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Der Marshal kommt: Goldene Western Sammelband 12 Romane. Frank CallahanЧитать онлайн книгу.

Der Marshal kommt: Goldene Western Sammelband 12 Romane - Frank Callahan


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auf den Männern lastet. „Es ist zu weit hergeholt, Pegg mit den Banditen in Verbindung zu bringen. Er ist ein alter ausgebrannter Mann, dem seine Felder und die paar Kühe, die er hat, genug Arbeit machen. Fast mehr als genug. Er kann keine Rinder abtreiben.“

      Andy grinst schief.

      „Man braucht das doch nicht unbedingt selbst zu machen“, meint er. „Man kann Leute dazu anstellen.“

      „Ja, das kann man“, gibt der Rancher nachdenklich zu. „Aber ich möchte die Viehdiebe sehen, die sich von einem Schollenbrecher anstellen lassen. Das gibt es nicht. Nein, das scheidet aus.“

      „Woher soll er das Geld sonst haben. Seine Farm hat ihm nichts eingebracht. Ersparnisse kann er auch nicht haben. Hätte er welche, wäre er nie auf den Gedanken gekommen, bei der Bank Geld aufzunehmen und Zinsen zu bezahlen.“

      „Ja, das stimmt. Aber vielleicht war er in der Stadt und hat erfahren, dass der Schuldschein nicht mehr bei der Bank ist. Und vielleicht hat er dort wieder Geld bekommen, um zahlen zu können. Ich weiß, dass die Stadtfräcke mich nicht lieben. Vielleicht fürchten sie mich auch nicht genug.“

      „Ist es nicht gleichgültig?“, fragt Roger. „Du hast dein Geld. Was willst du nun noch?“

      „Sein Land, du Narr! Das weißt du doch!“, schreit der Rancher.

      „Was ist der Fetzen für dich, Dad?“

      „Immerhin eine Wasserstelle, die für fünftausend Herefords ausreichend ist. Ganz davon abgesehen, ist er mir im Weg.“

      Schweigen senkt sich über die Männer. Berton Keefe mustert Roger finster. Er weiß, dass ihre Ansichten zumindest in diesem einen Punkt weit auseinander gehen. Aber Roger ist auch in vielen anderen Beziehungen nicht seiner Meinung. Er hat zu viel Blut von seiner Mutter, die das raue Land zerbrochen hat.

      „Andy, du reitest in die Stadt“, hebt der Rancher schließlich wieder an. „Du sagst Washburn, dass ich ihn sprechen will. Und zwar sofort. Ich erwarte ihn bei Sonnenuntergang auf der Ranch.“

      Andy nickt. Er wartet einen Moment, ob sein Vater noch etwas sagt. Als das nicht geschieht, reitet er am Fluss entlang nach Westen.

      „Weiter, zur Ranch!“, kommandiert Berton Keefe.

      Der Trupp kommt in Bewegung. Zwischen ihnen rollt der Buggy.

      5

      Andy Keefe dreht den Docht der Lampe höher. Die Wohnhalle wird jäh in grelles Licht getaucht, und Bryant Washburns weißes Gesicht erscheint grau. Der Rancher bewegt seinen Rollstuhl auf den Tisch zu, neben dem der Bankier steht.

      Andy geht zum Fenster und lehnt sich dagegen. Am Kamin steht Roger, der auf den Bankier blickt, dem offenbar alle Felle weggeschwommen sind.

      „Ich schwöre es Ihnen, Mister Keefe!“, ruft der Mann eben. „Ich habe ihm bestimmt kein Geld gegeben. Und hätte er irgendwo anders in der Stadt fünfhundert Dollar bekommen, dann wüsste ich es.“

      „Irgendwoher muss er es schließlich haben“, knurrt der Rancher. „Washburn, wenn Sie gegen mich arbeiten, hebe ich mein Guthaben ab! Und zwar auf einen Schlag. Was das für Ihr Geschäft bedeutet, wissen Sie wohl.“

      „Ja, Mister Keefe. Aber ich schwöre Ihnen, dass ich keine Ahnung habe!“

      Berton Keefe mustert den vornehmen Bankier im Prince-Albert-Rock noch immer scharf. Dann nickt er kaum sichtbar.

      „Gut, Washburn. Haben Sie noch mehr Schuldscheine von Pegg, oder von Vester Buck?“

      „Nein, Mister Keefe.“

      Der Rancher nickt noch einmal und macht eine abschließende Handbewegung. Der Bankier verneigt sich und geht.

      Roger folgt ihm langsam. Im Flur hört er Andys Schritte hinter sich.

