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Auswahlband Schicksalsroman 8 Romane in einem Buch September 2018. Cedric BalmoreЧитать онлайн книгу.

Auswahlband Schicksalsroman 8 Romane in einem Buch September 2018 - Cedric Balmore


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schon, aber ich bin doch nicht bei ihm gewesen. Was hast du denn gedacht?“

      „Nun gut. Hier muss sie irgendwo sein. Ach da.“ Schwester Silke schrieb die Adresse auf einen Zettel und gab ihn Doris. „Wenn irgendetwas ist, ruf mich an! Ich meine, wenn er irgendetwas braucht. Vielleicht sollte man auch einen Kollegen von ihm hinschicken.“

      Doris steckte den Zettel ein und versprach, jetzt sofort hinzufahren.

      Es war mit dem Rad weiter, als sie gedacht hatte. Und mit dem schönen Wetter schien es auch zu Ende zu gehen. Dicke Wolken verdunkelten zeitweise die Sonne.

      Hoffentlich komme ich nicht noch in einen Schauer, dachte sie, als sie endlich das Haus erreicht hatte, in dem Wieland Graf oben unterm Dach hauste.

      Sie schloss das Rad an einem Laternenpfahl an und betrat das Haus.

      Die mannigfaltigsten Gerüche schlugen ihr entgegen. Ein Altbau, nicht sehr gepflegt. Und sie fragte sich, wieso ein Mann mit dem Einkommen von Dr. Graf in solch einem Haus wohnte.

      Die Treppen knarrten unter ihren Füßen, als sie nach oben ging.

      Dann hatte sie das oberste Geschoss erreicht, wo es nur zwei Türen gab. Die eine führte zum Speicher. Die andere zu Dr. Grafs Wohnung. Statt eines Schildes war dort nur eine Visitenkarte mit einer Reißzwecke befestigt, auf der sein Name stand.

      Sie schellte. Aber drinnen rührte sich lange nichts.

      Sie schellte erneut und rief dann durch die Tür:

      „Herr Doktor Graf, ich bin es. Hören Sie, ich bin es, Doris Fenzing.“

      Wieder verging eine lange Zeit. Dann schlurfte etwas heran. Die Tür wurde geöffnet.

      Sie erschrak, als sie das Gesicht von Dr. Wieland Graf sah. Er hatte sich nur einen Bademantel übergezogen, das Haar hing ihm wirr in die Stirn. Die Augen waren stark gerötet. Sein Gesicht wirkte eingefallen und war unrasiert.

      „Ich bin gekommen, um nach Ihnen zu sehen, Herr Doktor.“

      „Machen Sie die Augen zu, wenn Sie hereinkommen. Es sieht fürchterlich aus“, erklärte er mit heiserer, schwerer Stimme. Dann öffnete er die Tür so weit, dass Doris eintreten konnte.

      Nach dem Schließen der Tür tat sie dann doch, was sie gestern noch vermieden hatte. Sie fasste ihm kurzerhand an die Stirn, und die glühte.

      „Du lieber Gott, Sie haben hohes Fieber.“

      „Habe ich“, gab er sofort zu und schlurfte vor ihr her durch eine offene Tür in ein Zimmer.

      Zwei alte Schränke standen dort, die aussahen, als hätte er sie vom Sperrmüll geholt. Das Bett in der Ecke war aufgeschlagen. Er schlurfte hin, zog die Decke wieder herunter und setzte sich auf die Bettkante.

      „Legen Sie sich hinein, Herr Doktor Graf. Sie sind krank“, rief ihm Doris zu.

      Er nickte und schien sich wirklich nicht gut zu fühlen. Er sank regelrecht ins Bett, zog sich die Decke über und blickte auf Doris.

      Sie versuchte, nicht allzu viel von dem zu sehen, was im Zimmer war. Die Luft hier drin war schlecht. Sie ging zum Fenster, und im Vorbeigehen am Bett sagte sie: „Decken Sie sich gut zu! Ich lasse frische Luft herein. – Haben Sie überhaupt schon etwas gegessen?“, fragte sie als sie die Fenster aufgeschwenkt hatte.

      „Ja. Frau Hofer hat mir etwas gemacht“, erwiderte er mit schwacher Stimme.

      „Und, wie lautet Ihre eigene Diagnose?“

      „Ein grippaler Infekt, was sonst.“

      „Und da sind Sie sicher? Lassen Sie mich mal in Ihren Mund sehen.“

      „Das habe ich selbst schon getan“, wehrte er ab.

