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SoKo Heidefieber. Gerhard HenschelЧитать онлайн книгу.

SoKo Heidefieber - Gerhard Henschel


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er erzählt, daß er sich ganz komisch gefühlt habe, als er hier aus dem Zug gestiegen sei, und erst nach zehn Minuten sei er darauf gekommen, woran das lag: Er war überall der Jüngste!«

      In das Gelächter, das diese Anekdote auslöste, stimmte Breddeloh nicht ein. Man hatte ihn in der vergangenen Viertelstunde zu oft gedemütigt. Er schützte vor, daß er heute noch arbeiten müsse, kassierte sein Honorar und setzte seinen 595 Euro teuren Kaninchenfilzhut von Hermès auf. Dann schwang er sich in seinen vor der Buchhandlung geparkten Citroën C5 Aircross, um in den Nachbarort Bienenbüttel zu fahren, wo er eine Villa mit zwölf Zimmern, Fitneß-Studio, Dachgarten und Außenpool bewohnte.

      Aber er kam nie dort an.

      »Wer hat ihn entdeckt?« fragte Hauptkommissar Gerold die Polizisten, die das Schutzzelt über dem Nixengrund aufbauten.

      »Das Ehepaar da oben am Kopf der Treppe …«

      Gerold seufzte. Wie es sich für einen Hauptkommissar gehörte, war er ein breitschultriger Bär von einem Mann mit einem Nervenkostüm aus korrosionsfreiem Stahl, aber wenn es etwas gab, das ihm fast so viel zu schaffen machte wie das Überbringen einer Todesnachricht, dann war es die Befragung von Spaziergängern, die einen grausigen Fund gemacht hatten. Sicherlich, sie standen unter Schock, diese Leutchen, und das mußte man verstehen. Schwer erträglich war es jedoch, wenn sie die einfachsten Fragen nur mit einem Stammeln beantworten konnten. Oder wenn sie sich, schlimmer noch, so großspurig wie der Meisterdetektiv Kalle Blomquist aufspielten. Hin und wieder war es auch vorgekommen, daß sie jede Auskunft verweigerten und ihren Anwalt zu sprechen wünschten.

      Doch in diesem Fall erwiesen sich die Zeugen als gescheit und zurechnungsfähig. Die beiden Eheleute – ein Forstrat und eine Lehrerin aus Klein Bünstorf, einem Vorort von Bad Bevensen – sagten in aller Ruhe aus: Sie hätten an diesem schönen Frühlingsmorgen eine Wanderung zu dem beliebten Ausflugsziel Sängershöh unternommen, einer hochgelegenen Uferböschung über der Ilmenau, und dort bemerkt, daß im Nixengrund, einem Tümpel unterhalb der Anhöhe, eine Leiche liege, woraufhin sie mobiltelefonisch die Polizei verständigt hätten.

      »Haben Sie den Toten angefaßt?« fragte Gerold.

      »Wo denken Sie hin!« sagte die Frau, und ihr Mann lachte auf und stellte fest, daß sie weder blöd noch nekrophil seien.

      »Das wollte ich Ihnen auch nicht unterstellen«, sagte Gerold. »Sie haben alles richtig gemacht, und wir sind Ihnen dankbar.«

      »Chef?« rief die Oberkommissarin Fischer von unten herauf. »Können Sie mal kommen? Wir haben hier was Merkwürdiges gefunden …«

      Es war ein menschlicher Augapfel. Zehn Meter vom Fundort der Leiche entfernt.

      »Hier liegt noch einer!« rief einer der Polizisten, die den Boden absuchten. »Und der wird gerade von zwei Würmern belutscht!«

      Angesichts der obduzierten Leiche aus dem Nixengrund fiel es dem Pathologen Dr. Hans-Werner Büthers nicht leicht, die richtigen Worte zu finden. Armin Breddeloh, sagte er, sei durch Strangulation zu Tode gekommen. »Die Gewalteinwirkung auf das Zungenbein und das Kehlkopfgerüst ist unübersehbar. Insofern ist das alles nicht ungewöhnlich. Aber womit Sie sich noch beschäftigen müssen, ist der Fakt … ich meine, der Umstand …«

      »Machen Sie’s nicht so spannend«, sagte Kommissar Gerold. Er saß wie auf heißen Kohlen, denn er hätte seinen Sohn Fabian schon längst aus dem Kegelverein abholen müssen. Noch drei Sekunden länger, und er hätte gesagt: »Spucken Sie’s aus, Doc!«

      »Um es kurz zu machen«, sagte Dr. Büthers, »verhält es sich so: Die in der Nähe des Fundorts der Leiche geborgenen Augäpfel sind dem Opfer mit einem Instrument unbekannter Bauart entnommen worden, und dann hat man ihm zwei Glasaugen eingesetzt.«

