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Ellingham Academy - Die Botschaft an der Wand. Maureen JohnsonЧитать онлайн книгу.

Ellingham Academy - Die Botschaft an der Wand - Maureen  Johnson


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ich vermute mal, das Problem liegt eher bei seinem Vater. Aber David hat auch früher schon oft über die Stränge geschlagen. Und nicht zuletzt war er gut mit Element Walker befreundet. Ihre Leiche zu finden, muss ein Schock für ihn gewesen sein. So was steckt man nicht einfach so weg.«

      Das stimmte. David hatte einen Komplettzusammenbruch erlitten und auch Stevie war kaum mit der Situation zurechtgekommen und in Panik geraten. Sie hatte ihn im Stich gelassen, weil sie einfach nicht mehr wusste, wie sie mit ihm umgehen sollte. Schuldgefühle stiegen in ihr auf und durchtränkten alles – den Geschmack ihres Kaffees, die Gerüche um sie herum, die Kälte, die vom Fenster hereinzog. Schuldgefühle und Paranoia. Sie spürte ein Wummern in der Brust – der Angstmotor war gestartet.

      »Hast du irgendeine Ahnung, wo er sein könnte?«

      Sie schüttelte den Kopf.

      »Steht ihr in Kontakt?«

      Wieder Kopfschütteln.

      »Würdest du mir dein Handy zeigen und es mir beweisen?«, fragte er.

      »Das ist die Wahrheit.«

      »Versprich mir eins, Stevie: Wenn David sich bei dir meldet, dann musst du mir Bescheid geben. Ich behaupte ja gar nicht, dass er wirklich was mit dem Brand zu tun hatte. Ich fürchte eher, er könnte eine Gefahr für sich selbst sein.«

      »Okay«, sagte Stevie. »Versprochen.«

      Der Raum fing an zu pulsieren und alle Konturen stachen überdeutlich hervor. Eine Panikattacke kratzte an der Oberfläche und sie würde sie bald durchbrechen. Verstohlen durchwühlte Stevie ihren Rucksack nach dem Schlüsselring, an dem ein kleines Metallröhrchen hing. Mit zitternden Händen schraubte sie es auf und leerte es unter dem Tisch in ihre Handfläche. Ihre Notfall-Lorazepam, die sie stets dabeihatte. Atmen, Stevie. Einatmen, bis vier zählen. Halten, bis sieben zählen. Aus, bis acht zählen.

      »Ich muss los«, sagte sie, schon im Aufstehen.

      »Stevie«, mahnte Larry. »Versprich mir, dass du dich in Acht nimmst.«

      Er musste nicht erklären, wovor. Vor allem und nichts. Vor der dunklen Silhouette im Wald, der knarzenden Bodendiele. Vor dem, was all diesen Unfällen zugrunde lag.

      »Ich melde mich«, beteuerte sie. »Wenn ich von David höre, gebe ich Ihnen Bescheid. Aber jetzt muss ich mal dringend.«

      Sie schnappte sich ihren Rucksack und wankte Richtung Toilette, wo sie die Tablette schluckte und anschließend den Mund unter den Wasserhahn hielt, um sie hinunterzuspülen. Dann richtete sie sich wieder auf, wischte sich das Kinn ab und betrachtete ihr blasses Gesicht im Spiegel. Auch dieser Raum pulsierte. Es würde eine Weile dauern, bis die Wirkung der Tablette einsetzte.

      Sie verließ die Toilette und wartete im Flur darauf, dass Larry ging. Ihr gegenüber hing eine Pinnwand mit Werbung für Massagepraxen, Musikunterricht, Yoga- und Töpferkurse. Gerade als Stevie sich zum Gehen wenden wollte, fiel ihr Blick auf einen blauen Zettel ganz unten rechts. Sie blieb stehen und sah genauer hin:

      BURLINGTON-CABARET DE DADA DADA DADA DADA

      Komm und sieh dir das Nichts an. Nimm dir ein Geräusch.

      Es herrscht Tanzpflicht und -verbot. Alles ist mjam.

      Hauptquartier des Aktionskunstkollektivs Burlington

      Jeden Samstagabend um 21 Uhr

      Der Eintritt bist du

      Dazu ein Foto von jemandem, der gold und blau angemalt war und mit einem Schlachtermesser Geige spielte, jemandem mit Pappkartons an Händen und Füßen und im Hintergrund, das Saxofon hocherhoben …

      Ellie.

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      4. April 1936

      Dynamit gab es an der Ellingham Academy zur Genüge.

      Kistenweise stapelten sich die mattbeigefarbenen Stangen mit der aufgedruckten Warnung – ein wunderbarer Anblick. Dynamit, um Felsbrocken wegzusprengen und Berge einzuebnen. Dynamit für Tunnel. Ihr Herz schlug einzig und allein für Dynamit. Nicht für Eddie. Sondern Dynamit.

