5 glorreiche Western 3/2020 - Helden, Halunken, Halsabschneider: Sammelband mit 5 Wildwestromanen. John F. BeckЧитать онлайн книгу.
dieses Wiedersehen.
Sein Pferd stand still, und der Colonel saß ab.
»Es stimmt schon«, sagte er, »es ist alles in bester Ordnung – dank Ihrer Hilfe.« Der Rurales-Colonel grinste spitzbübisch. »Ich wurde für eine Beförderung vorgeschlagen. – Und Sie? Wie weit sind Sie mit der Lösung Ihres speziellen Problems?«
»Vielleicht kurz vor dem Ende.«
»Leute von Gomez sitzen in Sueco?«
»Ja. Ich hoffe, dass sie noch im Lauf des Vormittags hier aufkreuzen. Ich habe Layla als Lockvogel geschickt.« Mit knappen Worten erklärte Saltillo, worum es ging.
»Hm«, meinte Esteban Moreno nachdenklich, »dann darf ich mich dem Empfangskomitee anschließen?«
»Ich kann Sie nicht daran hindern, Señor Moreno«, antwortete Saltillo ein wenig zurückhaltend.
Der Mexikaner deutete den Gesichtsausdruck des Hazienderos richtig. Er lächelte breit.
»Keine Sorge, Señor Saltillo. Ich pfusche Ihnen schon nicht ins Handwerk. Ich will Ihnen lediglich helfen.«
»Und Sie sind wirklich ganz zufällig in diese Gegend geraten?«
Colonel Esteban Moreno lächelte noch breiter.
»Ein galantes Abenteuer, nichts weiter. Eine hübsche junge Witwe betreibt östlich von Sueco einen kleinen Rancho.« Moreno zwinkerte. »Ich hab eine Woche frei bekommen, und da wollte ich mich ein wenig nützlich machen, Sie verstehen? Doch die Señora rechnet nicht mit meinem Kommen. Sie können also über mich verfügen, Señor O'Hara.«
Der Colonel streckte die Hand aus, und Saltillo ergriff sie. Er konnte jeden Bundesgenossen gebrauchen, und der Rurales-Offizier war ein guter Mann.
9
Antonio lag noch nicht richtig am Boden, als auch schon Layla reagierte.
Der Mann, den der Anführer Lopez genannt hatte, kam soeben aus der Küche. Er trug ein dampfendes Tablett und musste an der jungen Frau vorbei.
Sie stieß ein Knie nach oben, und der Desperado hatte die heißen Teller im Gesicht. Er schrie auf.
Gleichzeitig zupfte ihm Layla einen der Colts aus dem Kreuzgurt und richtete die Waffe auf Sarto Singal. Dabei sprang sie katzenhaft ein paar Schritte zurück, bis sie die Adobe-Wand in ihrem Rücken fühlte.
»Was soll das?«, kreischte sie schrill und bereute schon, dass sie ihr Temperament hatte durchgehen lassen.
Antonio war nicht ernsthaft verletzt, nur eben genau auf den Punkt getroffen. Er regte sich auch schon wieder ein wenig. Doch jetzt hatte sie den Handel unnötig kompliziert.
Sarto Singal starrte die junge Frau an wie ein Fabelwesen. Dann schluckte er erst einmal kräftig, bevor er sich ein anerkennendes Grinsen abzwang.
»Da scheinen wir ja einen besonderen Fang gemacht zu haben«, meinte er und ignorierte die Kanone, die auf ihn gerichtet war. »Eine Señorita mit Temperament. Sie hat mehr Mumm in den Knochen als ihr kleiner Bruder. Noch!«, fügte er bedeutungsvoll hinzu und machte keine Anstalten, selbst zur Waffe zu greifen.
Lopez wischte die Reste von Eiern und Speckbrocken aus seinem Gesicht.
»Ich bring das Luder um«, stöhnte er. »Wo ist die Hexe?«
»Bleib friedlich, Compadre. Du kannst dein Mütchen unterwegs noch zur Genüge an ihr kühlen. Sie sieht mir nicht nach ‘ner Jungfrau aus. Da brauchen wir sie auch nicht unbeschädigt abzuliefern. – Jetzt sollten Sie den Revolver rausrücken, Señorita.«
Sarto Singal streckte die Hand aus und trat einen Schritt vor.
