Für Immer Mein Graf. Dawn BrowerЧитать онлайн книгу.
lange ausreichen und sie hatte drei weitere Monate, bis der Anwalt mehr Gelder freigeben würde. Alles, was sie besaß, war in ihrem Zimmer in der Redding Manor. Alles von Wert war abgelöst worden, als John übernommen hatte. Zumindest hatte er kein Recht auf ihr Geschmeide oder ihre Kleidung. Sie konnte etwas davon verkaufen, wenn sie es musste.
„Ich bereue nur, dass wir auf irgendeine Weise das gleiche Blut teilen“, spie Hannah aus. „Du bist ein niederträchtiger Mann und ich bin froh, dass ich dich nie wieder sehen muss.“
„Du Miststück“, sagte er und ohrfeigte sie. „Dafür will ich, dass du verschwunden bist bevor wir unser Fasten brechen. Ich werde kein weiteres Essen an deinesgleichen verschwenden.“ Er grinste höhnisch. „Die Welt braucht keine Blaustrumpf1-Mauerblümchen mehr. Kein Wunder, dass du keinen Ehemann finden konntest.“
Er drehte sich auf dem Absatz um und verließ den Raum. Hannah hob ihre zitternde Hand und wischte über ihren Mund. Ein Tropfen Blut fiel auf ihre Fingerspitze. Was hatte sie getan? Ihr Mund hat sie wieder in Schwierigkeiten gebracht. Zeit war von äußerster Wichtigkeit und ihre lief schnell ab. Sie zog einen Koffer heraus und begann ihn mit all ihren Gegenständen zu füllen. Sie faltete ihre Kleider, ihr zusätzliches Unterkleid und ihre Unterwäsche. Sie hatte drei Tageskleider und eine Abendrobe. Sie hatte nicht oft Gäste und Bälle—niemand lud sie mehr zu diesen ein. Ihr Schmuck und ihre kleineren Gegenstände kamen zuletzt hinein. Sie ließ eines ihrer Tageskleider draußen um es anzuziehen. Die letzten Dinge, die sie in den Koffer gab, waren ein Miniaturgemälde ihrer Eltern und einen Stapel Briefe. Dies waren ihre kostbarsten Gegenstände.
Hannah beließ ihr Haar in einem langen geflochtenen Zopf, der ihren Rücken herunterfiel. Es war keine Zeit es ordentlich herzurichten. Es musste genügen, bis sie herausgefunden hat wohin sie gehen würde. Sie zog sich schnell an und schleppte dann ihren Koffer oben an die Treppe. Wie sollte sie es schaffen ihn irgendwohin außerhalb des Hauses zu bekommen? Sie starrte die Stufen herab und kaute auf ihrer Unterlippe. Es schien unmöglich.
„Miss Hannah“, eine tiefe Stimme füllte ihre Ohren. „Was tun Sie denn da?“
Hannah drehte sich, um in die freundlichen Augen des Butlers zu blicken. Viele der Angestellten hatten gekündigt, oder waren von John entlassen worden. Der einzige ursprüngliche Diener, der übrig geblieben war, war Grimly. „Der neue Viscount kann sich nicht mit mir abgeben. Mir wurde mein Marschbefehl gegeben.“
„Dieser …“ Sein Gesicht war zerknirscht und er flüsterte leise etwas vor sich hin. Hannah wusste es besser, als dass sie fragen würde, was er gerade gesagt hatte. „Wo gehen Sie hin?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Ich versuche noch herauszufinden, wie ich auf eigene Faust den Koffer die Treppe herunter bekomme.“
„Ich übernehme das für Sie. Lassen Sie mich auch eine Kutsche für Sie beauftragen.“
Hannah lächelte ihn an. „Ihm wird das nicht gefallen. Du könntest für den Ungehorsam gegenüber seiner Anweisungen deinen Posten hier verlieren.“
Sie wollte nicht dafür verantwortlich sein, dass Grimly seine Anstellung verlor. Es gab keinen Ort, wo er hingehen könnte, und ein Bediensteter würde ohne Empfehlungsschreiben in keinem anderen Haushalt angestellt werden. Die Gesellschaft war grausam und ignorierte jene, die Hilfe am nötigsten hatten.
„Der einzige Grund, warum ich so lange geblieben bin, war um auf Sie aufzupassen“, sagte er. „Wenn Sie gehen, gehe ich auch. Abgesehen davon werden Sie jemanden bei sich brauchen, wo auch immer Sie hingehen.“
Hannah lächelte traurig. „Du bist ein Schatz, aber du weißt, dass ich dich nicht bezahlen kann. Ich weiß noch nicht einmal wo ich hingehe.“
Ein Einfall bildete sich in ihrem Geist, während sie dies sagte. Es gab einen Ort, an welchen sie gehen konnte. Lady Manchester würde ihr helfen, wenn sie zum Schloss ging. Sie war immerhin ihre Patentochter. Warum hatte sie nicht schon eher daran gedacht.
