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Der Leuchtturm am Ende der Welt. Jules VerneЧитать онлайн книгу.

Der Leuchtturm am Ende der Welt - Jules Verne


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sollte. Die Nebengebäude waren mit festen, von innen zu verriegelnden Türen abgeschlossen, und durch die stark vergitterten Fenster der Magazine und des Wohnhauses hätte niemand eindringen können. Außerdem verfügten Vasquez, Moriz und Felipe über Gewehre und Revolver, und an Munition fehlte es ihnen auch nicht.

      Am Ende des Ganges, wo dieser sich am Fuße des Turmes anschloß, war noch eine eiserne Tür angebracht, die keiner hätte zertrümmern oder eindrücken können. Und wie wäre es dann anders möglich gewesen, in den Turm einzudringen, als höchstens durch die kleinen Lichtpforten der Treppe, die wieder durch feste Eisenkreuze gesichert waren. Die Galerie des Turmes hätte einer nur erreichen können, wenn er an dem Drahtseile des Blitzableiters hinaufkletterte.

      Das waren also die wichtigen Arbeiten und Einrichtungen, die auf Betrieb der Regierung der Republik Argentina auf der Stateninsel unternommen und zu einem guten Abschluß geführt worden waren.

      Fußnoten

      1 Später, mit der Teilung des Magellanlandes im Jahre 1881, kam sie an die Republik Argentina.

      Drittes Kapitel.

      Die drei Wärter.

      In der jetzigen Zeit des Jahres, vom November bis zum März, ist die Schiffahrt auf den Meeren des Magellanslandes am lebhaftesten. Mildert auch nichts die mächtige Dünung, die hier aus beiden Ozeanen heranrollt, so hält sich doch die Atmosphäre mehr im Gleichgewicht, und nur schnell vorübergehende Stürme wühlen sie zuweilen bis in die höchsten Schichten auf. In dieser Periode freundlicherer Witterung wagen es Dampfer und Segelschiffe eher, das Kap Horn am südlichen Ausläufer der Neuen Welt zu umschiffen.

      Das Vorüberkommen von Fahrzeugen, ob auf dem Wege durch die Le Mairestraße oder im Süden der Stateninsel, genügte freilich nicht, die Eintönigkeit der langen Tage dieser Jahreszeit vergessen zu lassen. Dazu sind es der Schiffe zu wenige und ihre Zahl hat noch weiter abgenommen, seitdem die Entwicklung der Dampfschiffahrt und die Verbesserung der Seekarten die an und für sich kürzere und bequemere Fahrt durch die Magellansstraße noch gefahrloser gemacht haben.

      Die von dem Leben auf den Leuchttürmen allemal untrennbare Eintönigkeit wird jedoch von den zu ihrem Dienste fast auferzogenen Wärtern nicht so schwer empfunden. Meist sind es ja alte Matrosen oder frühere Fischer und schon deshalb keine Leute, die ungeduldig die Tage und die Stunden zählen, sondern die sich immer zu beschäftigen und zu zerstreuen wissen. Ihr Dienst beschränkt sich übrigens nicht darauf, für die Unterhaltung des Lichtes vom Untergange bis zum Aufgange der Sonne zu sorgen. Vasquez und seinen Kameraden war auch aufgetragen worden, die Umgebung der Elgorbucht im Auge zu behalten, sich wöchentlich mehrmals nach dem Kap Sankt-Johann zu begeben und die Küste bis zur Severalspitze zu besichtigen, ohne sich dabei aber weiter als drei bis vier Seemeilen zu entfernen. Ferner hatten sie das »Leuchtturm-Tagebuch« zu führen und darin alle irgendwie bemerkenswerten Vorkommnisse aufzuzeichnen, wie die Passage von Segel- und von Dampfschiffen, deren Nationalität und – wenn die betreffenden Signalflaggen erkennbar waren – deren Heimathafen und Namen. Außerdem waren die Richtung und Stärke des Windes, der Witterungscharakter, die Dauer der Niederschläge, die Häufigkeit der Gewitterstürme, der höchste und der tiefste Tagesstand des Barometers, die Lufttemperatur gewisser Stunden, kurz, in dazu vorgesehene Tabellen alle Erscheinungen einzutragen, die für die Ausarbeitung einer meteorologischen Übersichtskarte dieser Gegend irgendwie von Bedeutung waren.

      Vasquez, ebenso wie Felipe und Moriz, ein Argentinier von Geburt, hatte die Obliegenheiten eines Oberwärters des Stateninsel-Leuchtturms zu erfüllen. Er war jetzt siebenundvierzig Jahre alt, kräftig, von unerschütterlicher Gesundheit und nie versagender Ausdauer, wie sich's einem Seebären geziemt, der wiederholt über den größeren Teil der hundertachtzig Breitengrade hinweggefahren war. Rasch von Entschluß und tatkräftig in der Ausführung, sowie vertraut mit Gefahren aller Art, hatte er sich unter Umständen, die, wie man sagt, ihm an Kopf und Kragen zu gehen drohten, immer aus der Schlinge zu ziehen verstanden. Doch nicht nur seinem reifern Alter hatte er seine Wahl zum Vorgesetzten des Wärterpersonales zu danken, sondern auch seinem ausgeglichenen, festen Charakter, der auf den ersten Blick Vertrauen einflößte. Ohne in seiner frühern Stellung einen höhern Grad als den eines Oberbootsmannes der Kriegsflotte der Republik erreicht zu haben, hatte er doch den Dienst hochgeachtet von allen quittiert, und als er sich um die neuzuschaffende Stelle auf der Stateninsel bewarb, hatte die Regierung nicht gezögert, sie ihm zu übertragen.