      »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«

      »Nein. Diese Leiche hat zwei Glasaugen.«

      »Und die hat ihr der Mörder eingepflanzt?«

      »Entweder der oder eine andere Person.«

      »Vor oder nach dem Mord?«

      »Post mortem. Also danach.«

      Gerold atmete tief ein. Und wieder aus. »Gibt’s auch irgendwelche guten Nachrichten? Verwertbare Spuren zum Beispiel?«

      »Bisher nicht. Der Täter muß einen Weltraumanzug getragen haben. Anders kann ich mir das nicht erklären. Aber der Todeszeitpunkt läßt sich jetzt eingrenzen: zwischen Donnerstagabend um neun und Freitagmorgen um drei.«

      Immerhin etwas, dachte Gerold und rief Kommissarin Fischer an. »Sie werden mir nicht glauben, wenn ich Ihnen erzähle, was sich bei der Obduktion ergeben hat …«

      Weder in Breddelohs Gemächern noch auf seiner Festplatte stießen die Beamten auf weiterführende Anhaltspunkte. Fündig wurde Kommissarin Fischer ganz woanders, und sie eilte in Kommissar Gerolds Büro. »Chef? Ich hab hier was …«

      »Seien Sie doch bitte so nett, mich nicht mehr ›Chef‹ zu nennen«, sagte er. »Mein Name ist Gerold. Vorname Gerold, Nachname Gerold. Gerold Gerold.«

      »Im Ernst? Also, ich heiße Ute. Wie Sie ja schon wissen. Angenehm. Aber ich heiße nicht Ute Ute, sondern Ute Fischer. Wie Sie ebenfalls schon wissen. Und wir kennen uns zwar erst seit vierzehn Tagen, aber in Zukunft werde ich Sie mit Gerold ansprechen, Chef.«

      »Und was haben Sie?«

      »Ich hab Breddelohs Roman ›Heidefieber‹ gelesen. Da wird ein Mordopfer im Nixengrund in Bad Bevensen aufgefunden. Mit zwei Glasaugen, die der Mörder der Leiche eingesetzt hat.«

      O Himmel, dachte Gerold. Was ist das für eine kranke Scheiße?

      Im Beisein von Detlev Patz sahen Kommissar Gerold und Kommissarin Fischer sich das Video von Armin Breddelohs letzter Lesung an. Die Überwachungskamera hatte alles aufgezeichnet.

      »Wer ist denn dieser Meckerpott in dem grünen Jackett?« fragte Gerold.

      Patz zuckte die Achseln. »So ’n Journalist aus Lüneburg, glaub ich. Der war ab und zu schon mal hier. Alwin Peters oder so. Haben Sie den etwa im Verdacht?«

      »Das lassen Sie mal unsere Sorge sein«, sagte Kommissarin Fischer. »Ist Ihnen an dem Abend hier was aufgefallen, das uns weiterhelfen könnte?«

      Da müsse er passen, sagte Patz. »Es war alles wie immer. Von den Leuten, die hier gelesen haben, ist vorher noch nie einer umgebracht worden, und soweit ich weiß, ist von unseren Kunden auch noch nie einer auf einem Steckbrief aufgetaucht …«

      »Spulen Sie mal vor«, sagte Gerold. »Bis zu der Stelle, wo dieser Grünspecht Ihren Laden verläßt.«

      Das war um 21.57 Uhr gewesen. Zwanzig Minuten nach Armin Breddelohs Abgang.

      »Dann sollten wir jetzt vielleicht doch diesem Peters auf den Zahn fühlen«, sagte Gerold und reckte seine ansehnlichen Schultern. Dabei blieb sein Blick an einem Tisch mit Kriminalromanen hängen: »Heidegrab«, »Heideglut«, »Heidezorn«, »Heidefluch«, »Heidefleisch«, »Eisheide«, »Mordheide«, »Blutheide«, »Killerheide« … Er griff eines der Bücher heraus, schlug es auf und las die Sätze:

      Der Mörder schlug den Mantelkragen hoch und stapfte durch den Schafkot zur Bushaltestelle. Irgendwo bellte ein Hund.

      »Verkaufen Sie viele von diesen Heidekrimis?« fragte Gerold.

      Patz nickte. »Hunderte.«

      »Und wie viele Breddelohs haben Sie im letzten Quartal verkauft?«

      »Jedenfalls mehr als die von seinem schärfsten Konkurrenten Waldemar König aus Schneverdingen. Der schreibt auch nur lauter Heidekrimis. Für die haben wir einen eigenen Tisch eingerichtet. Wollen Sie mal sehen?«

      Es lagen dort Bücher mit Titeln wie »Die zersägte Äbtissin«, »Die Heidegrabschänder« und »Die Blutmühle von Barum« aus.

      »Das scheint ja ein einträgliches Marktsegment zu sein«, sagte Kommissarin


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