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Die Stunde der Apachen: 12 Romane einer großen Western-Saga. Pete HackettЧитать онлайн книгу.

Die Stunde der Apachen: 12 Romane einer großen Western-Saga - Pete Hackett


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Staub wogte und vermischte sich mit dem Rauch.

      Die Soldaten trieben die wenigen Überlebenden davon. Stille senkte sich in die Schlucht – die absolute Stille des Todes...

      Als am späten Nachmittag eine Gruppe von Apachen in die Schlucht kam und vor dem Bild des Grauens stand, hatte der Wind die Spur der Soldaten verweht. Die Feuer, die die Tipis und anderen Unterkünfte vernichtet hatten, waren ausgegangen. Schwärme von Fliegen hatte der Blutgeruch angezogen. Es gab kaum Überlebende.

      Victorio sprach mit einem verwundeten alten Mann. »Sie kamen, kurz nachdem es Tag geworden war«, sagte der Alte. Schweiß rann über sein zerfurchtes Gesicht. Seine Lippen zuckten. »Plötzlich krachten Schüsse. Sie haben auf alles geschossen, was sich bewegte. Die wenigen Überlebenden haben sie mitgenommen. Uns, die verwundet sind und sterben werden, ließen sie liegen. Es ist schlimm. Die Weißen führen sogar Krieg gegen Frauen und Kinder.«

      Victorio richtete sich auf. Unter den Toten waren auch seine Squaw und sein jüngerer Sohn. Sein Mund war schmal, eine harte Linie in seinem asiatisch anmutenden Gesicht. In seinen Augen spiegelte sich der unversöhnliche Hass wider. »Reitet in die Reservate, Krieger, und berichtet unseren Brüdern und Vettern von dem Massaker, das die mexikanischen Bastarde hier angerichtet haben. Fordert unsere Brüder und Vettern in White Mountain und Tularosa auf, sich zu uns zu gesellen. Es kann keinen Frieden mehr geben zwischen Weiß und Rot. Wir werden unsere toten Frauen und Kinder furchtbar rächen.«

      Victorios Herz war kalt und tot. Er kannte nur noch ein Ziel. Blutige Rache...

      *

      Die beiden Krieger brachten Whitlock in die Schlucht. Der Magen drehte sich dem Lieutenant um, als ihm das Bild von Tod und Untergang mit furchtbarer Intensität in die Augen sprang. Seine Kehle trocknete schlagartig aus. Ein Ton kämpfte sich in ihm hoch, ein zittriger Laut des Entsetzens, der im Ansatz erstickte. Das Grauen wob in seinen Augen.

      Die Apachen hatten ihre Toten nicht beerdigt. Um sie zu verbrennen fehlte es am nötigen Holz. Also hatten sie sie liegen lassen.

      Verwesungsgeruch erfüllte den Platz zwischen den Felswänden. Aasgeier und Coyoten hatten den Leichen teilweise schon das Fleisch von den Knochen gerissen. Einige der Geier saß am Boden und drehten die hässlichen Köpfe in die Richtung der drei Reiter, die am Rande des Schauplatzes dieses Irrsinns brutaler Gewalt verharrten. Zwei der großen Vögel stritten sich um ein Stück Beute. Mit den Flügeln schlagend gingen sie zornig krächzend aufeinander los.

      »Großer Gott!«, entrang es sich Whitlock. Er war angewidert, erschüttert, ergriffen, das Grauen würgte ihn. Eine ganze Gefühlswelt in den Augen ließ er seinen Blick über die Stätte des Todes gleiten. Und er fragte sich, wozu Menschen noch fähig waren.

      Auch die Mienen der beiden Krieger zeigten Entsetzen. Einer von ihnen saß ab und ging zwischen den Toten herum. Seine Lippen bewegten sich, doch drangen keine Worte über sie. Dann kam der Apache zurück. »Ich habe meinen Vater gesehen.« Seine Stimme klang dumpf. »Er ist tot. Sie haben ihn erschlagen wie einen räudigen Hund.«

      »Hast du Victorio gefunden?«, fragte Whitlock. »Ist auch er tot?«

      »Nein. Der Häuptling ist nicht unter den Toten. Vielleicht haben sie ihn gefangen genommen. Vielleicht befindet er sich auf der Flucht. Da siehst du es, Nantan. Den Frieden, von dem du träumst, kann es nicht mehr geben. Das hier schreit nach Vergeltung. Frauen, Kinder und Alte. Kehr in dein Land zurück, Pferdesoldat, und warte dort auf den Tod, den die Stämme der Apachen über die Bleichgesichter bringen werden. Frieden kann es nicht mehr geben.«

      »Ihr seid frei«, sagte Whitlock. »Vielleicht befindet sich Victorio nicht in Gefangenschaft. Reitet und sucht ihn, und bestellt ihm von Tyler Whitlock, dass er den Krieg, den er führt, nicht gewinnen kann. Am Ende werden viele Apachen tot sein. Und der Schrei nach Vergeltung wird ungehört in der Wildnis verklingen.«

