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Butler Parker Staffel 12 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.

Butler Parker Staffel 12 – Kriminalroman - Günter Dönges


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hatte eine Zierkordel vom Bettpfosten abgerissen und ließ sie über die beiden gefesselten Vampire gleiten. Die Vampire mußten den Eindruck gewinnen, daß die Ratten über sie hinweghuschten. Dementsprechend brüllten sie.

      Kathy lächelte unwillkürlich. Wie schnell hatte sich das Blatt gewendet! Sie war gespannt, zu welchen Mitteln der Unsichtbare noch griff. Bis jetzt hatte sie ihm das Konzept gründlich verdorben und fragte sich wieder mal, wer er wohl sein mochte. Er mußte auf jeden Fall über Geld verfügen und über Mitarbeiter, die ihm treu ergeben waren, um als Vampire tätig zu werden.

      Kathy Porter dachte in diesem Zusammenhang an Mr. Briggs, den Besitzer der Steinway-Pictures, dessen Name als möglicher Täter ins Gespräch gekommen war.

      »Miß Porter?« Da war wieder die Stimme des Unsichtbaren. »Miß Porter, melden Sie sich! Ich habe eine frohe Botschaft für Sie: Lady Simpson befindet sich inzwischen ebenfalls in meiner Gewalt.«

      Das konnte nur ein Bluff sein. Kathy antwortete nicht.

      Als er ihr jedoch kurz darauf ein Band über den Lautsprecher vorspielte, auf dem Kathy die Unterhaltung des Unsichtbaren mit Lady Simpson Wort für Wort verfolgen konnte, mußte sie einsehen, daß der Mann diesmal nicht geblufft hatte.

      »Sie sollten Ihr Spiel aufgeben, Miß Porter«, sagte die Stimme, als das Band abgelaufen war, »oder muß ich Lady Simpson erst in echte Schwierigkeiten bringen? Noch habe ich sie aus der Haft nicht entlassen.«

      Kathy begriff.

      Schon im Interesse von Mylady mußte sie nachgeben. Sie konnte es nicht verantworten, daß der älteren Dame etwas passierte. Die resolute Frau neigte ohnehin zu Handlungen, die nicht immer kontrolliert waren.

      »Sie haben gewonnen«, sagte sie in die Dunkelheit hinein. »Ich gebe auf. Was soll ich tun?«

      »Schnüren Sie die beiden Helden auf und lassen Sie sich zur Tür bringen«, befahl die Stimme, die nun nicht mehr sympathisch klang, »aber beeilen Sie sich! Ich verliere langsam die Geduld!«

      *

      Parker wurde von dem unheimlichen Haus magisch angezogen.

      Gewiß, er hatte es verlassen und war ein gutes Stück gefahren um in eine Seitenstraße einzubiegen. Von hier war er aber dann zu Fuß zurückgegangen. Er hoffte nämlich, den Vampir mit den blonden Locken zu sehen, weil er sich vorstellen konnte, daß dieser Ungeist noch mal zurück zu Morgan Patch kam.

      Parker dachte natürlich nicht daran, etwa über die hohe Steinmauer zu steigen, die das weite Grundstück umgab. Ein Mann wie er hielt in allen Lebenslagen auf Würde. Der Butler benutzte sein Privatbesteck, um das Schloß der schmalen, vergitterten Seitenpforte zu öffnen. Für ihn war das eine Kleinigkeit. Sein Tempo hätte einen berufsmäßigen Einbrecher verblüfft und ihn an seinem Können zweifeln lassen. Das Schloß beeilte sich förmlich dem Butler dienlich zu sein. Wie durch Zauberei öffnete es sich.

      Parker schritt durch den Park dem Haus zu und war froh, daß es noch dunkel war. Dank seiner schwarzen Kleidung war er überhaupt nicht auszumachen. Zudem bewegte er sich fast geräuschlos. Wahrscheinlich hätte er einem Indianer in der Beziehung noch Nachhilfeunterricht geben können.

      Dennoch wurde der Butler belauert.

      Der Vampir mit den blonden Locken schien mit seiner Rückkehr gerechnet zu haben. Er stand hinter einem mächtigen Baum und wartete auf sein Opfer. Als Parker am Rand der Rasenfläche erschien, brach der Vampir den dürren, kleinen Ast, den er in Händen hielt.

      Parker reagierte augenblicklich.

      Er blieb stehen, lauschte und schritt dann auf den Vampir zu. Den altväterlich gebunden Regenschirm hielt er angewinkelt hoch, die Spitze wies genau in die Richtung, aus der das Brechen des dürren Astes gekommen war.

      Diesmal wurde Parker überlistet.

