. Es ist alles wahr, was das Fräulein gesagt hat, Herr Oberinspektor.

       (Stille.)

      OBERINSPEKTOR (zu Elisabeth). Bitte, lassen Sie uns mal etwas allein --

      ELISABETH (zögert).

      SCHUPO (zu Elisabeth). Sei so gut.

      ELISABETH. Bitte -- (ab).

      Szene Nummer 10

      OBERINSPEKTOR. Hier verbringen Sie also Ihre freien Stunden.

      SCHUPO (ist aus dem Kleiderschrank heraus und zieht sich nun hastig an). Wenn ich eine Aufklärung geben darf, Herr Oberinspektor -- hier liegt bestimmt ein Irrtum vor.

      OBERINSPEKTOR. Irrtum?! Mensch, wie kommen Sie zu dieser Frau?! Wir haben sie doch im Auge, dass sie zu einer bestimmten Damenkategorie gehört!

      SCHUPO. Damenkategorie?

      OBERINSPEKTOR. Wahrscheinlich!

       (Stille.)

      SCHUPO (lächelt). Aber nein, Herr Oberinspektor --

      OBERINSPEKTOR. Kennen Sie sie denn überhaupt?

      SCHUPO. Kennen jawohl.

      OBERINSPEKTOR. Und wollen sie heiraten.

      SCHUPO. Ich habe es vor, Herr Oberinspektor.

      OBERINSPEKTOR. Wie alt sind Sie denn?

      SCHUPO. Vierundzwanzig! Herr Oberinspektor.

      [46]OBERINSPEKTOR. Das alte Lied!

      SCHUPO (ist nun wieder angezogen). Aber das mit den zwanzig Mark stimmt genau, Herr Oberinspektor.

      OBERINSPEKTOR. Monatlich achtzig Mark! Sie sind doch auch nicht fürstlich bezahlt!

      SCHUPO. Meine Eltern unterstützen mich.

      OBERINSPEKTOR. Was ist denn Ihr Vater?

      SCHUPO. Schreinermeister.

      OBERINSPEKTOR. Dann hätten Sie lieber Schreiner werden sollen.

      SCHUPO. Wie verstehen das Herr Oberinspektor?

       (Stille.)

      OBERINSPEKTOR. Bedaure, aber Sie scheinen es nicht zu ahnen, wen Sie da an den Traualtar führen wollen -- Ihre Braut hat doch wegen Betrug bereits vierzehn Tage Gefängnis hinter sich.

      SCHUPO. Gefängnis?

      OBERINSPEKTOR. Betrug. Abgesehen von einer Geldstrafe, die sie sich auch schon mal geholt hat. Dass diesen Damen derlei Verbindungen mit der Polizei ganz erwünscht sind, ist ja menschlich verständlich. Aber ob das Ihrer Karriere sehr förderlich ist --

      SCHUPO. Keine Ahnung --

      OBERINSPEKTOR. Na also! (Er öffnet die Türe und ruft hinaus.) Kommen Sie herein!

      Szene Nummer 11

       Elisabeth kommt wieder herein. Sie denkt es sich schon, dass jetzt alles aus ist.

       (Stille.)

      SCHUPO. Betrug? Stimmts?

      ELISABETH. Ich weiss, es ist aus.

      [47]SCHUPO. Gefängnis?

      ELISABETH. Ja.

       (Stille.)

      SCHUPO. Du Elisabeth. Warum hast Du mir das alles verschwiegen?


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