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Mitternachts-Thriller Sammelband 4001 - Vier Romane um Liebe und Geheimnis Juli 2019. Jan GardemannЧитать онлайн книгу.

Mitternachts-Thriller Sammelband 4001 - Vier Romane um Liebe und Geheimnis Juli 2019 - Jan Gardemann


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war schattig hier, und ich schlug den Kragen meiner Jacke hoch.

      Dies war kein übersichtlicher Forst, sondern ein von Unterholz durchwucherter, jahrelang sich selbst überlassener Wald, der Mornsley Castle wie ein Bollwerk zu umgeben schien.

      Düster war es dort.

      Die hohen Baumkronen ließen kaum Licht bis zum Boden.

      Tierische Schreie drangen an unsere Ohren, und ich zuckte unwillkürlich zusammen ...

      "Ein Ort, der in der Umgebung von allen gemieden wird", sagte Robert. "Und das seit Jahrhunderten ... Schauerliche Geschichten erzählt man sich über Mornsley Castle. Von Verschwundenen und Erschlagenen ist die Rede, die angeblich mit mittelalterlichen Waffen getötet worden sein sollen ..."

      "Ist da etwas dran?", fragte ich.

      Robert zuckte die Schultern.

      "Ich habe mich für diese Berichte interessiert und bin diesen legendenhaften Erzählungen etwas nachgegangen. Der letzte verbürgte Fall liegt schon hundertfünfzig Jahre zurück. Ein junger Adliger, dessen Familie zu seiner Zeit auf Gilford Castle residierte, kehrte von einem Ausritt nicht zurück und wurde im Wald bei Mornsley Castle erschlagen aufgefunden. Aber damals waren die Möglichkeiten der Gerichtsmedizin noch in den Kinderschuhen ... Über die wahren Hintergründe lässt sich heute wohl nichts Gesichertes mehr sagen ..."

      "Ich verstehe."

      Er sah mich an und reichte mir die Hand.

      "Komm", sagte er. "Es ist nicht weit bis zur Ruine ... Nur ein paar Minuten."

      Ich zögerte einen Moment, ehe ich seine Hand ergriff.

      Das hatte nichts mit Robert zu tun.

      Vielmehr gefiel mir die Aussicht nicht, durch diesen dunklen Wald zu gehen ... Ich hatte eine instinktive Abwehr dagegen und fühlte, wie sich alles in mir zusammenkrampfte. Ich schluckte. Und dann hatte ich für den Bruchteil eine Sekunde die Vision eines Ritters mit heruntergelassenen Helmvisier, der in rasendem Galopp auf einem Rappen daherpreschte.

      Dieses Bild in meinem Inneren war derart realistisch, dass ich regelrecht zusammenzuckte. Ich glaubte, das Galoppieren wirklich gehört zu haben, aber als ich in Robert Claytons braune Augen sah, die mich forschend und ein wenig verwundert anblickten, wusste ich, dass er dieses Geräusch nicht gehört hatte ...

      Es dauerte kaum einen Augenaufschlag.

      Dann war es vorbei und es dauerte einen weiteren Moment, ehe ich begriff, dass das Gesehene mit meiner Gabe zusammenhängen musste ...

      Aber das half mir nicht weiter.

      Ich wusste nicht, was ich wirklich wahrgenommen hatte. Einen Schatten aus ferner Vergangenheit? Die Zukunft?

      Ich hielt Roberts Hand fest und folgte ihm auf einen schmalen Trampelpfad, der beinahe wieder ganz zugewachsen war.

      Das Unterholz zu beiden Seiten wirkte wie ein dichter, vor unheimlichen Leben nur so wimmelnder Urwald. Ein Geräusch ließ mich herumfahren und den Blick seitwärts richten. Schwarze Schwingen erhoben sich wie ein finsterer Schatten in die Höhe und flogen auf die Baumkronen zu. Es war ein Rabe, dessen krächzender Schrei mir durch Mark und Bein ging.

      Der Himmel, der nur in schmalen Ausschnitten durch die Baumkronen hindurch sichtbar war, war inzwischen grau wie Spinnweben geworden. Die Dämmerung hatte sich wie ein Leichentuch über das Land gelegt. Nur ab und zu verirrte sich ein vereinzelter Sonnenstrahl über den Horizont und schaffte es durch das Gehölz hindurch bis zu uns.

      Kalt wurde es.

      Eiskalt.

