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Kurze Morde, kurzer Prozess: Krimisammlung. Alfred BekkerЧитать онлайн книгу.

Kurze Morde, kurzer Prozess: Krimisammlung - Alfred Bekker


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      Zuerst glaubte ich, mein Onkel sei auf der Suche nach einem Notausgang. Doch als er mich in einen Raum mit der Aufschrift ‚Nur für Personal‘ drängte, kamen erste Zweifel in mir auf.

      Ich traute einfach meinen Augen nicht! Seelenruhig setzte er sich an einen Schreibtisch und häufte unsere Sore zu einem großen Berg an!

      „Mensch Wally, Onkelchen“, rief ich aus. „Draußen wimmelt es nur so von Bullen, und du hast nichts besseres zu tun, als unsere Ausbeute zu zählen?!“

      Ich war entsetzt.

      Mein Entsetzen wollte nicht abbrechen, als ein hagerer Mann mit Hornbrille den Raum betrat und sich mir als ‚Mr. Marconi, Manager‘ vorstellte!

      Ich versuchte, an ihm vorbei nach draußen zu gelangen, doch Wally schüttelte nur den Kopf und begann, unser sauer verdientes Bares in eine Liste einzutragen.

      „Mein Neffe ist nicht ungelenk“, meinte er dann zu Marconi. „Sie sollten ihn auch einstellen. Das heißt, falls du Lust hast, Reiner.“ Er sah mich ebenso fragend an wie ich ihn fassungslos.

      „Heißt das, du arbeitest hier als fest angestellter Taschendieb? Das gibt doch alles keinen Sinn!“

      Mr. Marconi nickte freundlich.

      „Aber natürlich“, versicherte er mir. „Ohne Leute wie Mr. Klepper könnten wir unsere Tiefstpreise auf Dauer niemals halten, ohne selbst drauf zu legen. Sogar der vierteljährliche inszenierte Kassenüberfall, wie Sie ihn heute sehen konnten, trägt zur Finanzierung unseres günstigen Warenangebotes bei. Schließlich sind wir ja versichert.

      Man muss sich heute schon etwas einfallen lassen, will man mit den anderen Märkten konkurrieren können.“

      „Und wenn Wally lieber in die eigene Tasche arbeiten möchte?“

      Onkel lächelte nur. „Ich bekomme ja vollste Rückendeckung von der Direktion, jede Menge Urlaub, ein dreizehntes Monatsgehalt… Und nicht zuletzt mit der Zeit eine gewisse Loyalität zu meinem Arbeitgeber.“

      Der Manager fügte hinzu: „Und die Aussicht auf Rente ist in diesen Zeiten auch nicht von Pappe, finden Sie nicht, Mr. Hornig?“

      Als ich tags darauf im Büro meine Lohnsteuerkarte abgab, meinte Marconis Sekretärin höflich: „Hoffentlich gefällt es Ihnen, für Steuben Supermarkt zu arbeiten.“

      Ich nickte nachdenklich. „Wissen Sie, obwohl ich weiß Gott kein Gegner dieser westlichen Wirtschaftsordnung bin, frage ich mich manchmal doch, wohin das alles noch führen soll…“

      ENDE

      Ein ganz linker Trick

      Reiner Frank Hornig

       „Wie bitte?“ Die ältere Dame hinter der Registrierkasse blickte die Kundin ungläubig an.

      „Ich sagte“, wiederholte Judy mit festem Blick, „dass ich Ihnen einen Hunderter gegeben habe.“

      „Sie müssen sich da täuschen, junge Dame!“ versuchte die Verkäuferin der kleinen Boutique in der Carnaby Street vorsichtig einzuwenden. „Es war lediglich eine Zehn-Pfund-Note. Der Schal kostete zwei achtundsechzig, und ich habe Ihnen korrekt sieben Pfund und zweiunddreißig Pence herausgegeben.“

      Das blonde Mädchen schaute sich hilfesuchend um sich. „Ja, 7,32, das stimmt schon, das haben Sie mir herausgegeben. Aber ich gab Ihnen doch hundert Pfund, und nicht zehn. Hundert Pfund“, sagte sie noch einmal. Jetzt näherten sich, durch den sich anbahnenden Streit herbeigelockt, langsam ein junges Pärchen in mittleren Jahren dem Kassenbereich. Der Mann – ein hagerer Londoner mit borstigem Schnurrbart und selbstbewusstem Blick – erfasste die Situation sofort und wandte sich lächelnd an Judy.

