Die kleine Trostapotheke. Anselm GrünЧитать онлайн книгу.
Es ist geradezu tragisch, wenn tief fromme Christen in Angst vor Fremden verfallen. Da stimmt etwas mit dem ganzen Gottesbild nicht. Pater Anselm hat das genau geschildert.
Ich hatte als Kind ein prägendes Erlebnis: In unserer Pfarrei wurden alte Bilder ausgeräumt. Es handelte sich um Schaubilder für den Religionsunterricht, die nicht mehr dem Stand der Zeit entsprachen. Ich war sechs Jahre alt und lief neugierig umher. Da entdeckte ich ein Bild, das an der Wand lehnte und in etwa meiner damaligen Körpergröße entsprach. Es zeigt den Tod des reichen und des armen Mannes. Der arme Mann starb im Kreis seiner Familie, die alle im Gebet versunken waren. Von oben öffnete sich der Himmel und Engel stiegen herab, um die Seele des Sterbenden in Empfang zu nehmen. Weit in der Ecke sah man einen kleinen Teufel, der keine Chance hatte, die Seele zu erobern. Ganz anders der Tod des reichen Mannes. Er lag einsam in seinem Bett. Im Zimmer waren Säcke mit Geld. An seinem Bettende brannte schon ein Feuer, das die Hölle zeigte. Aus diesem Feuer entstieg ein Teufel, der ihn bei den Haaren packte, um ihn in die Hölle zu ziehen. Kleinen Engeln in der Ecke blieb nur die Flucht. Sie hatten ähnlich wie der kleine Teufel der anderen Seite keine Chance auf die Seele.
Mich packte die Darstellung der Hölle viel mehr als die des Himmels. In der Nacht wachte ich mit großer Angst auf. Ich war davon überzeugt, dass der Teufel auf meiner Bettdecke sitzt und mich packen wird. Plötzlich stand mein Vater neben dem Bett. Ich hatte wohl geschrien. Ich erzählte ihm von meinen Ängsten. Da hat er recht weise keine großen Erklärungen gegeben, sondern mir gesagt: »Jetzt betest du ein Vaterunser und ein Ave Maria, dann kann der Teufel dir nichts antun.« Ich tat, wie geraten, und hatte nie wieder in meinem Leben große Angst vor imaginären Dingen. Dieses Beispiel zeigt, dass wir nicht mit großen Erklärungen anrücken dürfen, sondern dass wir Mittel zur Angstbekämpfung brauchen.
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