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Dampfer ab Triest. Günter NeuwirthЧитать онлайн книгу.

Dampfer ab Triest - Günter Neuwirth


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die vielen Menschen!«

      Carolina ließ sich von seiner Begeisterung mitreißen. Ja, auch sie war in den wenigen Stunden seit ihrer Ankunft von der Buntheit der großen Hafenstadt überwältigt. »Erzähl mir von deinen Erlebnissen.«

      Die Abendsonne tauchte am Horizont in das Meer. Straßenlaternen erhellten den Kai mit Licht.

      Das Automobil

      Sein Zuhause war der Hof seiner Eltern. Da, wo er aufgewachsen war, inmitten der Kornfelder und Obstbäume. Egal wie viele Jahrzehnte schon ins Land gegangen waren, der Hof in der Nähe der Auwälder an der Mur würde immer seine Heimat bleiben. Sein älterer Bruder hatte den Hof übernommen. So bestimmte es die Tradition, der Ältere hatte das Vorrecht. Also war er schon in jungen Jahren von Zuhause fortgegangen, hatte in Graz eine Stelle in der Maschinenfabrik gefunden und sich lange Zeit als Arbeiter und Bettgeher durchgeschlagen. Er war aber nicht wie die anderen Burschen vom Land dem Alkohol verfallen, sondern hatte gelernt. Er war ein fähiger Schlosser geworden, einer, den seine Dienstherren gerne beschäftigt und selbst in der Krise nur ungern wieder entlassen hatten. Er hatte weiter gelernt und war in einer Autowerkstatt Mechaniker geworden. Das Instandhalten und Fahren von Automobilen war sein Lebensinhalt geworden. So hatte ihn schließlich der Graf für ein solides Gehalt als Fahrer eingestellt. Rudolf konnte sich wahrlich nicht beklagen, seit er das Automobil des Grafen wartete und fuhr, ging es ihm gut, hatte er ein bequemes Zimmer, reichlich zu essen und eine Werkstatt, über die er alleine verfügen konnte.

      Am heimatlichen Hof hatte ihn stets der Hahn geweckt. Früh aufzustehen war für ihn nie ein Problem gewesen. Er hatte nie etwas anderes gekannt. Beim ersten Sonnenschein war er aus dem Bett und hatte sein Tagewerk begonnen. Heute aber weckte ihn nicht der Hahn. Rudolf wusste zuerst gar nicht, wie ihm geschah, wo er war, welches Tier so schreien konnte. Erst als er ans Fenster trat, erinnerte es sich. Er war am Meer, er war in einer Herberge nahe dem Hafen von Triest. Und das markerschütternde Geschrei stammte von einer Möwe. Rudolf öffnete das Fenster und schaute hinaus. Der große Vogel entdeckte ihn, schrie noch einmal und flog davon.

      Der Morgen graute. Er musste los. Die Arbeit wartete auf ihn.

      Wenig später startete er das Automobil und fuhr los. Auf den Straßen der fremden Stadt begann sich das Leben zu regen. Die ersten Händler öffneten ihre Läden, die Hafenarbeiter trotteten zielgerichtet durch die Gassen, zwei hübsche Wäscherinnen überquerten mit vollgepackten Körben die Straße und schauten bewundernd dem großen und vornehmen Automobil hinterher. Der Graf hatte einen Wagen der Wiener Automobilfabrik Gräf & Stift gekauft, der Wagen war nagelneu, Baujahr 1906, sehr luxuriös und wahrscheinlich die beste Limousine, die man in der gesamten Monarchie kaufen konnte. Das Automobil hatte ein Vermögen gekostet und war der ganze Stolz des Herrn Grafen. Deshalb hatte er den Wagen auch an die obere Adria transportieren lassen. Und Rudolf durfte den Wagen fahren.

      Der Bahnhof kam in Sicht. Der Nachtzug musste schon angekommen sein. Es dauerte ein Weilchen, bis Rudolf die richtige Laderampe fand, an der die Überseekoffer des Grafen bereitstanden. Mühsam wurden die drei großen schweren Koffer verladen. Zwei Männer der Bahnverwaltung halfen Rudolf beim Aufladen der wertvollen Fracht. Fast einen Monat würden der Herr Graf und die Komtess auf See sein. Er selbst würde einen Tag nach dem Ablegen des Dampfers den Heimweg nach Graz antreten.

      Rudolf fuhr los, ließ den Bahnhof hinter sich. Der Graf hatte ihm die Verantwortung über die sichere Verwahrung der Koffer anvertraut. Bis das Gepäck auf die Thalia geladen werden konnten, würden sie in einem Magazin am Hafen gelagert werden. War es verstaut, würde Rudolf das Automobil für die Fahrt nach Duino vorbereiten. Er hatte schon während der Zugfahrt die Landkarte genau studiert und sich die Route eingeprägt. Der Graf würde nicht klagen können. Es war auch für Rudolf ein Abenteuer. Noch nie war er an das Meer gekommen.

      Das Automobil rollte am Kai entlang, überholte einen Zug der elektrischen Straßenbahn. Am Kai standen einige Hafenarbeiter, die den großen Wagen anstarrten, drei junge Burschen winkten mit ihren Mützen und riefen Rudolf auf Italienisch Grüße zu.

