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9 ungewöhnliche Western April 2020: Western Sammelband 9006. Alfred BekkerЧитать онлайн книгу.

9 ungewöhnliche Western April 2020: Western Sammelband 9006 - Alfred Bekker


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Regan ging zu Manuela, die neben Jellico auf dem Boden sitzend vor sich hin starrte.

      Bevor der Kerl sich bücken konnte, riss Older ihn zurück und schleuderte ihn quer durch das Zimmer. Regan, darauf nicht gefasst, stolperte über die eigenen Füße und ging zu Boden.

      „Was hast du denn, Luck?“, wandte Curtis ein. „Die Idee ist doch gar nicht so schlecht. Wir haben drei Gefangene. Jeder kann sich einen nehmen!“

      „Dummes Zeug. Das wäre die letzte Lösung. Und bis in den Mietstall schaffen wir es auf diese Weise auch nicht. Ihr müsst erst nachdenken. Außerdem haben wir unseren Auftrag nicht erledigt.“

      „Den können wir abschreiben. War verrückt, es hier versuchen zu wollen!“ Curtis setzte sich an den Tisch.

      „Vielleicht hast du nur zu schlecht auf sie aufgepasst, Idiot. Der hatte keine Chance!“

      Curtis fluchte.

      Regan rappelte sich auf. „Jedenfalls muss etwas geschehen. Das stundenlange Warten macht mich verrückt!“

      Manuela sank zur Seite.

      Chaco konnte sich nicht erinnern, sie jemals so elend gesehen zu haben.

      „Lasst den Arzt herein“, sagte er. Augenblicklich richtete sich das Augenmerk der Banditen auf ihn.

      „Holt den Doc, damit er sich um sie kümmern kann. Ihr seht doch, wie schlecht es ihr geht.“

      Curtis schaute unentschlossen Older an. Etwas Menschlichkeit schien sich in ihm zu regen, als er sagte: „Könnte wirklich nichts schaden.“

      „Niemand wird hereingelassen“, erklärte Older. „Und du hältst das Maul, Indianer!“

      Die gereizte Stimmung ließ Jellico wieder weinen, aber das stimmte die Banditen noch nervöser. Chaco begann das Schlimmste zu befürchten und hütete sich, noch etwas zu sagen.

      Older wandte sich dem Fenster zu, hielt den Revolver hinaus und feuerte, weil sich schon wieder Menschen in die Straße wagten. Das Donnern dröhnte hundertfach durch das Haus. Ein paar Glasscherben fielen aus den Rahmen im Wohnzimmer. Der penetrante Gestank nach Schwarzpulverrauch breitete sich wieder aus.

      23

      „Carringo!“

      Der Ruf tönte von meinem Haus über die Straße. Die Menschen schauten sich um. Duncan neben mir reckte sich auf.

      Ich eilte durch die Menge und hörte, dass der Agenturleiter mir auf dem Fuß folgte.

      Die Menschen schoben sich nach den Seiten. Am Anfang der Straße stand ich allein mitten auf der Fahrbahn, aber zu weit vom Haus entfernt, als dass sie mich mit einer Revolverkugel erledigen konnten.

      „Ja?“, rief ich laut zurück. „Was wollt ihr?“

      „Wir haben drei Geiseln!“ Der rufende Bandit musste von der Gardine verborgen am ersten Fenster stehen.

      „Das wissen wir.“

      „Um so besser. Wir wollen dir ein Geschäft vorschlagen. Du kommst in dein Haus. Für die drei Geiseln!“ Duncan griff nach meinem Arm und zog mich mit sanfter Gewalt zurück.

      Empörtes Murmeln ging durch die Menge.

      Mir war es, als durchlebte ich die Szene nur im Traum, als bewegte sich der Boden unter meinen Füßen, und als wäre mir so elend, dass ich jeden Augenblick umfallen müsste.

      „Das tun Sie nicht!“, stieß Duncan hervor. „Die bringen Sie um und die anderen mit dazu.“

      Ich befreite meinen Arm durch eine heftige Bewegung und trat wieder vor. „Wann lasst ihr sie für mich frei?“ Meine Stimme klang mir selbst fremd.