      „Lassen Sie mich trotzdem schauen. Ist hier irgendwo eine Taschenlampe?“

      Er deutete nur zu einem Bord hinüber. Darauf standen ein paar Dutzend Bücher. Die Taschenlampe lag obenauf. Sie nahm sie und fragte nach einem Löffel.

      „Küche“, erklärte er schlapp.

      Die Küche war frisch aufgeräumt. Vielleicht hatte Frau Hofer sich da erbarmt. Aber in einem Plastikkübel in der Ecke türmte sich Wäsche, schmutzige Wäsche. Doris beschloss in diesem Augenblick, sich um die Wäsche zu kümmern. Das hätte diese Frau Hofer auch machen können, dachte sie.

      In der Schublade fand sie einen Löffel. Viel Geschirr gab es offenbar nicht. Aber immerhin war ein kleiner Löffel da. Sie ging zurück, bat ihn den Mund zu öffnen und leuchtete hinein.

      Die Mandeln waren stark belegt. Auch die Zunge. Der Rachen gerötet.

      „Vielleicht doch ein grippaler Infekt. Wie hoch ist denn die Temperatur?“

      Er winkte mit einer schwachen Handbewegung ab. „Reden wir nicht davon. Lassen Sie nur. Ich gurgle mit Salzwasser.“

      „Es gäbe Besseres“, wandte sie ein.

      „Bloß keine Chemie.“

      „Die ist für Ihre Patienten, nicht wahr?“ Sie lachte wütend auf. „Ich glaube, es wird Zeit, dass sich mal jemand um Sie kümmert.“ Sie legte wieder die Hand auf seine Stirn. Und er schloss dabei die Augen.

      Die Stirn glühte. Es kam ihr noch heißer vor als vorhin.

      „Gibt es ein Fieberthermometer? Wo ist denn Ihre Notfalltasche? Da haben Sie doch sicher eins drin.“

      „Sehen Sie mal im Schrank nach. Der linke Schrank, oben rechts“, sagte er schwerfällig.

      Und sie fand auf Anhieb das gesuchte Thermometer, wischte es ab und schob es ihm zwischen die Lippen. „Nun machen Sie das bitte mal richtig!“

      Er nahm das Thermometer wieder heraus. „Das ist Unsinn“, grollte er.

      „Sie sind nun Arzt, aber Sie stellen sich an wie der unvernünftigtste Patient. Im Übrigen ist Ihr Fieber so hoch, dass wir da etwas tun müssen. Entweder Wadenwickel oder Aspirin.“

      „Machen Sie Wadenwickel, wenn es schon sein muss, verdammt nochmal.“

      „Wenn Sie jetzt das Fieberthermometer nicht in den Mund stecken, dann steckte ich es Ihnen in den Allerwertesten. Aber ich will, dass Sie Fieber messen“, meinte sie beharrlich.

      Er bequemte sich, es nun doch in den Mund zu nehmen. Und so musste er schweigen. Indessen suchte sie nach Handtüchern und etwas, womit sie die Wadenwickel umhüllen konnte, damit nicht das ganze Bett davon nass wurde.

      Als sie alles beisammen hatte, ging sie zur Küche, durchtränkte die Baumwollhandtücher mit Wasser und kam damit zurück.

      Sie schlug die Decke auf und machte ihm Wadenwickel. Legte die Beine anschließend in Frotteetücher und in eine Decke ein.

      Im Augenblick war er für sie ein Patient. Und doch kam es ihr merkwürdig vor, ihn wie einen Kranken zu behandeln.

      Als er versuchte, das Fieberthermometer aus dem Mund zu nehmen, war sie schneller. Sie schnappte danach und sah, welche Temperatur er hatte: 40,1!

      „Ganz schön für den Anfang.“

      „Es ist Nachmittag“, maulte er. „Da ist es immer hoch.“

      „Sie nehmen jetzt Aspirin. Das haben Sie doch im Haus, nicht wahr?“

      „Nichts“, entgegnete er.

      „Wo ist Ihr Notfallkoffer? Haben Sie den im Wagen?“

      Es ging ihm wirklich nicht sehr glänzend. Aber er tat so gut wie alles, um Doris daran zu hindern ihm zu helfen. Als er nichts sagte, entdeckte sie auf einem Stuhl seine Hosen und suchte nach dem Schlüssel.

      Sie hatte den Wagen ja vor der Tür gesehen. Also würde sie hinuntergehen und sich den Notfallkoffer holen. Damit wusste sie umzugehen.

      Er wollte noch einmal protestieren, aber zuerst gab sie ihm zu trinken. Dafür


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