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Gesammelte Werke: Historische Romane, Märchen, Abenteuerromane & Autobiografie. Georg EbersЧитать онлайн книгу.

Gesammelte Werke: Historische Romane, Märchen, Abenteuerromane & Autobiografie - Georg Ebers


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Zehntes Kapitel

       Anmerkungen

      Vorreden

       Inhaltsverzeichnis

      Vorrede zur zweiten Auflage

       Inhaltsverzeichnis

      Aut prodesse volunt aut delectare poëtae,

       Aut simul et jucunda et idonea dicere vitae.

      Horat. De arte poetica v. 333.

      Seit dem ersten Erscheinen dieses Buches sind vier Jahre vergangen. Nun sich die zweite Auflage desselben in die Welt zu gehen anschickt, liegt es mir ob, ihr einige begleitende Worte mit auf den Weg zu geben. Daß ich mich bemüht habe, den folgenden Blättern den Namen einer »verbesserten Ausgabe« zu erwerben, bedarf kaum einer Versicherung. Der Autor steht ja seinem Werke gegenüber in einem väterlichen Verhältnisse, und welcher Vater wäre nicht bestrebt, sein Kind, selbst wenn er es schon zu wiederholten Malen auf Reisen schickte, sobald es sich zu einem neuen, gefahrvollen Wege rüstet, mit allem Guten auszustatten, das ihm zu Gebote steht, und es von allen Fehlern zu befreien, die ihm in den Augen der Menschen schaden könnten? So erscheint nur die Versicherung überflüssig, daß ich auf die Verbesserung des Textes der ersten Auflage meiner Königstochter alle mögliche Sorgfalt wiederholt verwendet habe; ich halte es aber doch für gerathen, in der Kürze anzudeuten, wo und wie ich eine bessernde Hand an die erste Auflage meines Buches legen zu müssen glaubte. Die Anmerkungen sind revidirt, geändert und mit Allem bereichert worden, was sich von dem seit 1864 durch die Altertumswissenschaft (namentlich auf dem Gebiete der altägyptischen Sprach- und Denkmälerkunde) neu Erforschten auf dem mir gewährten knappen Raume, auch für den Laien verständlich, darstellen ließ. An die Veränderung des Textes bin ich nur mit vorsichtiger, ja beinahe schüchterner Hand gegangen, denn in vier Jahren einer angestrengten Thätigkeit als akademischer Lehrer, als Forscher und Schriftsteller auf rein gelehrten, das freie Walten der schöpferischen Phantasie ausschließenden Gebieten, büßt die dichterische Seite in uns so viel ein, als die kritische gewinnt. Mit einer gänzlichen Umarbeitung meiner Erzählung mußte ich sie aus dem Gebiete der heitern Kunst herauszudrängen fürchten, dem sie doch entschieden angehören soll. So habe ich mich denn mit einer sorgfältigen Ausfeilung des Stiles, der Tilgung von Längen, die das Interesse weniger wißbegieriger Leser zu beeinträchtigen drohten, mit einigen dem Verständnisse oder der Charakteristik förderlichen Einfügungen und der Aenderung der Eigennamen begnügt. Diese letzteren gebe ich statt in der griechischen, in der lateinischen Form, denn mehr als eine meiner schönen Leserinnen hat mich versichert, daß sie Ibykus und Cyrus als bekannte Namen begrüßen würde, während die »Ibykos« und »Kyros« der ersten Auflage ihr fremd, gelehrt, und deßwegen abschreckend erschienen. Das k habe ich dem c überall vorgezogen, wo dem römischen c der Werth des deutschen k zukommt. Bei den ägyptischen und den durch die Keilschrift bekannt gewordenen Namen habe ich die unsrer Sprechweise angemessensten Formen gewählt. Solche Definitionen, die für das Verständniß des Textes unerläßlich erschienen (es sind deren wenige), stehen in der zweiten Auflage, statt in den schwerer zugänglichen Anmerkungen, unter dem Texte.

      Noch weniger wie damals, wo ich mit diesem Werke zum ersten Male in die Oeffentlichkeit trat, kann ich mir jetzt verhehlen, daß es eine große Zahl von zünftigen Gelehrten gibt, die es einem Jünger der Wissenschaft übel deuten, wenn er die Errungenschaften ernster Studien in ein von der Phantasie gewebtes Gewand kleidet. In einigen Stücken geb’ ich ihnen Recht; daß es aber doch freundlich aufgenommen wird, wenn ein Gelehrter es einmal, sich selbst und anderen zur Lust, nicht verschmäht, die Resultate seiner Forschungen einer möglichst großen Anzahl von Gebildeten in der das allgemeine Interesse am meisten ansprechenden Form zugänglich zu machen, das beweist schon der schnelle Absatz der ersten starken Auflage dieses Buches. Jedenfalls gibt es wenige bessere Mittel, in weiten Kreisen belehrend und anregend zu wirken, als das von mir erwählte. Wer ein gelehrtes Werk zur Hand nimmt, der hat eben schon ein ausgesprochenes Interesse an der Wissenschaft, aber leicht kann es geschehen, daß Jemand, der in diesen Blättern nur Unterhaltung sucht, wenn er sie aus der Hand legt, angeregt durch das Gelesene, nach einem gelehrten Werke greift, vielleicht sogar für das Studium des Alterthums gewonnen ist.

