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Gedichte - Gustav  Schwab


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sie so in ihrem reinen Triebe

      Auf mich niederschau', wie du!

      Aber du, geheiligte Kapelle,

      Laß, o laß mich Einmal nur mit Ihr

      Betend knien auf deiner heil'gen Schwelle,

      Vor der aufgethanen Himmelsthür!

      Fällt von ihren gottdurchdrungnen Blicken

      Einer liebend dann auf mich – o nun!

      Laß mich todt, nach himmlischem Entzücken,

      Unter deinen Kreuzen ruhn!

      An die Geliebte

      Sie fassen nicht den ew'gen Schimmer,

      Der dir aus deinen Augen geht,

      So wie des Mondes heil'gen Flimmer

      Kein irdiches Gemüt versteht.

      Hell muß es, wie die Sonne, blenden,

      Was dieser Welt gefällt und lacht,

      Muß alles mit dem Tage enden,

      Denn für den Schlaf ist ihre Nacht.

      Mir wird dein Leben erst entfaltet,

      Wann alles rings in Schatten fällt;

      Ich weiß, so lang die Sonne waltet,

      Von dir kein Gleichniß auf der Welt.

      Du gehst in unbemerkter Fülle

      Einsam vorüber und verwirrt,

      Ein Stern, der sich aus Nacht und Stille

      In dieses fremde Licht verirrt.

      O dann erst, wann der Abend dichter

      Sich um die stille Erde schließt,

      Und wann der Schein verwandter Lichter

      Auf dich vom blauen Himmel fließt;

      Dann erst, du namenloses Wesen,

      Du Stern des Himmels, fass' ich dich,

      Und mein' in deinem Blick zu lesen,

      Beim Stral des Monds, du liebest mich.

      Morgenbegegnung

      Sie ist an mir vorbeigegangen,

      Mit flücht'gem Gruße schnell und kalt,

      Kein Schimmer flog auf ihre Wangen,

      Kein Licht durchzückte die Gestalt.

      Wie anders haben meine Träume

      Mir sie noch diese Nacht gestellt!

      Da wandelte sie durch die Bäume,

      So ganz von Freundlichkeit erhellt;

      Und neigte sich zu süßem Grüßen

      Mit so getreuem Angesicht:

      Ich sah den Himmel sich erschließen,

      Ich zweifelte, ich schwankte nicht.

      Ich weiß nicht, wie es ist ergangen,

      Ich lag ihr in dem zarten Arm;

      Ich hielt das theure Kind umfangen,

      Fühlt' all ihr Leben voll und warm.

      Mir duftete der Strauß entgegen,

      Der keusche Wächter ihrer Brust,

      Es war mir ihres Herzens Regen,

      All ihre Seele mir bewußt.

      So hielt der Traum mich still und lange

      Versenkt in ruhigem Genuß.

      Da endlich drückt' er Wang' an Wange

      Und schied mit einem sel'gen Kuß.

      Ich war erwacht, ich eilt' ins Freie,

      Seltsam bewegt von Lieb' und Wahn;

      Und, wie im Schlaf, so kam aufs Neue

      Alsbald die Süße mir heran.

      Wie dacht' ich meines Traumes wieder!

      Meint', Alles wäre so geschehn;

      Ich schlug verschämt die Augen nieder,

      Und wagte kaum, sie anzusehn.

      Ich schielte bang nach meinem Glücke –

      Sie sah nicht auf, sie winkte kaum:

      Ach, diese Lippen, diese Blicke,

      Sie wissen nichts von meinem Traum!

      Geh' denn, du armes Lied, und sage,

      Was ich ihr stets verschweigen muß!

      Erfleh' von Ihr mit deiner Klage

      Nur einen holden Morgengruß!

      So wird der Traum mir zur Geschichte,

      Und tritt ins wache Leben ein:

      Seh' ich auf ihrem Angesichte

      Den kurzen, lieben Widerschein.

      Im Tempel

      Der Priester schweigt, es sendet die Gemeine

      Von halbbewegten Lippen stumme Bitte;

      Verklärend gießet ihre Heil'genscheine

      Die Sonne nieder in der Beter Mitte.

      Dort steht von ihrem Glanz umwallt, die Meine,

      Die Hände faltet sie nach frommer Sitte,

      Und neiget jetzt mit friedlicher Geberde

      Ihr schönes Haupt demütiglich zur Erde.

      Du sel'ges Kind! wie fühl' ich deine Nähe!

      Kommt doch des Geistes Stral auf mich hernieder;

      In meiner Brust, so oft ich nach dir sehe,

      Thut sich der Himmel auf und quellen Lieder;

      Und wie ich ganz in dich verloren stehe,

      Gebiert dein heil'ger Sinn in mir sich wieder;

      Mein Auge senkt, mein Haupt sich, wie das deine,

      Und dein Gebet, dein Wesen wird das meine.

      Da weckt mich wunderbar aus meiner Stille

      Der Glocken Klang und des Gesanges Wogen:

      Es kommt dein Bild in unnennbarer Fülle

      Auf allen Tönen nach mir zugeflogen,

      Mein Geist ergießt sich durch die ird'sche Hülle,

      Von Liedern und Gebeten hingezogen;

      Von deinem Geist wird er geführt nach oben,

      Die Engel hört am Thron den Herrn er loben.

      Und wie nun schweigen Glocken und Gesänge,

      Blick' ich, erwacht, hinab, Sie noch zu finden;

      Dort wandelt Sie zur Thüre mit der Menge –

      Froh,


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