      Felipe und Moriz waren ebenfalls zwei »befahrene« Seeleute, der eine vierzig, der andre siebenunddreißig Jahre alt. Vasquez kannte ihre Familien schon lange und er hatte sie der Regierung für den Posten hier in Vorschlag gebracht. Der erste war, wie er selbst, noch Junggeselle. Von den Dreien war nur Moriz, doch kinderlos, verheiratet, und seine Frau, die er nach drei Monaten wiedersehen sollte, diente inzwischen bei einer Zimmervermieterin im Hafen von Buenos-Ayres.

      Nach Verlauf der drei Monate sollten sich Vasquez, Felipe und Moriz wieder auf der ›Santa-Fé‹ einschiffen, die dann drei andre Wärter nach der Stateninsel brachte, welche sie nach weitern drei Monaten wieder ablösen sollten.

      Ihren Dienst würden sie dann für die Monate Juni, Juli und August, das heißt im tiefsten Winter, aufs neue auszuüben haben. Während sie nun in ihrer ersten Dienstperiode nicht besonders von Witterungsunbilden zu leiden gehabt haben würden, erwartete sie nach ihrer Rückkehr nach der Insel ein desto beschwerlicheres Leben, eine Aussicht, die trotzdem nicht geeignet war, ihnen eine Beunruhigung einzuflößen. Vasquez und seine Kameraden hatten sich dann ja schon ziemlich an das hiesige Klima gewöhnt und sie vertrugen voraussichtlich ungestraft die bitterste Kälte, die tollsten Stürme und überhaupt die schlimmste Unbill des antarktischen Winters.

      Von diesem Tage, dem 10. Dezember an, begann nun der regelmäßig geordnete Wachdienst. Jede Nacht leuchteten die Lampen unter Obhut eines im Turmzimmer weilenden Wärters, während die beiden andern im Wohnhause der Ruhe pflegten. Am Tage wurden dann die verschiednen Apparate besichtigt, gesäubert, die Lampen wenn nötig mit neuen Dochten versehen und in den Stand gebracht, von Sonnenuntergang an ihre mächtigen Strahlen zu entsenden.

      Von Zeit zu Zeit begaben sich, je nachdem der regelmäßige Dienst es zuließ, Vasquez und seine Kameraden längs der Elgorbucht bis ans Meer hinaus, entweder zu Fuß auf dem einen oder dem andern Ufer oder in dem den Wärtern zur Benützung überlassenen Boote, einer halbgedeckten Schaluppe mit einem Maste und einem Klüverbaume, die in einem kleinen Einschnitte lag, wo sie nichts zu fürchten hatte, da sie gegen die hier einzig gefährlichen Ostwinde durch hohe, steile Uferwände geschützt war.

      Wenn Vasquez, Felipe und Moriz einen solchen Ausflug unternahmen, blieb selbstverständlich allemal einer von ihnen auf der obern Galerie des Leuchtturmes als Wachtposten zurück. Es war ja jederzeit möglich, daß ein Schiff in Sicht der Insel vorüberkam und seine Nummer im allgemeinen Schiffsregister angeben wollte, und schon deshalb war es notwendig, daß einer der Wärter stets Umschau hielt. Vom Hofe aus übersah man das Meer nur nach Osten und Nordosten. Nach den andern Seiten hemmten höhere Uferwände den Blick schon einige hundert Toisen jenseits der Einfriedigung; daher die Notwendigkeit, fortwährend auf der Turmgalerie oder in dem Zimmer unter der Laterne bei der Hand zu sein, um sich mit den Schiffen draußen in Verbindung setzen und verständigen zu können.

      In den ersten Tagen nach der Abfahrt des Avisos ereignete sich nichts Bemerkenswertes. Das Wetter blieb schön und die Luftwärme verhältnismäßig hoch. Das Thermometer zeigte zuweilen zehn Grad Celsius. Der Wind wehte vom Meere her, zwischen Auf- und Untergang der Sonne meist als leichte Brise, schlug gegen Abend aber zum Landwind, d. h. zu einem Nordwest um, der von der weiten Ebene Patagoniens und des Feuerlandes herkam. Dann und wann gab es auch einige Stunden Regen, und da die Wärme weiter zunahm, waren für die nächste Zeit Gewitter und damit ein Umschlag der atmosphärischen Verhältnisse zu erwarten.

      Unter der Einwirkung der Sonnenstrahlen, die sich auch hier lebenerweckend erwiesen, begann die Pflanzenwelt in bescheidnem Maße aufzublühen. Von ihrem weißen Wintermantel vollständig befreit, bedeckte sich die Prärie rings um die Einfriedigung mit blassem Grün. Ja in dem Gehölz antarktischer Buchen hätte man gemächlich unter dem jungen Laubdache ruhen


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