      „Mein Name ist Hastings“, stellte er sich vor. „Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein, Miss?“

      „Judy. Judy Barnley. O ja, wissen Sie, ich bezahlte hier soeben mit einer 100-Pfund-Note, aber die Dame gab mir nur auf zehn Pfund heraus.“ Dabei deutete sie auf die Verkäuferin, die mittlerweile einen hochroten Kopf bekommen hatte.

      „Das entspricht leider nicht ganz der Wahrheit, Sir. Es waren wirklich nur zehn Pfund. Es wäre mir doch bestimmt aufgefallen, wenn…“

      „Und Sie sind sich da ganz sicher?“ unterbrach der Gentleman sie da.

      „Absolut!“

      „Und Sie, Miss?“ Der Schnurrbärtige blickte nun zu Judy.

      „Ich ebenfalls, Sir! Oh, wo es doch fast mein ganzes Geld für diesen Monat war. Ich bin nämlich Studentin…“ Hastings nickte verständig. Dann wandte er sich wieder der Verkäuferin zu.

      „Haben Sie überhaupt eine 100-Pfund-Note in Ihrer Kasse?“

      „Ja sicher, sogar gleich mehrere. Heute ist doch Freitag, und da

      kaufen schon sehr viele Leute bei uns ein. Sie sehen ja“, fügte sie erklärend hinzu, und wie auf ein Kommando drehten sich Judy und Hastings herum. Mittlerweile hatten sich noch einige weitere Kunden hinzugesellt und beobachteten jetzt neugierig den Disput.

      Noch einmal versuchte die Angestellte zu schlichten. „Sehen Sie, Miss, Sie geben mir jetzt Ihre Adresse, und sollte ich heute Abend bei der Abrechnung neunzig Pfund zu viel in der Kasse haben,

      werde ich Ihnen den Betrag umgehend zukommen lassen.“

      „Ja, das ist ein guter Vorschlag, Miss Barnley, den sollten Sie ruhig annehmen“, meinte jetzt auch Hastings.

      Doch Judy schüttelte den Kopf. „Nein, ich will mein Recht jetzt auf der Stelle. Bitte, holen Sie die Polizei!“

      Die Verkäuferin erbleichte.

      „Die Polizei? Aber was soll da nur meine Kundschaft denken?“

      Der Schnurrbärtige griff nun zum zweiten Male ein. Er wandte sich an die Verkäuferin: „Lassen Sie die junge Dame doch einen Constable holen. Wenn Sie ein gutes Gewissen haben, können Sie dem Vorschlag doch zustimmen. Ich werde inzwischen“, und dabei blickte er Judy beruhigend in die Augen, „solange hierbleiben und ein Auge auf die Kasse behalten. Bitte, bedienen Sie die anderen Kunden ruhig weiter.“

      Die Verkäuferin war jetzt völlig durcheinander. Handelte es sich hier etwa um den arrangierten Vorfall eines Betrügerpärchens? Schoss es ihr durch den Kopf. Sie bediente ihre Kundschaft nur mit halber Aufmerksamkeit und beobachtete dabei alle Ecken und Winkel.

      Schon bald betrat, gefolgt von Judy, ein Constable den Laden und sorgte zunächst einmal für ein vorübergehendes Schließen des Ladens. Dann bat er alle drei beteiligten Personen um eine möglichst korrekte Schilderung des Falles.

      Bald fiel auch schon die entscheidende Frage: „Können Sie beweisen, Miss, dass es eine 100-Pfund-Note war?“

      Judy bejahte eifrig. „Jetzt fällt mir in der ganzen Aufregung wieder ein, dass ich ja von jedem größeren Schein die Nummer notiere, für den Fall, dass es einmal zu einem Irrtum kommen sollte

      Ich habe dafür extra einen kleinen Bleistift in meinem Portemonnaie.“

      Der Constable nickte beifällig.

      „Sehr vernünftig, Miss. Und wie lautet also die Nummer des von Ihnen ausgegebenen Scheines?“

      „Das kann ich ganz genau sagen, da es der einzige Schein war, den ich momentan bei mir trug.“

      Judy öffnete ihre mit Perlen besetzte Börse und brachte ein kleines Zettelchen zutage.

      „B 23 38 80 04 77“, las sie vor.

      Der Constable wandte sich daraufhin an Hastings: „Und Sie, Sir, haben die Kasse während der Abwesenheit der jungen Dame nicht aus den Augen gelassen?“

      Dieser verneinte. „Und die Verkäuferin hat in dieser Zeit auch keine 100-Pfund-Note herausgegeben?“

      „Nun“, meinte der Uniformierte,


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