      Stolz packte Rudolf. Als er sich der Gruppe näherte, betätigte er die Hupe, winkte und trat auf das Gaspedal. Der hochdrehende Motor röhrte auf, die Hafenarbeiter johlten vor Vergnügen, der Wagen sauste schnell an ihnen vorbei. Rudolf genoss die rasante Fahrt am Kai.

      Ein Ochsenkarren querte die Fahrbahn. Rudolf betätigte die Hupe. Aber der Ochsenkarren war viel zu langsam und schwerfällig, um rechtzeitig die Fahrbahn freizumachen. Rudolf packte den Bremshebel und zog kräftig daran. Er hörte ein Schnalzen. Der Bremshebel kippte nutzlos nach hinten. Rudolf schrie auf.

      Das Bremsseil war gerissen! Das verstand er sofort. Das Automobil raste ungebremst auf den Ochsenkarren zu. Erschrocken hoben die beiden Tiere die Köpfe, der Lenker des Karrens schrie auf.

      Rudolf hatte keine Zeit nachzudenken, er handelte sofort. Er umfasste das Lenkrad fest und lenkte zur Seite. Das rechte Vorderrad kam bis auf wenige Zentimeter an den Rand der Kaimauer. Geschafft, er war nicht mit dem Ochsenkarren kollidiert. Er zog das Lenkrad nach links.

      Zwei Männer direkt voraus! Sie rissen zu Tode erschrocken ihre Augen auf. Rudolf lenkte nach rechts. Der Wagen schlingerte. Das ausbrechende Heck warf die beiden Männer um. Das Automobil schwankte bedenklich. Nach Leibeskräften versuchte er, den Wagen zu stabilisieren.

      Da, ein Poller vor ihm! Und dahinter gestapelte Holzkisten. Wieder riss er das Lenkrad herum. Das Automobil kippte. Der Aufprall schleuderte Rudolf vom Fahrersitz. Es ging so rasend schnell, er hatte gar keine Zeit zu schreien. Er sah die Holzkisten. Dann der Aufprall.

      Dunkelheit legte sich um ihn. Völlige Finsternis.

      *

      Bruno wohnte nach wie vor im Haus seiner Eltern im Stadtteil Cologna, gemeinsam mit seiner Mutter. Einst hatte hier eine Bauernfamilie gelebt, die auf den Berghängen Hühner und Ziegen gehalten und einen kleinen Weingarten bewirtschaftet hatte. Für den Hausgebrauch hatten die Bauersleute Gemüsebeete bestellt. Salvatore Zabini hatte es als hochgestellter Beamter des Zollamtes zu einigem Wohlstand gebracht, und als die landwirtschaftlichen Flächen rund um Triest zusehends von den Wohnhäusern der sich ausbreitenden Stadt verbaut worden waren, hatte er seine Wohnung in der Città Vecchia veräußert und das Haus mit Garten in Cologna gekauft. Die Renovierung nahm einige Zeit in Anspruch. Bruno hatte gute Erinnerungen an die Sprache, Witze und Handgriffe der Bauarbeiter, die unter der strengen Aufsicht seines Vaters den Umbau durchgeführt hatten. Für ihn als Knaben war das eine aufregende Zeit gewesen. Die Arbeiter hatten ihn gemocht, weil er ihnen Wasser, Brot, Käse und Wurst gebracht, weil er ihnen genau zugesehen hatte und sich die Handhabe der Werkzeuge hatte beibringen lassen. Das hatte ihm viel Spaß bereitet und ihn schnell lernen lassen. Den Klang der furlanischen Sprache, der Sprache der Landbevölkerung aus dem Karst, hörte er dort zum ersten Mal, denn seine Eltern sprachen Italienisch und Deutsch.

      Die ehemaligen Bauern hatten vom Verkaufserlöse ihrer Liegenschaft eine Wohnung im Borgo Giuseppino gekauft und einen Laden eröffnet, an dem Bruno immer wieder vorbeikam und Gemüse kaufte.

      Das Haus verfügte über zwei Eingänge. Durch den Vordereingang betrat man die eigentlichen Wohnräume, die von Heidemarie Zabini bewohnt wurden. Der Hintereingang führte zum ehemaligen Stall, der beim Umbau zu einer kleinen Dienstbotenwohnung umgebaut worden war. Darin wohnte nun Bruno.

      Der morgendliche Fußmarsch zur Polizeidirektion war Bruno ein lieb gewordenes Ritual. Mit ausgreifenden Schritten ging er vom Hang hinab in die Altstadt. Das k.k. Polizeiagenteninstitut nahm eine ganze Etage im Gebäude der Polizei­direktion ein. Wie in den anderen Ländern Cislei­thaniens bildete das Polizeiagenteninstitut den nicht uniformierten Wachkörper und war unabhängig von den einzelnen Kommissariaten direkt dem Polizeidirektor unterstellt. Bruno betrat das Polizeigebäude, eilte die Treppe hoch und suchte das Wartezimmer der Kanzlei auf. Mehrere Personen saßen auf den Bänken und warteten. Die Menschen schauten allesamt hoch, als Bruno schwungvoll eintrat und grüßte. Er öffnete die Tür zu Ivanas Bureau. Diese war eben dabei, sich an ihren Arbeitsplatz zu setzen.

      »Guten Morgen, Ivana.«

      »Guten Morgen.«

      »Gibt


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