      „Wenn wir dich für sie haben!“

      „Darauf dürfen Sie nicht eingehen!“, rief Duncan, der schon wieder dicht hinter mir stand. „Das ist doch keine Garantie!“

      „Und wir verlangen freien Abzug!“, rief der unsichtbare Bandit.

      „Da haben wir schon die nächste Forderung“, sagte Duncan wütend.

      „Ist doch klar, dass die lebend aus der Stadt verschwinden wollen“, erwiderte ich.

      „Du hast eine Stunde Bedenkzeit!“, tönte es über die Straße. „Danach erschießen wir die Geiseln. Eine nach der anderen!“

      Sie zogen mich zurück in die Menge. Ich spürte Hunderte von Augenpaaren. Alle warteten darauf, dass ich etwas sagte.

      „Das dürfen Sie nicht tun“, sagte Henry Duncan eindringlich. „Es rettet die anderen nicht, Carringo.“

      „Woher wollen Sie das wissen?“

      „Solche Kerle schwören das Blaue vom Himmel herunter und denken keinen Augenblick daran, es auch zu halten. Das wissen Sie doch so gut wie ich.“

      „Weil sie sich ja an den Fingern ausrechnen können, dass sie ohne die Geiseln augenblicklich von uns mit Blei versorgt würden.“

      Ich rieb mir über die Stirn. Duncan tauchte auf. „Mit dem Kaffee, das dauert noch. War kein Feuer im Herd.“

      „Sollten wir nicht in die Agentur gehen?“, fragte einer der Transportbegleiter. „Hier starrt uns alles an. Und gleich werden die Leute Dutzende von Fragen stellen.“

      „Ja, gehen wir“, sagte Henry Duncan.

      Ich schloss mich Duncan und zweien seiner Leute beinahe willenlos an. Sie stellten mir im Warteraum der Station einen Stuhl an die Barriere und behandelten mich beinahe wie ein krankes Kind.

      „Ich kümmre mich mal um Kaffee.“ Duncan wandte sich den rückwärtigen Räumen zu.

      Die anderen umstanden mich. Wie belagert erschien ich mir. Aber ich musste nachdenken. Ich musste einen Weg finden, der meinen Gang zu den Banditen – falls ich den Mut aufbrachte, ihn anzutreten – nicht zu einem sinnlosen Unterfangen werden ließ, das den anderen tatsächlich nichts brachte.

      „Für die Banditen geht es um Kopf und Kragen. Und das wissen diese Schurken.“ Einer der Männer setzte sich neben mich. „Duncan hat recht, Carringo. Die versprechen uns alles, was wir hören wollen, und leisten hundert heilige Eide darauf.“

      „Das weiß ich doch alles selbst!“, herrschte ich den jungen Mann nervös an.

      „Entschuldigen Sie.“ Der Transportbegleiter stand erschrocken auf.

      „Es war nicht so gemeint“, murmelte ich.

      „Wenn Sie sich jedenfalls dem Haus bis auf ein paar Yards nähern, knallen die Sie ab“, fuhr der junge Mann fort. „Das ist das einzige, was wir von deren Tun genau berechnen können.“

      „Dann schieben sie die Geiseln vor sich her, verlangen Pferde und nehmen die Geiseln mit“, sagte der andere.

      24

      „Die Zeit ist gleich um.“ Duncan schaute auf die Uhr im Stationsraum.

      Ich stellte die Kaffeetasse aus der Hand und stand auf. Dabei spürte ich die bohrenden, fragenden Blicke der anderen.

      „Sie wollen wirklich gehen?“ Duncan schien es nicht glauben zu können.

      „Ich muss wenigstens den Versuch unternehmen, ob Jellico, Manuela und Chaco zu retten sind. Wie soll ich mit dem Vorwurf weiterleben, es nicht versucht zu haben?“

      Ich schaute nun doch die einzelnen Männer an.

      „Nein, die lassen die anderen deswegen nicht frei!“ Duncan wollte nach meiner Hand greifen, doch ich zog sie weg und ging auf die Tür zu.

      Draußen stand die wartende Menge. Riesig lang lagen die Schatten auf der Straße. Allmählich neigte sich


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