      „Wir danken Ihnen für den Besuch, Mister Washburn“, sagt Roger, als der Bankier die Treppe hinuntersteigt.

      Washburn blickt sich um und lächelt schwach. Dann geht er weiter und steigt auf sein Pferd, das ein Cowboy von der Zügelstange am Brunnen losgemacht und herangeführt hat.

      Andy lehnt sich gegen einen Stützpfosten. Er schaut seinen Bruder von der Seite an.

      „Seltsam, nicht wahr?“, meint er.

      „Was?“

      „Nun, dass dieser arme Schlucker plötzlich fünfhundert Dollar hatte. Oder hat dich das nicht verblüfft?“

      Roger bemerkt den forschenden und leicht ironischen Blick.

      „Doch“, sagt er gedehnt. „Es hat mich sehr gewundert.“ Er wendet sich um und geht ins Haus zurück. Andy folgt ihm.

      Der Rancher hat seinen Rollstuhl neben den Kamin gefahren und Holz auf das Feuer geworfen. Die Nächte sind schon sehr kühl, obwohl die Tage noch heiß sind. Der rötliche Flammenschein leuchtet im rauen Gesicht des Ranchers wider.

      „Washburn hat ihm kein Geld gegeben“, sagt er. „Ich kenne ihn. Er ist ein Feigling. Wahrscheinlich hasst er mich, weil ich mächtiger bin als er. Aber seine Angst vor mir ist groß. Größer als der Hass auf jeden Fall.“

      Andy nickt. „Sonst dürfte es in Collins aber keinen Mann geben, der fünfhundert Dollar einem Mann geben kann, von dem er mit ziemlicher Sicherheit weiß, dass er sie nie mehr zurückbekommt“, wendet Andy ein, der immer noch auf seinen Bruder blickt. „Jeder kann sich an den Fingern abzählen, dass Pegg so und so nicht mehr lange machen kann.“

      „Wir haben gegen ihn nichts mehr in der Hand“, knurrt Berton Keefe. „Jedenfalls im Moment nicht.“

      „Vielleicht gibt er von selbst auf, wenn er einsehen muss, dass er die nächste Ernte auch nicht einbringen kann.“ Andy grinst kalt.

      Roger schaut ihn an. Es ist ihm, als grinse ihm der Teufel aus Andys Augen entgegen.

      Der Rancher trommelt mit den Fingerspitzen auf die Armlehnen des Rollstuhles. Sein Blick ist finster in die Flammen gerichtet.

      „Natürlich bringt er keine Ernte mehr ein“, schnaubt er. „Aber was nützt uns das. Er ist einer von den sturen Präriebauern, die man töten muss, damit sie aufgeben. Er und Vester Buck werden mir Schwierigkeiten machen, so lange sie leben.“

      „Dann solltest du endlich einsehen, dass die Ranch groß genug ist“, sagt Roger leise. „Seine Wasserstelle brauchst du nicht. Der Snake River fließt durch dein Land. An ihm kann man mehr Rinder tränken, als es in ganz Idaho gibt.“

      Der Rancher wirft den Kopf mit einem heftigen Ruck herum.

      „Was“, fragt er scharf und zischend. „Was soll das heißen?“

      „Er hat etwas dagegen, dass du die Ellbogen gebrauchst“, sagt Andy, dessen Grinsen schärfer geworden ist. „Er hatte schon immer etwas dagegen. Hat er es dir noch nie gesagt?“

      „Roger, ich will das nie wieder hören. Die Prärie gehört den Rindern. Nicht den Schollenbrechern. Hier ist kein Platz für sie!“

      Sonnenglut lastet über der Hütte und dem sandigen Platz davor. Die wenigen Rinder im Korral haben die Köpfe gedreht und blicken dem Reiter stumpf aus unterlaufenen Augen entgegen.

      Knarrend öffnet sich die Tür. Ein blondes, schlankes Mädchen kommt heraus. Sie trägt ein grobes Kattunkleid und derbe Schuhe. Ein herzliches Lächeln steigt in ihr Gesicht und lässt die Augen noch blauer erscheinen.

      Roger Keefe ist abgestiegen. Er lockert den Sattelgurt, zieht den Eimer aus dem Brunnenschacht und gießt Wasser in den Trog, vor dem das Pferd steht.

      „Hallo, Roger“, sagt das Mädchen und bleibt vor ihm stehen. Sie hebt die Hand, um über die Nüstern des Pferdes zu streicheln.

      In der Tür taucht ein alter, gebeugter und runzliger Mann auf, der die


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