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Dampfer ab Triest. Günter NeuwirthЧитать онлайн книгу.

Dampfer ab Triest - Günter Neuwirth


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wissen hiermit über Ihre wahre Identität Bescheid, ansonsten bewahren wir Stillschweigen. Wir entsprechen den Wünschen des Herrn Statthalters.«

      »Besten Dank. Ich muss allerdings darauf hinweisen, dass Graf Urbanau mich persönlich kennt. Als der Mordanschlag an seinen Fahrer verübt worden ist, sind wir einander begegnet.«

      »Ich verstehe. Also werde ich auch den Herrn Grafen zu einer Unterredung bitten.«

      »Das wäre bestimmt hilfreich.«

      »Sind Sie bewaffnet, Herr Inspector?«

      »Ja. Ich habe meine Dienstwaffe im Gepäck.«

      »Ich erlaube Ihnen, die Dienstwaffe zu behalten, aber ich fordere Sie offiziell dazu auf, die Waffe in einem versperrten Behälter zu verwahren. Verfügen Sie über einen derartigen Behälter?«

      »Ja, ich habe eine Metallkassette dabei, in die der Revolver bereits verschlossen ist. Den Schlüssel zur Kassette trage ich immer bei mir.«

      »Gut. Sollten Sie einen Verdacht hegen, dass es an Bord zu einem Anschlag kommen könnte, bitte ich um sofortige Nachricht. Die Herren Offiziere und ich müssen über alle polizeilich relevanten Vorfälle unverzüglich und vollständig informiert werden.«

      »Selbstverständlich, Herr Kapitän.«

      Kapitän Bretfelds Miene entspannte sich, er trat auf Bruno zu und reichte ihm die Hand. »Nun denn, Herr Inspector, dann hoffe ich für Sie und für uns, dass Sie lediglich ein paar erholsame Tage an Bord der Thalia verbringen werden. Das ist schließlich ein Vergnügungsdampfer.«

      Bruno lächelte und schüttelte zuerst die Hand des Kapitäns, dann die der Offiziere. »Das hoffe ich auch, Herr Kapitän. Zuerst aber hoffe ich, dass sich die Seekrankheit in Grenzen hält. Ich bin eine Landratte.«

      Der Kapitän klopfte Bruno aufmunternd auf die Schulter. »Das wird schon werden. Das Wetter ist gut, in den nächsten Tag sind weder Stürme noch raue See zu erwarten.«

      »Ihr Wort in Gottes Ohr. Herr Kapitän, meine Herren, ich empfehle mich.«

      *

      »Nun seht euch dieses Meisterwerk schiffsbaulicher Kunstfertigkeit im adriatischen Licht der untergehenden Maiensonne an! Welch wohlgeratenes Stück Eisen, geschmiedet im Aufgang einer neuen Zeit und Hoffnung. Ich bin auf das Äußerste enthusiasmiert!«

      »Oh ja, ein schönes Schiff.«

      »Wohl gerecht, dass die göttliche Thalia diesem Schiffe ihren Namen lieh, denn Menschen, die solches im Schweiße ihres Angesicht zu verfertigen verstehen, müssen gar von der lieblichen Muse geküsst worden sein. Inspiration nenne ich es, das Seefahrzeug strahlend weiß im Korpus über der Wasserlinie und grün unter der Wasserlinie zu tünchen, wozu auch das Gelb des Schornsteins trefflich sich fügt.«

      Ferdinand Seefrieds Ohren schmerzten. Seit der Abfahrt des Zuges noch vor Sonnenaufgang teilten seine Frau Hermine und er das Coupé mit Therese Wundrak. Von Wien bis Triest, mehr als zwölf Stunden Bahnfahrt! Die bekannte Reporterin und Reiseschriftstellerin Wundrak war so entzückt darüber gewesen, im Zug reizende junge Menschen getroffen zu haben, die nicht nur mit ihr bis nach Triest fuhren, sondern auch beabsichtigten, dasselbe Schiff für eine Vergnügungsfahrt zu besteigen, dass sie in einem nicht enden wollenden Strom von den Abenteuern auf ihren vielen Reisen erzählt hatte. Praktisch ohne Pause.

      Ferdinand war vor Kurzem einunddreißig Jahre alt geworden und noch nie hatte er solche schändlichen Gedanken gehegt, doch bereits knapp nach Graz hatte er überlegt, Frau Wundrak aus dem Zugfenster zu werfen. Und knapp vor Laibach hatte er ernsthaft erwogen, sich selbst aus dem Fenster zu stürzen. Zwischenzeitlich gelang es ihm immer wieder durch Vortäuschung einer Blasenschwäche, seinem Gehör für wenige Minuten Linderung zu verschaffen. Denn Frau Wundrak redete nicht nur unmäßig viel, sie verfügte auch über eine Stimmkraft, die jedem Feldwebel am Kasernenhof Respekt abringen musste. Erstaunlicherweise schien Hermine nicht unter der Fülle der auf sie niederprasselnden Worten zu leiden, im Gegenteil, Hermine war sehr schnell sehr vertraut mit Frau Wundrak geworden.

