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DAS VERMÄCHTNIS (JET 5). Russell BlakeЧитать онлайн книгу.

DAS VERMÄCHTNIS (JET 5) - Russell Blake


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Herren, ich denke, es ist allen klar, dass diese Informationen den Raum niemals verlassen dürfen. Ich möchte gern kurz mit Jacob allein sprechen. Dürfte ich Sie deshalb bitten, vor die Tür zu gehen?«, meinte David an die beiden anderen Anwesenden gerichtet. Die Männer nickten und erhoben sich, schon fast dankbar, sich aus dem Gespräch ausklinken zu können. Jacob war vielleicht der Präsident, aber David leitete die Firma. In politischen Kreisen war Jacob ein echter Tausendsassa und hatte mächtige Kontakte, durch die die Firma in den letzten dreißig Jahren immer mehr florierte, doch es war David, der sich um das Tagesgeschäft kümmerte, und der im Endeffekt auch die Entscheidungen traf.

      »Natürlich, David. Ich bin in meinem Büro, wenn du mich brauchst. Abner, wie wäre es mit einem Kaffee?«, fragte der Größere der beiden.

      »Das klingt nach einem guten Plan. David, Jacob, ich möchte nur, dass ihr wisst, dass ich hinter eurer Entscheidung stehen werde, wie immer sie auch ausfällt. Dieser Vorfall ist äußerst tragisch, aber wir müssen dennoch das große Ganze im Blick behalten«, erklärte Abner, der Finanzchef der Firma. Mit dem großen Ganzen meinte er natürlich die Kosten.

      Nachdem die beiden den Raum verlassen hatten, stand David auf und fing an nervös auf- und abzugehen.

      »Das ist viel mehr als ein tragischer Vorfall. Wir müssen ihnen unbedingt einen Knochen hinwerfen und zusehen, dass Gras über die Sache wächst«, erwiderte Jacob.

      »Da bin ich mir nicht so sicher. Meiner Meinung nach ist dieser Weg genau der Falsche. Lass uns doch lieber mal in Ruhe nachdenken. Vielleicht bietet sich hierbei ja sogar eine Chance«, sagte David in Gedanken versunken. »Das Schiff und seine Fracht sind komplett versichert, wenn wir nichts von den Piraten wüssten, würden wir das Schiff also einfach abschreiben. Unsere Beiträge würden danach natürlich durch die Decke gehen, aber das wird jetzt sowieso passieren – egal ob wir das Schiff zurückbekommen oder nicht.«

      »Aber das ist doch nur die ökonomische Seite, David! Was ist mit den Menschen?«

      »Du hast diese Leute doch nicht umgebracht. Diese Wilden sind die reinsten Tiere! Die machen Unvorstellbares, das sind brutale Mörder. Ich habe vielleicht noch keinen perfekten Plan, aber ich weiß zumindest, dass man mit Geisteskranken nicht verhandeln sollte.«

      »Wir müssen bezahlen, David! Wenn sich das rumspricht, wird es das Ende unserer Firma sein. Die Anwälte werden uns in den Ruin treiben und uns auch zivilrechtlich ausnehmen. Unser Ruf wäre für immer dahin!«

      »Es wird sich aber nicht rumsprechen. Die werden das doch niemandem erzählen. Publicity können die sich gar nicht leisten, sonst würde doch jedes Kriegsschiff in der Gegend Kurs auf sie nehmen, und dann ist das Spiel für sie aus. Die werden nicht reden. Und vergiss nicht: Die sind die Mörder, nicht wir!«

      »Ich glaube, mir gefällt die Richtung, in die du denkst, ganz und gar nicht.«

      »Lass mich doch erst mal ausreden. Selbst, wenn wir das Geld bezahlen, werden wir uns anschließend im Zentrum einer Untersuchung wiederfinden, und dort wird die Frage aufkommen, warum wir nicht schneller waren und ob wir das Gemetzel nicht irgendwie hätten verhindern können. Anschließend kommt dann die Prozesswelle von den Angehörigen der Opfer, und die wird wirklich hart, denn es gibt ja Zeugen … die überlebenden Mitglieder der Crew.«

      »Dann verlieren wir so oder so. Warum zur Hölle haben wir überhaupt zugelassen, dass das Ganze so außer Kontrolle gerät, David? Warum haben wir nicht einfach sofort bezahlt?«

      David betrachtete Jacob mitleidig und verschränkte die Arme vor der Brust. »Beruhige dich erst mal und versuch, dich in die Sache hineinzudenken. Wir haben hier eine echte Chance. Eine, die eine ganze Reihe von Problemchen für uns lösen wird. Denk doch nur mal an Sodom

      Die Erwähnung dieses Namens, der ein Code für ein Geheimnis war, über das normalerweise niemals gesprochen wurde, ließ sofort sämtliche Farbe aus Jacobs Gesicht weichen.