      Bei den spärlichen Nachrichten, die wir über das häusliche Leben der Griechen und Iranier vor den Perserkriegen besitzen (von den Aegyptern wissen wir mehr), könnte übrigens auch der streng gelehrte Darsteller eines Privatlebens der Kulturvölker des sechsten Jahrhunderts v. Chr. der Mitwirkung solcher Kräfte nicht entrathen, die in das Gebiet der Phantasie gehören. Freilich wäre der letztere im Stande, den Anachronismus durchaus zu vermeiden, dem der Autor eines Werkes, wie das von mir unternommene, an gewissen Stellen rettungslos anheimfällt. Irrthümer äußerer Art lassen sich mit Fleiß und Aufmerksamkeit wohl umgehen, dagegen mochte und durfte ich mich nicht ganz frei machen von den Grundanschauungen der Zeit und des Landes, in denen meine Leser und ich geboren wurden; denn hätte ich rein antike Menschen und Zustände schildern wollen, so würde ich für den modernen Leser theils unverständlich, theils ungenießbar geworden sein und also meinen Zweck von vornherein verfehlt haben. Die handelnden Personen werden demnach zwar Persern, Aegyptern u. s. w. ähnlich sehen können, man wird aber doch ihren Worten mehr noch als ihren Handlungen den deutschen Darsteller, den nicht immer über der Sentimentalität seiner Zeit stehenden Erzähler anmerken müssen, der im 19. Jahrhundert nach der Geburt Jesu Christi geboren wurde, des hohen Lehrers, dessen Wort so mächtig eingriff in die Empfindungswelt und die Denkweise der Menschheit.

      Die Perser und Griechen, welche ihrer Herkunft nach mit uns verwandt sind, bieten in dieser Beziehung weniger Schwierigkeiten, als die auf ihrer vom Nile der Wüste abgerungenen Fruchtinsel isolirt dastehenden Aegypter.

      Ich weiß Herrn Professor Lepsius, der mich darauf aufmerksam machte, daß eine ausschließlich auf ägyptischem Boden stehende Kunstdarstellung den Leser ermüden würde, großen Dank. Seinem Winke folgend, habe ich schon in der ersten Auflage meinen dem Herodot entnommenen Stoff so disponirt, daß ich den Leser zunächst, gleichsam einleitend, in einen griechischen Kreis führe, dessen Wesen ihm nicht ganz fremd zu sein pflegt, mit dem er sogar ein wichtiges Gemeinsames besitzt: die Empfindungen im Gebiete des Schönen und der Kunst. Durch diesen hellenischen Vorhof gelangt er vorbereitet nach Aegypten, von dort nach Persien und endlich wieder zum Nile zurück. Er soll sein Interesse gleichmäßig an die genannten Völker vertheilen. Darum ruht die ganze Schwere der Handlung nicht auf einem einzigen Helden; ich bin vielmehr bemüht gewesen, alle drei Nationen durch geeignete Repräsentanten zu individualisiren. Wenn ich meinem Romane trotzdem den Namen der »ägyptischen Königstochter« gegeben habe, so geschah es, weil durch das Schicksal der Nitetis das Wohl und Wehe aller andern handelnden Personen bedingt wird, und diese also als der Mittelpunkt des Ganzen betrachtet werden darf.

      Bei der Charakteristik des Amasis bin ich der meisterhaften Schilderung des Herodot gefolgt, welche durch das auf einem alten Denkmale gefundene Bild dieses Königs bestätigt wird. Auch die Grundzüge zu meinem Kambyses hab’ ich dem Herodot entnommen, wie denn dem ganzen Romane die Mittheilungen dieses großen Historikers, der nur wenige Jahrzehente nach den geschilderten Ereignissen geboren ward, zu Grunde liegen. Dennoch bin ich dem »Vater der Geschichte« nicht blindlings gefolgt, bin namentlich bei der Entwickelung der Charaktere meine eignen von den Grundsätzen der Psychologie vorgezeichneten Wege gewandelt und habe die Resultate der Hieroglyphen und Keilschriftentzifferung überall zu Rathe gezogen. Diese bestätigen freilich vielfach die von dem Halikarnassier aufgezeichneten Mittheilungen.

      Wenn ich mit Herodot den Bartja erst nach der Eroberung von Aegypten tödten lasse, so geschieht es, weil ich gerade an dieser Stelle nicht mit der gewöhnlichen Uebersetzung der Inschrift von Behistan übereinzustimmen vermag. Es heißt daselbst: »Ein Kambujiya mit Namen, Sohn des Kuru, von unsrer Familie, der war vorher hier König und hatte einen Bruder Bartiya mit Namen, von gleichem


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