      Er passierte bedenkenlos einen Baum, hörte hinter sich plötzlich ein feines Scharren, wollte sich noch umwenden und … erhielt einen Schlag auf die schwarze Melone, der die Kopfbedeckung tief in seine Stirn trieb. Bevor Parker seine leichte Benommenheit abschütteln konnte, zuckte er unter der Einwirkung eines feinen Stichs zusammen.

      Natürlich wußte er, was dieser Stich zu bedeuten hatte. Als Realist, der er erfreulicherweise war, verzichtete er auf jede Abwehrmaßnahme. Parker ging von der Voraussetzung aus, daß man ihn noch nicht umzubringen gedachte, sonst wäre wohl auf ihn geschossen worden. Und gegen die Droge, die man ihm gerade verabreicht hatte, war im Augenblick ohnehin nichts auszurichten. Parker machte es sich also auf dem weichen Boden relativ bequem und überließ sich dem Schlafbedürfnis, das ihn prompt überfiel. Er schloß die Augen und entspannte sich.

      Das verabreichte Gift tat schnell seine Wirkung. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis Parker eingeschlafen war. Als er wieder zu sich kam, fühlte er sich recht wohl und wußte auf Anhieb nachzuvollziehen, was mit ihm passiert war.

      Er richtete sich auf und orientierte sich.

      Josuah Parker befand sich in einem großen, freundlich eingerichteten Zimmer, lag auf einem Bett und entdeckte wenig später eine fette, aber leicht verstörte Ratte, die auf dem Sims eines Kleiderschrankes hockte und sich nicht entschließen konnte, zurück auf den Boden zu steigen.

      Parker, der solchen Nagern gegenüber nur neutrale Gefühle hegte, weil sie für ihn nur ein Bestandteil der Natur waren, beobachtete das verschreckte und sichtlich verängstigte Tier. Der Butler kam zu dem Schluß, daß die Ratte ein schreckliches Erlebnis hatte, das noch in dem Nager deutlich nachwirkte.

      *

      Der lange und der dicke Vampir wirkten recht verlegen, als sie von Kathy aufgescheucht wurden.

      Kathy Porter rechnete damit, daß die beiden Männer zumindest versuchen würden, sich an ihr zu rächen. Genau das Gegenteil war der Fall. Wie zwei geprügelte Hunde schlichen sie zur Tür und sahen sich scheu und immer noch beeindruckt nach Kathy um. Einmal gewiß, weil sie in ihrer Kleidung ungemein sexy aussah, zum anderen, weil sie wahrscheinlich großen Respekt vor ihr hatten.

      Kathy versuchte nicht, sich ihnen anzuschließen.

      Für sie stand es fest, daß Lady Simpson sich in der Gewalt jenes »Obervampirs« befand, dessen Stimme eine Weile sympathisch geklungen hatte. Sie wollte die Detektivin auf keinen Fall in weitere Schwierigkeiten bringen. Von der Tonbandwiedergabe her wußte sie, daß es um hunderttausend Pfund ging, die für ihre Freigabe gedacht waren.

      Daß Agatha Simpson keinen Augenblick zögern würde, dieses Lösegeld auszugeben, stand für Kathy fest. Die Summe bedeutete für Lady Simpson nicht sonderlich viel, da sie das war, was man eine sehr reiche Frau nannte. Hunderttausend Pfund waren wirklich nicht in der Lage, ihre Finanzen auch nur andeutungsweise in Unordnung zu bringen. Deswegen brauchte Kathy nichts zu befürchten. Sie ärgerte sich allerdings, daß man sie so ohne jede Schwierigkeit hatte abfangen können und der eigentliche Täter geschickt im Hintergrund blieb. Er schickte seine Kreaturen vor, um die Kastanien aus dem Feuer holen zu lassen. Kathy war nach wie vor entschlossen, es diesem Mann zu zeigen, der mit Angst und seelischem Terror sein Opfer gefügig machen wollte.

      Sie baute nicht nur auf sich, sondern auch auf Josuah Parker. Der Butler würde wieder mal Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um sie hier möglichst schnell wieder herauszuholen. Wie einfallsreich Parker war, hatte er in der Vergangenheit mehr als einmal bewiesen.

      Kathy blieb also allein in dem dunklen Raum und hofft vorerst nur, daß ihr Entführer sich ärgerte. Sie hatte ihm da einige Dinge an den Kopf geworfen, die einen Mann in Harnisch brachten. Sie war sicher, ihn tief in seiner Männlichkeit verletzt zu haben.

      Wann würde dieser Mann erscheinen, um ihr zu zeigen, wie sehr er ihr überlegen war?

      »Hören Sie mich, Miß Porter?« fragte er auch schon prompt, als habe er ihre Gedanken erraten.

      Kathy schaltete auf Naivität um, als sie sich meldete. Sie gab ihrer Stimme einen etwas ängstlichen Unterton.

      »Was wollen Sie«, fragte sie. »Können Sie nicht für etwas Licht sorgen?«


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