Layla musste ihre Rolle weiterspielen, ob sie wollte oder nicht. Doch sie wusste nicht mehr recht, wie sie sich nun verhalten sollte.
Nach dieser Vorstellung aufgeben?
Niemals!
Hatte Saltillo jetzt nicht schon genügend Beweismaterial gegen Gomez in der Hand?
»Bleiben Sie, wo Sie sind, Señor«, verlangte sie eisig. »Noch einen Schritt, und Sie haben ein Loch zu viel im Kopf.«
Sarto Singal verhielt tatsächlich.
Diesen Ton war er von seinen Opfern nicht gewöhnt.
Er kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und betrachtete die Frau scharf. War sie wirklich noch so jung, wie es den Anschein hatte? Er war sich auf einmal nicht mehr sicher. Ein flaues Gefühl kroch in seine Magengrube und – wollte nicht mehr weichen.
Layla Sheen erging es nicht viel anders. Sie fühlte, dass sie sich hier übernommen hatte.
Antonio kam immer noch nicht vom Boden hoch. Er versuchte es zwar, fiel jedoch wieder zurück. Er war noch nicht richtig bei Bewusstsein.
Schweißperlen traten auf ihre Stirn.
Sarto Singal spürte ihre Unsicherheit. Er nahm sich zusammen.
»Bring dich nicht ins Unglück, Mädchen«, sagte er gepresst. »Dein Bruder hätte sich nicht so hastig bewegen sollen, dann wäre ihm das erspart geblieben. Ich dachte tatsächlich, er wollte nach seiner Waffe greifen. Und wo in diesem verdammten Land ist einer schon vor Strauchdieben sicher, frag ich dich? Der Vertrag hat seine Ordnung. – Jetzt gib mir Lopez‘ Revolver. Alles war nur ein Missverständnis. Ich biete euch einen guten Job in Texas und ein sorgenfreies Leben dazu, und wie dankt ihr es mir?«
Layla entschloss sich, die »Goldene Brücke« zu beschreiten, die Singal ihr hier baute.
Sie senkte den Lauf des Revolvers, als Sarto Singal auf sie zukam, war wieder ganz das schüchterne Mädchen von vorhin, wich den Blicken des Banditen aus, tat so, als hätte sie die Bemerkung von zuvor überhört. Als Singal nämlich seinem Kumpan anbot, er könne sein Mütchen unterwegs kühlen. Doch da hatte Singal englisch gesprochen, und das brauchte sie ja nicht zu verstehen.
Singal packte die Waffe blitzschnell beim Lauf, als er in Reichweite war, aber er brauchte sie Layla nicht zu entwinden. Sie ließ freiwillig los.
Der Desperado wog den Revolver eine Weile unschlüssig in der Hand, bevor er ihn Lopez zuwarf, der die letzten Essensreste aus dem Gesicht gewischt hatte. Stellenweise war die Haut stark gerötet. Aus dunklen Augen glomm düstere Wut, aber der Mann beherrschte sich – bis ihm Sarto Singal ein unauffälliges Zeichen gab.
Da stürzte er los. Und er schonte Layla nicht. Ohne Rücksicht darauf, dass er es mit einer jungen Frau zu tun hatte, prügelte der Desperado auf Layla ein. Das Kopftuch verrutschte, die Haarnadeln lösten sich, und eine Flut blauschwarzer Haare ergoss sich über die wohlgerundeten Schultern.
Layla ging unter den Hieben zu Boden.
Wie durch Watte hörte sie Sarto Singals Stimme. »Ich habe nicht gesagt, du sollst sie umbringen!«
Da ließ der Mann von ihr ab.
Layla lag am Boden, und ihre Nase blutete. Die Wangen brannten wie Feuer.
Sie bekam jedoch mit, wie Singal mit der Stiefelspitze gegen Antonios Schläfe trat, als der junge Vaquero versuchte, sich wieder aufzurappeln.
Dann wurde sie von harten Fäusten gepackt, durch einen dunklen Flur geschleift, bis Sonnenlicht sie blendete.
Sie machte noch den Kastenwagen aus, von dem schon Saltillo berichtet hatte. Knarrend öffnete sich ein Schloss, ein Riegel wurde zurückgeschoben.
Schließlich spürte sie noch, dass Halbdunkel sie umfing.
Ketten klirrten, und dann verschwand das helle Rechteck am Ende des Wagens mit einem lauten Knall.
Layla Sheen verlor das Bewusstsein.
10
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