      »Bist du jetzt vollkommen durchgedreht, mir damit zu kommen? Was zur Hölle hast du vor … wovon redest du überhaupt? Ich verstehe gar nichts mehr!«

      David senkte jetzt seine Stimme: »Jacob, wir haben hier eine Situation, die alles, was du in deinem Leben erreicht hast, vernichten könnte. Wir beide könnten alles verlieren. Es wäre das Ende von allem, was wir aufgebaut haben, und was dein Vater aufgebaut hat. Das darf nicht passieren. Wie tragisch es auch ist, dass die Besatzungsmitglieder in diese Situation gebracht wurden, es ist letzten Endes nicht unsere Schuld. Wir dürfen auf keinen Fall zulassen, dass diese Krise jahrzehntelange Arbeit und Investitionen in Millionenhöhe vernichtet. Wir sind doch so nah dran, die Zukunft zu verändern!«

      Jacobs Augen wurden daraufhin zu Schlitzen. »Was genau hast du vor, David?«

      »Ich denke gerade nur laut. Was ist die größte Hürde, die Sod…, ich meine, unser Projekt, noch zu meistern hat? Was hat uns in den letzten zwei Jahren zu schaffen gemacht?«

      »Die Durchführbarkeit.«

      »Ganz genau, und hier hat uns das Schicksal vielleicht eine Möglichkeit geliefert. Die Lösung unserer Probleme! Ich denke, es ist an der Zeit, dass wir den Rat einberufen. Je eher, desto besser.«

      »Den Rat?«, flüsterte Jacob ehrfürchtig. »Was hat denn unsere Piratensituation mit dem Rat zu tun?«

      »Alles«, entgegnete David, zog den Stuhl neben Jacob hervor und setzte sich. Mit gesenkter Stimme begann er zu sprechen und ihm alles im Detail zu erklären.

      Zehn Minuten später taumelte Jacob aus dem Besprechungsraum. Er fühlte sich unfassbar müde und, paradoxerweise, gleichzeitig absolut energiegeladen. Er ging zu seinem palastartigen Büro, das einen Ausblick über die ganze Stadt bot. Aus seinem Safe nahm er jetzt eines der bereitliegenden Wegwerftelefone und begann mehrere Anrufe zu tätigen. Nach einer halben Stunde hatte er alle erreicht. Termine wurden verschoben, Entschuldigungen erfunden, und ein Treffpunkt aus den im Vorfeld vereinbarten Möglichkeiten ausgewählt.

      Der Rat würde zusammenkommen, um das Problem zu besprechen, und auch die Möglichkeit, die David in dem Ganzen sah. Seine Denkweise war absolut nachvollziehbar und vielleicht war das genau die Chance, auf die sie alle so lange gewartet hatten. Es würde sich allerdings noch zeigen müssen, ob es wirklich so war. Doch als Jacob das letzte Gespräch beendet hatte, fühlte er sich gestärkt. Er nahm das Telefon auseinander und veranlasste, dass die Einzelteile in verschiedenen Mülltonnen in Jerusalem entsorgt werden würden.

      Schon morgen Abend würde sich der Rat treffen, und seine Entscheidung könnte die Welt für immer verändern. Jacob seufzte leise, als er sich in seinem Chefsessel niederließ und der Sonne beim Untergehen zusah.

      Morgen würden sie sich treffen, und die Erde würde erzittern.

      In seinen Knochen spürte er ein aufregendes Kribbeln. Vielleicht hatte David recht und er war einfach nur zu blind gewesen – nein, zu ängstlichum selbst darauf zu kommen.

      Vielleicht war es endlich an der Zeit.

      Bald würde er es wissen.

      KAPITEL 6

       Vor einer Woche, zehn Meilen südlich von Eyl, Somalia

      »Sie haben unseren Forderungen zugestimmt«, verkündete Korfa mit einem triumphierenden Lächeln. Die Piraten rasteten beinahe aus. Sie fingen an, wild auf dem Deck herumzutanzen und aufgeregt in die Luft zu schießen. Er ließ sie ein paar Minuten lang gewähren, dann hob er die Hände, um Stille anzuordnen. Seine Männer grinsten nun von einem Ohr zum anderen und wirkten eher wie fröhliche Kinder als wie wettergegerbte Halsabschneider.

      »Wann ist es denn so weit, Sir?«, sprach Nadif die Frage aus, die jedem der Anwesenden momentan auf der Zunge lag.

      »In drei Tagen.«

      »Wie wird die Übergabe genau stattfinden?«

      »Ich habe ihnen Koordinaten gegeben, die einige Meilen von hier entfernt sind. Dort wird ein Fahrzeug


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