      Als sie neu an der Schule war, hatte Albert Ellingham sie einmal eine Stange davon in die Hand nehmen lassen und sich über ihre Begeisterung lustig gemacht. Danach hatte Francis permanent auf der Lauer gelegen. Das Schulgelände war inzwischen mehr oder weniger fertig, darum wurde es nicht mehr so häufig eingesetzt wie zuvor, aber hin und wieder hörte sie dennoch jemanden vom Wachpersonal das Zauberwort sagen und folgte ihm verzückt. Während einer dieser Touren bekam sie mit, wie jemand fragte, was er mit irgendwelchen Holzresten anstellen sollte.

      »Wirf sie doch ins Loch«, riet ihm sein Kollege.

      Francis beobachtete, wie der Mann zu einer der Statuen trat, davor in die Hocke ging und in eine Öffnung im Boden hinunterkletterte.

      Sobald die Luft rein war, begann Francis, Nachforschungen anzustellen. Es dauerte seine Zeit, bis sie dahinterkam, wohin der Mann verschwunden sein musste. Direkt unterhalb der Statue lag ein flacher Stein, der mit ziemlicher Sicherheit eine getarnte Luke war. Wieder verging eine Weile, bis es ihr gelang, sie zu öffnen – Albert Ellingham liebte nun mal Spielchen und architektonische Rätsel –, aber irgendwann entdeckte sie den Mechanismus. Der Stein schwang nach unten auf und gab den Blick auf eine Öffnung mit einer Holzleiter frei.

      Das, was sie unter der Erde fand, erweckte den Anschein eines nicht abgeschlossenen Projekts. Francis fühlte sich an ihre Mutter erinnert, die sich einmal in den Kopf gesetzt hatte, sie bräuchte unbedingt ein Musikzimmer, bis ihr schließlich einfiel, dass sie weder ein Instrument spielte noch sonderlich gern Musik hörte. Derart fixe Ideen und dann jähes Desinteresse, wie bei einem Bildhauer, der nach den ersten Schlägen mit dem Meißel beschloss, dass Stein sowie Motiv nicht nach seinem Geschmack waren … das war typisch für reiche Leute. Sie ließen ständig Dinge unvollendet.

      Aber das hier war eine vollkommen andere Größenordnung als das Musikzimmer ihrer Mutter. Der vordere Teil des Raums war wie eine Tropfsteinhöhle gestaltet, mit unzähligen, eindeutig künstlichen Stalaktiten und Stalagmiten, einer gewölbten Decke und grobem, scheinbar unbehauenem Fels an den Wänden. Der rückwärtige Teil wurde schmaler und führte um die Ecke zu einem Felsendurchgang, hinter dem sich ein unterirdisches Wunderland auftat – eine Grotte. Ein mannstiefer Graben war darin ausgehoben worden, in dem Zementsäcke und stapelweise Ziegelsteine auf ihren Einsatz warteten. Die gegenüberliegende Wand zierte ein Fresko und in einer Ecke lag eine schwanenförmige goldene Gondel auf der Seite. Weitere halb fertige Tropfsteine sprossen aus Decke und Boden, sodass man sich fühlte wie in einem Mund voller abgebrochener Zähne. Und überall Müll – Bierflaschen, Schaufeln mit kaputtem Stiel, Zigarettenschachteln.

      Nachdem die Steinluke monatelang zugefroren gewesen war, hatte es nun endlich angefangen zu tauen und Francis konnte Eddie die Grotte zeigen. Mehrmals pro Woche stiegen sie hinunter, um ihren geheimen Umtrieben nachzugehen. Und die waren nicht nur körperlicher Natur – denn die abgeschiedene Höhle erwies sich auch als überaus nützlich, wenn sie in Ruhe an ihrem Vorhaben tüfteln wollten.

      Wenn sie ihren Plan, der Ellingham Academy für immer den Rücken zu kehren, eines Tages in die Tat umsetzten, wäre es Eddies Aufgabe, die Waffen zu besorgen. Das Dynamit dagegen fiel in Francis’ Zuständigkeitsbereich. Für die erste Etappe ihrer Flucht würden sie ein Auto aus der Garage hinter der Villa stehlen, es jedoch direkt in Burlington gegen ein anderes austauschen. Sie breiteten Landkarten auf dem Boden der Grotte aus, um ihre Route zu planen. Sie würden Richtung Süden fahren, durch New York, Pennsylvania, West Virginia, Kentucky … mitten durchs tiefste Kohlebergbaugebiet. Zu Beginn nur Kleinstädte. Im Schutz der Dunkelheit in die Bank einbrechen und den Safe sprengen. Wenn möglich ohne Blutvergießen. Immer weiter, bis nach Kalifornien, und dann …

      … vielleicht der Absprung. Selbst Bonnies und Clydes Weg hatte in Louisiana ein Ende gefunden, als die Polizei


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