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Hanseschwestern - Historical Romance Sammelband 6020: 3 Romane. Alfred BekkerЧитать онлайн книгу.

Hanseschwestern - Historical Romance Sammelband 6020: 3 Romane - Alfred Bekker


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Holbein!

      „Ist bei den beiden Stadtwachen noch jemand mit dabei?“

      „Ja, gewiss, jetzt, wo Ihr es sagt...“, plapperte die Magd, immer noch höchst aufgeregt: „Da ist noch ein Mann, der ziemlich grimmig drein schaut, wenn Ihr mich fragt.“

      „Aha, grimmig? Wohl dieser Hans Holbein? Na, auf den bin ich jetzt doch mal besonders gespannt. Weiß sie denn nicht, dass es derselbe ist, der Johanna Holbein so zugerichtet hat?“

      Die Magd erschrak zusehends.

      „Dann wird der wohl gekommen sein, um die holde Maid und ihren Jungen von hier wieder fort zu nehmen?“

      Adolphine nickte bitter.

      „So wird es wohl sein. Zumindest was seine bösen Absichten betrifft. Nun, dann wollen wir doch mal dem Ruf folgen, ehe diese Abordnung hier alles durcheinander bringt.“

      Die Dienstmagd lief eifrig voraus, so behände, dass Adolphine alle Mühe hatte, mit ihr Schritt zu halten. Doch unterwegs hielt das noch blutjunge Ding immer wieder Ausschau nach ihrer Herrin, um sich zu vergewissern, dass sie nicht völlig den Anschluss verlor.

      Die beiden Stadtwachen, in deren Begleitung sich ein sehr ansehnlicher Mann befand, den Adolphine auf höchstens Ende zwanzig schätzte, ungewöhnlich gut gekleidet, wenngleich keineswegs von vornehmer Herkunft, wie es schien, und mit der Überheblichkeit auftretend, die ihm ganz eindeutig in keiner Weise zustand.

      „Unser aller Patron Winand Lemberg ist leider nicht verfügbar“, behauptete Adolphine Brinkmann anstelle einer Begrüßung. „Aber ich bin seine unmittelbare Gehilfin Adolphine Brinkmann und heiße Euch in unserem bescheidenen Hause willkommen“, stellte sie sich der Delegation vor. „Womit kann ich den Herren dienen?“

      Einer der Stadtwachen warf sich sichtlich in die Brust. Wahrscheinlich, um dadurch ein wenig durchsetzungsfähiger zu erscheinen.

      „Wir wissen sehr wohl, wer Ihr seid, verehrte Adolphine Brinkmann. Wir sind jedoch nicht Euretwegen hier, sondern weil dieser gute Mann in unserer Begleitung ausgesagt hat, Ihr hättet seine arme Frau entführt.“

      „Ach was, entführt? Nun, sie war in der Tat hier, weil sie dringend schutzbedürftig erschien. Sie suchte Schutz ausgerechnet vor diesem Ehegemahl. Und dieser hier soll das tatsächlich gewesen sein, der sie so übel zugerichtet hat. Wohlgemerkt: seine eigene Gemahlin. Und sie hatte auch noch ihren kleinen Jungen mit dabei. Der Schock über seinen gewalttätigen Vater lässt ihn immer noch erschauern, wenn er nur eines Mannes ansichtig wird.“

      „Dann gebt Ihr das sogar zu, dass Ihr sein ihm angetrautes Eheweib entführt habt?“, entrüstete sich die Stadtwache. „Und Ihr gewährt hier auch noch einer solchen Unterschlupf, einer, die in solch schändlichem Maße ihren eigenen Gemahl verleumdet?“

      „Also, Ihr müsstet Euch nun endlich entscheiden, wofür Ihr hier seid: Geht es jetzt um eine Entführung oder darum, dass wir hier einer angeblich Kriminellen Unterschlupf gewähren?“

      „Papperlapapp“, machte die Stadtwache und wedelte ärgerlich mit den Armen. „Ihr werdet uns umgehend dieses undankbare Ding aushändigen mitsamt ihres Balges, damit dieser rechtschaffene Ehemann hier zu seinem Recht kommt!“

      Adolphine Brinkmann hatte noch einiges auf der Zunge, was sie noch dringend hätte los werden wollen, doch angesichts dieser Übermacht sah sie es als weiser an, sich der Gewalt zu beugen. Gegen die beiden Stadtwachen kam sie auf keinen Fall an. Und selbst wenn, würde dies als Widerstand gegen die Ordnungsmacht gelten, und dann würde dieser schändliche Hans Holbein wohl mit noch mehr Verstärkung hier erneut wieder erscheinen.

      Gewonnen wäre dadurch auf keinen Fall etwas. Wenn nur wenigstens der offizielle Hausherr des Armenhauses Winand Lemberg sich nicht auch noch gegen sie gestellt hätte...

