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Sommermordsgrauen: 7 Krimis in einem Band. Earl WarrenЧитать онлайн книгу.

Sommermordsgrauen: 7 Krimis in einem Band - Earl Warren


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auf einen Drink hier her. Manchmal auch mit Arbeitskollegen, Freundinnen und so weiter. Sie hat aber nie Notiz von ihm genommen, weil sie immer in Gesellschaft war.“

      „Dann sah er gestern seine Chance gekommen!“, stellte ich fest.

      Anselmo nickte. „Ja, so muss es wohl gewesen sein. Sie war auch irgendwie niedergeschlagen und hatte ohnehin schlechte Laune.“ Der zuckte mit den Schultern und lächelte etwas verlegen. „Das hört sich fast so an, als hätte ich sie besser gekannt…“

      „Haben Sie?“

      „Nein. Aber als Barkeeper kriegt man wirklich eine Menge mit. Normalerweise geht das beim einen Ohr rein und beim anderen wieder raus. Lediglich die Vorlieben für die Drinks merke ich mir. Aber wenn es dann plötzlich heißt, dass eine Frau, die fast täglich ungefähr da gesessen hat, wo Sie sich jetzt befinden, plötzlich tot ist…“ Er stockte und sprach dann in gedämpftem Tonfall weiter. „Roxanne war ziemlich gereizt. Sie hat Larry klargemacht, dass sie keine Lust auf sein Gequatsche hat und ist zur Tür raus. Er wollte hinterher, aber ich habe ihn aufgehalten. Er hatte nämlich seinen Drink nicht bezahlt, das gab mir die Möglichkeit, ihr einen Vorsprung zu verschaffen. Ein Service für gute Gäste, verstehen Sie?“

      „Und dieser Typ – Larry – ist ihr dann gefolgt“, schloss Josephson.

      „Richtig.“ Anselmo blickte auf die Uhr. „Wie gesagt, er kommt fast jeden Tag hierher, aber es noch nicht ganz seine Zeit. Warten Sie eine halbe Stunde, dann könnten Sie Glück haben und ihn treffen…“

      „Dann hoffe ich, dass Sie auch etwas Nichtalkoholisches zu trinken haben“, erwiderte Josephson.

      15

      Wir warteten auf den Mann, der Larry genannt worden war. Anselmo versprach, uns ein Zeichen zu geben, wenn er auftauchte.

      Dazu postierten wir uns an strategisch günstigen Stellen. Josephson setzte sich in eine Ecke neben der Tür. Milo auf einem Platz, von dem aus man die Tür gut beobachten konnte und ich blieb am Tresen stehen.

      „Was ist denn mit Roxanne Brady genau passiert?“, fragte Roy Anselmo plötzlich.

      „Sie wurde ermordet“, sagte ich. „Mehr möchte ich im Moment dazu nicht sagen.“ Ich gab ihm meine Karte. „Unter der Handynummer bin ich jederzeit erreichbar. Vielleicht fällt Ihnen ja später noch etwas ein, was uns weiterbringt.“

      „Glauben Sie nicht, dass es dieser Typ war? Larry?“

      „Das werden wir sehen.“

      „Wenn Sie wüssten, was ich mir für Vorwürfe mache. Ich hätte ihn länger aufhalten sollen. Aber…“

      „Sie haben sich nichts vorzuwerfen“, meinte ich.

      Der Gast im Dreiteiler mischte sich ein. „Sie sind ihm doch sogar noch nachgelaufen und haben ihm draußen nachgeschaut, Anselmo! Mehr kann man wirklich nicht erwarten. Wer hätte denn auch damit rechnen können, dass dieser Spinner ein verrückter Mörder ist.“

      „Stimmt das?“, wandte ich mich an Anselmo.

      Anselmo nickte. „Ja, aber ich habe keinen der beiden noch gesehen…“

      „Verstehe…“

      Ich schrieb mir noch die Adresse des Anzugträgers auf. Er hieß Logan Menzinger und arbeitete in der Kreditabteilung eine Bank, zwei Blocks weiter.