„Ich frage mich, ob John seine Kutsche vermissen würde, wenn diese für ein paar Tage fehlt …“
Grimlys Lippen neigten sich nach oben. „Kümmert es Sie, falls er das tut?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Nicht besonders. Lass uns eine der nicht gekennzeichneten nehmen. Ich würde nicht eine mit dem Familienwappen darauf nehmen wollen und es ihm damit leichter machen uns nachzujagen.“
Der Butler schnappte ihren Koffer und hievte ihn über seine Schulter. „Wohin gehen wir?“
„Die Wildnis von Kent“, sagte sie glücklich. Das letzte Mal, als sie dort gewesen war, war zehn Jahre her und es war eine ihrer glücklichsten Zeiten ihres Lebens gewesen. Unglücklicherweise war die Person, die diese so glücklich gemacht hatte, nicht mehr dort, aber das machte nichts. Es war ihre letzte Hoffnung und sie würde sie ergreifen.
Garrick rieb seinen Schenkel mit seiner Hand und zog vor Schmerz eine Grimasse. Der Säbel der hineingeschnitten hatte, hatte sein Mal hinterlassen und die Muskeln brannten von Zeit zu Zeit noch immer. Besonders wenn er mehr ritt, als er sollte … Das Pferd, auf dem er saß, schnaubte und schüttelte seinen Kopf. „Jaah ich weiß“, antwortete er geistesabwesend. „Ich bin dieser Reise auch müde.“
Sie waren seinem Familiensitz nahe. Er freute sich nicht sonderlich darauf zurückzukehren. Er war unter glücklicheren Umständen gegangen und kehrte nun zu miserablen zurück. Als er sein Offizierspatent erkauft hatte, hatte er nie gedacht, dass er jemals die Verantwortlichkeiten der Grafschaft übernehmen müsste. Sein Bruder hätte im vergangenen Jahrzehnt zumindest einen Sohn haben sollen. Hatte er das? Nein, natürlich nicht. Dann hatte dieser Bastard auch noch sterben müssen. Er konnte es immer noch nicht glauben. Nathaniel war tot und begraben. Als der Brief ihn ausfindig gemacht hatte, war es sechs Monate her gewesen und er hatte ein weiteres halbes Jahr gebraucht um zurückzukehren. Er war im Kampf verletzt worden und hatte Zeit zum Heilen gebraucht. Seine Mutter hatte ihm danach noch einmal geschrieben, rügte ihn für seine Langsamkeit seine Verantwortlichkeiten aufzunehmen. Er freute sich nicht besonders darauf die gleiche Tirade persönlich zu hören.
Garrick trat mit seiner Ferse in die Seite des Pferds und das Pferd begann wieder zu traben. Ein paar weitere Meilen und er wäre wieder Zuhause. Dann würde er mehr zu bestreiten haben, als ihm lieb war. Sein Körper war ermattet, aber nicht so sehr, wie es seine Seele war. Der Krieg hatte sich tief in sein Inneres gegraben und ihn auf Weisen verhärtet, die er niemals für möglich gehalten hätte.
Die Entfernung zwischen ihm und dem Schloss fiel weg und es erhob sich am Horizont. Es war ein wunderschöner Anblick anzusehen. Sogar er musste das zugeben. Es war eine Fantasie, die von den Seiten eines Geschichtenbuchs zum Leben erwacht war. Wäre er eine schrullige Person gewesen, hätte es sein Herz erwärmt. Stattdessen erfüllte es ihn mit Zorn, wie er ihn noch nie zuvor erfahren hatte.
„Hol dich der Teufel, Nate“, brüllte er. „Warum hast du gehen und sterben müssen?“
Es schmerzte ihn in diesem Moment mehr, als es das jemals zuvor getan hatte. Sein Tod hatte bis zu diesem Moment nicht real geschienen. Sein Zuhause zu sehen hatte ihn mit einem unerwarteten Schlag in die Realität befördert. Es war Zeit seiner Familie entgegenzutreten und sie wiederherrichten, wie auch immer er es konnte. Er pfiff und drückte sein Knie in das Pferd, um anzuzeigen, dass er wollte, dass es schneller lief. Das Pferd startete und eilte mit halsbrecherischer Geschwindigkeit auf das Schloss zu. Der Wind fühlte sich gut auf seinem Gesicht an und erfüllte ihn mit einem Hochgefühl, wie er es seit langer Zeit nicht mehr gefühlt hatte. Sein blendendes Bedürfnis hatte ihn abgelenkt und er sah die Kutsche nicht, bis es zu spät war. Das Pferd peitschte vorbei und der Fahrer verlor die Kontrolle. Die Kutsche kippte auf die Seite und krachte einen der Hügel hinab. Die Befestigung an den Pferden war weggerissen und sie hatten freien Lauf.
„Verdammt“, rief Garrick. Das war alles seine Schuld. Wann würde er es endlich lernen?
Er verlangsamte sein Pferd und rannte zur Kutsche. Der Fahrer war von der Kutsche gefallen und in Sicherheit gerollt. Die Frau im Inneren jedoch war bewusstlos geschlagen. Sie war ein
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„Blaustrumpf“ war gegen Ende des 18. und im 19. Jahrhundert ein Schimpf- und Spottname für Frauen, die dem zeitgenössischen Frauenbild widersprachen und als unweiblich galten. Das beinhaltete nach Emanzipation strebende und intellektuelle Frauen.