      Doch selbst eingedenk seiner mittlerweile höchst gereizten Nerven konnte Ferdinand nicht umhin, die Begeisterung der beiden Damen zu teilen. Die Thalia bot im letzten Licht der Abendsonne einen prächtigen Anblick. Und ja, der strahlend weiße Lack des Salondampfers schien in der Abendstimmung förmlich zu glühen. Fernweh ergriff ihn. Über drei Wochen würde dieser Dampfer sein Zuhause sein. Was für eine großartige Idee, die Kreuzfahrt zu unternehmen! Anfangs war er davon nur wenig begeistert gewesen. Warum sollte er sich in eine stählerne Kabine zwängen? Wozu die antiken Orte in Griechenland besuchen? Weshalb am Markt der osmanischen Me­tro­pole Konstantinopel spazieren gehen? Aber Hermine war so voller Vorfreude gewesen, dass diese auch langsam auf ihn übergeschwappt war. Und sie hatte mehrmals in der Buchhandlung am Graben Bücher über das Mittelmeer und über die Kultur der alten Griechen gekauft. Auch Reisebeschreibungen hatte sie verschlungen. Er hatte nicht alle Bücher gelesen, die Hermine gekauft hatte, aber doch einige mit wachsendem Interesse.

      Therese Wundrak hakte sich mit der Linken bei Ferdinand ein und funkelte ihn an. »Nun, mein Lieber, was sagen Sie zu unserem Schiff?«

      Die unmittelbare körperliche Nähe der groß gewachsenen Frau war ihm unangenehm, doch er wagte nicht, sich von ihr zu lösen. »Frau Wundrak, ich stimme Ihnen zu. Das Schiff sieht großartig aus.«

      Mit der Rechten hakte sich Therese bei Hermine ein und zog sie an sich. »Liebe Freundin, ich bitte dich inständig, ein Wort an deinen Göttergatten zu richten. Ich habe ihm schon dreimal streng aufgetragen, mich bei meinem Kosenamen zu nennen. Nein, er weigert sich beständig, mir diese Intimität zu gewähren.«

      Hermine schaute mit strengem Blick zu Ferdinand. »Ferdi, jetzt tu doch, wie die Resi sagt.«

      »Also gut«, sagte Ferdinand seufzend. »Liebe Resi, ich stimme dir zu. Die Thalia ist ein Prachtstück.«

      Therese lachte lebhaft. »Sieh an, es geht ja! Was bin ich hocherfreut. Und stellt euch nur vor. Morgen schon stechen wir in See. Das Leben ist erquicklich und schön, nicht wahr?«

      Ferdinand löste sich von Therese. »Da kommt der Dienstmann mit unserem Gepäck. Ich kümmere mich darum, dass es an Bord gebracht wird.«

      Am Molo San Carlo herrschte wie zu jeder Zeit Hochbetrieb. Eben legte ein Dampfer der dalmatinischen Eillinie ab. Der Zug aus Wien hatte weitere Fahrgäste gebracht, die nun vor der Gangway der Thalia standen. Es wurde lebhaft.

      *

      Das erste Licht des anhebenden Frühlingstages näherte sich der oberen Adria, begleitet von einem milden Südwind. Friedrich regte sich, brummte und schlummerte weiter. Carolina hingegen erwachte. Welch ein Wunder! Friedrich schlief neben ihr. Es war kein Traum, der nun verschwand. Nein, der Traum begann erst, als sie verstand, dass sie nicht alleine war. Ein Mirakel fürwahr, und doch die Wirklichkeit. Was für eine Nacht! Wohlige Schauer durchliefen sie. Sie schmiegte sich an Friedrich, fühlte seine nackte Haut, seinen schlanken Körper und seine Nähe.

      Die wahre Liebe! Hier und jetzt!

      Beim gestrigen Abendessen war es zu einer unschönen Szene gekommen. Ihr Vater hatte von ihr wissen wollen, was sie nun nach einem Tag Bedenkzeit von der geplanten Vermählung hielt. Carolina war erst vorsichtig gewesen und hatte um weitere Bedenkzeit gebeten. Ihr Vater hatte nicht lockerlassen wollen und auf eine Stellungnahme insistiert, also hatte sie ihre Ablehnung vom Vortag bekräftigt. Daraufhin hatten Vater und Tochter das Abendessen in gedämpfter Stimmung und ohne weitere Worte hinter sich gebracht. Carolina war auf ihr Zimmer gegangen. Dort hatte sie ihr Vater aufgesucht und zur Rede gestellt. Ein Wort hatte das andere ergeben, beide waren laut geworden, ihr Vater hatte mit einem Abbruch der Reise gedroht und weitere Strafmaßnahmen angekündigt, falls sie es weiterhin an Folgsamkeit derart mangeln ließ. Im äußersten Falle würde er, so hatte er ihr gedroht, sie bis zu ihrem einundzwanzigsten Geburtstag in ein Kloster stecken. Damit hatte er ihr Zimmer verlassen und sich in den Rauchsalon des Hotels begeben. Carolina hatte eine Stunde in ihrem Zimmer gewartet, und als sie gehört hatte, dass ihr Vater sich für die Nachtruhe zurückgezogen hatte, war sie losgelaufen, um


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