      Schließlich wandte ich mich wieder an Anselmo. „Bis dieser Larry hier auftaucht könnten Sie mir vielleicht noch etwas von dem erzählen, was Sie über Roxanne so aufgeschnappt haben.“

      „Viel ist das im Grunde nicht. Sie arbeitete bei einer Versicherung und hatte dort viel Stress. Es gab da offenbar Pläne, einen Teil der Mitarbeiter zu entlassen. In so fern kann ich gut verstehen, dass Roxanne Brady gestern ziemlich reizbar war.“

      „Und dieser Larry? Hat der irgendwann mal über seine persönlichen Dinge gesprochen? Zum Beispiel, welchen Job er hat?“

      Anselmo schüttelte den Kopf. „Tut mir leid.“

      „Wissen Sie, ob er einen Elektro-Schocker besaß?“

      Anselmo war wie vom Donner gerührt.

      „Spielt das in dem Fall etwa eine wichtige Rolle?“

      „Es war einfach nur eine Frage, Mister Anselmo“, erwiderte ich.

      Er nickte schwer. „Da sagen Sie was! Er hatte tatsächlich einen Elektro-Schocker. Und ich glaube, er trug auch eine Waffe.“

      „Sie glauben das?“, echote ich.

      „Sein Jackett beulte sich unter der Achsel immer ein bisschen aus. Den Schocker trug er in der linken Jacketttasche. Er hat ihn mir mal gezeigt, als er schon ziemlich betrunken war. Larry war vielleicht ein Spinner, der glaubte, dass die Welt von furchtbaren Mächten beherrscht wird. Aber damit verbunden waren auch ungeheure Ängste. Er glaubte immer in Gefahr zu sein, von Kriminellen überfallen zu werden. Jedes Mal, wenn in den Medien ein Überfall gemeldet wurde, sah er das als Bestätigung seiner Theorie über den Satan an. Sie verstehen, was ich meine…“

      „Ich denke schon.“

      Anselmo blickte an mir vorbei zur Tür. Seine Augen schienen dabei plötzlich ganz starr zu werden. Ich drehte mich um. Ein Mann im hellen Anzug stand dort. Um den Hals hing etwas, das im Licht metallisch aufblitzte.

      „Das ist er“, sagte Anselmo.

      Larry trat zwei Schritte in die Bar, blieb dann plötzlich stehen.

      Mit einer ruckartigen Bewegung drehte er den Kopf.

      Der Mann schien so etwas wie einen sechsten Sinn dafür zu haben, um zu bemerken, wenn er verfolgt wurde. Josephson hatte sich inzwischen von seinem Platz erhoben. Milos Hand wanderte unter das Jackett.

      „Larry?“, fragte Josephson. Er zog seinen Ausweis hervor. „Police Department. Wir müssen mit Ihnen reden…“

      Larrys Augen traten hervor.

      Wie angewurzelt stand er da.

      Ein Gast betrat die Bar.

      Larry packte ihn, riss ihn vor sich, während wir unsere Dienstwaffen zogen. „Ich habe doch alles getan!“, rief er. „Alles, was ihr wolltet! Ich bin doch einer von euch!“

      Bei dem Gast handelte es sich um einen völlig verdutzten Banker im Dreiteiler.

      Larry setzte ihm den Elektro-Schocker an den Hals.

      „Keine Bewegung!“, rief er. „Bleibt, wo ihr seid, oder es wird etwas Schlimmes geschehen!“

      „Larry, bleiben Sie ganz ruhig!“, rief ich. „Wir wollen doch nur mit Ihnen sprechen!“

      „Ihr sprecht die ganze Zeit zu mir! So laut, dass ich es kaum aushalte. Jetzt lasst mich in Ruhe!“

      „Larry!“

      Er schleuderte uns den Mann im Dreiteiler entgegen. Dieser taumelte in unsere Richtung.

      Gleichzeitig schnellte Larry aus der Tür.

      Er wusste genau, dass wir unmöglich schießen konnten, ohne einen Unbeteiligten extrem zu gefährden. Die Tür fiel ins Schloss. Der Mann im Dreiteiler fiel Josephson vor die Füße.

      Ich setzte dem flüchtigen Mann nach.

      In Anbetracht der Umstände war er höchst verdächtig. Und sein Verhalten untermauerte diesen Eindruck noch. Ich schnellte mit meiner Dienstwaffe in der Faust auf die Tür zu und riss sie auf. Milo war mir auf den Fersen.

      Sekundenbruchteile später stand ich auf dem Bürgersteig.

      Larry hatte zum Spurt angesetzt.

      Was Roy Anselmo über seine Bewaffnung gemutmaßt hatte, traf leider zu. Larry griff unter sein Jackett


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