      Und es war nicht nur die Kühle des Abends, die zu dieser Jahreszeit etwas Normales war, sondern etwas Eisiges, das aus dem Inneren kam und einem wie ein alles durchdringender böser Geist in die Kleider kroch und nach und nach alles durchdrang, alles klamm und feucht machte und einem das Gefühl gab, sich in einer Totengruft zu befinden.

      Und dann ...

      Die grauen Mauern von Mornsley Castle ...

      Unwillkürlich überkam mich ein Schauder, als ich die verwitterten, oftmals gesprungenen Steinquader sah, aus denen diese im normannischen Stil gebaute Burg einstmals errichtet worden war. Moos hatte sich in den Fugen und Rissen festgesetzt, Pilze wucherten die abweisend wirkende Wände empor und ein modriger Geruch stieg in die Nase.

      Eine Aura von Verwesung und Tod hing schwer über diesem Ort.

      Der Wind heulte schauerlich durch die hohen Türme, die bis nach Gilford Castle zu sehen waren. Die Kapelle war noch relativ gut erhalten und als solche immerhin erkennbar. Die Außenmauern und das Haupthaus hingegen wirkten sehr verfallen, wiesen große Löcher im Mauerwerk auf und waren zum Teil von Rankpflanzen überwuchert.

      Etwas Dunkles flatterte aus einem der Türme heraus und erhob sich als schattenhafter Luftsegler in den grau gewordenen Himmel.

      Eine Fledermaus.

      "Hier, an diesem Ort ist es geschehen", sagte Robert dann und seine Stimme klang belegt. "Jenes Verbrechen, das Sir Henry of Gilford aus Eifersucht beging ... Er ließ diese Burg in eine Ruine verwandeln und erschlug Sir Wilfried of Mornsley, von dem er glaubte, dass er ihm Joanne weggenommen hätte ..."

      "Charles hat mir von diesen Legenden erzählt", sagte ich.

      "Er scheint sich sehr für die Vergangenheit zu interessieren."

      "Legenden?", erwiderte Robert Clayton heftig. Er fasste mich bei den Schultern, und ich sah einen Ausdruck von Schmerz und Verzweiflung in seinem Gesicht. Er schüttelte langsam den Kopf. "Patricia, das sind keine Legenden! Es war wirklich so! Ich weiß es! Ich ..."

      Er holte Atem und ich sah ihn fragend an.

      "Robert!", flüsterte ich und strich ihm zärtlich die Stirn entlang. Der Wind hatte sein Haar ziemlich durcheinandergewirbelt. Er blies immer heftiger ...

      Er sah mich ernst an.

      "Ich war dabei, Patricia ... In einem früheren Leben." Ein dünnes Lächeln erschien auf seinem Gesicht und nach einer kurzen Pause fügte er dann hinzu: "Wenn ich dir einen Rat geben darf, dann den: Nimm niemals an einer sogenannten Rückführungstherapie teil! Du weißt nicht, was dich erwartet ..."

      Ein Geräusch ließ uns beide herumfahren.

      Ein galoppierendes Pferd war zu hören, und ein Blick zu Robert sagte mir, dass er es diesmal auch wahrgenommen hatte.

      Ein Reiter!

      Ich dachte an den Ritter, den ich in meiner Tagtraumvision gesehen hatte und ließ suchend den Blick kreisen.

      Das Pferd wieherte.

      "Woher kommt das?", murmelte ich.

      Robert streckte die Hand aus und deutete in Richtung des verfallenen Burgtores.

      Ich hielt den Atem an.

      Einige Minuten lang geschah gar nichts, dann schien sich das Pferd wieder in Bewegung zu setzen. Ein dumpfer Laut, der wie eine unter einem Helmvisier klingende Anfeuerung klang.

      Wir rannten in Richtung Tor.

      Robert erreichte es als Erster, ich wenig später. Wir sahen den Reiter einen schmalen Waldweg entlangpreschen. Ich erstarrte, als ich ihn dort entlangreiten sah.

      Nein!

      Ich konnte es kaum glauben, aber jetzt sahen wir es beide.

      Kein Zweifel war möglich ...

      Der Reiter trug einen Ritterhelm, der genau jenem glich, den der Ritter in meinem Tagtraum getragen hatte. Ich sah es ganz deutlich, als er den Kopf kurz zur Seite wandte und anschließend noch einmal, als der Weg eine Biegung machte.

      Ein langer Umhang wehte hinter dem Reiter her. Die Rüstung blinkte metallisch auf und an der Seite trug er ein langes Schwert von beinahe monströser Größe.

      Er


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