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Die Zuckermeister (2). Die verlorene Rezeptur. tanja VoosenЧитать онлайн книгу.

Die Zuckermeister (2). Die verlorene Rezeptur - tanja Voosen


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sich Herr Schnotter nachdenklich über die Schläfe.

      »Na gut … ich helfe euch«, sagte er.

      Robin sprang vom Sofa. »Wirklich? Danke!«

      »Wirklich. Unter einer Bedingung.«

      »Was für eine Bedingung?«, fragte Charlie vorsichtig.

      Elina spannte sich an. Was würde er von ihnen verlangen? Es ging immerhin um einen großen Gefallen. Wie sollten sie diesen aufwiegen können? Was, wenn sie …

      »Ihr werdet mein Haus putzen.«

      Für einen Moment war Elina zu verdutzt, um reagieren zu können.

      »Wir sollen sauber machen?«, fragte Robin misstrauisch.

      »Ihr könnt direkt anfangen, wenn ihr schon mal da seid«, sagte Herr Schnotter.

      Putzen? Elina traute ihren Ohren kaum. »Das ist alles?«

      »Das Haus ist groß und staubig. Unterschätzt das mal nicht.«

      »Das ist Kinderarbeit«, sagte Charlie empört.

      »Wenn’s euch nicht passt, könnt ihr ja wieder gehen.« Herr Schnotter nahm sich seine Tasse, nippte daran, verzog dann aber den Mund. »Der schmeckt ja fürchterlich.«

      Charlie und Elina sahen vielsagend zu Robin, der bloß mit den Schultern zuckte.

      Herr Schnotter deutete zur Küche. »Ihr findet alles in der Abstellkammer.«

      »Okay«, antwortete Elina für alle. So übel war der Deal schließlich nicht! Sie stand auf, zog Charlie auf die Beine und bedeutete Robin mitzukommen. Wenige Sekunden später teilten sie Eimer und Lappen untereinander auf.

      »Von einer Geheimkammer zur Abstellkammer, wie glamourös!«, murmelte Charlie und beäugte mürrisch einen der Putzlappen.

      »Es gibt doch echt Schlimmeres«, sagte Elina belustigt.

      »Kinderarbeit«, wiederholte Charlie. »Was kommt danach? Unkraut jäten?«

      »Sag das nicht zu laut«, meinte Robin, der ebenfalls nicht begeistert von dem Putz-Deal war. »Herr Schnotter findet die Idee sicher super.«

      »Einer von euch kann hier bei mir anfangen!«, rief Herr Schnotter von nebenan.

      Charlie und Robin sahen Elina ganz merkwürdig an.

      »Gegen jemanden wie Vivien Aldric mit magischen Süßigkeiten kämpfen, aber sich vor Herrn Schnotter fürchten! Er ist doch bloß etwas eigenbrötlerisch«, sagte Elina und grinste dann. »Aber ich geh ja schon. Viel Spaß beim Putzen!«

      Sie fing im Wohnzimmer an, über die Möbel zu wischen, und ihr fiel auf, dass es kaum Staubkörner gab. Eigentlich war alles echt sauber. Elina hielt inne und spähte zu Herrn Schnotter in seinem Sessel. Er hatte das sicher vorgeschoben, um nicht zu zeigen, wie sehr er sie eigentlich mochte und dass er ihnen gerne half.

      Er sah über den Rand seiner Zeitung. »Ist was?«

      Elina grinste. »Nö!«

      Sie nahm ihren Eimer und ging ins nächste Zimmer. Links befand sich eine große Bücherwand, sonst gab es noch einen Schreibtisch und eine Kommode. Ein wenig neugierig war sie schon, als sie die vielen Fotos auf Letzterer sah. Sie stellte den Eimer ab und griff nach einem Rahmen, der in der Mitte stand. Die meisten der Fotos waren schwarz-weiß und anscheinend sehr alt – genau wie dieses hier. Es zeigte ein Paar. Eine junge Frau mit langem hellem Haar und einen jungen Mann mit dunklen Locken. Beide strahlten um die Wette. Kein Wunder! Die Frau hielt ihre Hand hoch, an der ein Ring steckte. In Brusthöhe, wo auch ihre Finger lagen, fiel Elina ein weiteres Schmuckstück auf: eine Anstecknadel.

      Sie war rund, mit einem achteckigen Stern und kleinen Steinchen zwischen den Zacken des Sterns. In der Mitte war ein schnörkeliges H zu erkennen. Elina erinnerte sie an die Bonbonbroschen, die sie gesucht hatten, um die Zuckermeister zu finden – irgendwie hatte sie was Besonderes an sich.

