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Seawalkers (3). Wilde Wellen. Katja BrandisЧитать онлайн книгу.

Seawalkers (3). Wilde Wellen - Katja Brandis


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hat uns genau rechtzeitig hierhergeführt.

      Genau, fügte Shari hinzu. Halt durch, Fremder!

      Drei Rückenflossen schnitten durchs Wasser, schon hatten unsere Freunde Miss White, Chris und mich zurückgelassen. Ihre aufgeregten Pfiffe hallten durchs Wasser, während sie sich in ihrer Sprache darüber abstimmten, wer welche Aufgabe übernehmen sollte. Shari – mit zweieinhalb Metern der größte und kräftigste Delfin des Trios – hielt dem Schiffbrüchigen ihre Rückenflosse hin, die anderen setzten sich rechts und links neben ihn, um ihn zu stützen und anzuschieben. So kamen sie langsam, aber stetig voran.

      Miss White lachte leise in meinem Kopf, während sie und ich näher an das Schiff heranschwammen. Diese drei … nicht zu bremsen, meinte sie stolz.

      Ich dagegen fühlte mich gerade sehr nutzlos. Kein Retter, nur ein Angstmacher.

      Ungläubig, mit beiden Händen an die Reling geklammert, beobachtete die Besatzung der Neptun die ganze Aktion. »Ich hab ja immer gedacht, es wäre ein Märchen, dass Delfine Leuten in Not helfen«, hörte ich einen von ihnen sagen.

      »Tja, dann haben wir was zu erzählen … wenn wir das hier überleben«, erwiderte die zweite unförmige rote Gestalt, anscheinend eine Frau. »Larry, halt den Bootshaken bereit! Wir warten auf ein Wellental, dann krallen wir uns Ben an der Schwimmweste und hieven ihn an Bord.«

      Höchstens noch eine Minute, dann war ihr Crewmitglied in Reichweite.

      Schneller – macht schneller!, flehte ich Shari und die anderen nach einem Blick zum Himmel an. Dessen Farbe wandelte sich zu einem fiesen Schiefergrau – unsere Atempause war fast vorbei.

      Regen setzte ein, dichter, prasselnder Regen, der von Sturmböen vorangepeitscht wurde. Einige Windstöße waren so heftig, dass die Neptun davon halb auf die Seite gedrückt wurde. Innerhalb von Sekunden wurde das Schiff zu einer Silhouette im Weißgrau, ich konnte die Delfine und ihren Schützling nicht mehr sehen.

      Aber ich hörte sie schreien. Die Taue, pass auf die Taue auf!, brüllte Noah.

      Dann hörte ich nur noch schrille Alarmpfiffe. Ein Zittern durchlief meinen Haikörper. Ich konnte mir denken, was passiert war.

      Es war nicht nötig, uns abzusprechen. Mit aller Kraft schwammen Miss White, Chris und ich los, um die Retter zu retten.

      Dieser Mensch namens Ben war mir plötzlich egal, ich kannte ihn nicht, wahrscheinlich würde ich nie etwas über ihn erfahren. Aber ich ertrug den Gedanken nicht, dass Shari vielleicht gleich ertrank, nur weil sie hatte helfen wollen.

      Das Wasser war so dunkel und voller Luftblasen, dass ich mit den Augen kaum etwas erkennen konnte, aber meine Haisinne erfassten die elektrischen Ströme ihrer sich hektisch bewegenden Muskeln. Meine drei Freunde waren mitten in das Gewirr der Takelage getrieben worden und hatten sich darin verwickelt – Blue und Shari hingen fest! Während das Crewmitglied durch seine Schwimmweste oben gehalten wurde, kam Shari mit dem Kopf nicht mehr an die Oberfläche.

      Ich fange mal hier an, meinte Chris und begann, mit seiner Seelöwenschnauze geschickt Taue zu sortieren, sie beiseitezuschieben und von Sharis und Blues Flossen herunterzuziehen.

      So was konnte ich nicht, aber dafür hatte ich andere Stärken. Halt still, sagte ich zu der sich verzweifelt windenden Shari, weil ich nun direkt neben ihr war. Dann öffnete ich mein breites Tigerhaimaul, biss zu und kappte einfach alles Zeug, das im Weg war. Meine Zähne fetzten durch Segeltuch, Leinen, Holzstangen. Zum Glück alles kein reißfester Kunststoff. Ein paar meiner Zähne verhakten sich in einem dicken hellbraunen Tau, ganz kurz hing ich fest, dann riss ich mich mit Gewalt los. Die Zähne brachen raus und blieben im Tau stecken. Egal, die würden nachwachsen. Nur verheddern durfte ich mich nicht wie in diesem Geisternetz. Ich schnappte und biss weiter.