      So jedenfalls ihre insgeheimen Gedanken. Sie nickte dabei ihrer Dienstmagd resignierend zu, um dann sich einfach abzuwenden und über die Schulter zurück zu sagen:

      „Wenn Ihr mir dann folgen wolltet?“

      Sie wusste ja, wo sie die arme Johanna Holbein untergebracht hatte. Und die ganze Zeit über hatte sie sich den hübschen Kopf zerbrochen, was zu tun wäre, wenn genau der Fall eintraf, der jetzt tatsächlich eingetroffen war. Doch sie war zu keinem rechten Schluss gekommen. Weil Winand Lemberg mit seinem Argument leider völlig richtig lag: Nein, sie hatte keinerlei andere Wahl als die arme Johanna mitsamt ihres Sohnes wieder diesem Unhold von Ehegemahl zu überlassen. Was auch immer ihr in seiner Gewalt angetan werden würde.

      Anscheinend hatte er sich sogar insofern abgesichert, indem er doch tatsächlich von einer Entführung gesprochen hatte. Wenn die beiden Stadtwachen nun sehen würden, in welchem desolaten Zustand sich die arme Johanna befand, würde er natürlich alles leugnen und vielleicht sogar behaupten, das sei ihr erst hier im Armenhaus zugestoßen.

      Damit war auf jeden Fall zu rechnen. Also war es sogar noch viel schlimmer als Winand Lemberg bereits vermutet, als er in Betracht gezogen hatte, dass sie einfach nur Johanna und ihr Kind wieder herausgeben müssten.

      Adolphine spürte die Verzweiflung, die in ihr aufstieg und sie schier zur Raserei brachte. Am liebsten hätte sie diesen Hans Holbein mit eigenen Händen erwürgt, sogar im Beisein der beiden Stadtwachen. Aber natürlich blieb das nur ein wenig frommer Wunsch, den sie nicht in die Tat umzusetzen vermochte.

      Es wäre dabei sowieso nichts gewonnen worden. Die Stadtwachen hätten diesen schändlichen Unhold gerettet und anschließend sie, Adolphine, verhaftet wegen versuchten Totschlages. Und Johanna würde trotzdem wieder zurück gekommen zu ihrem gewalttätigen Gemahl.

      Mit diesen bitteren Gedanken betrat Adolphine den Raum, in dem sie Johanna und ihren Jungen vorläufig untergebracht hatte. Dabei fiel ihr auch noch ein, dass Johanna doch dringend einen Heilkundigen benötigt hätte. Sie war ganz einfach nicht mehr dazu gekommen. Schließlich hatte sie sich stattdessen bemüht, eine Lösung zu finden, um Johanna und ihren Jungen überhaupt vor dem bevorstehenden noch größeren Martyrium zu retten.

      Und dann blinzelte sie verwirrt: Wo war Johanna denn abgeblieben?

      Auch von ihrem Jungen war nichts mehr zu sehen.

      Die anderen Ärmsten der Armen sahen ängstlich zu ihr auf. Sie wussten etwas. Soviel war klar, aber Adolphine wollte es gar nicht hören. Jetzt noch nicht, wo die Stadtwachen und dieser Hans Holbein das ebenfalls mitbekommen hätten. Deshalb winkte sie herrisch ab und wandte sich der kleinen Delegation in ihrer Begleitung wieder zu.

      „Sie ist wohl vor ihrem gewalttätigen Ehegemahl weiter geflohen!“, stellte sie gespielt bedauernd fest, und als dieser Hans Holbein aufbrausend werden wollte, kam sie ihm zuvor mit den Worten:

      „Natürlich haben wir hier alles getan, um sie bereit zu halten, wohl wissend, dass ihr werter Gemahl sie abholen kommen würde. Doch leider hat sie uns alle überlistet und konnte fliehen. Das bedauert niemand mehr als meine Wenigkeit, wie ich Euch versichern kann, werter Herr!“

      Ein schadenfreudiges Grinsen konnte sie sich dabei allerdings nicht verkneifen.

      Wutschnaubend wandte sich jetzt Hans Holbein an die Stadtwachen.

      „Ich verlange eine Durchsuchung! Auf der Stelle!“

      „Aber ja!“, rief Adolphine Brinkmann und tat erfreut. „Ich bitte sogar darum. Man durchsuche das gesamte Armenhaus und lasse keinen Raum davon aus. Zwar kann ich versichern, dass dies kein Vergnügen sein wird, doch man solle sich keinerlei Zwang antun. Meine vollste Einwilligung und Unterstützung ist Euch jedenfalls gewiss.“

      Wie konnte sie nur sicher sein, dass Johanna Holbein tatsächlich geflohen war, und zwar nicht nur aus diesem Zimmer hier, sondern überhaupt aus dem Haus?

      Nein, das konnte sie gar nicht, sondern sie tat nur so, wobei sie sich der vagen Hoffnung hingab, die Flucht sei bereits gelungen und die Stadtwachen und vor allem dieser Hans Holbein würden die Flüchtige mit ihrem Sohn nicht finden können. Zumindest eben nicht mehr hier im Armenhaus.

      Erst


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