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Arizona Gunfighter - 10 Western: Sammelband Januar 2018. Pete HackettЧитать онлайн книгу.

Arizona Gunfighter - 10 Western: Sammelband Januar 2018 - Pete Hackett


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Du hast doch gegen menschliches Raubzeug immer wieder eine unüberwindliche Abneigung gehabt. Ist das nun zu Ende? Bist du bereits auf dem Weg so kalt und herzlos zu werden, dass dich nichts mehr erschüttern, nichts mehr aus dem Gleichgewicht bringen kann? Sechs Kerben trägt deine 45er Waffe, sind es diese Kerben, die dich gefühllos machen? Sind diese Kerben schuld daran, dass dir das Leben eines Menschen so nichtig erscheint, dass du die Verantwortung, die jeder Mensch für seinen Mitmenschen hat, einfach in den Wind schlagen willst?“

      Fester pressten sich Dan Flemmings Lippen zusammen, so fest, dass sie zu schmalen Strichen wurden.

      3.

      Lauter wurde das Räderrollen. Pferdehufe trommelten den Boden. Auf der Anhöhe wurde eine von vier Pferden gezogene Stagecoach sichtbar.

      Jedes der Gespanntiere musste sich kräftig ins Geschirr legen, um das Gefährt über die Anhöhe zu bringen. Der Fahrer saß weit vorgeneigt auf dem Bock und schwang die langstielige Peitsche. Seine Silhouette hob sich deutlich auf dem Bode ab, versank dann gleich wieder, als die Stagecoach über die Steigung war.

      Laut knirschten und quietschten die Bremsklötze, die der Fahrer anzog, um die jetzt zu Tal fahrende Coach nicht in die Hufe der Gespannpferde rollen zu lassen. Beim Zutalrollen war die Kutsche nur als ein dunkler Fleck sichtbar. In wenigen Minuten würden ihre Umrisse deutlicher zu sehen sein, wenn das dann wieder langsam fahrende Gefährt jene Stelle passierte, die die drei Männer sich als Hinterhalt für den Überfall ausgesucht hatten.

      Dans Herz schlug schneller. Er saß vornübergebeugt im Sattel und nahm den Blick nicht von der Stagecoach. Die widerstreitenden Stimmen in ihm ließen ihn verharren. Kostbare Zeit verstrich, und Dan bewegte sich nicht, er war verurteilt auszuharren. Sein Verstand sagte ihm, dass er unbemerkt davonkommen konnte, wenn der Überfall stattfand. Er konnte die dann entstehende Verwirrung

      nützen und sich in Sicherheit bringen. Es war wohl das beste, die sich bietende Chance wahrzunehmen. Jedes Einmischen bedeutete Schwierigkeiten, und deren hatte er schon mehr als genug. Was ging ihn der Fahrer an und die Menschen, die sich der Stagecoach anvertraut hatten? Es fragte sich auch noch, ob das Gefährt überhaupt Passagiere beförderte und ob die dreiköpfige Bande es nicht auf Postgut und Geld abgesehen hatte. Letzteres würde der Fahrer hergeben, ohne sich groß zur Wehr zu setzen. Überfälle dieser Art waren nichts Seltenes in einem Lande, in dem die Eroberer selbst aus Siedlerbanden stammten. Stagecoachfahrer auf diesen Landlinien hatten ihre Erfahrungen.

      Dan Flemming hoffte, dass sich vor seinen Augen kein blutiges Drama abspielen würde. Er brauchte diese Hoffnung, um sein Gewissen zu beschwichtigen.

      Die Entscheidung kam schneller, als Dan erwartet hatte, von einem der Kerle durch einen Schuss ausgelöst, dessen scharfer Knall die Stille des beginnenden Morgens zerriss. Die harte Detonation ließ Dan zusammenzucken. Der Stagecoachfahrer hob sich vor seinen Augen wie trunken vom Sitz. Die Zügel entglitten seinen Händen, die in die Luft griffen. Die Zügel klatschten auf die Rücken der Gespannpferde nieder. Im nächsten Augenblick war der Fahrersitz leer, und der Körper des Fahrers schlug dumpf auf den Boden auf. Gleichzeitig erklang ein zweistimmiger Schrei aus dem Inneren der Stagecoach, und ein Revolver spie heißes Blei. Aufzuckende Flammenlichter verrieten, dass jemand aus der Stagecoach heraus schoss und mit seinen Kugeln die hinterhältigen Kerle suchte, die den Stagecoachfahrer vom Bode geschossen hatten.

      Führerlos geworden stiegen die vordersten Gespannpferde auf die Vorderhand und die Stagecoach kam zum Halt. Eines der Zugtiere hing mit der Vorderhand über der Deichsel. Das schrille Wiehern des Pferdes erhöhte die Verwirrung, in die hinein die Revolverschüsse krachten.

