Lyrischer Regenbogen. Ingrid Rathje-KohnЧитать онлайн книгу.
sie sich für mich erhoffte,
doch ich nahm den eignen Lauf.
Dankbar dafür, was du schafftest,
liebe Mutter, Dank dafür,
selbstbestimmt doch muß ich leben
eignes Leben, Jetzt und Hier.
17.6.2019
Begrüßung
Von der Schule heimgekommen,
ging als Hexe ich zum Ort,
bei der letzten Straßenbiegung
saß die Mohrle wartend dort.
Wenn ich mich zum Streicheln neigte,
hockte ich mich vor sie hin,
sie stieg gleich mir auf die Schulter,
kuscheln hatte sie im Sinn.
Und da blieb sie schnurrend sitzen,
bis ins Dorf ich kam nach Haus,
und die Leute sagten schmunzelnd,
seht mal da, die schwarze Katze,
so sieht eine Hexe aus.
3.11.2018
Fantasie
nicht immer gut.
Dunkel war es hinterm Fenster
vor der Küche in der Nacht,
brannte drinnen helles Licht,
dann hat es oft mir Angst gemacht.
Draussen war nur nacktes Nichts,
mir war verborgen, was da war,
doch jeder könnte MICH dann sehn,
in heller Küche, viel zu klar.
Und käme jetzt ein wilder Stier,
vom Garten her ins helle Licht
angestürmt auf wilden Hufen,
ungebremst das Fenster bricht.
Dünne Scheiben würden splittern,
meine Kehle bremst den Schrei,
und dann mach ich schnell das Licht aus,
und ich atme wieder frei.
9.3.2020
Sehnsucht
Ach Mutter, du wolltest
so gern durch mich glänzen,
so peinlich es war, aber stolz war ich schon,
erreichte mein Ziel, doch dann gab es Grenzen.
Sie wollte noch weiter, ich wollte den Lohn.
Ich wollte die Kinder ins Leben begleiten,
mit ihnen zu sein war immer mein Plan,
als Chef im Büro, wenn auch für die Kinder
inmitten nicht sein, das ödet mich an.
Sie war so enttäuscht,
daß Aufstieg nicht lockte,
sie ließ es mich fühlen ich war ohne Wert,
hab dann auch den falschen Mann
noch genommen und endgültig
war dann nur alles verkehrt.
Jetzt bin ich so alt wie sie war, als sie ging,
so manches seh ich im anderen Schein,
die Lyrik von mir kam leider viel später,
sie würde jetzt wieder so stolz auf mich sein.
Ach Mammilein, ach Mammilein,
auch eine Art zu Lieben:
Stolz zu sein.
24.6.2019
Muttertag
Sumpfdotterblumen zum Muttertag,
ich wusste, an welchem Bach ich sie fand,
und Wiesenschaumkraut und Gänseblümchen
mit Schlüsselblumen zu Sträußchen ich band.
Doch einmal band ich aus herrlich gelbem Löwenzahn,
für die Mutter dann aus leuchtenden Sonnen
den allerschönsten Strauß - wie ich fand - -!
Da hab ich kein Lächeln, kein Lob bekommen.
So böse sie schaute: "Was bringst du mir!
Nur Hundeblumen hast du gefunden?"
Da bin ich mitsamt meinem schönsten Strauß
enttäuscht aus dem Hause ganz schnell
verschwunden.
5.5.2020
Anno Dazumal
Der Hulahupp hat mich gezwickelt,
die Bandscheiben sind noch immer verwickelt,
für Gummitwist war ich da schon zu alt,
konnt nicht erfassen, was das denn wohl sollt´,
doch Hüpfekästchen war Hinkepot,
das konnte ich gut, da war ich im Lot,
und Gummiballzehner gegen die Wand,
da hatte ich auch einen guten Stand.
Das alles sieht man heute nicht mehr,
es ist ja auch schon so lange her.
2019
Frühjahrsputz
Oh, so eng war unsre Stube,
Polsterstühle, Eichentisch,
grüner Plüsch auf schwerem Sofa,
Frühjahrsputz macht alles frisch.
Bohnerwachs auf braunem Boden,
spür noch heute diesen Duft,
wenn durch festgehakte Fenster
strömte rein die Frühjahrsluft.
Winterdunst und Staub in Ecken,
Spinngewebe hinterm Schrank,
alles flüchtete mit Schrecken
wenn man diese Nester fand.
Weißgewaschene Gardinen
wehten duftig neu und frisch
wenn die ausgeklopften Stühle
wieder standen um den Tisch.
7.3.2020
Vorbei, vorbei Vergangenheit,
Das Leben ist Vergänglichkeit
Vor langer Zeit Wir waren jung,
Doch leuchtet noch
Erinnerung
Heimat
Berge
Hier bei uns gibt es auch Berge,
dreißig Meter oder so,
unsre Berge sind zwar Zwerge,
doch für uns sind sie oho.
Wollen wir sie rasch bezwingen,
rinnt der Schweiß in Bächen ab,
sind wir gut trainiert, dann schaffen
wir die Riesen gar im Trab.