      Au verdammt! Ein spitzes Stück Stange blieb mir im Gaumen stecken wie ein senkrecht gestellter Zahnstocher. Das tat übel weh, doch am schlimmsten war, dass ich das Maul nicht mehr zubekam … und Shari war noch nicht frei!

      Chris starrte in mein aufgesperrtes, zähnestarrendes Maul und wusste genau, was ich von ihm erwartete. Nein, das kann ich nicht, stammelte er. Ich kann’s einfach nicht, Tiago.

      Tu’s, und zwar jetzt!, schrie ich ihn an. Zieh das Ding raus!

      Chris gab sich einen Ruck. Schon gut, brauchst nicht gleich rumzubrüllen, erwiderte er, wagte sich mit weit aufgerissenen Augen bis hinter meine Zahnreihen, packte die Stange und zog sie raus. Ich schmeckte mein Blut im Wasser.

      Danke, sagte ich und biss weiter wild in die Takelage, das aufgewühlte Wasser war schon voller Seilstücke und Holzsplitter. Was für ein Getümmel – überall Flossen, Beine und neben uns der bockende Schiffsrumpf, der uns erschlagen konnte, wenn wir nicht aufpassten.

      Ein letzter Ruck, dann war Shari frei. Luft!, ächzte sie und streckte sich nach oben.

      Was war mit dem Schiffbrüchigen? Wie sich herausstellte, kümmerte sich gerade Miss White um ihn. Meine Kampflehrerin nahm Anlauf, schoss unter dem Mann nach oben und nahm ihn auf die Schnauze. Einen Moment lang schwebte ihr riesiger schwarz-weißer Körper in der Luft, dann schnickte sie mit dem Kopf und warf ihren Passagier förmlich an Deck. »Das glaub ich jetzt echt nicht!«, rief einer der Leute an Bord.

      »Spinn ich oder habt ihr das auch gesehen?«, schrie ein anderer gegen den Wind an.

      Sofort stürzten sich zwei Besatzungsmitglieder auf ihren Kameraden und sicherten ihn, damit er nicht gleich wieder ins Meer stürzte. Mit einem gewaltigen Platsch tauchte der Orca wieder ein.

      Einwandfrei abgeliefert, lobte Chris, er hatte fast schon wieder zu seinem üblichen lässigen Selbst zurückgefunden.

      Rückzug, kommandierte Miss White. Weg von diesem beschissenen Schiff, bevor einer von uns es auf den Kopf bekommt!

      Shari hatte sich wieder etwas erholt und schickte mir ein Gefühl warmer Dankbarkeit in den Kopf. Doch als wir uns ein Stück entfernt hatten, schrie sie auf: Moment mal, Leute – wo ist Noah? Der war doch eben noch da!

      Tatsächlich, er war nirgendwo in Sicht. Sofort schwärmten Shari, Chris und Blue aus, um nach unserem Gefährten zu suchen, und setzten dabei ihre Echoortung ein, ich hörte ihr Knarren und Klacken von allen Seiten. Nichts. Nichts und wieder nichts.

      Miss White stieß einen enorm starken Fernruf aus und auch die anderen riefen ohne Unterlass: Noah! Noah, wo bist du? Doch es kam keine Antwort.

      Ich spürte, wie die furchtbare Angst wieder in mir hochkroch. Im tobenden Wasser, zwischen den haushohen Wellen konnte man leicht ein ganzes Schiff übersehen, ganz zu schweigen von einem kleinen Schwarzdelfin. Leider konnte ich nicht viel helfen, mein elektrischer Sinn reichte nur wenige Meter weit.

      Wir suchten so lange, bis Miss White sagte: Bestimmt findet er uns selbst. Wir müssen uns wieder sammeln, als Gruppe kann er uns besser entdecken. Ihre Stimme klang erstickt. Ich hätte euch niemals erlauben sollen, während des Hurrikans im Meer zu bleiben!

      Nein, ich bin schuld, es war meine Idee – eine grauenhafte Idee! Sharis Gedanken fühlten sich an, als wären sie voller Dornen. Wir hätten an Land bleiben sollen. Es tut mir so leid, dass ich es euch vorgeschlagen habe. Das hätte ich nicht tun dürfen!

      Und ich hätte es euch ausreden müssen. Aber wenn wir nicht hier gewesen wären, hätten wir diesen Schiffbrüchigen nicht retten können, wandte Miss White ein. Ganz kurz vergaß sie, sich abzuschirmen, und ich konnte den Strom ihrer Gedanken wahrnehmen wie ein fernes dunkles Flüstern. … hätte nie diesen Job als Lehrerin annehmen sollen ich eigne mich verdammt noch mal nicht dafür und meine


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