      „Komm heraus, Frank Rüdiger!“, tönte eine tiefe Bassstimme aus der Deckung der Schufte heraus. „Komm nur und bringe deinen Sohn gleich mit! Du bist am Ende, Rüdiger!“

      Der Mann, der diese Drohung aussprach, hatte nicht unrecht. Die Stagecoach konnte nicht mehr weiterfahren. Eines der vordersten Tiere lag, von einer Kugel getroffen, im Geschirr, das andere konnte seine Vorderhand nicht von der Deichsel lösen. Die beiden Zugtiere dahinter traten auf der Stelle. Nur die dünne Stagecoachwandung gaben Vater und Sohn Deckung. Die Kugeln der Schufte schlugen durch die Verkleidung hindurch. Sicherlich lagen Vater und Sohn auf dem Boden der Coach. Man konnte das aus dem Aufblitzen des Mündungslichtes aus einem Spalt der Coachtür heraus schließen.

      „Hannigan“, tönte es aus der Coach heraus, „ich will mich euch stellen, aber lasst meinen Sohn aus dem Spiel. Er ist noch ein Kind. Lasst ihn auf einem der Gespannpferde zur Ranch zurückreiten. An einem Kind könnt ihr euch nicht rächen, Hannigan!“

      Ein missstimmiges, heiseres Gelächter wurde hörbar. Als es abbrach, sagte der Mann mit der Bassstimme wieder: „Ich habe nie gewusst, dass du um etwas bitten könntest, Rüdiger. Als Anführer der Boomers hast du sogar der Kavallerie Trotz geboten. Du hast dir eine Zukunft aufbauen und Reichtümer erwerben können. Wir wollen nur dein Geld und nicht dein Leben. Wenn wir dein Geld haben, kannst du mit deinem Sohn zu Fuß zur Ranch zurücklaufen. Ich verzichte auf eine Abrechnung mit dir, Rüdiger!“

      „Hannigan, wenn ich das nur glauben könnte!“, drang es erregt aus der Stagecoach.

      „Behauptest du noch immer, dass ich zu den Schuften gehöre, die dir den Rappwallach von der Weide holten? By Gosh, Rüdiger, eine solche Lappalie würde mich niemals zufriedenstellen. In Virginia musste ich deinetwegen das Land verlassen und habe nicht zu hoffen gewagt, dass ich dir noch einmal begegne. Diese Welt ist sehr klein geworden, Rüdiger. Einmal hast du mich durch das Gesetz jagen lassen können, doch hier bin ich der stärkere Mann, und all deine Fähigkeiten und Schläue nützt dir nichts mehr. Ich bin nicht allein, wie du wohl schon gemerkt haben wirst, ich habe Freunde bei mir.“

      „Banditen wie du, Hannigan!“

      „Ehrenmänner, die etwas dagegen haben, wenn jemand so viel Geld wie du mit sich herumschleppt. Wir wissen genau, wie viel Geld du für den Einkauf einer neuen Zuchtherde mit dir führst. Wir wollen dich um den ganzen Betrag erleichtern. Komm heraus, Rüdiger!“

      Dan Flemmings Ruhe war zu Ende. Zuerst wurde es ihm ganz heiß, dann jagte ihm ein kalter Schauer über den Rücken. Dieser Schauer verstärkte sich, als er die Stimme des Jungen hörte, der seinem Vater zurief:

      „Gehe nicht hinaus, Dad, ich habe Angst! Bleibe bei mir, sie werden dich erschießen!“

      Dan atmete schwer. Die Tatsache, dass in der Stagecoach ein Junge war zählte mehr als die Tatsache, dass der Rappe unter ihm sicherlich Frank Rüdiger gehörte. Die beiden Millards hatten ihn gestohlen. Sein Auftauchen würde ihn, Dan Flemming, als Pferdedieb stempeln. Im ersten Impuls hatte er absitzen wollen und sein Pferd langsam fortzuführen beabsichtigt, heraus aus der Reichweite der Stagecoach und der Banditen, heraus aus der tödlichen Gefahr, in der der echte Besitzer des Rappen sich befand. Dann jedoch siegte das Gefühl des Helfenmüssens in ihm. Wenn er jetzt davonschlich wie ein Coyote, hätte er sein eigenes Urteil gesprochen. Alles in Dan wehrte sich gegen diese erbärmliche Feigheit.

      Nur einen Augenblick lang zögerte er noch, doch als er die drei Gestalten sah, die vor ihm zur Stagecoach hin lauerten, wusste er, dass Rüdiger ein toter Mann sein würde, sobald er das Gefährt verließ. Alle drei hatten ihre Waffen schussbereit im Anschlag. Sie würden ihr Versprechen nicht einhalten. Sie mussten befürchten, dass, wenn sie ihr Opfer davonkommen lassen würden, eine gnadenlose Jagd anheben würde, und dachten nicht daran, ein solches Risiko auf sich zu nehmen.


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