      Die beiden Apachen trieben ihre Pferde an. Einer sagte: »Deine Worte sind in den Wind gesprochen, Nantan. Es gibt nur eine Antwort, und die lautet Krieg.«

      Die beiden ritten an Whitlock vorbei tiefer in die Schlucht hinein. Langsam folgte er ihnen. Er blickte in die erstarrten Gesichter der Toten, die im letzten Entsetzen ihres Lebens und in Todesangst verzerrt waren, und er konnte den Anblick kaum ertragen. Etwas in ihm schien zu zerbrechen. Und es war nicht nur die Nähe des Todes, die ihm so sehr zusetzte. Es waren auch die Gedanken an die Zukunft. Die Apachen würden ihren Krieg noch brutaler, noch grausamer führen. Bilder zogen wie Visionen an Whitlocks geistigem Auge vorbei – Bilder der Gewalt, der Vernichtung, des Unterganges und des Todes. Es war wie ein Film, der in seinem Bewusstsein ablief. Er erschauerte. Der Eishauch des Todes schien ihn zu streifen.

      Langsam folgte er den beiden Apachen. Sie drehten sich nicht um. Für sie ging von dem weißen Offizier keine Gefahr aus. Doch wenn er ihnen folgte, würden sie ihn töten und seinen Skalp nehmen.

      *

      Die Patrouille ritt über die Ebene. Ein staubiger Arroyo zerteilte sie in zwei Hälften. Geröll lag auf seinem Grund. Die Böschungen waren steil und sandig.

      Unbarmherzig brannte die Sonne vom Himmel. Staub wehte zwischen den Pferdehufen. Zwei Scouts ritten vor der Patrouille. Ein Teniente und ein Sargento führten die Truppe. Die braunen Hemden der Soldaten waren durchschwitzt. Schweiß rann ihnen in Bächen unter den Mützen hervor über die Gesichter. Die Tiere zogen müde die Hufe durch den Staub und über das Geröll.

      Whitlock ritt aus einer Hügellücke und zügelte sein Pferd. Seine blaue Uniform war vom Staub gelb gepudert.

      Einer der Scouts rief etwas nach hinten. Wahrscheinlich hatte er den einsamen Reiter entdeckt. Der Teniente ließ die Patrouille anhalten. Der wirbelnde Staub legte sich.

      Langsam ritt Whitlock auf die Truppe zu. Entbehrungen und Strapazen standen den Soldaten in die Gesichter geschrieben. Sie trockneten sich mit den Halstüchern die Gesichter ab. Mit entzündeten Augen musterten sie den US-Kavalleristen.

      Vor dem Teniente und dem Sargento zügelte Whitlock das Pferd. »Ich bin Lieutenant Tyler Whitlock«, stellte er sich mit heiser krächzender Stimme vor.

      »Ich bin Teniente Paco Montega. Wo haben Sie ihre Leute gelassen, Lieutenant?«

      »Ich bin alleine unterwegs.«

      »Dieses Land macht Victorio mit seinen Guerillas unsicher«, erklärte der Oberleutnant. »Wir durchkämmen es auf der Suche nach ihm. Was hat Sie alleine in diese Einöde getrieben, Lieutenant?«

      »Ich soll Victorio finden und mit ihm verhandeln. Vor einer Woche bin ich auf sein Lager gestoßen. Es gab dort nur noch tote Männer, Frauen und Kinder.«

      »Im Land wimmelt es von Patrouillen wie dieser«, sagte Montega. »Sie alle jagen Victorio und seine Renegaten. Es ist ein Kesseltreiben, das wir auf ihn veranstalten, und es ist sicher nur noch eine Frage der Zeit, bis wir seiner habhaft werden.«

      »Mit ihm zu verhandeln wäre sicher weniger blutig.«

      »Por Dios, Lieutenant, für Verhandlungen mit diesem Verbrecher gibt es keinen Platz mehr. Er gebärdet sich wie ein wildes Tier. In den Reservaten am Gila River und bei Tularosa laufen die Indianer davon, um sich ihm anzuschließen.«

      »Unzufriedene Indianer, die den Versprechungen der Weißen nicht mehr vertrauen.«

      Die Rechte des Teniente wischte ungeduldig durch die Luft. »Seit Neuestem gibt es ein bilaterales Abkommen, das es den Grenzpatrouillen der mexikanischen Armee und der US-Kavallerie ermöglicht, gemeinsame Aktionen zu beiden Seiten der Grenze zu unternehmen. Wir sind ermächtigt, auf der Jagd nach Victorio die Grenze zu überschreiten. Auf seinen Kopf sind 3.000 Dollar Prämie ausgesetzt.«

      »Solange die Armeen Mexikos und Amerikas hilflose Frauen und Kinder niedermetzeln, ist an Frieden


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