      »Was tust du da?« Plötzlich stand Herr Schnotter in der Tür.

      Elina erschrak so sehr über sein Auftauchen, dass sie zusammenzuckte und das Foto herunterfiel. Obwohl der Boden mit Teppich gepolstert war, zerbrach das Glas des Rahmens. Sie ging sofort in die Knie, aber hier war nichts mehr zu retten.

      Schuldbewusst blickte sie auf. »Entschuldigung! Ich kaufe Ihnen einen neuen Rahmen!« Mit dem kaputten Rahmen in der Hand stand sie wieder auf.

      Sie fühlte sich schrecklich, aber Herr Schnotter wirkte nicht verärgert.

      »Scherben bringen Glück«, sagte er.

      »Glück? Ist das nicht eher andersherum?«

      »Das hat sie immer gesagt«, erklärte Herr Schnotter und deutete auf die junge Frau mit dem strahlenden Lächeln. »Ihr ist ständig etwas heruntergefallen.« Er nahm Elina das Foto ab und schmunzelte. »Ihr Name war Margret, aber alle haben sie immer nur Maggie genannt. Ich habe sie sehr geliebt. Tue es noch immer.«

      »Ist das … ist das Ihre Frau?«, fragte Elina behutsam.

      Herr Schnotter nickte. »Das war sie. Sie ist vor langer Zeit gestorben.«

      »Das tut mir leid«, sagte Elina. In ihrer Kehle bildete sich ein Kloß.

      »Das muss es nicht. Sie war ein fröhlicher Mensch. Ein bisschen wie du, Elina. Immer auf der Suche nach Abenteuern und wahren Freunden.«

      »Sie war wunderschön«, sagte Elina leise. »Und sie sieht sehr glücklich aus.«

      »Das waren wir an diesem Tag auch«, meinte Herr Schnotter und bei der Erinnerung an seine Vergangenheit nahm seine Miene einen Ausdruck an, den Elina nicht deuten konnte. Das war mehr als Trauer wegen eines Verlusts, fast schon … Reue? »Sie hat mich stets zum Lachen gebracht. Maggie war verrückt nach Geschichten und wollte alle Orte auf der Welt besuchen, die etwas mit Mythen und Legenden zu tun haben. Deshalb hat sie das Bittersüß so geliebt. Dort habe ich ihr auch den Antrag gemacht.«

      Elina betrachtete Herrn Schnotter mitfühlend. Er hatte sich noch nie auf solch eine Weise geöffnet und sie war dankbar und froh, dass er ihr das alles anvertraute.

      »War sie eine Süßigkeitenwerkerin? So wie Sie?«

      Herrn Schnotters Gesicht wurde plötzlich hart wie eine steinerne Maske. »Ihr geht jetzt besser.« Er stellte den zerbrochenen Bilderrahmen zurück an seinen Platz. »Am Wochenende bringe ich euch zu einem alten Bekannten, der Robin mit seinem Pon helfen kann. Samstag. Neun Uhr. Seid pünktlich.«

      Elina war völlig vor den Kopf gestoßen. »Aber …«

      Er sah sie ernst an. »Bitte. Ich möchte nun allein sein.«

      Ob sie was Falsches gesagt hatte? Zögernd blieb Elina im Türrahmen stehen und sah noch mal zurück. Herr Schnotter starrte nun auf die anderen Fotos, als wäre er in seine Erinnerungen an Margret versunken. Sie bekam ein schlechtes Gewissen. Hätte sie besser mal nicht so viel nachgefragt …

      Ratlos suchte sie Charlie und Robin und verkündete ihnen, dass sie für heute genug geputzt hatten. Statt sich über Herrn Schnotters Sinneswandel zu wundern, freuten die sich bloß, dass sie von ihrer Aufgabe befreit worden waren. Elina verließ das Haus jedoch mit einem komisch bedrückenden Gefühl. Herrn Schnotters Zeit als Süßigkeitenwerker war anscheinend nicht nur schön gewesen …

      »Das wars für heute, Mädchen!« Ihre Trainerin Frau Habermann pfiff ab und winkte die Mannschaft heran.

      Elina lockerte den Griff um ihren Feldhockeyschläger und holte tief Luft. Das Training heute war ziemlich anstrengend gewesen und sie war mächtig aus der Puste. Sie schob sich ein paar lose Haarsträhnen aus der Stirn und stellte sich rasch neben die Kapitänin Laura.

      »Ihr


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